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Die innere Erfahrung: nebst Methode der Meditation und Postskriptum 1953 (Atheologische Summe I)
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Die innere Erfahrung nebst Methode der Meditation und Postskriptum 1953 (Atheologische Summe I) von (1999)
ISBN: 3882212837 bzw. 9783882212839, in Deutsch, Seitz Seitz, gebundenes Buch, gebraucht.
1999 Hardcover 287 S. 22,6 x 14,2 x 2,9 cm Gebundene Ausgabe Zustand: gebraucht - sehr gut, Im Treibsand der Wörter .Georges Batailles «Innere Erfahrung» .Von Uwe Justus Wenzel .Für Sartre war er ein Fall und der Fall einigermassen klarGeorges Bataille gehört auf die Couch, dessen Anfang 1943 erschienenes Buch «L`Expérience Intérieure» in die Asservatenkammer der Kriminalgeschichte des verendenden Christentums, Abteilung «Wahndelikte». Sartres ausführliche Rezension, Ende desselben Jahres in drei Tranchen publiziert, ist boshaft geraten. Ein unergründliches Schicksal will es, dass die Wiederveröffentlichung ihrer deutschen Übersetzung mit der ersten deutschsprachigen Edition der «Inneren Erfahrung» zusammenfällt. Die Übertragung des Buches von Bataille hält sich an die erweiterte Neuausgabe von 1954 ? hinzu kamen damals eine «Méthode de méditation» und ein Postscriptum ?, sie zieht aber den Erstdruck zu Zwecken der «Textverbesserung» heran. Als Annex findet sich ein kurzer Essay aus der Feder Maurice Blanchots. Er umspielt die Motive Batailles, die ihrerseits bereits nicht ohne osmotische Beziehungen zu Blanchots Gedankenwelt entstanden sind . . . Was hatte Bataille verbrochen? Er hatte es gewagt, ins Heiligste des Existentialismus einzudringen und «den Menschen» zu ruinieren. Schon Sartre freilich hatte, angeregt durch Heidegger, nicht viel übriggelassen von der humanen SubstanzMenschen sind, was sie aus sich machen, nichts sonst; sie sind «Entwurf» ? verdammt dazu, wie die in den Common-sense-Sprachschatz eingewanderte Wendung dekretiert, frei zu sein und von ihrer Freiheit Gebrauch zu machen. Das bestreitet auch Bataille ? so ? nicht. Was er aber bestreitet, ist, dass jegliches Bestreiten des Unbestreitbaren vergeblich sei, dass dem Aktivismus des Entwerfens (und Unterwerfens) gar nicht zu entkommen sei. «Innere Erfahrung» nennt er, was das Andere des Entwerfens, des «Projekts», wäre. Er nennt es aber, später, auch «souveränes Vorgehen» («opération souveraine»), «Extrem des Möglichen» und «Meditation». Und er bekundet seinen Überdruss, überhaupt irgendein Wort benutzen zu müssen. Denn die Wörter, die Sprache, der Diskurs ? sie eigentlich sind es, auf die er es abgesehen hat. Sie sind das «Handeln», dessen Gegenteil jene Erfahrung sein soll, jenes Erleiden; und die Philosophie, als diskursives Projekt, auch sie gilt ihm als Handlangerin des Handelns, das die Menschen vergessen mache, dass sie inmitten einer ebenso tödlichen wie langweiligen Leere existieren. Diese Leere, das «Unbekannte» und Heillose, will Bataille erfahren. Er will die Leere schreibend erfahren. Will er sie ? erschreiben? Darüber versucht Sartre sich lustig zu machen. Dass ihm dies nicht leichtfällt, liegt daran, dass auch Bataille in den Wassern Hegels gebadet hat. Das Paradoxale seines Unterfangens ist ihm bewusst; schmerzlich, wie man sagen könnte und dabei nicht ignorieren sollte, dass Batailles Mutwille bereit ist, Schmerz auch komisch zu finden. (In ? nietzscheanisches ? Gelächter löst sich ihm die Grenze zwischen Sinn und Nicht-Sinn auf.) Das Wort «Schweigen», schreibt er, sei noch ein «Geräusch», eine Ausflucht. Den «souveränen Augenblick», den Moment der Überschreitung zwingt es nicht herbei. ? Die Erkenntnis aber, die dies erkennt, ist sie nicht schon ein wenig weiter? ? Gleichwohl, heisst es in der «Methode der Meditation», dürfe sich auch diese Erkenntnis nicht mit dem Augenblick der Erfahrung selber verwechseln. (Einem Augenblick übrigens, der von «relativer Banalität» sein könne«ein bisschen» Leidenschaft und Hingabe genüge.) ? Andererseits, so ein Hinweis einen Absatz weiter unten, fügten sich die erlebten «souveränen» Augenblicke in die ganz gewöhnliche Ordnung der Dinge sofort wieder ein, wäre da nicht ein Denken, das die «Koinzidenz» von erlebtem Augenblick und Denkakt suchte . . . So fällt sich der Autor immer wieder selbst ins Wort. So geht es in den Textfragmenten des Buches hin und her; auf Bekenntnisse und Erinnerungen folgen Reflexionen und programmatische Welterklärungen, auf diese jene. Es geht auf und ab im Treibsand der Wörter, in den ein sich selbst dementierendes Schreiben geraten muss und dieses, ebenso stolz wie redlich, geraten will. Des Buches Prinzip lautet«durch ein Projekt den Bereich des Projekts verlassen». Die Methode, die es thematisiert und der es folgt, ist eine dramatisierende. Sie sucht die Nähe zu den Exerzitien der Heiligen, auch wenn sie sich (und dies nicht erst in den Erinnerungsspuren erotischer oder obszöner Erlebnisse) gegen die Askese richtet. Der ? idiosynkratische und durchaus eitle ? Gegenstand des Buches ist nach Auskunft seines Autors das «eingestandene Leiden» eines Entgifteten, eines vom Narkotikum des Projektemachens und von der Fron des Nützlichseins Befreiten. Des Buches ganzer Sinn sei es, die Kunst zu lehren, Angst in Freude, in Wonne («délice») zu verwandeln. Also ist das Buch doch, wie Sartre meint (und Bataille in den 1954 hinzugefügten Texten bestreitet), das Zeugnis eines neuen Mystikers? Nur dann, so liesse sich mit Blanchot antworten, wenn man sich die mystischen Ekstasen von allen religiösen Vorannahmen entblösst denkt. ? Kann man das? Wenn man einen «ironischen Rausch» haben kannja. Von ihm ist an einer Stelle die Rede. Er wohl wäre die ekstatische Resultante aller widersprüchlichen Regungen und Strebungen ? die «atheologische Summe» eines diesseitigen Exzesses, der nicht einmal jenseits des Buches stattfinden müsste.Georges Bataille, 1897-1962, gilt als einer der wichtigsten französischen Schriftsteller seines Jahrhunderts. Er verfasste ein in seiner Bandbreite einmaliges Werk, das Literatur, Philosophie, Soziologie, Ökonomie und Ethnologie umfasst und erst spät in seiner Bedeutung erkannt wurde. Er vermag auch heute noch immer zu provozieren. Im Treibsand der Wörter .Georges Batailles «Innere Erfahrung» .Von Uwe Justus Wenzel .Für Sartre war er ein Fall und der Fall einigermassen klarGeorges Bataille gehört auf die Couch, dessen Anfang 1943 erschienenes Buch «L`Expérience Intérieure» in die Asservatenkammer der Kriminalgeschichte des verendenden Christentums, Abteilung «Wahndelikte». Sartres ausführliche Rezension, Ende desselben Jahres in drei Tranchen publiziert, ist boshaft geraten. Ein unergründliches Schicksal will es, dass die Wiederveröffentlichung ihrer deutschen Übersetzung mit der ersten deutschsprachigen Edition der «Inneren Erfahrung» zusammenfällt. Die Übertragung des Buches von Bataille hält sich an die erweiterte Neuausgabe von 1954 ? hinzu kamen damals eine «Méthode de méditation» und ein Postscriptum ?, sie zieht aber den Erstdruck zu Zwecken der «Textverbesserung» heran. Als Annex findet sich ein kurzer Essay aus der Feder Maurice Blanchots. Er umspielt die Motive Batailles, die ihrerseits bereits nicht ohne osmotische Beziehungen zu Blanchots Gedankenwelt entstanden sind . . . Was hatte Bataille verbrochen? Er hatte es gewagt, ins Heiligste des Existentialismus einzudringen und «den Menschen» zu ruinieren. Schon Sartre freilich hatte, angeregt durch Heidegger, nicht viel übriggelassen von der humanen SubstanzMenschen sind, was sie aus sich machen, nichts sonst; sie sind «Entwurf» ? verdammt dazu, wie die in den Common-sense-Sprachschatz eingewanderte Wendung dekretiert, frei zu sein und von ihrer Freiheit Gebrauch zu machen. Das bestreitet auch Bataille ? so ? nicht. Was er aber bestreitet, ist, dass jegliches Bestreiten des Unbestreitbaren vergeblich sei, dass dem Aktivismus des Entwerfens (und Unterwerfens) gar nicht zu entkommen sei. «Innere Erfahrung» nennt er, was das Andere des Entwerfens, des «Projekts», wäre. Er nennt es aber, später, auch «souveränes Vorgehen» («opération souveraine»), «Extrem des Möglichen» und «Meditation». Und er bekundet seinen Überdruss, überhaupt irgendein Wort benutzen zu müssen. Denn die Wörter, die Sprache, der Diskurs ? sie eigentlich sind es, auf die er es abgesehen hat. Sie sind das «Handeln», dessen Gegenteil jene Erfahrung sein soll, jenes Erleiden; und die Philosophie, als diskursives Projekt, auch sie gilt ihm als Handlangerin des Handelns, das die Menschen vergessen mache, dass sie inmitten einer ebenso tödlichen wie langweiligen Leere existieren. Diese Leere, das «Unbekannte» und Heillose, will Bataille erfahren. Er will die Leere schreibend erfahren. Will er sie ? erschreiben? Darüber versucht Sartre sich lustig zu machen. Dass ihm dies nicht leichtfällt, liegt daran, dass auch Bataille in den Wassern Hegels gebadet hat. Das Paradoxale seines Unterfangens ist ihm bewusst; schmerzlich, wie man sagen könnte und dabei nicht ignorieren sollte, dass Batailles Mutwille bereit ist, Schmerz auch komisch zu finden. (In ? nietzscheanisches ? Gelächter löst sich ihm die Grenze zwischen Sinn und Nicht-Sinn auf.) Das Wort «Schweigen», schreibt er, sei noch ein «Geräusch», eine Ausflucht. Den «souveränen Augenblick», den Moment der Überschreitung zwingt es nicht herbei. ? Die Erkenntnis aber, die dies erkennt, ist sie nicht schon ein wenig weiter? ? Gleichwohl, heisst es in der «Methode der Meditation», dürfe sich auch diese Erkenntnis nicht mit dem Augenblick der Erfahrung selber verwechseln. (Einem Augenblick übrigens, der von «relativer Banalität» sein könne«ein bisschen» Leidenschaft und Hingabe genüge.) ? Andererseits, so ein Hinweis einen Absatz weiter unten, fügten sich die erlebten «souveränen» Augenblicke in die ganz gewöhnliche Ordnung der Dinge sofort wieder ein, wäre da nicht ein Denken, das die «Koinzidenz» von erlebtem Augenblick und Denkakt suchte . . . So fällt sich der Autor immer wieder selbst ins Wort. So geht es in den Textfragmenten des Buches hin und her; auf Bekenntnisse und Erinnerungen folgen Reflexionen und programmatische Welterklärungen, auf diese jene. Es geht auf und ab im Treibsand der Wörter, in den ein sich selbst dementierendes Schreiben geraten muss und dieses, ebenso stolz wie redlich, geraten will. Des Buches Prinzip lautet«durch ein Projekt den Bereich des Projekts verlassen». Die Methode, die es thematisiert und der es folgt, ist eine dramatisierende. Sie sucht die Nähe zu den Exerzitien der Heiligen, auch wenn sie sich (und dies nicht erst in den Erinnerungsspuren erotischer oder obszöner Erlebnisse) gegen die Askese richtet. Der ? idiosynkratische und durchaus eitle ? Gegenstand des Buches ist nach Auskunft seines Autors das «eingestandene Leiden» eines Entgifteten, eines vom Narkotikum des Projektemachens und von der Fron des Nützlichseins Befreiten. Des Buches ganzer Sinn sei es, die Kunst zu lehren, Angst in Freude, in Wonne («délice») zu verwandeln. Also ist das Buch doch, wie Sartre meint (und Bataille in den 1954 hinzugefügten Texten bestreitet), das Zeugnis eines neuen Mystikers? Nur dann, so liesse sich mit Blanchot antworten, wenn man sich die mystischen Ekstasen von allen religiösen Vorannahmen entblösst denkt. ? Kann man das? Wenn man einen «ironischen Rausch» haben kannja. Von ihm ist an einer Stelle die Rede. Er wohl wäre die ekstatische Resultante aller widersprüchlichen Regungen und Strebungen ? die «atheologische Summe» eines diesseitigen Exzesses, der nicht einmal jenseits des Buches stattfinden müsste.Georges Bataille, 1897-1962, gilt als einer der wichtigsten französischen Schriftsteller seines Jahrhunderts. Er verfasste ein in seiner Bandbreite einmaliges Werk, das Literatur, Philosophie, Soziologie, Ökonomie und Ethnologie umfasst und erst spät in seiner Bedeutung erkannt wurde. Er vermag auch heute noch immer zu provozieren. gebraucht; sehr gut, 2014-09-19.
Die innere Erfahrung nebst Methode der Meditation und Postskriptum 1953 (Atheologische Summe I) von (1999)
ISBN: 9783882212839 bzw. 3882212837, in Deutsch, Seitz, gebundenes Buch.
Von Händler/Antiquariat, Lars Lutzer.
Seitz: Seitz, 1999. 1999. Hardcover. 22,6 x 14,2 x 2,9 cm. Im Treibsand der Wörter .Georges Batailles «Innere Erfahrung» .Von Uwe Justus Wenzel .Für Sartre war er ein Fall und der Fall einigermassen klarGeorges Bataille gehört auf die Couch, dessen Anfang 1943 erschienenes Buch «L'Expérience Intérieure» in die Asservatenkammer der Kriminalgeschichte des verendenden Christentums, Abteilung «Wahndelikte». Sartres ausführliche Rezension, Ende desselben Jahres in drei Tranchen publiziert, ist boshaft geraten. Ein unergründliches Schicksal will es, dass die Wiederveröffentlichung ihrer deutschen Übersetzung mit der ersten deutschsprachigen Edition der «Inneren Erfahrung» zusammenfällt. Die Übertragung des Buches von Bataille hält sich an die erweiterte Neuausgabe von 1954 – hinzu kamen damals eine «Méthode de méditation» und ein Postscriptum –, sie zieht aber den Erstdruck zu Zwecken der «Textverbesserung» heran. Als Annex findet sich ein kurzer Essay aus der Feder Maurice Blanchots. Er umspielt die Motive Batailles, die ihrerseits bereits nicht ohne osmotische Beziehungen zu Blanchots Gedankenwelt entstanden sind . . . Was hatte Bataille verbrochen? Er hatte es gewagt, ins Heiligste des Existentialismus einzudringen und «den Menschen» zu ruinieren. Schon Sartre freilich hatte, angeregt durch Heidegger, nicht viel übriggelassen von der humanen SubstanzMenschen sind, was sie aus sich machen, nichts sonst; sie sind «Entwurf» – verdammt dazu, wie die in den Common-sense-Sprachschatz eingewanderte Wendung dekretiert, frei zu sein und von ihrer Freiheit Gebrauch zu machen. Das bestreitet auch Bataille – so – nicht. Was er aber bestreitet, ist, dass jegliches Bestreiten des Unbestreitbaren vergeblich sei, dass dem Aktivismus des Entwerfens (und Unterwerfens) gar nicht zu entkommen sei. «Innere Erfahrung» nennt er, was das Andere des Entwerfens, des «Projekts», wäre. Er nennt es aber, später, auch «souveränes Vorgehen» («opération souveraine»), «Extrem des Möglichen» und «Meditation». Und er bekundet seinen Überdruss, überhaupt irgendein Wort benutzen zu müssen. Denn die Wörter, die Sprache, der Diskurs – sie eigentlich sind es, auf die er es abgesehen hat. Sie sind das «Handeln», dessen Gegenteil jene Erfahrung sein soll, jenes Erleiden; und die Philosophie, als diskursives Projekt, auch sie gilt ihm als Handlangerin des Handelns, das die Menschen vergessen mache, dass sie inmitten einer ebenso tödlichen wie langweiligen Leere existieren. Diese Leere, das «Unbekannte» und Heillose, will Bataille erfahren. Er will die Leere schreibend erfahren. Will er sie – erschreiben? Darüber versucht Sartre sich lustig zu machen. Dass ihm dies nicht leichtfällt, liegt daran, dass auch Bataille in den Wassern Hegels gebadet hat. Das Paradoxale seines Unterfangens ist ihm bewusst; schmerzlich, wie man sagen könnte und dabei nicht ignorieren sollte, dass Batailles Mutwille bereit ist, Schmerz auch komisch zu finden. (In – nietzscheanisches – Gelächter löst sich ihm die Grenze zwischen Sinn und Nicht-Sinn auf.) Das Wort «Schweigen», schreibt er, sei noch ein «Geräusch», eine Ausflucht. Den «souveränen Augenblick», den Moment der Überschreitung zwingt es nicht herbei. – Die Erkenntnis aber, die dies erkennt, ist sie nicht schon ein wenig weiter? – Gleichwohl, heisst es in der «Methode der Meditation», dürfe sich auch diese Erkenntnis nicht mit dem Augenblick der Erfahrung selber verwechseln. (Einem Augenblick übrigens, der von «relativer Banalität» sein könne«ein bisschen» Leidenschaft und Hingabe genüge.) – Andererseits, so ein Hinweis einen Absatz weiter unten, fügten sich die erlebten «souveränen» Augenblicke in die ganz gewöhnliche Ordnung der Dinge sofort wieder ein, wäre da nicht ein Denken, das die «Koinzidenz» von erlebtem Augenblick und Denkakt suchte . . . So fällt sich der Autor immer wieder selbst ins Wort. So geht es in den Textfragmenten des Buches hin und her; auf Bekenntnisse und Erinnerungen folgen Reflexionen und programmatische Welterklärungen, auf diese jene. Es geht auf und ab im Treibsand der Wörter, in den ein sich selbst dementierendes Schreiben geraten muss und dieses, ebenso stolz wie redlich, geraten will. Des Buches Prinzip lautet«durch ein Projekt den Bereich des Projekts verlassen». Die Methode, die es thematisiert und der es folgt, ist eine dramatisierende. Sie sucht die Nähe zu den Exerzitien der Heiligen, auch wenn sie sich (und dies nicht erst in den Erinnerungsspuren erotischer oder obszöner Erlebnisse) gegen die Askese richtet. Der – idiosynkratische und durchaus eitle – Gegenstand des Buches ist nach Auskunft seines Autors das «eingestandene Leiden» eines Entgifteten, eines vom Narkotikum des Projektemachens und von der Fron des Nützlichseins Befreiten. Des Buches ganzer Sinn sei es, die Kunst zu lehren, Angst in Freude, in Wonne («délice») zu verwandeln. Also ist das Buch doch, wie Sartre meint (und Bataille in den 1954 hinzugefügten Texten bestreitet), das Zeugnis eines neuen Mystikers? Nur dann, so liesse sich mit Blanchot antworten, wenn man sich die mystischen Ekstasen von allen religiösen Vorannahmen entblösst denkt. – Kann man das? Wenn man einen «ironischen Rausch» haben kannja. Von ihm ist an einer Stelle die Rede. Er wohl wäre die ekstatische Resultante aller widersprüchlichen Regungen und Strebungen – die «atheologische Summe» eines diesseitigen Exzesses, der nicht einmal jenseits des Buches stattfinden müsste.Georges Bataille, 1897-1962, gilt als einer der wichtigsten französischen Schriftsteller seines Jahrhunderts. Er verfasste ein in seiner Bandbreite einmaliges Werk, das Literatur, Philosophie, Soziologie, Ökonomie und Ethnologie umfasst und erst spät in seiner Bedeutung erkannt wurde. Er vermag auch heute noch immer zu provozieren. Im Treibsand der Wörter .Georges Batailles «Innere Erfahrung» .Von Uwe Justus Wenzel .Für Sartre war er ein Fall und der Fall einigermassen klarGeorges Bataille gehört auf die Couch, dessen Anfang 1943 erschienenes Buch «L'Expérience Intérieure» in die Asservatenkammer der Kriminalgeschichte des verendenden Christentums, Abteilung «Wahndelikte». Sartres ausführliche Rezension, Ende desselben Jahres in drei Tranchen publiziert, ist boshaft geraten. Ein unergründliches Schicksal will es, dass die Wiederveröffentlichung ihrer deutschen Übersetzung mit der ersten deutschsprachigen Edition der «Inneren Erfahrung» zusammenfällt. Die Übertragung des Buches von Bataille hält sich an die erweiterte Neuausgabe von 1954 – hinzu kamen damals eine «Méthode de méditation» und ein Postscriptum –, sie zieht aber den Erstdruck zu Zwecken der «Textverbesserung» heran. Als Annex findet sich ein kurzer Essay aus der Feder Maurice Blanchots. Er umspielt die Motive Batailles, die ihrerseits bereits nicht ohne osmotische Beziehungen zu Blanchots Gedankenwelt entstanden sind . . . Was hatte Bataille verbrochen? Er hatte es gewagt, ins Heiligste des Existentialismus einzudringen und «den Menschen» zu ruinieren. Schon Sartre freilich hatte, angeregt durch Heidegger, nicht viel übriggelassen von der humanen SubstanzMenschen sind, was sie aus sich machen, nichts sonst; sie sind «Entwurf» – verdammt dazu, wie die in den Common-sense-Sprachschatz eingewanderte Wendung dekretiert, frei zu sein und von ihrer Freiheit Gebrauch zu machen. Das bestreitet auch Bataille – so – nicht. Was er aber bestreitet, ist, dass jegliches Bestreiten des Unbestreitbaren vergeblich sei, dass dem Aktivismus des Entwerfens (und Unterwerfens) gar nicht zu entkommen sei. «Innere Erfahrung» nennt er, was das Andere des Entwerfens, des «Projekts», wäre. Er nennt es aber, später, auch «souveränes Vorgehen» («opération souveraine»), «Extrem des Möglichen» und «Meditation». Und er bekundet seinen Überdruss, überhaupt irgendein Wort benutzen zu müssen. Denn die Wörter, die Sprache, der Diskurs – sie eigentlich sind es, auf die er es abgesehen hat. Sie sind das «Handeln», dessen Gegenteil jene Erfahrung sein soll, jenes Erleiden; und die Philosophie, als diskursives Projekt, auch sie gilt ihm als Handlangerin des Handelns, das die Menschen vergessen mache, dass sie inmitten einer ebenso tödlichen wie langweiligen Leere existieren. Diese Leere, das «Unbekannte» und Heillose, will Bataille erfahren. Er will die Leere schreibend erfahren. Will er sie – erschreiben? Darüber versucht Sartre sich lustig zu machen. Dass ihm dies nicht leichtfällt, liegt daran, dass auch Bataille in den Wassern Hegels gebadet hat. Das Paradoxale seines Unterfangens ist ihm bewusst; schmerzlich, wie man sagen könnte und dabei nicht ignorieren sollte, dass Batailles Mutwille bereit ist, Schmerz auch komisch zu finden. (In – nietzscheanisches – Gelächter löst sich ihm die Grenze zwischen Sinn und Nicht-Sinn auf.) Das Wort «Schweigen», schreibt er, sei noch ein «Geräusch», eine Ausflucht. Den «souveränen Augenblick», den Moment der Überschreitung zwingt es nicht herbei. – Die Erkenntnis aber, die dies erkennt, ist sie nicht schon ein wenig weiter? – Gleichwohl, heisst es in der «Methode der Meditation», dürfe sich auch diese Erkenntnis nicht mit dem Augenblick der Erfahrung selber verwechseln. (Einem Augenblick übrigens, der von «relativer Banalität» sein könne«ein bisschen» Leidenschaft und Hingabe genüge.) – Andererseits, so ein Hinweis einen Absatz weiter unten, fügten sich die erlebten «souveränen» Augenblicke in die ganz gewöhnliche Ordnung der Dinge sofort wieder ein, wäre da nicht ein Denken, das die «Koinzidenz» von erlebtem Augenblick und Denkakt suchte . . . So fällt sich der Autor immer wieder selbst ins Wort. So geht es in den Textfragmenten des Buches hin und her; auf Bekenntnisse und Erinnerungen folgen Reflexionen und programmatische Welterklärungen, auf diese jene. Es geht auf und ab im Treibsand der Wörter, in den ein sich selbst dementierendes Schreiben geraten muss und dieses, ebenso stolz wie redlich, geraten will. Des Buches Prinzip lautet«durch ein Projekt den Bereich des Projekts verlassen». Die Methode, die es thematisiert und der es folgt, ist eine dramatisierende. Sie sucht die Nähe zu den Exerzitien der Heiligen, auch wenn sie sich (und dies nicht erst in den Erinnerungsspuren erotischer oder obszöner Erlebnisse) gegen die Askese richtet. Der – idiosynkratische und durchaus eitle – Gegenstand des Buches ist nach Auskunft seines Autors das «eingestandene Leiden» eines Entgifteten, eines vom Narkotikum des Projektemachens und von der Fron des Nützlichseins Befreiten. Des Buches ganzer Sinn sei es, die Kunst zu lehren, Angst in Freude, in Wonne («délice») zu verwandeln. Also ist das Buch doch, wie Sartre meint (und Bataille in den 1954 hinzugefügten Texten bestreitet), das Zeugnis eines neuen Mystikers? Nur dann, so liesse sich mit Blanchot antworten, wenn man sich die mystischen Ekstasen von allen religiösen Vorannahmen entblösst denkt. – Kann man das? Wenn man einen «ironischen Rausch» haben kannja. Von ihm ist an einer Stelle die Rede. Er wohl wäre die ekstatische Resultante aller widersprüchlichen Regungen und Strebungen – die «atheologische Summe» eines diesseitigen Exzesses, der nicht einmal jenseits des Buches stattfinden müsste.Georges Bataille, 1897-1962, gilt als einer der wichtigsten französischen Schriftsteller seines Jahrhunderts. Er verfasste ein in seiner Bandbreite einmaliges Werk, das Literatur, Philosophie, Soziologie, Ökonomie und Ethnologie umfasst und erst spät in seiner Bedeutung erkannt wurde. Er vermag auch heute noch immer zu provozieren.
Die innere Erfahrung nebst Methode der Meditation und Postskriptum 1953 (Atheologische Summe I) von (1999)
ISBN: 9783882212839 bzw. 3882212837, vermutlich in Deutsch, Seitz, gebundenes Buch.
Von Händler/Antiquariat, BOOK-SERVICE Lars Lutzer - ANTIQUARIAN BOOKS - LITERATURE SEARCH *** BOOKSERVICE *** ANTIQUARIAN RESEARCH.
Seitz: Seitz, 1999. 1999. Hardcover. 22,6 x 14,2 x 2,9 cm. Im Treibsand der Wörter .Georges Batailles «Innere Erfahrung» .Von Uwe Justus Wenzel .Für Sartre war er ein Fall und der Fall einigermassen klarGeorges Bataille gehört auf die Couch, dessen Anfang 1943 erschienenes Buch «L'Expérience Intérieure» in die Asservatenkammer der Kriminalgeschichte des verendenden Christentums, Abteilung «Wahndelikte». Sartres ausführliche Rezension, Ende desselben Jahres in drei Tranchen publiziert, ist boshaft geraten. Ein unergründliches Schicksal will es, dass die Wiederveröffentlichung ihrer deutschen Übersetzung mit der ersten deutschsprachigen Edition der «Inneren Erfahrung» zusammenfällt. Die Übertragung des Buches von Bataille hält sich an die erweiterte Neuausgabe von 1954 – hinzu kamen damals eine «Méthode de méditation» und ein Postscriptum –, sie zieht aber den Erstdruck zu Zwecken der «Textverbesserung» heran. Als Annex findet sich ein kurzer Essay aus der Feder Maurice Blanchots. Er umspielt die Motive Batailles, die ihrerseits bereits nicht ohne osmotische Beziehungen zu Blanchots Gedankenwelt entstanden sind . . . Was hatte Bataille verbrochen? Er hatte es gewagt, ins Heiligste des Existentialismus einzudringen und «den Menschen» zu ruinieren. Schon Sartre freilich hatte, angeregt durch Heidegger, nicht viel übriggelassen von der humanen SubstanzMenschen sind, was sie aus sich machen, nichts sonst; sie sind «Entwurf» – verdammt dazu, wie die in den Common-sense-Sprachschatz eingewanderte Wendung dekretiert, frei zu sein und von ihrer Freiheit Gebrauch zu machen. Das bestreitet auch Bataille – so – nicht. Was er aber bestreitet, ist, dass jegliches Bestreiten des Unbestreitbaren vergeblich sei, dass dem Aktivismus des Entwerfens (und Unterwerfens) gar nicht zu entkommen sei. «Innere Erfahrung» nennt er, was das Andere des Entwerfens, des «Projekts», wäre. Er nennt es aber, später, auch «souveränes Vorgehen» («opération souveraine»), «Extrem des Möglichen» und «Meditation». Und er bekundet seinen Überdruss, überhaupt irgendein Wort benutzen zu müssen. Denn die Wörter, die Sprache, der Diskurs – sie eigentlich sind es, auf die er es abgesehen hat. Sie sind das «Handeln», dessen Gegenteil jene Erfahrung sein soll, jenes Erleiden; und die Philosophie, als diskursives Projekt, auch sie gilt ihm als Handlangerin des Handelns, das die Menschen vergessen mache, dass sie inmitten einer ebenso tödlichen wie langweiligen Leere existieren. Diese Leere, das «Unbekannte» und Heillose, will Bataille erfahren. Er will die Leere schreibend erfahren. Will er sie – erschreiben? Darüber versucht Sartre sich lustig zu machen. Dass ihm dies nicht leichtfällt, liegt daran, dass auch Bataille in den Wassern Hegels gebadet hat. Das Paradoxale seines Unterfangens ist ihm bewusst; schmerzlich, wie man sagen könnte und dabei nicht ignorieren sollte, dass Batailles Mutwille bereit ist, Schmerz auch komisch zu finden. (In – nietzscheanisches – Gelächter löst sich ihm die Grenze zwischen Sinn und Nicht-Sinn auf.) Das Wort «Schweigen», schreibt er, sei noch ein «Geräusch», eine Ausflucht. Den «souveränen Augenblick», den Moment der Überschreitung zwingt es nicht herbei. – Die Erkenntnis aber, die dies erkennt, ist sie nicht schon ein wenig weiter? – Gleichwohl, heisst es in der «Methode der Meditation», dürfe sich auch diese Erkenntnis nicht mit dem Augenblick der Erfahrung selber verwechseln. (Einem Augenblick übrigens, der von «relativer Banalität» sein könne«ein bisschen» Leidenschaft und Hingabe genüge.) – Andererseits, so ein Hinweis einen Absatz weiter unten, fügten sich die erlebten «souveränen» Augenblicke in die ganz gewöhnliche Ordnung der Dinge sofort wieder ein, wäre da nicht ein Denken, das die «Koinzidenz» von erlebtem Augenblick und Denkakt suchte . . . So fällt sich der Autor immer wieder selbst ins Wort. So geht es in den Textfragmenten des Buches hin und her; auf Bekenntnisse und Erinnerungen folgen Reflexionen und programmatische Welterklärungen, auf diese jene. Es geht auf und ab im Treibsand der Wörter, in den ein sich selbst dementierendes Schreiben geraten muss und dieses, ebenso stolz wie redlich, geraten will. Des Buches Prinzip lautet«durch ein Projekt den Bereich des Projekts verlassen». Die Methode, die es thematisiert und der es folgt, ist eine dramatisierende. Sie sucht die Nähe zu den Exerzitien der Heiligen, auch wenn sie sich (und dies nicht erst in den Erinnerungsspuren erotischer oder obszöner Erlebnisse) gegen die Askese richtet. Der – idiosynkratische und durchaus eitle – Gegenstand des Buches ist nach Auskunft seines Autors das «eingestandene Leiden» eines Entgifteten, eines vom Narkotikum des Projektemachens und von der Fron des Nützlichseins Befreiten. Des Buches ganzer Sinn sei es, die Kunst zu lehren, Angst in Freude, in Wonne («délice») zu verwandeln. Also ist das Buch doch, wie Sartre meint (und Bataille in den 1954 hinzugefügten Texten bestreitet), das Zeugnis eines neuen Mystikers? Nur dann, so liesse sich mit Blanchot antworten, wenn man sich die mystischen Ekstasen von allen religiösen Vorannahmen entblösst denkt. – Kann man das? Wenn man einen «ironischen Rausch» haben kannja. Von ihm ist an einer Stelle die Rede. Er wohl wäre die ekstatische Resultante aller widersprüchlichen Regungen und Strebungen – die «atheologische Summe» eines diesseitigen Exzesses, der nicht einmal jenseits des Buches stattfinden müsste.Georges Bataille, 1897-1962, gilt als einer der wichtigsten französischen Schriftsteller seines Jahrhunderts. Er verfasste ein in seiner Bandbreite einmaliges Werk, das Literatur, Philosophie, Soziologie, Ökonomie und Ethnologie umfasst und erst spät in seiner Bedeutung erkannt wurde. Er vermag auch heute noch immer zu provozieren. Im Treibsand der Wörter .Georges Batailles «Innere Erfahrung» .Von Uwe Justus Wenzel .Für Sartre war er ein Fall und der Fall einigermassen klarGeorges Bataille gehört auf die Couch, dessen Anfang 1943 erschienenes Buch «L'Expérience Intérieure» in die Asservatenkammer der Kriminalgeschichte des verendenden Christentums, Abteilung «Wahndelikte». Sartres ausführliche Rezension, Ende desselben Jahres in drei Tranchen publiziert, ist boshaft geraten. Ein unergründliches Schicksal will es, dass die Wiederveröffentlichung ihrer deutschen Übersetzung mit der ersten deutschsprachigen Edition der «Inneren Erfahrung» zusammenfällt. Die Übertragung des Buches von Bataille hält sich an die erweiterte Neuausgabe von 1954 – hinzu kamen damals eine «Méthode de méditation» und ein Postscriptum –, sie zieht aber den Erstdruck zu Zwecken der «Textverbesserung» heran. Als Annex findet sich ein kurzer Essay aus der Feder Maurice Blanchots. Er umspielt die Motive Batailles, die ihrerseits bereits nicht ohne osmotische Beziehungen zu Blanchots Gedankenwelt entstanden sind . . . Was hatte Bataille verbrochen? Er hatte es gewagt, ins Heiligste des Existentialismus einzudringen und «den Menschen» zu ruinieren. Schon Sartre freilich hatte, angeregt durch Heidegger, nicht viel übriggelassen von der humanen SubstanzMenschen sind, was sie aus sich machen, nichts sonst; sie sind «Entwurf» – verdammt dazu, wie die in den Common-sense-Sprachschatz eingewanderte Wendung dekretiert, frei zu sein und von ihrer Freiheit Gebrauch zu machen. Das bestreitet auch Bataille – so – nicht. Was er aber bestreitet, ist, dass jegliches Bestreiten des Unbestreitbaren vergeblich sei, dass dem Aktivismus des Entwerfens (und Unterwerfens) gar nicht zu entkommen sei. «Innere Erfahrung» nennt er, was das Andere des Entwerfens, des «Projekts», wäre. Er nennt es aber, später, auch «souveränes Vorgehen» («opération souveraine»), «Extrem des Möglichen» und «Meditation». Und er bekundet seinen Überdruss, überhaupt irgendein Wort benutzen zu müssen. Denn die Wörter, die Sprache, der Diskurs – sie eigentlich sind es, auf die er es abgesehen hat. Sie sind das «Handeln», dessen Gegenteil jene Erfahrung sein soll, jenes Erleiden; und die Philosophie, als diskursives Projekt, auch sie gilt ihm als Handlangerin des Handelns, das die Menschen vergessen mache, dass sie inmitten einer ebenso tödlichen wie langweiligen Leere existieren. Diese Leere, das «Unbekannte» und Heillose, will Bataille erfahren. Er will die Leere schreibend erfahren. Will er sie – erschreiben? Darüber versucht Sartre sich lustig zu machen. Dass ihm dies nicht leichtfällt, liegt daran, dass auch Bataille in den Wassern Hegels gebadet hat. Das Paradoxale seines Unterfangens ist ihm bewusst; schmerzlich, wie man sagen könnte und dabei nicht ignorieren sollte, dass Batailles Mutwille bereit ist, Schmerz auch komisch zu finden. (In – nietzscheanisches – Gelächter löst sich ihm die Grenze zwischen Sinn und Nicht-Sinn auf.) Das Wort «Schweigen», schreibt er, sei noch ein «Geräusch», eine Ausflucht. Den «souveränen Augenblick», den Moment der Überschreitung zwingt es nicht herbei. – Die Erkenntnis aber, die dies erkennt, ist sie nicht schon ein wenig weiter? – Gleichwohl, heisst es in der «Methode der Meditation», dürfe sich auch diese Erkenntnis nicht mit dem Augenblick der Erfahrung selber verwechseln. (Einem Augenblick übrigens, der von «relativer Banalität» sein könne«ein bisschen» Leidenschaft und Hingabe genüge.) – Andererseits, so ein Hinweis einen Absatz weiter unten, fügten sich die erlebten «souveränen» Augenblicke in die ganz gewöhnliche Ordnung der Dinge sofort wieder ein, wäre da nicht ein Denken, das die «Koinzidenz» von erlebtem Augenblick und Denkakt suchte . . . So fällt sich der Autor immer wieder selbst ins Wort. So geht es in den Textfragmenten des Buches hin und her; auf Bekenntnisse und Erinnerungen folgen Reflexionen und programmatische Welterklärungen, auf diese jene. Es geht auf und ab im Treibsand der Wörter, in den ein sich selbst dementierendes Schreiben geraten muss und dieses, ebenso stolz wie redlich, geraten will. Des Buches Prinzip lautet«durch ein Projekt den Bereich des Projekts verlassen». Die Methode, die es thematisiert und der es folgt, ist eine dramatisierende. Sie sucht die Nähe zu den Exerzitien der Heiligen, auch wenn sie sich (und dies nicht erst in den Erinnerungsspuren erotischer oder obszöner Erlebnisse) gegen die Askese richtet. Der – idiosynkratische und durchaus eitle – Gegenstand des Buches ist nach Auskunft seines Autors das «eingestandene Leiden» eines Entgifteten, eines vom Narkotikum des Projektemachens und von der Fron des Nützlichseins Befreiten. Des Buches ganzer Sinn sei es, die Kunst zu lehren, Angst in Freude, in Wonne («délice») zu verwandeln. Also ist das Buch doch, wie Sartre meint (und Bataille in den 1954 hinzugefügten Texten bestreitet), das Zeugnis eines neuen Mystikers? Nur dann, so liesse sich mit Blanchot antworten, wenn man sich die mystischen Ekstasen von allen religiösen Vorannahmen entblösst denkt. – Kann man das? Wenn man einen «ironischen Rausch» haben kannja. Von ihm ist an einer Stelle die Rede. Er wohl wäre die ekstatische Resultante aller widersprüchlichen Regungen und Strebungen – die «atheologische Summe» eines diesseitigen Exzesses, der nicht einmal jenseits des Buches stattfinden müsste.Georges Bataille, 1897-1962, gilt als einer der wichtigsten französischen Schriftsteller seines Jahrhunderts. Er verfasste ein in seiner Bandbreite einmaliges Werk, das Literatur, Philosophie, Soziologie, Ökonomie und Ethnologie umfasst und erst spät in seiner Bedeutung erkannt wurde. Er vermag auch heute noch immer zu provozieren.
Die innere Erfahrung nebst Methode der Meditation und Postskriptum 1953 (Atheologische Summe I) von (1999)
ISBN: 3882212837 bzw. 9783882212839, in Deutsch, Seitz, gebundenes Buch, gebraucht.
1999 Hardcover 287 S. 22,6 x 14,2 x 2,9 cm Gebundene Ausgabe Zustand: gebraucht - sehr gut, Im Treibsand der Wörter .Georges Batailles «Innere Erfahrung» .Von Uwe Justus Wenzel .Für Sartre war er ein Fall und der Fall einigermassen klarGeorges Bataille gehört auf die Couch, dessen Anfang 1943 erschienenes Buch «L`Expérience Intérieure» in die Asservatenkammer der Kriminalgeschichte des verendenden Christentums, Abteilung «Wahndelikte». Sartres ausführliche Rezension, Ende desselben Jahres in drei Tranchen publiziert, ist boshaft geraten. Ein unergründliches Schicksal will es, dass die Wiederveröffentlichung ihrer deutschen Übersetzung mit der ersten deutschsprachigen Edition der «Inneren Erfahrung» zusammenfällt. Die Übertragung des Buches von Bataille hält sich an die erweiterte Neuausgabe von 1954 – hinzu kamen damals eine «Méthode de méditation» und ein Postscriptum –, sie zieht aber den Erstdruck zu Zwecken der «Textverbesserung» heran. Als Annex findet sich ein kurzer Essay aus der Feder Maurice Blanchots. Er umspielt die Motive Batailles, die ihrerseits bereits nicht ohne osmotische Beziehungen zu Blanchots Gedankenwelt entstanden sind . . . Was hatte Bataille verbrochen? Er hatte es gewagt, ins Heiligste des Existentialismus einzudringen und «den Menschen» zu ruinieren. Schon Sartre freilich hatte, angeregt durch Heidegger, nicht viel übriggelassen von der humanen SubstanzMenschen sind, was sie aus sich machen, nichts sonst; sie sind «Entwurf» – verdammt dazu, wie die in den Common-sense-Sprachschatz eingewanderte Wendung dekretiert, frei zu sein und von ihrer Freiheit Gebrauch zu machen. Das bestreitet auch Bataille – so – nicht. Was er aber bestreitet, ist, dass jegliches Bestreiten des Unbestreitbaren vergeblich sei, dass dem Aktivismus des Entwerfens (und Unterwerfens) gar nicht zu entkommen sei. «Innere Erfahrung» nennt er, was das Andere des Entwerfens, des «Projekts», wäre. Er nennt es aber, später, auch «souveränes Vorgehen» («opération souveraine»), «Extrem des Möglichen» und «Meditation». Und er bekundet seinen Überdruss, überhaupt irgendein Wort benutzen zu müssen. Denn die Wörter, die Sprache, der Diskurs – sie eigentlich sind es, auf die er es abgesehen hat. Sie sind das «Handeln», dessen Gegenteil jene Erfahrung sein soll, jenes Erleiden; und die Philosophie, als diskursives Projekt, auch sie gilt ihm als Handlangerin des Handelns, das die Menschen vergessen mache, dass sie inmitten einer ebenso tödlichen wie langweiligen Leere existieren. Diese Leere, das «Unbekannte» und Heillose, will Bataille erfahren. Er will die Leere schreibend erfahren. Will er sie – erschreiben? Darüber versucht Sartre sich lustig zu machen. Dass ihm dies nicht leichtfällt, liegt daran, dass auch Bataille in den Wassern Hegels gebadet hat. Das Paradoxale seines Unterfangens ist ihm bewusst; schmerzlich, wie man sagen könnte und dabei nicht ignorieren sollte, dass Batailles Mutwille bereit ist, Schmerz auch komisch zu finden. (In – nietzscheanisches – Gelächter löst sich ihm die Grenze zwischen Sinn und Nicht-Sinn auf.) Das Wort «Schweigen», schreibt er, sei noch ein «Geräusch», eine Ausflucht. Den «souveränen Augenblick», den Moment der Überschreitung zwingt es nicht herbei. – Die Erkenntnis aber, die dies erkennt, ist sie nicht schon ein wenig weiter? – Gleichwohl, heisst es in der «Methode der Meditation», dürfe sich auch diese Erkenntnis nicht mit dem Augenblick der Erfahrung selber verwechseln. (Einem Augenblick übrigens, der von «relativer Banalität» sein könne«ein bisschen» Leidenschaft und Hingabe genüge.) – Andererseits, so ein Hinweis einen Absatz weiter unten, fügten sich die erlebten «souveränen» Augenblicke in die ganz gewöhnliche Ordnung der Dinge sofort wieder ein, wäre da nicht ein Denken, das die «Koinzidenz» von erlebtem Augenblick und Denkakt suchte . . . So fällt sich der Autor immer wieder selbst ins Wort. So geht es in den Textfragmenten des Buches hin und her; auf Bekenntnisse und Erinnerungen folgen Reflexionen und programmatische Welterklärungen, auf diese jene. Es geht auf und ab im Treibsand der Wörter, in den ein sich selbst dementierendes Schreiben geraten muss und dieses, ebenso stolz wie redlich, geraten will. Des Buches Prinzip lautet«durch ein Projekt den Bereich des Projekts verlassen». Die Methode, die es thematisiert und der es folgt, ist eine dramatisierende. Sie sucht die Nähe zu den Exerzitien der Heiligen, auch wenn sie sich (und dies nicht erst in den Erinnerungsspuren erotischer oder obszöner Erlebnisse) gegen die Askese richtet. Der – idiosynkratische und durchaus eitle – Gegenstand des Buches ist nach Auskunft seines Autors das «eingestandene Leiden» eines Entgifteten, eines vom Narkotikum des Projektemachens und von der Fron des Nützlichseins Befreiten. Des Buches ganzer Sinn sei es, die Kunst zu lehren, Angst in Freude, in Wonne («délice») zu verwandeln. Also ist das Buch doch, wie Sartre meint (und Bataille in den 1954 hinzugefügten Texten bestreitet), das Zeugnis eines neuen Mystikers? Nur dann, so liesse sich mit Blanchot antworten, wenn man sich die mystischen Ekstasen von allen religiösen Vorannahmen entblösst denkt. – Kann man das? Wenn man einen «ironischen Rausch» haben kannja. Von ihm ist an einer Stelle die Rede. Er wohl wäre die ekstatische Resultante aller widersprüchlichen Regungen und Strebungen – die «atheologische Summe» eines diesseitigen Exzesses, der nicht einmal jenseits des Buches stattfinden müsste.Georges Bataille, 1897-1962, gilt als einer der wichtigsten französischen Schriftsteller seines Jahrhunderts. Er verfasste ein in seiner Bandbreite einmaliges Werk, das Literatur, Philosophie, Soziologie, Ökonomie und Ethnologie umfasst und erst spät in seiner Bedeutung erkannt wurde. Er vermag auch heute noch immer zu provozieren. Im Treibsand der Wörter .Georges Batailles «Innere Erfahrung» .Von Uwe Justus Wenzel .Für Sartre war er ein Fall und der Fall einigermassen klarGeorges Bataille gehört auf die Couch, dessen Anfang 1943 erschienenes Buch «L`Expérience Intérieure» in die Asservatenkammer der Kriminalgeschichte des verendenden Christentums, Abteilung «Wahndelikte». Sartres ausführliche Rezension, Ende desselben Jahres in drei Tranchen publiziert, ist boshaft geraten. Ein unergründliches Schicksal will es, dass die Wiederveröffentlichung ihrer deutschen Übersetzung mit der ersten deutschsprachigen Edition der «Inneren Erfahrung» zusammenfällt. Die Übertragung des Buches von Bataille hält sich an die erweiterte Neuausgabe von 1954 – hinzu kamen damals eine «Méthode de méditation» und ein Postscriptum –, sie zieht aber den Erstdruck zu Zwecken der «Textverbesserung» heran. Als Annex findet sich ein kurzer Essay aus der Feder Maurice Blanchots. Er umspielt die Motive Batailles, die ihrerseits bereits nicht ohne osmotische Beziehungen zu Blanchots Gedankenwelt entstanden sind . . . Was hatte Bataille verbrochen? Er hatte es gewagt, ins Heiligste des Existentialismus einzudringen und «den Menschen» zu ruinieren. Schon Sartre freilich hatte, angeregt durch Heidegger, nicht viel übriggelassen von der humanen SubstanzMenschen sind, was sie aus sich machen, nichts sonst; sie sind «Entwurf» – verdammt dazu, wie die in den Common-sense-Sprachschatz eingewanderte Wendung dekretiert, frei zu sein und von ihrer Freiheit Gebrauch zu machen. Das bestreitet auch Bataille – so – nicht. Was er aber bestreitet, ist, dass jegliches Bestreiten des Unbestreitbaren vergeblich sei, dass dem Aktivismus des Entwerfens (und Unterwerfens) gar nicht zu entkommen sei. «Innere Erfahrung» nennt er, was das Andere des Entwerfens, des «Projekts», wäre. Er nennt es aber, später, auch «souveränes Vorgehen» («opération souveraine»), «Extrem des Möglichen» und «Meditation». Und er bekundet seinen Überdruss, überhaupt irgendein Wort benutzen zu müssen. Denn die Wörter, die Sprache, der Diskurs – sie eigentlich sind es, auf die er es abgesehen hat. Sie sind das «Handeln», dessen Gegenteil jene Erfahrung sein soll, jenes Erleiden; und die Philosophie, als diskursives Projekt, auch sie gilt ihm als Handlangerin des Handelns, das die Menschen vergessen mache, dass sie inmitten einer ebenso tödlichen wie langweiligen Leere existieren. Diese Leere, das «Unbekannte» und Heillose, will Bataille erfahren. Er will die Leere schreibend erfahren. Will er sie – erschreiben? Darüber versucht Sartre sich lustig zu machen. Dass ihm dies nicht leichtfällt, liegt daran, dass auch Bataille in den Wassern Hegels gebadet hat. Das Paradoxale seines Unterfangens ist ihm bewusst; schmerzlich, wie man sagen könnte und dabei nicht ignorieren sollte, dass Batailles Mutwille bereit ist, Schmerz auch komisch zu finden. (In – nietzscheanisches – Gelächter löst sich ihm die Grenze zwischen Sinn und Nicht-Sinn auf.) Das Wort «Schweigen», schreibt er, sei noch ein «Geräusch», eine Ausflucht. Den «souveränen Augenblick», den Moment der Überschreitung zwingt es nicht herbei. – Die Erkenntnis aber, die dies erkennt, ist sie nicht schon ein wenig weiter? – Gleichwohl, heisst es in der «Methode der Meditation», dürfe sich auch diese Erkenntnis nicht mit dem Augenblick der Erfahrung selber verwechseln. (Einem Augenblick übrigens, der von «relativer Banalität» sein könne«ein bisschen» Leidenschaft und Hingabe genüge.) – Andererseits, so ein Hinweis einen Absatz weiter unten, fügten sich die erlebten «souveränen» Augenblicke in die ganz gewöhnliche Ordnung der Dinge sofort wieder ein, wäre da nicht ein Denken, das die «Koinzidenz» von erlebtem Augenblick und Denkakt suchte . . . So fällt sich der Autor immer wieder selbst ins Wort. So geht es in den Textfragmenten des Buches hin und her; auf Bekenntnisse und Erinnerungen folgen Reflexionen und programmatische Welterklärungen, auf diese jene. Es geht auf und ab im Treibsand der Wörter, in den ein sich selbst dementierendes Schreiben geraten muss und dieses, ebenso stolz wie redlich, geraten will. Des Buches Prinzip lautet«durch ein Projekt den Bereich des Projekts verlassen». Die Methode, die es thematisiert und der es folgt, ist eine dramatisierende. Sie sucht die Nähe zu den Exerzitien der Heiligen, auch wenn sie sich (und dies nicht erst in den Erinnerungsspuren erotischer oder obszöner Erlebnisse) gegen die Askese richtet. Der – idiosynkratische und durchaus eitle – Gegenstand des Buches ist nach Auskunft seines Autors das «eingestandene Leiden» eines Entgifteten, eines vom Narkotikum des Projektemachens und von der Fron des Nützlichseins Befreiten. Des Buches ganzer Sinn sei es, die Kunst zu lehren, Angst in Freude, in Wonne («délice») zu verwandeln. Also ist das Buch doch, wie Sartre meint (und Bataille in den 1954 hinzugefügten Texten bestreitet), das Zeugnis eines neuen Mystikers? Nur dann, so liesse sich mit Blanchot antworten, wenn man sich die mystischen Ekstasen von allen religiösen Vorannahmen entblösst denkt. – Kann man das? Wenn man einen «ironischen Rausch» haben kannja. Von ihm ist an einer Stelle die Rede. Er wohl wäre die ekstatische Resultante aller widersprüchlichen Regungen und Strebungen – die «atheologische Summe» eines diesseitigen Exzesses, der nicht einmal jenseits des Buches stattfinden müsste.Georges Bataille, 1897-1962, gilt als einer der wichtigsten französischen Schriftsteller seines Jahrhunderts. Er verfasste ein in seiner Bandbreite einmaliges Werk, das Literatur, Philosophie, Soziologie, Ökonomie und Ethnologie umfasst und erst spät in seiner Bedeutung erkannt wurde. Er vermag auch heute noch immer zu provozieren. 2, 2014-09-19.
Die innere Erfahrung nebst Methode der Meditation und Postskriptum 1953 (Atheologische Summe I) von (1999)
ISBN: 3882212837 bzw. 9783882212839, in Deutsch, Seitz, gebundenes Buch, gebraucht.
1999 Hardcover 287 S. 22,6 x 14,2 x 2,9 cm Gebundene Ausgabe Zustand: gebraucht - sehr gut, Im Treibsand der Wörter .Georges Batailles «Innere Erfahrung» .Von Uwe Justus Wenzel .Für Sartre war er ein Fall und der Fall einigermassen klarGeorges Bataille gehört auf die Couch, dessen Anfang 1943 erschienenes Buch «L`Expérience Intérieure» in die Asservatenkammer der Kriminalgeschichte des verendenden Christentums, Abteilung «Wahndelikte». Sartres ausführliche Rezension, Ende desselben Jahres in drei Tranchen publiziert, ist boshaft geraten. Ein unergründliches Schicksal will es, dass die Wiederveröffentlichung ihrer deutschen Übersetzung mit der ersten deutschsprachigen Edition der «Inneren Erfahrung» zusammenfällt. Die Übertragung des Buches von Bataille hält sich an die erweiterte Neuausgabe von 1954 – hinzu kamen damals eine «Méthode de méditation» und ein Postscriptum –, sie zieht aber den Erstdruck zu Zwecken der «Textverbesserung» heran. Als Annex findet sich ein kurzer Essay aus der Feder Maurice Blanchots. Er umspielt die Motive Batailles, die ihrerseits bereits nicht ohne osmotische Beziehungen zu Blanchots Gedankenwelt entstanden sind . . . Was hatte Bataille verbrochen? Er hatte es gewagt, ins Heiligste des Existentialismus einzudringen und «den Menschen» zu ruinieren. Schon Sartre freilich hatte, angeregt durch Heidegger, nicht viel übriggelassen von der humanen SubstanzMenschen sind, was sie aus sich machen, nichts sonst; sie sind «Entwurf» – verdammt dazu, wie die in den Common-sense-Sprachschatz eingewanderte Wendung dekretiert, frei zu sein und von ihrer Freiheit Gebrauch zu machen. Das bestreitet auch Bataille – so – nicht. Was er aber bestreitet, ist, dass jegliches Bestreiten des Unbestreitbaren vergeblich sei, dass dem Aktivismus des Entwerfens (und Unterwerfens) gar nicht zu entkommen sei. «Innere Erfahrung» nennt er, was das Andere des Entwerfens, des «Projekts», wäre. Er nennt es aber, später, auch «souveränes Vorgehen» («opération souveraine»), «Extrem des Möglichen» und «Meditation». Und er bekundet seinen Überdruss, überhaupt irgendein Wort benutzen zu müssen. Denn die Wörter, die Sprache, der Diskurs – sie eigentlich sind es, auf die er es abgesehen hat. Sie sind das «Handeln», dessen Gegenteil jene Erfahrung sein soll, jenes Erleiden; und die Philosophie, als diskursives Projekt, auch sie gilt ihm als Handlangerin des Handelns, das die Menschen vergessen mache, dass sie inmitten einer ebenso tödlichen wie langweiligen Leere existieren. Diese Leere, das «Unbekannte» und Heillose, will Bataille erfahren. Er will die Leere schreibend erfahren. Will er sie – erschreiben? Darüber versucht Sartre sich lustig zu machen. Dass ihm dies nicht leichtfällt, liegt daran, dass auch Bataille in den Wassern Hegels gebadet hat. Das Paradoxale seines Unterfangens ist ihm bewusst; schmerzlich, wie man sagen könnte und dabei nicht ignorieren sollte, dass Batailles Mutwille bereit ist, Schmerz auch komisch zu finden. (In – nietzscheanisches – Gelächter löst sich ihm die Grenze zwischen Sinn und Nicht-Sinn auf.) Das Wort «Schweigen», schreibt er, sei noch ein «Geräusch», eine Ausflucht. Den «souveränen Augenblick», den Moment der Überschreitung zwingt es nicht herbei. – Die Erkenntnis aber, die dies erkennt, ist sie nicht schon ein wenig weiter? – Gleichwohl, heisst es in der «Methode der Meditation», dürfe sich auch diese Erkenntnis nicht mit dem Augenblick der Erfahrung selber verwechseln. (Einem Augenblick übrigens, der von «relativer Banalität» sein könne«ein bisschen» Leidenschaft und Hingabe genüge.) – Andererseits, so ein Hinweis einen Absatz weiter unten, fügten sich die erlebten «souveränen» Augenblicke in die ganz gewöhnliche Ordnung der Dinge sofort wieder ein, wäre da nicht ein Denken, das die «Koinzidenz» von erlebtem Augenblick und Denkakt suchte . . . So fällt sich der Autor immer wieder selbst ins Wort. So geht es in den Textfragmenten des Buches hin und her; auf Bekenntnisse und Erinnerungen folgen Reflexionen und programmatische Welterklärungen, auf diese jene. Es geht auf und ab im Treibsand der Wörter, in den ein sich selbst dementierendes Schreiben geraten muss und dieses, ebenso stolz wie redlich, geraten will. Des Buches Prinzip lautet«durch ein Projekt den Bereich des Projekts verlassen». Die Methode, die es thematisiert und der es folgt, ist eine dramatisierende. Sie sucht die Nähe zu den Exerzitien der Heiligen, auch wenn sie sich (und dies nicht erst in den Erinnerungsspuren erotischer oder obszöner Erlebnisse) gegen die Askese richtet. Der – idiosynkratische und durchaus eitle – Gegenstand des Buches ist nach Auskunft seines Autors das «eingestandene Leiden» eines Entgifteten, eines vom Narkotikum des Projektemachens und von der Fron des Nützlichseins Befreiten. Des Buches ganzer Sinn sei es, die Kunst zu lehren, Angst in Freude, in Wonne («délice») zu verwandeln. Also ist das Buch doch, wie Sartre meint (und Bataille in den 1954 hinzugefügten Texten bestreitet), das Zeugnis eines neuen Mystikers? Nur dann, so liesse sich mit Blanchot antworten, wenn man sich die mystischen Ekstasen von allen religiösen Vorannahmen entblösst denkt. – Kann man das? Wenn man einen «ironischen Rausch» haben kannja. Von ihm ist an einer Stelle die Rede. Er wohl wäre die ekstatische Resultante aller widersprüchlichen Regungen und Strebungen – die «atheologische Summe» eines diesseitigen Exzesses, der nicht einmal jenseits des Buches stattfinden müsste.Georges Bataille, 1897-1962, gilt als einer der wichtigsten französischen Schriftsteller seines Jahrhunderts. Er verfasste ein in seiner Bandbreite einmaliges Werk, das Literatur, Philosophie, Soziologie, Ökonomie und Ethnologie umfasst und erst spät in seiner Bedeutung erkannt wurde. Er vermag auch heute noch immer zu provozieren. Im Treibsand der Wörter .Georges Batailles «Innere Erfahrung» .Von Uwe Justus Wenzel .Für Sartre war er ein Fall und der Fall einigermassen klarGeorges Bataille gehört auf die Couch, dessen Anfang 1943 erschienenes Buch «L`Expérience Intérieure» in die Asservatenkammer der Kriminalgeschichte des verendenden Christentums, Abteilung «Wahndelikte». Sartres ausführliche Rezension, Ende desselben Jahres in drei Tranchen publiziert, ist boshaft geraten. Ein unergründliches Schicksal will es, dass die Wiederveröffentlichung ihrer deutschen Übersetzung mit der ersten deutschsprachigen Edition der «Inneren Erfahrung» zusammenfällt. Die Übertragung des Buches von Bataille hält sich an die erweiterte Neuausgabe von 1954 – hinzu kamen damals eine «Méthode de méditation» und ein Postscriptum –, sie zieht aber den Erstdruck zu Zwecken der «Textverbesserung» heran. Als Annex findet sich ein kurzer Essay aus der Feder Maurice Blanchots. Er umspielt die Motive Batailles, die ihrerseits bereits nicht ohne osmotische Beziehungen zu Blanchots Gedankenwelt entstanden sind . . . Was hatte Bataille verbrochen? Er hatte es gewagt, ins Heiligste des Existentialismus einzudringen und «den Menschen» zu ruinieren. Schon Sartre freilich hatte, angeregt durch Heidegger, nicht viel übriggelassen von der humanen SubstanzMenschen sind, was sie aus sich machen, nichts sonst; sie sind «Entwurf» – verdammt dazu, wie die in den Common-sense-Sprachschatz eingewanderte Wendung dekretiert, frei zu sein und von ihrer Freiheit Gebrauch zu machen. Das bestreitet auch Bataille – so – nicht. Was er aber bestreitet, ist, dass jegliches Bestreiten des Unbestreitbaren vergeblich sei, dass dem Aktivismus des Entwerfens (und Unterwerfens) gar nicht zu entkommen sei. «Innere Erfahrung» nennt er, was das Andere des Entwerfens, des «Projekts», wäre. Er nennt es aber, später, auch «souveränes Vorgehen» («opération souveraine»), «Extrem des Möglichen» und «Meditation». Und er bekundet seinen Überdruss, überhaupt irgendein Wort benutzen zu müssen. Denn die Wörter, die Sprache, der Diskurs – sie eigentlich sind es, auf die er es abgesehen hat. Sie sind das «Handeln», dessen Gegenteil jene Erfahrung sein soll, jenes Erleiden; und die Philosophie, als diskursives Projekt, auch sie gilt ihm als Handlangerin des Handelns, das die Menschen vergessen mache, dass sie inmitten einer ebenso tödlichen wie langweiligen Leere existieren. Diese Leere, das «Unbekannte» und Heillose, will Bataille erfahren. Er will die Leere schreibend erfahren. Will er sie – erschreiben? Darüber versucht Sartre sich lustig zu machen. Dass ihm dies nicht leichtfällt, liegt daran, dass auch Bataille in den Wassern Hegels gebadet hat. Das Paradoxale seines Unterfangens ist ihm bewusst; schmerzlich, wie man sagen könnte und dabei nicht ignorieren sollte, dass Batailles Mutwille bereit ist, Schmerz auch komisch zu finden. (In – nietzscheanisches – Gelächter löst sich ihm die Grenze zwischen Sinn und Nicht-Sinn auf.) Das Wort «Schweigen», schreibt er, sei noch ein «Geräusch», eine Ausflucht. Den «souveränen Augenblick», den Moment der Überschreitung zwingt es nicht herbei. – Die Erkenntnis aber, die dies erkennt, ist sie nicht schon ein wenig weiter? – Gleichwohl, heisst es in der «Methode der Meditation», dürfe sich auch diese Erkenntnis nicht mit dem Augenblick der Erfahrung selber verwechseln. (Einem Augenblick übrigens, der von «relativer Banalität» sein könne«ein bisschen» Leidenschaft und Hingabe genüge.) – Andererseits, so ein Hinweis einen Absatz weiter unten, fügten sich die erlebten «souveränen» Augenblicke in die ganz gewöhnliche Ordnung der Dinge sofort wieder ein, wäre da nicht ein Denken, das die «Koinzidenz» von erlebtem Augenblick und Denkakt suchte . . . So fällt sich der Autor immer wieder selbst ins Wort. So geht es in den Textfragmenten des Buches hin und her; auf Bekenntnisse und Erinnerungen folgen Reflexionen und programmatische Welterklärungen, auf diese jene. Es geht auf und ab im Treibsand der Wörter, in den ein sich selbst dementierendes Schreiben geraten muss und dieses, ebenso stolz wie redlich, geraten will. Des Buches Prinzip lautet«durch ein Projekt den Bereich des Projekts verlassen». Die Methode, die es thematisiert und der es folgt, ist eine dramatisierende. Sie sucht die Nähe zu den Exerzitien der Heiligen, auch wenn sie sich (und dies nicht erst in den Erinnerungsspuren erotischer oder obszöner Erlebnisse) gegen die Askese richtet. Der – idiosynkratische und durchaus eitle – Gegenstand des Buches ist nach Auskunft seines Autors das «eingestandene Leiden» eines Entgifteten, eines vom Narkotikum des Projektemachens und von der Fron des Nützlichseins Befreiten. Des Buches ganzer Sinn sei es, die Kunst zu lehren, Angst in Freude, in Wonne («délice») zu verwandeln. Also ist das Buch doch, wie Sartre meint (und Bataille in den 1954 hinzugefügten Texten bestreitet), das Zeugnis eines neuen Mystikers? Nur dann, so liesse sich mit Blanchot antworten, wenn man sich die mystischen Ekstasen von allen religiösen Vorannahmen entblösst denkt. – Kann man das? Wenn man einen «ironischen Rausch» haben kannja. Von ihm ist an einer Stelle die Rede. Er wohl wäre die ekstatische Resultante aller widersprüchlichen Regungen und Strebungen – die «atheologische Summe» eines diesseitigen Exzesses, der nicht einmal jenseits des Buches stattfinden müsste.Georges Bataille, 1897-1962, gilt als einer der wichtigsten französischen Schriftsteller seines Jahrhunderts. Er verfasste ein in seiner Bandbreite einmaliges Werk, das Literatur, Philosophie, Soziologie, Ökonomie und Ethnologie umfasst und erst spät in seiner Bedeutung erkannt wurde. Er vermag auch heute noch immer zu provozieren. 2, 2014-09-19.
Die innere Erfahrung nebst Methode der Meditation und Postskriptum 1953 (Atheologische Summe I) von (1999)
ISBN: 3882212837 bzw. 9783882212839, in Deutsch, Seitz, gebundenes Buch, gebraucht.
1999 Hardcover 287 S. 22,6 x 14,2 x 2,9 cm Gebundene Ausgabe Zustand: gebraucht - sehr gut, Im Treibsand der Wörter .Georges Batailles «Innere Erfahrung» .Von Uwe Justus Wenzel .Für Sartre war er ein Fall und der Fall einigermassen klarGeorges Bataille gehört auf die Couch, dessen Anfang 1943 erschienenes Buch «L`Expérience Intérieure» in die Asservatenkammer der Kriminalgeschichte des verendenden Christentums, Abteilung «Wahndelikte». Sartres ausführliche Rezension, Ende desselben Jahres in drei Tranchen publiziert, ist boshaft geraten. Ein unergründliches Schicksal will es, dass die Wiederveröffentlichung ihrer deutschen Übersetzung mit der ersten deutschsprachigen Edition der «Inneren Erfahrung» zusammenfällt. Die Übertragung des Buches von Bataille hält sich an die erweiterte Neuausgabe von 1954 – hinzu kamen damals eine «Méthode de méditation» und ein Postscriptum –, sie zieht aber den Erstdruck zu Zwecken der «Textverbesserung» heran. Als Annex findet sich ein kurzer Essay aus der Feder Maurice Blanchots. Er umspielt die Motive Batailles, die ihrerseits bereits nicht ohne osmotische Beziehungen zu Blanchots Gedankenwelt entstanden sind . . . Was hatte Bataille verbrochen? Er hatte es gewagt, ins Heiligste des Existentialismus einzudringen und «den Menschen» zu ruinieren. Schon Sartre freilich hatte, angeregt durch Heidegger, nicht viel übriggelassen von der humanen SubstanzMenschen sind, was sie aus sich machen, nichts sonst; sie sind «Entwurf» – verdammt dazu, wie die in den Common-sense-Sprachschatz eingewanderte Wendung dekretiert, frei zu sein und von ihrer Freiheit Gebrauch zu machen. Das bestreitet auch Bataille – so – nicht. Was er aber bestreitet, ist, dass jegliches Bestreiten des Unbestreitbaren vergeblich sei, dass dem Aktivismus des Entwerfens (und Unterwerfens) gar nicht zu entkommen sei. «Innere Erfahrung» nennt er, was das Andere des Entwerfens, des «Projekts», wäre. Er nennt es aber, später, auch «souveränes Vorgehen» («opération souveraine»), «Extrem des Möglichen» und «Meditation». Und er bekundet seinen Überdruss, überhaupt irgendein Wort benutzen zu müssen. Denn die Wörter, die Sprache, der Diskurs – sie eigentlich sind es, auf die er es abgesehen hat. Sie sind das «Handeln», dessen Gegenteil jene Erfahrung sein soll, jenes Erleiden; und die Philosophie, als diskursives Projekt, auch sie gilt ihm als Handlangerin des Handelns, das die Menschen vergessen mache, dass sie inmitten einer ebenso tödlichen wie langweiligen Leere existieren. Diese Leere, das «Unbekannte» und Heillose, will Bataille erfahren. Er will die Leere schreibend erfahren. Will er sie – erschreiben? Darüber versucht Sartre sich lustig zu machen. Dass ihm dies nicht leichtfällt, liegt daran, dass auch Bataille in den Wassern Hegels gebadet hat. Das Paradoxale seines Unterfangens ist ihm bewusst; schmerzlich, wie man sagen könnte und dabei nicht ignorieren sollte, dass Batailles Mutwille bereit ist, Schmerz auch komisch zu finden. (In – nietzscheanisches – Gelächter löst sich ihm die Grenze zwischen Sinn und Nicht-Sinn auf.) Das Wort «Schweigen», schreibt er, sei noch ein «Geräusch», eine Ausflucht. Den «souveränen Augenblick», den Moment der Überschreitung zwingt es nicht herbei. – Die Erkenntnis aber, die dies erkennt, ist sie nicht schon ein wenig weiter? – Gleichwohl, heisst es in der «Methode der Meditation», dürfe sich auch diese Erkenntnis nicht mit dem Augenblick der Erfahrung selber verwechseln. (Einem Augenblick übrigens, der von «relativer Banalität» sein könne«ein bisschen» Leidenschaft und Hingabe genüge.) – Andererseits, so ein Hinweis einen Absatz weiter unten, fügten sich die erlebten «souveränen» Augenblicke in die ganz gewöhnliche Ordnung der Dinge sofort wieder ein, wäre da nicht ein Denken, das die «Koinzidenz» von erlebtem Augenblick und Denkakt suchte . . . So fällt sich der Autor immer wieder selbst ins Wort. So geht es in den Textfragmenten des Buches hin und her; auf Bekenntnisse und Erinnerungen folgen Reflexionen und programmatische Welterklärungen, auf diese jene. Es geht auf und ab im Treibsand der Wörter, in den ein sich selbst dementierendes Schreiben geraten muss und dieses, ebenso stolz wie redlich, geraten will. Des Buches Prinzip lautet«durch ein Projekt den Bereich des Projekts verlassen». Die Methode, die es thematisiert und der es folgt, ist eine dramatisierende. Sie sucht die Nähe zu den Exerzitien der Heiligen, auch wenn sie sich (und dies nicht erst in den Erinnerungsspuren erotischer oder obszöner Erlebnisse) gegen die Askese richtet. Der – idiosynkratische und durchaus eitle – Gegenstand des Buches ist nach Auskunft seines Autors das «eingestandene Leiden» eines Entgifteten, eines vom Narkotikum des Projektemachens und von der Fron des Nützlichseins Befreiten. Des Buches ganzer Sinn sei es, die Kunst zu lehren, Angst in Freude, in Wonne («délice») zu verwandeln. Also ist das Buch doch, wie Sartre meint (und Bataille in den 1954 hinzugefügten Texten bestreitet), das Zeugnis eines neuen Mystikers? Nur dann, so liesse sich mit Blanchot antworten, wenn man sich die mystischen Ekstasen von allen religiösen Vorannahmen entblösst denkt. – Kann man das? Wenn man einen «ironischen Rausch» haben kannja. Von ihm ist an einer Stelle die Rede. Er wohl wäre die ekstatische Resultante aller widersprüchlichen Regungen und Strebungen – die «atheologische Summe» eines diesseitigen Exzesses, der nicht einmal jenseits des Buches stattfinden müsste.Georges Bataille, 1897-1962, gilt als einer der wichtigsten französischen Schriftsteller seines Jahrhunderts. Er verfasste ein in seiner Bandbreite einmaliges Werk, das Literatur, Philosophie, Soziologie, Ökonomie und Ethnologie umfasst und erst spät in seiner Bedeutung erkannt wurde. Er vermag auch heute noch immer zu provozieren. Im Treibsand der Wörter .Georges Batailles «Innere Erfahrung» .Von Uwe Justus Wenzel .Für Sartre war er ein Fall und der Fall einigermassen klarGeorges Bataille gehört auf die Couch, dessen Anfang 1943 erschienenes Buch «L`Expérience Intérieure» in die Asservatenkammer der Kriminalgeschichte des verendenden Christentums, Abteilung «Wahndelikte». Sartres ausführliche Rezension, Ende desselben Jahres in drei Tranchen publiziert, ist boshaft geraten. Ein unergründliches Schicksal will es, dass die Wiederveröffentlichung ihrer deutschen Übersetzung mit der ersten deutschsprachigen Edition der «Inneren Erfahrung» zusammenfällt. Die Übertragung des Buches von Bataille hält sich an die erweiterte Neuausgabe von 1954 – hinzu kamen damals eine «Méthode de méditation» und ein Postscriptum –, sie zieht aber den Erstdruck zu Zwecken der «Textverbesserung» heran. Als Annex findet sich ein kurzer Essay aus der Feder Maurice Blanchots. Er umspielt die Motive Batailles, die ihrerseits bereits nicht ohne osmotische Beziehungen zu Blanchots Gedankenwelt entstanden sind . . . Was hatte Bataille verbrochen? Er hatte es gewagt, ins Heiligste des Existentialismus einzudringen und «den Menschen» zu ruinieren. Schon Sartre freilich hatte, angeregt durch Heidegger, nicht viel übriggelassen von der humanen SubstanzMenschen sind, was sie aus sich machen, nichts sonst; sie sind «Entwurf» – verdammt dazu, wie die in den Common-sense-Sprachschatz eingewanderte Wendung dekretiert, frei zu sein und von ihrer Freiheit Gebrauch zu machen. Das bestreitet auch Bataille – so – nicht. Was er aber bestreitet, ist, dass jegliches Bestreiten des Unbestreitbaren vergeblich sei, dass dem Aktivismus des Entwerfens (und Unterwerfens) gar nicht zu entkommen sei. «Innere Erfahrung» nennt er, was das Andere des Entwerfens, des «Projekts», wäre. Er nennt es aber, später, auch «souveränes Vorgehen» («opération souveraine»), «Extrem des Möglichen» und «Meditation». Und er bekundet seinen Überdruss, überhaupt irgendein Wort benutzen zu müssen. Denn die Wörter, die Sprache, der Diskurs – sie eigentlich sind es, auf die er es abgesehen hat. Sie sind das «Handeln», dessen Gegenteil jene Erfahrung sein soll, jenes Erleiden; und die Philosophie, als diskursives Projekt, auch sie gilt ihm als Handlangerin des Handelns, das die Menschen vergessen mache, dass sie inmitten einer ebenso tödlichen wie langweiligen Leere existieren. Diese Leere, das «Unbekannte» und Heillose, will Bataille erfahren. Er will die Leere schreibend erfahren. Will er sie – erschreiben? Darüber versucht Sartre sich lustig zu machen. Dass ihm dies nicht leichtfällt, liegt daran, dass auch Bataille in den Wassern Hegels gebadet hat. Das Paradoxale seines Unterfangens ist ihm bewusst; schmerzlich, wie man sagen könnte und dabei nicht ignorieren sollte, dass Batailles Mutwille bereit ist, Schmerz auch komisch zu finden. (In – nietzscheanisches – Gelächter löst sich ihm die Grenze zwischen Sinn und Nicht-Sinn auf.) Das Wort «Schweigen», schreibt er, sei noch ein «Geräusch», eine Ausflucht. Den «souveränen Augenblick», den Moment der Überschreitung zwingt es nicht herbei. – Die Erkenntnis aber, die dies erkennt, ist sie nicht schon ein wenig weiter? – Gleichwohl, heisst es in der «Methode der Meditation», dürfe sich auch diese Erkenntnis nicht mit dem Augenblick der Erfahrung selber verwechseln. (Einem Augenblick übrigens, der von «relativer Banalität» sein könne«ein bisschen» Leidenschaft und Hingabe genüge.) – Andererseits, so ein Hinweis einen Absatz weiter unten, fügten sich die erlebten «souveränen» Augenblicke in die ganz gewöhnliche Ordnung der Dinge sofort wieder ein, wäre da nicht ein Denken, das die «Koinzidenz» von erlebtem Augenblick und Denkakt suchte . . . So fällt sich der Autor immer wieder selbst ins Wort. So geht es in den Textfragmenten des Buches hin und her; auf Bekenntnisse und Erinnerungen folgen Reflexionen und programmatische Welterklärungen, auf diese jene. Es geht auf und ab im Treibsand der Wörter, in den ein sich selbst dementierendes Schreiben geraten muss und dieses, ebenso stolz wie redlich, geraten will. Des Buches Prinzip lautet«durch ein Projekt den Bereich des Projekts verlassen». Die Methode, die es thematisiert und der es folgt, ist eine dramatisierende. Sie sucht die Nähe zu den Exerzitien der Heiligen, auch wenn sie sich (und dies nicht erst in den Erinnerungsspuren erotischer oder obszöner Erlebnisse) gegen die Askese richtet. Der – idiosynkratische und durchaus eitle – Gegenstand des Buches ist nach Auskunft seines Autors das «eingestandene Leiden» eines Entgifteten, eines vom Narkotikum des Projektemachens und von der Fron des Nützlichseins Befreiten. Des Buches ganzer Sinn sei es, die Kunst zu lehren, Angst in Freude, in Wonne («délice») zu verwandeln. Also ist das Buch doch, wie Sartre meint (und Bataille in den 1954 hinzugefügten Texten bestreitet), das Zeugnis eines neuen Mystikers? Nur dann, so liesse sich mit Blanchot antworten, wenn man sich die mystischen Ekstasen von allen religiösen Vorannahmen entblösst denkt. – Kann man das? Wenn man einen «ironischen Rausch» haben kannja. Von ihm ist an einer Stelle die Rede. Er wohl wäre die ekstatische Resultante aller widersprüchlichen Regungen und Strebungen – die «atheologische Summe» eines diesseitigen Exzesses, der nicht einmal jenseits des Buches stattfinden müsste.Georges Bataille, 1897-1962, gilt als einer der wichtigsten französischen Schriftsteller seines Jahrhunderts. Er verfasste ein in seiner Bandbreite einmaliges Werk, das Literatur, Philosophie, Soziologie, Ökonomie und Ethnologie umfasst und erst spät in seiner Bedeutung erkannt wurde. Er vermag auch heute noch immer zu provozieren. 2, 2014-09-19.
Die innere Erfahrung (Batterien) (2010)
ISBN: 9783957573544 bzw. 3957573548, in Deutsch, Matthes & Seitz Berlin.
Von Händler/Antiquariat, Buch-Lager Schnell Gut und Günstig, 10245 Berlin.
Auflage: 1 282 Seiten 22,0 x 14,4 x 2,6 cm, Gebundene Ausgabe In seinem wohl wichtigsten Buch, das hier in einer Neuauflage erscheint, versucht Georges Bataille - geschult an Kierkegaard, Nietzsche und Hegel, die christlichen Mystiker dabei immer im Sinn - das Unausdrückbare auszudrücken, bis an die Grenzen der Selbstentblößung zu gehen, um in das Innere des Selbst vorzudringen. In unendlich erhellenden Gedankenblitzen, fragmentarisch und jegliche Systematisierung verweigernd, versucht er eine tiefere Erkenntnis >erfahrbarer< zu machen, als jede Philosphie es könnte. Dieses unklassifizierbare Buch zwischen Bekenntnis und Reflexion, Poesie und Wissenschaft ist ein exzessives Abenteuer. »Ich verstehe unter innerer Erfahrung das, was man gewöhnlich mystische Erfahrung nennt : die Zustände der Ekstase, der Verzückung oder wenigstens einer meditativen Gemütsbewegung. Aber ich denke weniger an die glaubensmäßige Erfahrung, an die man sich bisher halten musste, als an eine entblößte Erfahrung, die selbst ihrer Herkunft nach von Bindungen an einen beliebigen Glauben frei ist.« LB Versand D: 2,00 EUR HC/Philosophie/20./21. Jahrhundert, Philosophie / 20. Jahrhundert
Die innere Erfahrung (2017)
ISBN: 9783957573544 bzw. 3957573548, in Deutsch, 282 Seiten, Matthes & Seitz Verlag, neu.
Von Händler/Antiquariat, Buchhandlung - Bides GbR, [4124740].
Neuware - In seinem wohl wichtigsten Buch, das hier in einer Neuauflage erscheint, versucht Georges Bataille - geschult an Kierkegaard, Nietzsche und Hegel, die christlichen Mystiker dabei immer im Sinn - das Unausdrückbare auszudrücken, bis an die Grenzen der Selbstentblößung zu gehen, um in das Innere des Selbst vorzudringen. In unendlich erhellenden Gedankenblitzen, fragmentarisch und jegliche Systematisierung verweigernd, versucht er eine tiefere Erkenntnis 'erfahrbarer' zu machen, als jede Philosphie es könnte. Dieses unklassifizierbare Buch zwischen Bekenntnis und Reflexion, Poesie und Wissenschaft ist ein exzessives Abenteuer. 'Ich verstehe unter innerer Erfahrung das, was man gewöhnlich mystische Erfahrung nennt : die Zustände der Ekstase, der Verzückung oder wenigstens einer meditativen Gemütsbewegung. Aber ich denke weniger an die glaubensmäßige Erfahrung, an die man sich bisher halten musste, als an eine entblößte Erfahrung, die selbst ihrer Herkunft nach von Bindungen an einen beliebigen Glauben frei ist.', 10.04.2017, Buch, Neuware, 221x141x30 mm, 505g, 282, Banküberweisung, PayPal, Offene Rechnung (Vorkasse vorbehalten).
Die innere Erfahrung (2017)
ISBN: 9783957573544 bzw. 3957573548, vermutlich in Deutsch, 282 Seiten, Matthes & Seitz Berlin, gebundenes Buch, neu, Erstausgabe.
Buch, Hardcover, 1. Auflage, In seinem wohl wichtigsten Buch, das hier in einer Neuauflage erscheint, versucht Georges Bataille – geschult an Kierkegaard, Nietzsche und Hegel, die christlichen Mystiker dabei immer im Sinn – das Unausdrückbare auszudrücken, bis an die Grenzen der Selbstentblößung zu gehen, um in das Innere des Selbst vorzudringen. In unendlich erhellenden Gedankenblitzen, fragmentarisch und jegliche Systematisierung verweigernd, versucht er eine tiefere Erkenntnis ›erfahrbarer‹ zu machen, als jede Philosphie es könnte. Dieses unklassifizierbare Buch zwischen Bekenntnis und Reflexion, Poesie und Wissenschaft ist ein exzessives Abenteuer. »Ich verstehe unter innerer Erfahrung das, was man gewöhnlich mystische Erfahrung nennt : die Zustände der Ekstase, der Verzückung oder wenigstens einer meditativen Gemütsbewegung. Aber ich denke weniger an die glaubensmäßige Erfahrung, an die man sich bisher halten musste, als an eine entblößte Erfahrung, die selbst ihrer Herkunft nach von Bindungen an einen beliebigen Glauben frei ist.«.
Die innere Erfahrung (2017)
ISBN: 9783957573544 bzw. 3957573548, vermutlich in Deutsch, Matthes & Seitz Verlag Apr 2017, gebundenes Buch, neu.
Neuware - In seinem wohl wichtigsten Buch, das hier in einer Neuauflage erscheint, versucht Georges Bataille - geschult an Kierkegaard, Nietzsche und Hegel, die christlichen Mystiker dabei immer im Sinn - das Unausdrückbare auszudrücken, bis an die Grenzen der Selbstentblößung zu gehen, um in das Innere des Selbst vorzudringen. In unendlich erhellenden Gedankenblitzen, fragmentarisch und jegliche Systematisierung verweigernd, versucht er eine tiefere Erkenntnis 'erfahrbarer' zu machen, als jede Philosphie es könnte. Dieses unklassifizierbare Buch zwischen Bekenntnis und Reflexion, Poesie und Wissenschaft ist ein exzessives Abenteuer. 'Ich verstehe unter innerer Erfahrung das, was man gewöhnlich mystische Erfahrung nennt : die Zustände der Ekstase, der Verzückung oder wenigstens einer meditativen Gemütsbewegung. Aber ich denke weniger an die glaubensmäßige Erfahrung, an die man sich bisher halten musste, als an eine entblößte Erfahrung, die selbst ihrer Herkunft nach von Bindungen an einen beliebigen Glauben frei ist.' 282 pp. Deutsch, Books.