Hintergedanken (Schön sein/ Echt sein/ Das gute Leben/ Welt-Bilder)
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9783763265077 - Baron, Andrea: Hintergedanken: Das gute Leben
Baron, Andrea

Hintergedanken: Das gute Leben (2012)

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ISBN: 9783763265077 bzw. 3763265074, in Deutsch, Büchergilde, Taschenbuch, neu.

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Gibt es objektive Schönheit oder liegt sie im Auge des Betrachters? Lebt der Egoist am besten? Macht uns jede Lüge zu einem schlechteren Menschen? Wann sind Gefühle echt? Findet Kultur nur noch in den Medien statt? Mit diesen und anderen Fragen der Zeit, die sich nicht mit einem einfachen ja oder nein beantworten lassen, beschäftigen sich die Hintergedanken. Gedanken, die moderne, internationale, kulturelle und politische Diskussionen aufgreifen und neue Denkansätze für sie liefern. So geht es nicht nur um die Erscheinungsformen des Schönen auf dem Terrain der Mode oder des Körpers, sondern es geht auch in die Bereiche der Kunst, der Musik und des Charakters. Bei der Frage nach Echtheit handelt es sich nicht nur um Wahrheit und Lüge, sondern auch um filmische Illusion und Schmerz bei Welt-Bildern neben Weltanschauungen um Medien und Technik bei der Suche nach dem guten Leben neben Ethik und Moral um Freundschaft und Würde. Die Inhalte umfassen dabei jeweils einen klassischen und mehrere zeitgenössische Texte, die den Blick auf verschiedene Perspektiven werfen. So entsteht eine moderne Debatte auch auf Basis noch immer hochaktueller Argumente von Kant, Aristoteles, Schiller und Diderot. Die Texte sind verständlich und unterhaltsam, stets originell, gedankenreich sowie tief- und hintergründig. Der lustvolle Umgang mit allen Themen ist garantiert. Sie zeigen vor allem eins: zu einem Thema gibt es immer viele (Hinter-)Gedanken. Aristoteles N i k o m a c h i s c h e E t h i k Z w e i t e s B u c h 11 Ferdinand Fellmann L e b e n s k u n s t o d e r E t h i k ? I m S p a n n u n g s f e l d e i n e s u n g l e i c h e n P a a r e s 3 7 Wolfgang Korfmacher G u t l e b t n u r d e r E g o i s t M a x S t i r n e r s A n t i - P h i l o s o p h i e a l s L e b e n s k u n s t . . 5 3 Anna Kusser W i l l e n s s c h w ä c h e a l s E r f a h r u n g 6 6 Axel Michaels A s k e s e u n d d i e K u n s t d e s E i n f a c h e n 9 7 Anton Leist M e n s c h e n w ü r d e a l s A u s d r u c k E i n n i c h t - m e t a p h y s i s c h e r V o r s c h l a g 112, Softcover, Neuware, 150g.
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9783763265077 - Baron, Andrea: Hintergedanken: Schön sein
Baron, Andrea

Hintergedanken: Schön sein (2012)

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Softcover 160 S. Schön sein Käte Meyer-Drawe Der schöne Körper Gefangener oder Gefängnis? Zurzeit leben wir im sogenannten Jahrzehnt des Gehirns. Gleichzeitig wird dem menschlichen Körper eine ungewöhnliche Aufmerksamkeit gewidmet. In zahllosen Artikeln in der Presse wie im Internet, in einer Fülle kulturgeschichtlicher Abhandlungen, auf zahlreichen Tagungen und auch in Forschungswettbewerben ist unser Körper präsent, so bei der Ausschreibung des dritten deutschen Studienpreises mit der Preisfrage »Wie viel Körper braucht der Mensch?«. Das Feld ist bunt und beinahe nicht mehr zu übersehen. Neben Fragen medizinischer oder erkenntnistheoretischer Art handelt es sich auch um ästhetische Themen, die den Körper als Gestaltungsobjekt auffassen. Ästhetik wird dabei nicht nur auf den Körper in künstlerischen Darstellungen bezogen, sondern auch auf die Kunst am Körper, auf Körpermodifikationen und -optimierungen. Unser Körper ist längst schon keine Sache des Schicksals mehr. Im strengen Sinn war er dies vielleicht niemals. Aber die zahlreichen medizinischen und technologischen Entwicklungen unserer Zeit ermöglichen neben »Korrekturen« und »Reparaturen« auch, den eigenen Körper nach beliebigen Bildern umzugestalten. Zu fragen bleibt jedoch, ob die erhöhte Aufmerksamkeit dem Körper gegenüber nicht seine Aufwertung, sondern seine Um-, ja sogar seine weitere Abwertung bedeutet. Ist nicht eine Signatur der Geschichte unseres Körpers darin zu finden, dass sich eine gewisse Umkehr vollzogen hat, nämlich die vom Leib als Kerker der Seele, wie zum Beispiel Platon dachte, hin zum Bewusstsein als Gefängnis unseres Leibes, wie Nietzsche und in seinen Spuren vor allem Foucault deutlich machten? Im März 2000 starb Lolo Ferrari. Als ihr Leben endete, hatte sie das Aussehen einer überzeichneten Barbie-Puppe. Über 20 Operationen hatten ihre Brüste zu Ballons transformiert, die ihr das selbstständige Gehen schwer machten. Bei Bühnenauftritten benötigte sie unauffällige Kompagnons, die sie stützten. Wenn dies nicht gelang, kam der gierige, indiskrete Kamerablick ebenso auf seine Kosten wie in dem Fall, dass alles funktionierte. Die silikongepolsterten Lippen hatten ihr Lächeln verloren und ließen ein müheloses Sprechen nicht mehr zu. Alkohol und Drogen stützten ihr Leben, das sie selbst als unvollkommen künstlich betrachtete. Es sei dahingestellt, ob die Stilisierung ihres Leibes zum Kunstprodukt und zum bloßen Symbol von Sexualität eine selbst gewollte Antwort auf eine verunglückte Kindheit war, ob dies alles nur um des Blickes des Profit bringenden Voyeurs willen geschah oder ob sie von ihrem Management missbraucht wurde. Auch geht es im Folgenden nicht um eine moralische Geste oder eine Ermahnung zum Natürlichen. Es geht vielmehr um die Frage, welche Vorstellung von unserer leiblichen Existenz wirksam ist, wenn der menschliche Körper nach der Maßgabe einer Puppe gestaltet wird, deren Design dem menschlichen Bewusstsein entstammt. In dieser Perspektive macht der Fall Lolo Ferrari auf Veränderungen aufmerksam, die sich auch im Unspektakulären auffinden lassen und dort schon längst so vertraut sind, dass es extremer Ereignisse bedarf, um danach fragen zu können. Zumindest zwei Tendenzen sind in der Geschichte unserer Leiblichkeit stets festzustellen gewesen. Zum einen fungiert unser Leib als Gedächtnis, worin die verschiedenen Gesellschaften ihre Vorstellungen ein- und fortschreiben. »Dem Leib prägen sich die Ereignisse ein (während die Sprache sie notiert und Ideen sie auflösen). Am Leib löst sich das Ich auf (das sich eine substantielle Einheit vorgaukeln möchte). Er ist eine Masse, die ständig abbröckelt.« (Foucault 1993, S. 75) Es gab immer wieder Bilder vom tüchtigen, schönen und gesunden Leib. Der soldatische Körper verwies auf den Schutz der Gesellschaften, der gesunde auf ihren Fortbestand. Auf der anderen Seite erinnerte der Leib ständig an die Hinfälligkeit des Menschen und erweckte die Sehnsucht nach dem Unvergänglichen. Es wurde schon früh die Frage aufgeworfen, welche Rolle der Leib in Bezug auf unsere Erkenntnis der Wahrheit spielte. Dabei stand die leibliche Existenz des Menschen zu keiner Zeit in Frage. Entscheidend war und ist auch heute noch, welche Bedeutung sie für unser Wissen von den Dingen, von den Anderen und uns selbst hat. Die Konkurrenz zwischen Geist und Leib ist alt, und trotz sehr unterschiedlicher Ausprägungen dominierte die kontemplative und spirituelle Dimension unserer Existenz die leibliche. Dass die letzten zehn Jahre des zweiten Jahrtausends als »Dekade des Gehirns« bezeichnet werden und manche das kommende Jahrhundert insgesamt unter den Titel »Gehirn« stellen wollen, ist nur ein Zeichen für diese Herrschaft. (…) Friedrich Schiller Ü b e r d i e ä s t h e t i s c h e E r z i e h u n g d e s M e n s c h e n . . . 9 Wolfgang Welsch Ä s t h e t i k a u ß e r h a l b d e r Ä s t h e t i k 3 5 Hartmut Härer » D a s H ä s s l i c h e i s t h ä s s l i c h n u r , s o w e i t e s n i c h t s c h ö n i s t « 5 8 Claus-Steffen Mahnkopf D i e S c h ö n h e i t ( i n ) d e r M u s i k 7 3 Käte Meyer-Drawe D e r s c h ö n e K ö r p e r G e f a n g e n e r o d e r G e f ä n g n i s ? • 9 6 Horst Dieter Rauh S i n n h o r i z o n t N a t u r A n s i c h t e n e i n e r N a t u r ä s t h e t i k 110 Ingeborg Harms H a r d b o d y - S o f t b o d y D i e S c h ö n h e i t t r ä g t W a f f e n 128 Versand D: 2,00 EUR 0.
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Schön sein Käte Meyer-Drawe Der schöne Körper Gefangener oder Gefängnis? Zurzeit leben wir im sogenannten Jahrzehnt des Gehirns. Gleichzeitig wird dem menschlichen Körper eine ungewöhnliche Aufmerksamkeit gewidmet. In zahllosen Artikeln in der Presse wie im Internet, in einer Fülle kulturgeschichtlicher Abhandlungen, auf zahlreichen Tagungen und auch in Forschungswettbewerben ist unser Körper präsent, so bei der Ausschreibung des dritten deutschen Studienpreises mit der Preisfrage »Wie viel Körper braucht der Mensch?«. Das Feld ist bunt und beinahe nicht mehr zu übersehen. Neben Fragen medizinischer oder erkenntnistheoretischer Art handelt es sich auch um ästhetische Themen, die den Körper als Gestaltungsobjekt auffassen. Ästhetik wird dabei nicht nur auf den Körper in künstlerischen Darstellungen bezogen, sondern auch auf die Kunst am Körper, auf Körpermodifikationen und -optimierungen. Unser Körper ist längst schon keine Sache des Schicksals mehr. Im strengen Sinn war er dies vielleicht niemals. Aber die zahlreichen medizinischen und technologischen Entwicklungen unserer Zeit ermöglichen neben »Korrekturen« und »Reparaturen« auch, den eigenen Körper nach beliebigen Bildern umzugestalten. Zu fragen bleibt jedoch, ob die erhöhte Aufmerksamkeit dem Körper gegenüber nicht seine Aufwertung, sondern seine Um-, ja sogar seine weitere Abwertung bedeutet. Ist nicht eine Signatur der Geschichte unseres Körpers darin zu finden, dass sich eine gewisse Umkehr vollzogen hat, nämlich die vom Leib als Kerker der Seele, wie zum Beispiel Platon dachte, hin zum Bewusstsein als Gefängnis unseres Leibes, wie Nietzsche und in seinen Spuren vor allem Foucault deutlich machten? Im März 2000 starb Lolo Ferrari. Als ihr Leben endete, hatte sie das Aussehen einer überzeichneten Barbie-Puppe. Über 20 Operationen hatten ihre Brüste zu Ballons transformiert, die ihr das selbstständige Gehen schwer machten. Bei Bühnenauftritten benötigte sie unauffällige Kompagnons, die sie stützten. Wenn dies nicht gelang, kam der gierige, indiskrete Kamerablick ebenso auf seine Kosten wie in dem Fall, dass alles funktionierte. Die silikongepolsterten Lippen hatten ihr Lächeln verloren und ließen ein müheloses Sprechen nicht mehr zu. Alkohol und Drogen stützten ihr Leben, das sie selbst als unvollkommen künstlich betrachtete. Es sei dahingestellt, ob die Stilisierung ihres Leibes zum Kunstprodukt und zum bloßen Symbol von Sexualität eine selbst gewollte Antwort auf eine verunglückte Kindheit war, ob dies alles nur um des Blickes des Profit bringenden Voyeurs willen geschah oder ob sie von ihrem Management missbraucht wurde. Auch geht es im Folgenden nicht um eine moralische Geste oder eine Ermahnung zum Natürlichen. Es geht vielmehr um die Frage, welche Vorstellung von unserer leiblichen Existenz wirksam ist, wenn der menschliche Körper nach der Maßgabe einer Puppe gestaltet wird, deren Design dem menschlichen Bewusstsein entstammt. In dieser Perspektive macht der Fall Lolo Ferrari auf Veränderungen aufmerksam, die sich auch im Unspektakulären auffinden lassen und dort schon längst so vertraut sind, dass es extremer Ereignisse bedarf, um danach fragen zu können. Zumindest zwei Tendenzen sind in der Geschichte unserer Leiblichkeit stets festzustellen gewesen. Zum einen fungiert unser Leib als Gedächtnis, worin die verschiedenen Gesellschaften ihre Vorstellungen ein- und fortschreiben. »Dem Leib prägen sich die Ereignisse ein (während die Sprache sie notiert und Ideen sie auflösen). Am Leib löst sich das Ich auf (das sich eine substantielle Einheit vorgaukeln möchte). Er ist eine Masse, die ständig abbröckelt.« (Foucault 1993, S. 75) Es gab immer wieder Bilder vom tüchtigen, schönen und gesunden Leib. Der soldatische Körper verwies auf den Schutz der Gesellschaften, der gesunde auf ihren Fortbestand. Auf der anderen Seite erinnerte der Leib ständig an die Hinfälligkeit des Menschen und erweckte die Sehnsucht nach dem Unvergänglichen. Es wurde schon früh die Frage aufgeworfen, welche Rolle der Leib in Bezug auf unsere Erkenntnis der Wahrheit spielte. Dabei stand die leibliche Existenz des Menschen zu keiner Zeit in Frage. Entscheidend war und ist auch heute noch, welche Bedeutung sie für unser Wissen von den Dingen, von den Anderen und uns selbst hat. Die Konkurrenz zwischen Geist und Leib ist alt, und trotz sehr unterschiedlicher Ausprägungen dominierte die kontemplative und spirituelle Dimension unserer Existenz die leibliche. Dass die letzten zehn Jahre des zweiten Jahrtausends als »Dekade des Gehirns« bezeichnet werden und manche das kommende Jahrhundert insgesamt unter den Titel »Gehirn« stellen wollen, ist nur ein Zeichen für diese Herrschaft. ( ) Friedrich Schiller Ü b e r d i e ä s t h e t i s c h e E r z i e h u n g d e s M e n s c h e n . . . 9 Wolfgang Welsch Ä s t h e t i k a u ß e r h a l b d e r Ä s t h e t i k 3 5 Hartmut Härer » D a s H ä s s l i c h e i s t h ä s s l i c h n u r , s o w e i t e s n i c h t s c h ö n i s t « 5 8 Claus-Steffen Mahnkopf D i e S c h ö n h e i t ( i n ) d e r M u s i k 7 3 Käte Meyer-Drawe D e r s c h ö n e K ö r p e r G e f a n g e n e r o d e r G e f ä n g n i s ? • 9 6 Horst Dieter Rauh S i n n h o r i z o n t N a t u r A n s i c h t e n e i n e r N a t u r ä s t h e t i k 110 Ingeborg Harms H a r d b o d y - S o f t b o d y D i e S c h ö n h e i t t r ä g t W a f f e n 128 In deutscher Sprache. 160 pages.
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Im strengen Sinn war er dies vielleicht niemals. Aber die zahlreichen medizinischen und technologischen Entwicklungen unserer Zeit ermöglichen neben »Korrekturen« und »Reparaturen« auch, den eigenen Körper nach beliebigen Bildern umzugestalten. Zu fragen bleibt jedoch, ob die erhöhte Aufmerksamkeit dem Körper gegenüber nicht seine Aufwertung, sondern seine Um-, ja sogar seine weitere Abwertung bedeutet. Ist nicht eine Signatur der Geschichte unseres Körpers darin zu finden, dass sich eine gewisse Umkehr vollzogen hat, nämlich die vom Leib als Kerker der Seele, wie zum Beispiel Platon dachte, hin zum Bewusstsein als Gefängnis unseres Leibes, wie Nietzsche und in seinen Spuren vor allem Foucault deutlich machten? Im März 2000 starb Lolo Ferrari. Als ihr Leben endete, hatte sie das Aussehen einer überzeichneten Barbie-Puppe. Über 20 Operationen hatten ihre Brüste zu Ballons transformiert, die ihr das selbstständige Gehen schwer machten. Bei Bühnenauftritten benötigte sie unauffällige Kompagnons, die sie stützten. Wenn dies nicht gelang, kam der gierige, indiskrete Kamerablick ebenso auf seine Kosten wie in dem Fall, dass alles funktionierte. Die silikongepolsterten Lippen hatten ihr Lächeln verloren und ließen ein müheloses Sprechen nicht mehr zu. Alkohol und Drogen stützten ihr Leben, das sie selbst als unvollkommen künstlich betrachtete. Es sei dahingestellt, ob die Stilisierung ihres Leibes zum Kunstprodukt und zum bloßen Symbol von Sexualität eine selbst gewollte Antwort auf eine verunglückte Kindheit war, ob dies alles nur um des Blickes des Profit bringenden Voyeurs willen geschah oder ob sie von ihrem Management missbraucht wurde. Auch geht es im Folgenden nicht um eine moralische Geste oder eine Ermahnung zum Natürlichen. Es geht vielmehr um die Frage, welche Vorstellung von unserer leiblichen Existenz wirksam ist, wenn der menschliche Körper nach der Maßgabe einer Puppe gestaltet wird, deren Design dem menschlichen Bewusstsein entstammt. In dieser Perspektive macht der Fall Lolo Ferrari auf Veränderungen aufmerksam, die sich auch im Unspektakulären auffinden lassen und dort schon längst so vertraut sind, dass es extremer Ereignisse bedarf, um danach fragen zu können. Zumindest zwei Tendenzen sind in der Geschichte unserer Leiblichkeit stets festzustellen gewesen. Zum einen fungiert unser Leib als Gedächtnis, worin die verschiedenen Gesellschaften ihre Vorstellungen ein- und fortschreiben. »Dem Leib prägen sich die Ereignisse ein (während die Sprache sie notiert und Ideen sie auflösen). Am Leib löst sich das Ich auf (das sich eine substantielle Einheit vorgaukeln möchte). Er ist eine Masse, die ständig abbröckelt.« (Foucault 1993, S. 75) Es gab immer wieder Bilder vom tüchtigen, schönen und gesunden Leib. Der soldatische Körper verwies auf den Schutz der Gesellschaften, der gesunde auf ihren Fortbestand. Auf der anderen Seite erinnerte der Leib ständig an die Hinfälligkeit des Menschen und erweckte die Sehnsucht nach dem Unvergänglichen. Es wurde schon früh die Frage aufgeworfen, welche Rolle der Leib in Bezug auf unsere Erkenntnis der Wahrheit spielte. Dabei stand die leibliche Existenz des Menschen zu keiner Zeit in Frage. Entscheidend war und ist auch heute noch, welche Bedeutung sie für unser Wissen von den Dingen, von den Anderen und uns selbst hat. Die Konkurrenz zwischen Geist und Leib ist alt, und trotz sehr unterschiedlicher Ausprägungen dominierte die kontemplative und spirituelle Dimension unserer Existenz die leibliche. Dass die letzten zehn Jahre des zweiten Jahrtausends als »Dekade des Gehirns« bezeichnet werden und manche das kommende Jahrhundert insgesamt unter den Titel »Gehirn« stellen wollen, ist nur ein Zeichen für diese Herrschaft. ( ) Friedrich Schiller Ü b e r d i e ä s t h e t i s c h e E r z i e h u n g d e s M e n s c h e n . . . 9 Wolfgang Welsch Ä s t h e t i k a u ß e r h a l b d e r Ä s t h e t i k 3 5 Hartmut Härer » D a s H ä s s l i c h e i s t h ä s s l i c h n u r , s o w e i t e s n i c h t s c h ö n i s t « 5 8 Claus-Steffen Mahnkopf D i e S c h ö n h e i t ( i n ) d e r M u s i k 7 3 Käte Meyer-Drawe D e r s c h ö n e K ö r p e r G e f a n g e n e r o d e r G e f ä n g n i s ? • 9 6 Horst Dieter Rauh S i n n h o r i z o n t N a t u r A n s i c h t e n e i n e r N a t u r ä s t h e t i k 110 Ingeborg Harms H a r d b o d y - S o f t b o d y D i e S c h ö n h e i t t r ä g t W a f f e n 128 In deutscher Sprache. 160 pages.
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Im strengen Sinn war er dies vielleicht niemals. Aber die zahlreichen medizinischen und technologischen Entwicklungen unserer Zeit ermöglichen neben Korrekturen und Reparaturen auch, den eigenen Körper nach beliebigen Bildern umzugestalten. Zu fragen bleibt jedoch, ob die erhöhte Aufmerksamkeit dem Körper gegenüber nicht seine Aufwertung, sondern seine Um-, ja sogar seine weitere Abwertung bedeutet. Ist nicht eine Signatur der Geschichte unseres Körpers darin zu finden, dass sich eine gewisse Umkehr vollzogen hat, nämlich die vom Leib als Kerker der Seele, wie zum Beispiel Platon dachte, hin zum Bewusstsein als Gefängnis unseres Leibes, wie Nietzsche und in seinen Spuren vor allem Foucault deutlich machten? Im März 2000 starb Lolo Ferrari. Als ihr Leben endete, hatte sie das Aussehen einer überzeichneten Barbie-Puppe. Über 20 Operationen hatten ihre Brüste zu Ballons transformiert, die ihr das selbstständige Gehen schwer machten. Bei Bühnenauftritten benötigte sie unauffällige Kompagnons, die sie stützten. Wenn dies nicht gelang, kam der gierige, indiskrete Kamerablick ebenso auf seine Kosten wie in dem Fall, dass alles funktionierte. Die silikongepolsterten Lippen hatten ihr Lächeln verloren und ließen ein müheloses Sprechen nicht mehr zu. Alkohol und Drogen stützten ihr Leben, das sie selbst als unvollkommen künstlich betrachtete. Es sei dahingestellt, ob die Stilisierung ihres Leibes zum Kunstprodukt und zum bloßen Symbol von Sexualität eine selbst gewollte Antwort auf eine verunglückte Kindheit war, ob dies alles nur um des Blickes des Profit bringenden Voyeurs willen geschah oder ob sie von ihrem Management missbraucht wurde. Auch geht es im Folgenden nicht um eine moralische Geste oder eine Ermahnung zum Natürlichen. Es geht vielmehr um die Frage, welche Vorstellung von unserer leiblichen Existenz wirksam ist, wenn der menschliche Körper nach der Maßgabe einer Puppe gestaltet wird, deren Design dem menschlichen Bewusstsein entstammt. In dieser Perspektive macht der Fall Lolo Ferrari auf Veränderungen aufmerksam, die sich auch im Unspektakulären auffinden lassen und dort schon längst so vertraut sind, dass es extremer Ereignisse bedarf, um danach fragen zu können. Zumindest zwei Tendenzen sind in der Geschichte unserer Leiblichkeit stets festzustellen gewesen. Zum einen fungiert unser Leib als Gedächtnis, worin die verschiedenen Gesellschaften ihre Vorstellungen ein- und fortschreiben. Dem Leib prägen sich die Ereignisse ein (während die Sprache sie notiert und Ideen sie auflösen). Am Leib löst sich das Ich auf (das sich eine substantielle Einheit vorgaukeln möchte). Er ist eine Masse, die ständig abbröckelt. (Foucault 1993, S. 75) Es gab immer wieder Bilder vom tüchtigen, schönen und gesunden Leib. Der soldatische Körper verwies auf den Schutz der Gesellschaften, der gesunde auf ihren Fortbestand. Auf der anderen Seite erinnerte der Leib ständig an die Hinfälligkeit des Menschen und erweckte die Sehnsucht nach dem Unvergänglichen. Es wurde schon früh die Frage aufgeworfen, welche Rolle der Leib in Bezug auf unsere Erkenntnis der Wahrheit spielte. Dabei stand die leibliche Existenz des Menschen zu keiner Zeit in Frage. Entscheidend war und ist auch heute noch, welche Bedeutung sie für unser Wissen von den Dingen, von den Anderen und uns selbst hat. Die Konkurrenz zwischen Geist und Leib ist alt, und trotz sehr unterschiedlicher Ausprägungen dominierte die kontemplative und spirituelle Dimension unserer Existenz die leibliche. Dass die letzten zehn Jahre des zweiten Jahrtausends als Dekade des Gehirns bezeichnet werden und manche das kommende Jahrhundert insgesamt unter den Titel Gehirn stellen wollen, ist nur ein Zeichen für diese Herrschaft. () Friedrich Schiller Ü b e r d i e ä s t h e t i s c h e E r z i e h u n g d e s M e n s c h e n . . . 9 Wolfgang Welsch Ä s t h e t i k a u ß e r h a l b d e r Ä s t h e t i k 3 5 Hartmut Härer D a s H ä s s l i c h e i s t h ä s s l i c h n u r , s o w e i t e s n i c h t s c h ö n i s t 5 8 Claus-Steffen Mahnkopf D i e S c h ö n h e i t ( i n ) d e r M u s i k 7 3 Käte Meyer-Drawe D e r s c h ö n e K ö r p e r G e f a n g e n e r o d e r G e f ä n g n i s ? 9 6 Horst Dieter Rauh S i n n h o r i z o n t N a t u r A n s i c h t e n e i n e r N a t u r ä s t h e t i k 110 Ingeborg Harms H a r d b o d y - S o f t b o d y D i e S c h ö n h e i t t r ä g t W a f f e n 128, Softcover, Neuware, 150g.
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Echt seinAndreas LucknerWerde, der du bist!Echtheit, Authentizität, EigentlichkeitEcht sein, authentisch leben, eigentlich existieren diese Ausdrücke bezeichnen etwas, wonach angestrengt gesucht wird. Die Gründe für die Suche liegen auf der Hand: Die Echtheit von Berichten, Bildern, Dokumenten und Personen steht in den massenmedialen Aufbereitungen der Welt, von denen wir in größeren sozialen Einheiten zwangsläufig umgeben sind, zunehmend infrage.Nicht erst Jean-Jacques Rousseau hielt das Konzept der authenticité den sogenannten modernen Zivilisationen entgegen schon bei Seneca und Augustinus finden sich Klagen über Entfremdungsphänomene, wie sie im alltäglichen bürokratischgesellschaftlichen Verkehr auftreten. Die Empfehlung der Alten angesichts dieser Sphäre uneigentlichen menschlichen Daseins lautete denn auch: Noli foras ire! Das heißt: Geh nicht auf die Märkte, sondern geh in dich! Denn: In interiore hominem habitat veritas (Die Wahrheit wohnt im Inneren des Menschen). Wie man in Lionel Trillings berühmter Studie zum Verständnis der Authentizität in der Neuzeit lesen kann, tritt auch in der Moderne die Vorstellung eines wahren, authentischen Selbstseins als höchste Orientierungsinstanz historisch dort auf, wo der Wert der sincerity, das heißt der (öffentlich anerkannten) Wahrhaftigkeit und Rollenerfüllung, seinerseits als Maske erkannt wird. Der eigentliche, wahre, echte Mensch steckt demzufolge hinter der Maske seiner Tugenden, und die Echtheit eines Menschen zeigt sich unverstellt gerade dort, wo er die Rollenangebote seiner Gesellschaft ausschlägt und deren Grenzen durchbricht. Aber auch dieses Verhalten ist tendenziell dem Verfallen an das Man ausgesetzt. So schrieb der kanadische Philosoph Charles Taylor 2005 in der Zeit diagnostisch: Die Entwicklung der Konsumgesellschaft verbindet sich zunehmend mit einer Ethik der Authentizität, die im Westen immer mehr Raum greift. Unverkennbar hat sie die Tendenz, den Begriff von Authentizität und Selbstsein zu trivialisieren. Es geht hier nur noch um die Nachahmung medial verbreiteter Stile, während die Entdeckung substanzieller Lebensziele dahinter zurücktritt und verblasst. Alles Echte, Authentische und Eigentliche einer Person scheint sich daher sogar und gerade in der Abkehr vom Gewöhnlichen verborgen zu halten, um sich bestenfalls in Augenblicken der Wahrheit zeigen zu können. In Sekundärwelten des Internets wie zum Beispiel Second life ist die vollständige Virtualisierung sozialer Prozesse sogar erwünscht und gewollt es ist in der Parallelwelt von vornherein klar, dass man es nicht mit Menschen zu tun hat, wie sie eigentlich sind. Die oft beklagte Not, nämlich dass wir uns überall nur hinter Masken, quasi als Avatare, begegnen, die wir aus dem Off unserer Eigentlichkeit in die gesellschaftliche Sphäre schicken, wird hier zur Tugend, die Entfremdung der Menschen untereinander perfekt (Avatar: belebte, dreidimensionale Verkörperungen eines Menschen in der virtuellen Welt, beispielsweise in Computerspielen oder Internet-Chats).So weit, so schlimm. Allerdings werden in solchen Analysen des Verschwindens des Wahren und Echten die Möglichkeiten übersehen, die in den vielfältigen modernen Welten verborgen liegen.Trivialisierung hin oder her, die Bedingungen der Verwirklichung authentischen Selbstseins sind in einer kapitalistischen Copy-n-Paste-Welt, das heißt einer Welt, die durch die beständige Wiederverwertung des Immergleichen in neuer Zusammenstellung gekennzeichnet ist, geradezu ideal.Authentizität ist die Tugend in (als solchen durchschauten) korrumpierten Weltverhältnissen und nur dort! Sie ist eine bestimmte Haltung sich selbst und den Dingen der Welt gegenüber, die sich immer wieder in bestimmten Handlungsweisen manifestieren muss, damit sie Realität besitzt und sichtbar wird.Zunächst: Menschen interessieren sich für die Echtheit der Dinge relativ wenig, solange es keine Kopien oder Nachahmungen gibt. Erst, wenn die Sachertorte von vielen Konditoren nachgemacht wird, wird die Aufmerksamkeit auf das Original gerichtet werden, erst, wenn die Dresdner Frauenkirche oder das Berliner Stadtschloss zerstört sind, stellt sich beim geplanten Wiederaufbau die Frage, ob diese dann authentisch oder aber unecht sind.Paradox erscheint die Rede vom Ursprünglichen, Authentischen, Eigentlichen, Natürlichen und Originalen dadurch, dass der Modus, in dem uns Dinge, Personen oder Ereignisse als authentisch begegnen, offensichtlich selbst nicht etwas Ursprüngliches und Natürliches ist, ganz entgegen dem Eindruck, den diese Begriffe erwecken.Authentizität, Echtheit, Eigentlichkeit sind immer produziert, nicht selbst authentisch, echt beziehungsweise eigentlich. Jean Baudrillard schrieb schon in den 70er-Jahren über Disneyland, Hollywood und die Fernsehwerbung als den damals größten Simulationsmaschinerien, dass diese nicht, wie landläufig gedacht, Fluchtmöglichkeiten aus der wahren Realität böten, sondern, im Gegenteil, nur deswegen als Imaginäres bezeichnet werden, um den Anschein zu erwecken, alles Übrige sei real. Kurz: Die wahre, echte Realität ist noch viel konstruierter als die fiktive, ist Hyperrealität.Das Reale, Wirkliche, Echte dagegen liege in Agonie. Dass das Echte verschwindet, ja, dass echt sein beziehungsweise authentisch existieren immer weniger möglich ist, weil dann etwas unwiderruflich verschwände oder sich in Agonie befände, ist aber vielleicht selbst nur ein romantischer Mythos.Denn wenn authentische Existenz schon selbst ein Erzeugnis ist, dann ist sie niemals besser möglich gewesen als hier und jetzt: Authentizität beruht auf Authentifikation, sprich echt sein heißt sich echt machen.Doch was ist Echtheit beziehungsweise Authentizität genau? In Bezug auf Gegenstände und Sachverhalte ist es zumeist recht deutlich, worauf damit Bezug genommen wird: Ein echter Cézanne ist aufgrund der Erstmaligkeit seiner Erscheinung und der realen Verbindung zu dem Künstler gleichen Namens ausgezeichnet, der dieses Bild gemalt hat dies kann von einer (noch so guten) Kopie des Bilds eben nicht gesagt werden. Ein authentisches (historisches) Ereignis hat einen höheren Realitätsrang als ein fiktives, weil es viele Leute gibt, die mit diesem Ereignis im wahrsten Sinne des Wortes ursächlich in Verbindung stehen und auch unabhängig voneinander davon berichten können. ()Vorwort 7Denis DiderotAus dem Salon von 1767 11X X V I . Über die ManierAndrea KernIllusion und Reflexion in derästhetischen Erfahrung 21Friedrich DieckmannSpielarten des Echten 43Lars GustafssonÜber Schmerzen in der Seele undähnlichen Körperteilen 5 2Andreas LucknerWerde, der d u bist!Echtheit, Authentizität, Eigentlichkeit 65Gertrud KochMüssen wir glauben, was wir sehen?Z u r filmischen Illusionsästhetik 7 9Klaus PrangeWahrer Schein und falsches Sein 106Henrik Pontzen / Thomas SchindlerSei d u selbst! - Nein danke! 119Rüdiger VaasUm etwas wie ein Mensch z u bleiben ...Masse, Macht u n d Authentizität 132, Softcover.
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9783763265077 - Hintergedanken (Schön sein/ Echt sein/ Das gute Leben/ Welt-Bilder)

Hintergedanken (Schön sein/ Echt sein/ Das gute Leben/ Welt-Bilder)

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Artikel stammt aus Nichtraucherhaushalt! P16613 Sprache: Deutsch Gewicht in Gramm: 98, Books.
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