Ameisen und Sterne Märchen und andere wahre Geschichten, Kleine Alkyon Reihe, Band 13
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Török, Imre Stirn, Rudolf (Hsg)

Ameisen und Sterne Märchen und andere wahre Geschichten, Kleine Alkyon Reihe, Band 13

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ISBN: 9783926541499 bzw. 3926541490, Band: 13, in Deutsch, Alkyon Verlag, Weissach i. T., 1. Aufl. 1995, gebraucht.

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Zustand: unbelesenes, neuwertiges Exemplar, zum Verschenken geeignet. So eine Jugend (aus: Ameisen und Sterne) Gefräßig und gräßlich. Pfui, wie widerlich. Manche verschleimt. Baaah, richtig ekelhaft. Und dann die Haare, lang zottlig, auch am ganzen Körper behaart. Oder radikal kahl und nackt, glitschig nackt. Wohin ich schaue, schlanke Leiber, die sich winden und wenden, zappeln und zucken, sabbern und schmatzen. Mitten im zarten Grün kriechen, keuchen und fleuchen sie umher, bäumen sich auf, voll Gier und Gelüste, gefräßig und gräßlich. Schmarotzer, die sich faul in der Sonne aalen und zerstören, zerstören, das Zarte zerstören. Eine Plage, dieses Pack. Darum fliege ich geschwind und leicht von dannen, weg, bloß weg aus diesem Garten voller Raupen. Sinnierte ein wunderschöner Schmetterling und hob ab, ab in die Lüfte. Die Frau des Märchensammlers (aus: Ameisen und Sterne) Er sucht nach dem passenden Wort. Seine Frau überlegt mit. Ihre nachdenklichen Augen. Mild, voll Licht. Etwas von der Glut über braungelbem Staub. In dem unter Rebstöcken dunkle Trauben ausgebreitet sind. Und langsam zu dörrsüßen Rosinen reifen. Scheiden. Spricht sie leise. Überlegt weiter. Auch bei Goethe käme das Wort häufig vor. Meint sie sinnierend. Scheiden. Lacht ihren Mann an. Er, Volkskundler, Märchensammler, nickt mit dem Kopf. Auch sein Gesicht voll heitrer Züge. Beginnt, halb singend, zu zitieren. Wer das Scheiden wohl erfunden? Sei verflucht. So, so ähnlich beginne ein türkisches Volkslied. Junge Frauen aus Kappadokien haben es gesungen. Wenn ihre Männer nach Istanbul gehen mußten. Weil es nur dort Geld zu verdienen gab. Nicht in den Dörfern Anatoliens. In den dreißiger Jahren. Trennung. Es gäbe noch das Wort, den Ausdruck Trennung. Biete ich an. Sie nickt bedächtig. Um ihre Mundwinkel huscht Heiterkeit. Wie leichter Wind in kleinblättrigen Sträuchern. Legt eine Hand auf die Schultern ihres Mannes. Dieses entwaffnende, wohlwollende Lächeln. Sie wolle jetzt die Türkologin Irene Melikoff, die an einem anderen Tisch sitzt, aus der Halle hinausbegleiten, verabschieden. Diesen Satz muß mir ihr Mann ins Deutsche übersetzen. Ganz leicht nur zittert ihre schmale Hand, während sie sich erhebt, abstützt. Lederne, braunfleckige Haut. Sie küßt ihren Mann. Zärtlich. Auf beide Wangen. Dann, als sie schon steht, beugt sie sich noch einmal hinunter. Vorsichtig. Küßt ihn auf den Kopf. Küßt die Kopfhaut mit spärlichgewordenem Haarwuchs. Er umfaßt ihre Hand, mit der sie sich auf der Tischplatte aufstützt. Hält sie. Fest. Umklammert sie. Das wird doch jetzt nur eine Trennung von wenigen Minuten. Entschlüpft es mir scherzhaft. Sie strahlt mich mit ihrem milden Augenlicht an. Die Runzeln in der dünnen, pergamentartigen Haut ihres Gesichts sind wie verschwunden, als sie spricht. Sechzig und zwei Jahre. Hayrünnisa sucht nach weiteren Worten. Wir sind seit zweiundsechszig Jahren miteinander verheiratet, ergänzt der türkische Volkskundler Pertev Boratav seine Frau. Sie schreitet, langsamen Schrittes, durch den Saal. Während der Märchensammler mir weiter von der Türkei erzählt. Danach von ihrem 35jährigen Exil in Paris. Von einem Besuch der Olympiade in der Reichshauptstadt Berlin. Während an einem anderen Tisch ein Vater seinen schwarzhaarigen Säugling, der kaum einen Monat alt sein dürfte, in die Arme des Filmemachers und Schriftstellers Vedat Türkali drückt. Stolz Blitzlichtaufnahmen von seinem Sprößling zusammen mit dem berühmten Mann aus der Türkei macht. Während im Saal einige hundert Türken vertonten Versen Nazim Hikmets lauschen. Während vor der Bühne, die mit dem Porträt Sabahattin Alis rundum plakatiert ist, kleine Kinder Fangen spielen. Tippeln. Jauchzen. Soeben noch hielten auf der Bühne zwölf türkische Autoren und Gelehrte Reden über den Schriftsteller Sabahattin Ali. Der auf der Flucht ermordet wurde. Auf der Flucht aus der Türkei. Wegen kritischer Anmerkungen, Betrachtungen. Über das Leben. Anatolischer Bauern und Arbeiter. Damals, zu jener Zeit, als es dem Märchensammler gelungen war, ins Pariser Exil zu fliehen. Zusammen mit seiner Frau Hayrünnisa. Jetzt schreitet sie gerade, langsamen Schrittes, durch den Saal. Während hinten bei der Essensausgabe Kebab angeboten wird. Während draußen der Putz bröckelt. Von der alten Halle am Ufer des Neckar. Während zwei Gestalten im Schatten der verwitterten Mauern laufen. Die eine schlurfenden Ganges. In den festgeschnürten Stiefeln. Du, ich geh da jetzt rein und sorge für Rabatz. Garnix wirst du tun. Die sollen ihren Knoblauch nur anbeten. Wir gehn schön brav zurück in die Kneipe und stärken uns weiter. Morgen, Freundchen. Morgen schnappen wir uns irgendso'n Kanaken. Wenn er allein ist. Dem zeigen wir dann, was deutsche Kultur ist. Sie schreitet gerade, langsam, durch den Saal. Die Frau des Märchensammlers. broschiert / Sondereinband, wie neu, 132g.
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Ameisen und Sterne Märchen und andere wahre Geschichten, Kleine Alkyon Reihe, Band 13 (1995)

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Ameisen und Sterne : Märchen und andere wahre Geschichten. Kleine Alkyon-Reihe (1995)

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133 Seiten , 21 cm - Buch ist in gutem Zustand ! - ISBN 3926541490 ***Sofortversand - Rechnung mit ausgewiesener Mwst. liegt bei!*** Sprache: Deutsch Gewicht in Gramm: 154.
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Ameisen und Sterne, Märchen und andere wahre Geschichten (1995)

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Binding:Sondereinband,Label:Alkyon,Publisher:Alkyon,medium:Broschiert,publicationDate:1995-01-01,ISBN:3926541490.
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