Die Mutter und ihr erstes Kind. [Hardcover] Johanna Dr.
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3872490605 - Die Mutter und ihr erstes Kind. von Johanna Dr. Haarer | | Zustand gut

Die Mutter und ihr erstes Kind. von Johanna Dr. Haarer | | Zustand gut (2020)

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3872490605 - Dr. Johanna Haarer: Die Mutter und ihr erstes Kind
Dr. Johanna Haarer

Die Mutter und ihr erstes Kind (1983)

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Die erste in „einer lediglich oberflächlich von NS-Gedankengut bereinigten“ . Nachkriegsausgabe wurde in dem heute frugal wirkenden Laetare-Verlagskatalog wie folgt angekündigt: „Wie wir uns Frauen in ernsten Lebensfragen nicht allein lassen dürfen, so auch nicht in den praktischen Nöten und Schwierigkeiten, die heute durch Not und Unerfahrenheit vielen jungen Müttern schwer zu schaffen macht. Dieser Gedanke veranlaßte uns zum Druck dieses Buches, hinter dem, das sei noch, um manche Frage zu beantworten, hinzugefügt, ein Mensch steht, der unsagbar viel gelitten hat“ Die ersten Neuausgaben argumentieren überwiegend „mit tradierten und veralteten Bildern und Einstellungen…, die (ob der Autorin bewusst oder nicht) dazu dienen (teils veraltete) Theorien… ideologisch zu rechtfertigen… Höchste Priorität mütterlicher Pflichterfüllung besitzt folglich die Gesunderhaltung des (idealiter) bereits gesunden Säuglings und seiner Ernährung – ein ‚Muster‘, das auch Haarers Ratgeber inhaltlich bestimmt: das Fehlen bzw. Vorhandensein von Mutterliebe wird über Pflichterfüllung definiert und bei Fehlen mit Schuldhaftigkeit etikettiert. Dabei stützt sie ihre Argumentation meist auf Theorien…, die Vorstellungen von und Eigenschaften einer ‚guten‘ Mutter vermitteln und die alle ein Ziel verfolgen: Einhaltung der Haarer‘schen Pflegeregeln, um eine gesunde Entwicklung des Säuglings zu gewährleisten und so schließlich eine ‚gute‘ Mutter zu sein“ (Schmid 2011, S. 97 ff.). Letztlich ist nach Antje Schmelcher die „Haltung gegenüber dem Kind… dieselbe geblieben“ (zit. n. Preßler 2016, S. 65). Nach wie vor benötigt der Säugling aufgrund seines Unvermögens, Gefühlsregungen anzunehmen wie auch zu spenden, keine physische wie psychische Nähe. Darum soll zu seinem Schutz, die ganze Familie sich „von vornherein daran gewöhnen, sich nicht ohne Anlaß (also ohne rein pflegerischen Bedarf; M. B.] mit dem Kind abzugeben“ (Haarer 1949, S. 153). Unter dem Kapitel „Die Erziehung des Kindes“ finden sich vertraute Ratschläge aus „Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind“. Keine Nachgiebigkeit, wenn sich der Eigenwille des kleinen Kindes (Neugeborenen) äußert. Dieser soll dem Willen anderer (hier der Mutter) untergeordnet werden. Wenn beim schreienden Säugling der Schnuller versagt, „dann liebe Mutter werde hart!“ (Haarer 1951, S. 143; Hervorh. M. B.). Falls das widerstrebende Kind sich weiterhin ungezogen verhält, wird es gewissermaßen „‚kaltgestellt‘, in einen Raum verbracht, wo es allein sein kann und so lange nicht beachtet wird, bis es sein Verhalten verändert. Man glaubt nicht, wie früh und wie rasch ein Kind solches Vorgehen begreift“ (Haarer 1949, S. 259). Über Haarers starre Erziehungsratschläge schreibt Michaela Schmid treffend: „Auf mündiges, dialogfähiges und demokratisches Verhalten, wie es v.A. die junge Demokratie der BRD nötig gehabt hätte, bereitet solch eine Erziehung jedenfalls nicht vor. Vielmehr wurden klassisch bürgerliche Erziehungsvorstellungen wie Disziplin, bedingungsloser Gehorsam, Ordnung, Regelmäßigkeit, Unterordnung udgl. auch nach Kriegsende – nach der Bereinigung von NS-Ausschmückungen – kritiklos weitertradiert und bereits dem Neugeborenen(!) bedingungslos und lieblos abverlangt“ Erziehung für den Führer Um eine Generation aus Mitläufern und Soldaten heranzuziehen, forderte das NS-Regime von Müttern, die Bedürfnisse ihrer Kleinkinder gezielt zu ignorieren. Die Folgen dieser Erziehung wirken bis heute nach, sagen Bindungsforscher. Anne Kratzer Mutter und Kind Sie wolle ihre Kinder ja lieben – doch irgendwie schaffe sie es einfach nicht. Renate Flens kommt mit einer Depression in die Praxis der Psychotherapeutin Katharina Weiß. Die Expertin vermutet schon bald, dass hinter den Problemen ihrer Patientin im Grunde die Frustration steckt, Menschen nicht nah an sich heranlassen zu können. Nach einer ausgiebigen Spurensuche in Flens' Vergangenheit glauben die beiden Frauen schließlich, eine Schuldige dafür gefunden zu haben: die Ärztin Johanna Haarer, die zur Zeit des Nationalsozialismus in Ratgebern erklärte, wie man Kinder für den Führer erzieht. Dabei ist Renate Flens, die in Wirklichkeit anders heißt, gerade einmal in den 60ern – also erst nach dem Krieg geboren worden. Doch Haarers Bücher waren Bestseller. Auch im Deutschland der Nachkriegszeit fanden sich noch in fast jedem Haushalt Exemplare ihrer Werke. Von der Therapeutin darauf angesprochen, erinnerte sich auch Flens daran, ein Buch von Haarer im Regal ihrer Eltern gesehen zu haben. Und ein besonders perfider Aspekt von Haarers Erziehungsphilosophie könnte sogar von Generation zu Generation weitergegeben worden sein: Um sie zu guten Soldaten und Mitläufern zu machen, forderte das NS-Regime Mütter dazu auf, die Bedürfnisse ihrer Babys gezielt zu ignorieren. Sie sollten emotions- und bindungsarm werden. Wenn eine ganze Generation systematisch dazu erzogen worden ist, keine Bindungen zu anderen aufzubauen, wie kann sie es dann ihren Kindern oder Enkelkindern beibringen? 1934 veröffentlichte die Ärztin Johanna Haarer ihren Ratgeber »Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind«. Das Buch verkaufte sich 1,2 Millionen Mal und wurde zur NS-Zeit eine Grundlage für die Erziehung in Kindergärten und Heimen sowie für die »Reichsmütterschulungen«. In ihrem Werk empfiehlt Haarer Müttern, ihre Kinder möglichst bindungsarm aufwachsen zu lassen. Weine das Kind, solle man es schreien lassen. Übermäßige Zärtlichkeiten seien in jedem Fall zu vermeiden. Wissenschaftler fürchten, dass dies bei betroffenen Kindern zu einer Bindungsstörung geführt hat, die diese seitdem von Generation zu Generation weitergeben. Randomisiert-kontrollierte Studien, die den Einfluss von Haarers Erziehungsphilosophie untersuchen, gibt es jedoch nicht. »Unter Analytikern und Bindungsforschern ist das schon lange ein Thema – in der Öffentlichkeit wird es ignoriert«, sagt Klaus Grossmann, der zuletzt an der Universität Regensburg forschte und bereits in den 1970er Jahren Studien zu Mutter-Kind-Bindungen durchführte. Dabei konnte er im Labor immer wieder Szenen wie diese beobachten: Ein Baby weinte. Die Mutter ging auf das Kleine zu, doch kurz bevor sie bei ihm war, stoppte sie. Obwohl nur wenige Meter weiter ihr Kind schrie, machte sie keine Anstalten, es hochzuheben oder zu trösten. »Wenn wir die Mütter fragten, warum sie das taten, sagten sie: Sie dürften das Kind ja nicht verwöhnen.« Sätze wie dieser und Sprichwörter wie »Ein Indianer kennt keinen Schmerz« sind bis heute verbreitet. Selbst der Bestseller »Jedes Kind kann schlafen lernen« von Annette Kast-Zahn und Hartmut Morgenroth deutet in eine ähnliche Richtung. Das Buch rät, Kinder mit Ein- oder Durchschlafproblemen allein in ein Zimmer zu legen und in immer länger werdenden Abständen zwar nach ihnen zu sehen und mit ihnen zu sprechen, sie aber nicht hochzuheben – selbst wenn sie weinen. »Am besten ist das Kind in einem eigenen Zimmer untergebracht, in dem es dann alleine bleibt«, schrieb auch Johanna Haarer in ihrem 1934 veröffentlichten Ratgeber »Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind«. Beginnt das Kind zu schreien oder zu weinen, solle man es ignorieren: »Fange nur ja nicht an, das Kind aus dem Bett herauszunehmen, es zu tragen, zu wiegen, zu fahren oder auf dem Schoß zu halten, es gar zu stillen. Das Kind begreift unglaublich rasch, dass es nur zu schreien braucht, um eine mitleidige Seele herbeizurufen und Gegenstand solcher Fürsorge zu werden. Nach kurzer Zeit fordert es diese Beschäftigung mit ihm als ein Recht, gibt keine Ruhe mehr, bis es wieder getragen, gewiegt oder gefahren wird – und der kleine, aber unerbittliche Haustyrann ist fertig!« Das Baby als ein Quälgeist, dessen Wille es zu brechen gilt – so sah Johanna Haarer Kinder. Die Folgen dieser Sichtweise könnten auch heute noch spürbar sein. Ob es um die geringe Geburtenrate geht, die vielen Menschen, die geschieden sind oder allein leben, die starke Verbreitung von Burnout, Depressionen oder psychischen Erkrankungen im Allgemeinen – manche Forscher, Ärzte und Psychologen spekulieren darüber, dass eine ganze Reihe von Phänomenen mit der antrainierten Bindungs- und Gefühlslosigkeit in Verbindung stehen könnte. Nüchtern betrachtet sind die Gründe für diese gesellschaftlichen Umstände allerdings sicher vielfältig. Nachverfolgen lässt sich der Einfluss Haarers höchstens am klinischen Einzelfall, wie bei der Patientin von Katharina Weiß. »Meistens stehen in solchen Therapien ganz andere Themen im Vordergrund. Aber nach einiger Zeit hört man dann Hinweise auf Haarer: Ekel vor dem eigenen Körper, strenge Essensregeln oder Beziehungsunfähigkeit«, sagt die Psychoanalytikerin. Auch der Psychiater und Psychotherapeut Hartmut Radebold erzählt von einem Patienten, der mit schweren Beziehungs- und Identitätsschwierigkeiten zu ihm kam. Eines Tages fand dieser ein dickes Buch daheim, in dem seine Mutter unzählige Informationen über sein erstes Lebensjahr notiert hatte: Gewicht, Größe oder die Häufigkeit des Stuhlgangs – aber kein einziges Wort über Gefühle. »Das Kind wird gefüttert, gebadet und trockengelegt, im Übrigen aber vollkommen in Ruhe gelassen«, riet damals Johanna Haarer. Sie schilderte detailreich körperliche Aspekte, ignorierte aber alles Psychische – und warnte geradezu vor »äffischer« Zuneigung: »Die Überschüttung des Kindes mit Zärtlichkeiten, etwa gar von Dritten, kann verderblich sein und muss auf die Dauer verweichlichen. Eine gewisse Sparsamkeit in diesen Dingen ist der deutschen Mutter und dem deutschen Kinde sicherlich angemessen.« Gleich nach der Geburt sei es empfehlenswert, das Kind für 24 Stunden zu isolieren; statt in einer »läppisch-verballhornten Kindersprache« solle die Mutter ausschließlich in »vernünftigem Deutsch« mit ihm sprechen, und wenn es schreie, solle man es schreien lassen. Das kräftige die Lungen und härte ab. Körperkontakt vermeiden! Haarers Ratschläge hatten einen modernen und wissenschaftlichen Anstrich, aber sie waren – was größtenteils schon damals bekannt war – falsch und darüber hinaus sogar schädlich. Kinder brauchen Körperkontakt, doch Haarer empfahl, diesen sogar beim Tragen möglichst gering zu halten. Sie riet zu einer unnatürlichen Haltung, die auf Bildern illustriert ist: Die Mütter halten ihre Kinder so, dass sie sie möglichst wenig berühren, und sie sehen sie an, blicken ihnen jedoch nicht in die Augen. »Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind« aus Haarer, J.: Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind. J.F. Lehmanns Verlag, München 1939 (Ausschnitt) Erziehungsratgeber | Das Buch »Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind« von Johanna Haarer war auch nach dem Krieg noch populär. Solche Erfahrungen können traumatisieren. Zwischen 2009 und 2013 untersuchten die Psychologin Ilka Quindeau und ihre Kollegen von der Frankfurt University of Applied Sciences im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung die Generation der Kriegskinder. Eigentlich sollte sich ihre Studie um die Spätfolgen von Bombenangriffen und Flucht drehen. Doch nach den ersten Interviews mussten die Forscherinnen ihr Studiendesign abändern: In den Gesprächen kamen derart häufig Erfahrungen in der Familie zur Sprache, dass sie sich dazu entschieden, ein zusätzliches, mehrstündiges Interview zu diesem Thema anzuschließen. Am Ende halten die Wissenschaftlerinnen fest: »Diese Leute zeigten ein Muster auffällig starker Loyalität mit den Eltern. Dass in den Schilderungen überhaupt keine Konflikte angesprochen wurden, ist Zeichen einer Beziehungsstörung.« Zudem weist Quindeau darauf hin, dass nirgendwo sonst in Europa ein so ausführlicher Kriegskinderdiskurs stattfinde wie in Deutschland – obwohl es auch in anderen Ländern Zerstörung und Bombenangriffe gegeben habe. Die österreichisch-britische Psychoanalytikerin Anna Freud hatte 1949 entdeckt, dass Kinder, die eine gute Bindung zu ihren Eltern aufwiesen, den Krieg weniger schlimm empfanden als jene, die keine gute Bindung hatten. Nähme man diese Erkenntnisse zusammen, stecke hinter den Gesprächen der Kriegskinder über Bombenangriffe und Vertreibung eigentlich eher Trauer über die Familienerfahrungen, glaubt Quindeau. Nur seien diese Erfahrungen so verletzend, dass sie unaussprechlich geworden sind. Unfähig zu fühlen Diese Interpretation ist allerdings schwierig zu belegen. Randomisiert-kontrollierte Studien, die den Einfluss von Haarers Erziehungsratschlägen experimentell untersuchen, sind aus ethischen Gründen nicht durchführbar. Doch auch Forschungsarbeiten, die sich nicht expliziert mit der Erziehung im Dritten Reich befassen, lieferten wertvolle Hinweise, meint Grossmann. »Alle Daten, die wir haben, deuten auf Folgendes hin: Wenn man einem Kind in den ersten ein oder zwei Lebensjahren eine feinfühlige Ansprache vorenthalten würde – so wie Johanna Haarer es propagiert hat –, bekäme man die eingeschränkten, emotions- und reflexionsunfähigen Kinder, die wir aus der Forschung kennen.« Der Bindungsforscher weist unter anderem auf eine Langzeitstudie hin, die ein Team um die Psychiaterin Mary Margaret Gleason von der Tulane University in New Orleans, Louisiana, 2014 in der Fachzeitschrift »Pediatrics« veröffentlichte. Gleason und ihre Kollegen hatten 136 rumänische Waisenkinder im Alter von einem halben Jahr bis zu vier Jahren in zwei Gruppen aufgeteilt: Die Hälfte von ihnen blieb im Heim, die anderen wurden hingegen in Pflegefamilien gegeben. Als Kontrollgruppe fungierten Kinder aus der Region, die bei ihren leiblichen Eltern aufwuchsen. Dabei stießen sie unter anderem sowohl bei den Heim- als auch bei den Pflegekindern auf Probleme im Hinblick auf Sprache und Bindungsverhalten. Kam zum Beispiel während eines Experiments mit 89 der Probanden ein Fremder zur Tür herein und bat die Jungen und Mädchen anlasslos mitzukommen, folgten ihm von den Kindern aus der Kontrollgruppe 3,5 Prozent, bei den Kindern aus Pflegefamilien waren es 24,1 Prozent und bei den Heimkindern sogar 44,9 Prozent. Wenn eine ganze Generation dazu erzogen worden ist, keine Bindungen aufzubauen, wie kann sie es dann ihren Kindern beibringen? »Solche Kinder, die verführbar sind, nicht denken und nicht fühlen, sind praktisch für eine Kriegernation«, sagt Karl-Heinz Brisch, Psychiater und Psychotherapeut am Dr. von Haunerschen Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München. Auch im antiken Sparta seien die Kinder mit diesem Ziel erzogen worden. »Das Wesentliche bei Johanna Haarer ist, dass man dem Kind keine Zuwendung gibt, wenn dieses danach ruft. Doch jede Verweigerung bedeutet eine Zurückweisung«, erklärt Grossmann. Einem Neugeborenen blieben als Kommunikationsmöglichkeit nur Mimik und Gestik. Folge darauf keine Reaktion, lerne es, dass seine Äußerungen nichts wert seien. Zudem erlebten Kleinkinder Todesangst, wenn sie Hunger oder Einsamkeit verspürten und dann nicht von ihrer Bezugsperson beruhigt werden. Im schlimmsten Fall könnten solche Erfahrungen dann zu einem Bindungstrauma führen, das es den Betroffenen auch im weiteren Leben schwer macht, Beziehungen zu anderen Menschen zu knüpfen. Erziehungstipps von der Lungenfachärztin Haarer, die als Lungenfachärztin weder eine pädagogische noch eine pädiatrische Ausbildung hatte, wurde von den Nationalsozialisten gezielt gefördert. Die Ratschläge aus ihrem Werk »Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind« wurden in den so genannten Reichsmütterschulungen gelehrt. Die Kurse sollten allen deutschen Frauen einheitliche Regeln zur Säuglingspflege vermitteln. Allein bis April 1943 nahmen mindestens drei Millionen Frauen an ihnen teil. Darüber hinaus war der Ratgeber die Grundlage für die Erziehung in Kindergärten und Heimen. Schon bevor sie ihre »Erziehungsbibel« veröffentlichte, schrieb Johanna Haarer in Zeitungen über Säuglingspflege. Später erschienen weitere Bücher von ihr, unter anderem »Mutter, erzähl von Adolf Hitler«, eine Art Märchen, das kindgerecht Antisemitismus und Antikommunismus propagierte, sowie »Unsere kleinen Kinder«, ein weiterer Erziehungsratgeber. Nach der NS-Zeit wurde die Münchnerin anderthalb Jahre lang interniert. Begeisterte Nationalsozialistin blieb sie den Aussagen zweier ihrer Töchter zufolge bis zu ihrem Tod 1988. Und nicht nur ihre persönliche Einstellung überdauerte das Dritte Reich – auch ihr Hauptwerk »Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind« blieb noch lange verbreitet. Bis Kriegsende erreichte es, durch NS-Propaganda beworben, eine Auflage von 690 000 Stück. Aber auch nach dem Krieg wurde es – vom gröbsten Nazijargon bereinigt – bis 1987 noch einmal von fast genauso vielen Deutschen gekauft: am Ende insgesamt 1,2 Millionen Mal. Mutter, Vater, Kind AKG Images / Voller Ernst (Ausschnitt) Bloß nicht verhätscheln! | In den 1940er Jahren warnte man Mütter davor, ihre Kinder allzu sehr mit Zärtlichkeiten zu überschütten. Diese Zahlen zeigen, wie viel Anklang Haarers Weltanschauung auch in der Nachkriegszeit noch fand. Doch warum setzten Mütter ein solch kontraintuitives Vorgehen überhaupt um? »Das kam nicht bei allen gut an«, so Hartmut Radebold. Der Psychiater, Psychoanalytiker und Buchautor hat sich in seinen Forschungen intensiv mit der Generation der Kriegskinder auseinandergesetzt. Er geht davon aus, dass Haarers Erziehungsratgeber vor allem auf zwei Gruppen einen Einfluss hatte: auf Eltern, die sich besonders stark mit dem NS-Regime identifizierten, sowie auf junge Frauen, die – oft bedingt durch den Ersten Weltkrieg – selbst aus zerrütteten Familien kamen und deshalb gar nicht wussten, wie sich eine gute Beziehung anfühlt. Kämpften ihre Ehemänner zudem selbst an der Front und ließen sie allein, überfordert und verunsichert zurück, sei durchaus vorstellbar, dass sie besonderes anfällig für Haarers Erziehungspropaganda waren. Zudem sei eine strenge Erziehung bereits vor 1934 in Preußen gang und gäbe gewesen. Nur eine Kultur, die ohnehin eine gewisse Neigung zu solchen Ideen von Härte und Drill besaß, habe so etwas umsetzen können, glaubt Grossmann. Dazu würden auch die Befunde von Studien aus den 1970er Jahren passen, die beispielsweise darauf hindeuten, dass im norddeutschen Bielefeld damals etwa jedes zweite Kind ein unsicheres Bindungsverhalten aufwies, im süddeutschen Regensburg, das nie zum preußischen Einflussgebiet gehört hat, hingegen nicht einmal jedes dritte. Um zu beurteilen, wie sicher die Bindung zwischen Mutter oder Vater und Kind ist, nutzen Grossmann und andere Wissenschaftler häufig den Fremde-Situations-Test von der US-amerikanischen Entwicklungspsychologin Mary Ainsworth. Dabei betritt beispielsweise eine Mutter mit ihrem Kleinkind einen Raum und setzt es bei einem Spielzeug ab. Nach 30 Sekunden nimmt sie auf einem Stuhl Platz und liest eine Zeitschrift. Nach spätestens zwei Minuten erklingt ein Signal, das die Mutter daran erinnern soll, ihr Kind zum Spielen zu ermuntern, falls es dies noch nicht tut. In weiteren Abständen von ein bis drei Minuten spielen sich dann folgende Szenen ab: Eine fremde Frau erscheint in dem Raum und schweigt, die beiden Frauen sprechen miteinander, die Fremde beschäftigt sich mit dem Kind, die Mutter lässt ihre Handtasche auf dem Stuhl liegen und verlässt den Raum. Nach kurzer Zeit kehrt die Mutter wieder in den Raum zurück und die fremde Person geht. Wenig später geht auch die Mutter, das Kind bleibt allein zurück. Nach wenigen Minuten kehrt zuerst die fremde Frau in den Raum zurück und beschäftigt sich mit dem Kind, dann die Mutter. Bindungsforscher beobachten dabei ganz genau, wie das Kind sich verhält. Ist es in der Trennungssituation kurz irritiert und weint, beruhigt sich jedoch bald wieder, wird es als sicher gebunden betrachtet. Jungen und Mädchen, die sich nicht mehr beruhigen – oder erst gar nicht auf das Verschwinden ihrer Bezugsperson reagieren –, gelten hingegen als unsicher gebunden. Grossmann hat den Test in verschiedenen Kulturen gemacht. Dabei entdeckte der Wissenschaftler, dass in Deutschland im Gegensatz zu anderen westlichen Ländern besonders viele Erwachsene positiv beeindruckt wären, wenn Kinder vom Verschwinden der Bezugsperson unbeeindruckt seien. Die Eltern nähmen das als »unabhängig« wahr. Wie die Eltern, so die Kinder Zudem deuten seine Befunde darauf hin, dass Kinder, wenn sie erwachsen werden und selbst Nachwuchs bekommen, ihr Bindungsverhalten an die nächste Generation weitergeben. Im Rahmen einer ihrer Untersuchungen erfassten Grossmann und seine Kollegen vier bis fünf Jahre nach dem Fremde-Situations-Test mit Hilfe von Interviews auch den Bindungsstil der Eltern ihrer kleinen Probanden in deren Kindheit. In ihre Auswertung bezogen die Wissenschaftler nicht nur den Inhalt der Antworten mit ein, sondern auch die Emotionen der Erwachsenen während der Befragung. So betrachteten die Forscher zum Beispiel, ob die Versuchspersonen häufig das Thema wechselten, nur einsilbige Antworten gaben oder übergeneralisierte Lobreden auf ihre eigenen Eltern hielten, ohne konkrete Situationen zu schildern. Das Ergebnis der Veröffentlichung aus dem Jahr 1988: Bei den 65 untersuchten Eltern und Kindern entsprach das Bindungsverhalten der Kinder in 80 Prozent der Fälle dem der Eltern. Eine 2016 veröffentlichte Metaanalyse von Forschern um Marije Verhage von der Universität Amsterdam, die die Daten von 4819 Personen auswerteten, konnte den Effekt der Weitergabe von Bindungsverhalten über Generationen hinweg bestätigen. Wie genau Eltern negative Erfahrungen, die sie in ihrer Kindheit gemacht haben, an ihre eigenen Kinder weitergeben, ist bislang noch Gegenstand verschiedener Theorien. Mittlerweile mehren sich allerdings die Hinweise darauf, dass dabei auch biologische Faktoren eine Rolle spielen könnten. Dahlia Ben-Dat Fisher von der Concordia University in Montreal und ihre Kollegen entdeckten 2007 zum Beispiel, dass der Nachwuchs von Müttern, die in ihrer Kindheit vernachlässigt worden waren, morgens regelmäßig einen niedrigeren Spiegel des Stresshormons Kortisol aufwies. Die Forscher werteten das als ein Zeichen für eine unnormale Stressverarbeitung. Spektrum Kompakt: Nähe und Distanz – Abstand im sozialen Miteinander Das könnte Sie auch interessieren: Spektrum Kompakt: Nähe und Distanz – Abstand im sozialen Miteinander Ein Team um Tobias Hecker von der Universität Zürich verglich 2016 in Tansania Kinder, die nach eigenen Angaben viel körperliche und seelische Gewalt erlebt hatten, mit solchen, die nur von wenig Misshandlungen berichteten. Dabei stießen sie bei der ersten Gruppe nicht nur vermehrt auf medizinische Probleme, sondern auch auf eine abweichende Methylierung des Gens, das für das Protein Proopiomelanocortin codiert. Dieses ist der Vorläufer für eine ganze Reihe von Hormonen, unter anderem für das Stresshormon Adrenocorticotropin, das in der Hirnanhangsdrüse gebildet wird. Veränderte DNA-Methylierungsmuster können die Aktivität eines Gens beeinflussen – und aller Wahrscheinlichkeit nach ebenfalls von Generation zu Generation weitergegeben werden. In Tierversuchen konnten Wissenschaftler dieses Phänomen bereits ausführlich beobachten, beim Menschen ist das Bild bislang noch weniger klar. Auf der Verhaltensebene könne man nur das weitergeben, was man selbst an Erfahrungen kennt, erklärt Grossmann. Zwar können Eltern sich bewusst mit ihrer eigenen Bindungserfahrung auseinandersetzen und versuchen, ihre eigenen Kinder anders zu erziehen. »In stressigen Momenten verfällt man jedoch oft wieder in die gelernten, unbewussten Muster«, meint Grossmann. Vielleicht wollte Gertrud Haarer, die jüngste von Johanna Haarers Töchtern, deshalb nie selbst Kinder haben. Sie hat sich öffentlich kritisch mit ihrer Mutter auseinandergesetzt und nach einer schweren Depression ein Buch über deren Leben und Vorstellungen verfasst. Lange sei sie selbst unnahbar gewesen, sagt sie, und an ihre Kindheit habe sie keine Erinnerung. »Offenbar hat mich das so traumatisiert, dass ich dachte, ich könnte nie Kinder erziehen«, erklärte sie in einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk. Aus gegebenen Anlass möchte ich darauf hinweisen, dass ich als Privatverkäufer nicht für den Versand (und eventuellen Verlusten oder Beschädigung auf dem Versandweg) haften kann. Übrigens: Auch im Falle einer Beschädigung oder bei Verlust der Ware auf dem Postweg greift das Käuferschutzprogramm des BOOKLOCKERs, wenn Sie bei einem Privatverkäufer bestellt haben, der (anders als ein gewerblicher Händler) für einen solchen Schaden nicht haftet. 1983, Hardcover/gebunden, wie neu, Banküberweisung.
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3872490605 - Johanna Haarer: Die Mutter und ihr erstes Kind letztes Exemplar
Johanna Haarer

Die Mutter und ihr erstes Kind letztes Exemplar (1983)

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Die erste in „einer lediglich oberflächlich von NS-Gedankengut bereinigten“ . Nachkriegsausgabe wurde in dem heute frugal wirkenden Laetare-Verlagskatalog wie folgt angekündigt: „Wie wir uns Frauen in ernsten Lebensfragen nicht allein lassen dürfen, so auch nicht in den praktischen Nöten und Schwierigkeiten, die heute durch Not und Unerfahrenheit vielen jungen Müttern schwer zu schaffen macht. Dieser Gedanke veranlaßte uns zum Druck dieses Buches, hinter dem, das sei noch, um manche Frage zu beantworten, hinzugefügt, ein Mensch steht, der unsagbar viel gelitten hat“ Die ersten Neuausgaben argumentieren überwiegend „mit tradierten und veralteten Bildern und Einstellungen…, die (ob der Autorin bewusst oder nicht) dazu dienen (teils veraltete) Theorien… ideologisch zu rechtfertigen… Höchste Priorität mütterlicher Pflichterfüllung besitzt folglich die Gesunderhaltung des (idealiter) bereits gesunden Säuglings und seiner Ernährung – ein ‚Muster‘, das auch Haarers Ratgeber inhaltlich bestimmt: das Fehlen bzw. Vorhandensein von Mutterliebe wird über Pflichterfüllung definiert und bei Fehlen mit Schuldhaftigkeit etikettiert. Dabei stützt sie ihre Argumentation meist auf Theorien…, die Vorstellungen von und Eigenschaften einer ‚guten‘ Mutter vermitteln und die alle ein Ziel verfolgen: Einhaltung der Haarer‘schen Pflegeregeln, um eine gesunde Entwicklung des Säuglings zu gewährleisten und so schließlich eine ‚gute‘ Mutter zu sein“ (Schmid 2011, S. 97 ff.). Letztlich ist nach Antje Schmelcher die „Haltung gegenüber dem Kind… dieselbe geblieben“ (zit. n. Preßler 2016, S. 65). Nach wie vor benötigt der Säugling aufgrund seines Unvermögens, Gefühlsregungen anzunehmen wie auch zu spenden, keine physische wie psychische Nähe. Darum soll zu seinem Schutz, die ganze Familie sich „von vornherein daran gewöhnen, sich nicht ohne Anlaß (also ohne rein pflegerischen Bedarf; M. B.] mit dem Kind abzugeben“ (Haarer 1949, S. 153). Unter dem Kapitel „Die Erziehung des Kindes“ finden sich vertraute Ratschläge aus „Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind“. Keine Nachgiebigkeit, wenn sich der Eigenwille des kleinen Kindes (Neugeborenen) äußert. Dieser soll dem Willen anderer (hier der Mutter) untergeordnet werden. Wenn beim schreienden Säugling der Schnuller versagt, „dann liebe Mutter werde hart!“ (Haarer 1951, S. 143; Hervorh. M. B.). Falls das widerstrebende Kind sich weiterhin ungezogen verhält, wird es gewissermaßen „‚kaltgestellt‘, in einen Raum verbracht, wo es allein sein kann und so lange nicht beachtet wird, bis es sein Verhalten verändert. Man glaubt nicht, wie früh und wie rasch ein Kind solches Vorgehen begreift“ (Haarer 1949, S. 259). Über Haarers starre Erziehungsratschläge schreibt Michaela Schmid treffend: „Auf mündiges, dialogfähiges und demokratisches Verhalten, wie es v.A. die junge Demokratie der BRD nötig gehabt hätte, bereitet solch eine Erziehung jedenfalls nicht vor. Vielmehr wurden klassisch bürgerliche Erziehungsvorstellungen wie Disziplin, bedingungsloser Gehorsam, Ordnung, Regelmäßigkeit, Unterordnung udgl. auch nach Kriegsende – nach der Bereinigung von NS-Ausschmückungen – kritiklos weitertradiert und bereits dem Neugeborenen(!) bedingungslos und lieblos abverlangt“ Erziehung für den Führer Um eine Generation aus Mitläufern und Soldaten heranzuziehen, forderte das NS-Regime von Müttern, die Bedürfnisse ihrer Kleinkinder gezielt zu ignorieren. Die Folgen dieser Erziehung wirken bis heute nach, sagen Bindungsforscher. Anne Kratzer Mutter und Kind Sie wolle ihre Kinder ja lieben – doch irgendwie schaffe sie es einfach nicht. Renate Flens kommt mit einer Depression in die Praxis der Psychotherapeutin Katharina Weiß. Die Expertin vermutet schon bald, dass hinter den Problemen ihrer Patientin im Grunde die Frustration steckt, Menschen nicht nah an sich heranlassen zu können. Nach einer ausgiebigen Spurensuche in Flens' Vergangenheit glauben die beiden Frauen schließlich, eine Schuldige dafür gefunden zu haben: die Ärztin Johanna Haarer, die zur Zeit des Nationalsozialismus in Ratgebern erklärte, wie man Kinder für den Führer erzieht. Dabei ist Renate Flens, die in Wirklichkeit anders heißt, gerade einmal in den 60ern – also erst nach dem Krieg geboren worden. Doch Haarers Bücher waren Bestseller. Auch im Deutschland der Nachkriegszeit fanden sich noch in fast jedem Haushalt Exemplare ihrer Werke. Von der Therapeutin darauf angesprochen, erinnerte sich auch Flens daran, ein Buch von Haarer im Regal ihrer Eltern gesehen zu haben. Und ein besonders perfider Aspekt von Haarers Erziehungsphilosophie könnte sogar von Generation zu Generation weitergegeben worden sein: Um sie zu guten Soldaten und Mitläufern zu machen, forderte das NS-Regime Mütter dazu auf, die Bedürfnisse ihrer Babys gezielt zu ignorieren. Sie sollten emotions- und bindungsarm werden. Wenn eine ganze Generation systematisch dazu erzogen worden ist, keine Bindungen zu anderen aufzubauen, wie kann sie es dann ihren Kindern oder Enkelkindern beibringen? 1934 veröffentlichte die Ärztin Johanna Haarer ihren Ratgeber »Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind«. Das Buch verkaufte sich 1,2 Millionen Mal und wurde zur NS-Zeit eine Grundlage für die Erziehung in Kindergärten und Heimen sowie für die »Reichsmütterschulungen«. In ihrem Werk empfiehlt Haarer Müttern, ihre Kinder möglichst bindungsarm aufwachsen zu lassen. Weine das Kind, solle man es schreien lassen. Übermäßige Zärtlichkeiten seien in jedem Fall zu vermeiden. Wissenschaftler fürchten, dass dies bei betroffenen Kindern zu einer Bindungsstörung geführt hat, die diese seitdem von Generation zu Generation weitergeben. Randomisiert-kontrollierte Studien, die den Einfluss von Haarers Erziehungsphilosophie untersuchen, gibt es jedoch nicht. »Unter Analytikern und Bindungsforschern ist das schon lange ein Thema – in der Öffentlichkeit wird es ignoriert«, sagt Klaus Grossmann, der zuletzt an der Universität Regensburg forschte und bereits in den 1970er Jahren Studien zu Mutter-Kind-Bindungen durchführte. Dabei konnte er im Labor immer wieder Szenen wie diese beobachten: Ein Baby weinte. Die Mutter ging auf das Kleine zu, doch kurz bevor sie bei ihm war, stoppte sie. Obwohl nur wenige Meter weiter ihr Kind schrie, machte sie keine Anstalten, es hochzuheben oder zu trösten. »Wenn wir die Mütter fragten, warum sie das taten, sagten sie: Sie dürften das Kind ja nicht verwöhnen.« Sätze wie dieser und Sprichwörter wie »Ein Indianer kennt keinen Schmerz« sind bis heute verbreitet. Selbst der Bestseller »Jedes Kind kann schlafen lernen« von Annette Kast-Zahn und Hartmut Morgenroth deutet in eine ähnliche Richtung. Das Buch rät, Kinder mit Ein- oder Durchschlafproblemen allein in ein Zimmer zu legen und in immer länger werdenden Abständen zwar nach ihnen zu sehen und mit ihnen zu sprechen, sie aber nicht hochzuheben – selbst wenn sie weinen. »Am besten ist das Kind in einem eigenen Zimmer untergebracht, in dem es dann alleine bleibt«, schrieb auch Johanna Haarer in ihrem 1934 veröffentlichten Ratgeber »Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind«. Beginnt das Kind zu schreien oder zu weinen, solle man es ignorieren: »Fange nur ja nicht an, das Kind aus dem Bett herauszunehmen, es zu tragen, zu wiegen, zu fahren oder auf dem Schoß zu halten, es gar zu stillen. Das Kind begreift unglaublich rasch, dass es nur zu schreien braucht, um eine mitleidige Seele herbeizurufen und Gegenstand solcher Fürsorge zu werden. Nach kurzer Zeit fordert es diese Beschäftigung mit ihm als ein Recht, gibt keine Ruhe mehr, bis es wieder getragen, gewiegt oder gefahren wird – und der kleine, aber unerbittliche Haustyrann ist fertig!« Das Baby als ein Quälgeist, dessen Wille es zu brechen gilt – so sah Johanna Haarer Kinder. Die Folgen dieser Sichtweise könnten auch heute noch spürbar sein. Ob es um die geringe Geburtenrate geht, die vielen Menschen, die geschieden sind oder allein leben, die starke Verbreitung von Burnout, Depressionen oder psychischen Erkrankungen im Allgemeinen – manche Forscher, Ärzte und Psychologen spekulieren darüber, dass eine ganze Reihe von Phänomenen mit der antrainierten Bindungs- und Gefühlslosigkeit in Verbindung stehen könnte. Nüchtern betrachtet sind die Gründe für diese gesellschaftlichen Umstände allerdings sicher vielfältig. Nachverfolgen lässt sich der Einfluss Haarers höchstens am klinischen Einzelfall, wie bei der Patientin von Katharina Weiß. »Meistens stehen in solchen Therapien ganz andere Themen im Vordergrund. Aber nach einiger Zeit hört man dann Hinweise auf Haarer: Ekel vor dem eigenen Körper, strenge Essensregeln oder Beziehungsunfähigkeit«, sagt die Psychoanalytikerin. Auch der Psychiater und Psychotherapeut Hartmut Radebold erzählt von einem Patienten, der mit schweren Beziehungs- und Identitätsschwierigkeiten zu ihm kam. Eines Tages fand dieser ein dickes Buch daheim, in dem seine Mutter unzählige Informationen über sein erstes Lebensjahr notiert hatte: Gewicht, Größe oder die Häufigkeit des Stuhlgangs – aber kein einziges Wort über Gefühle. »Das Kind wird gefüttert, gebadet und trockengelegt, im Übrigen aber vollkommen in Ruhe gelassen«, riet damals Johanna Haarer. Sie schilderte detailreich körperliche Aspekte, ignorierte aber alles Psychische – und warnte geradezu vor »äffischer« Zuneigung: »Die Überschüttung des Kindes mit Zärtlichkeiten, etwa gar von Dritten, kann verderblich sein und muss auf die Dauer verweichlichen. Eine gewisse Sparsamkeit in diesen Dingen ist der deutschen Mutter und dem deutschen Kinde sicherlich angemessen.« Gleich nach der Geburt sei es empfehlenswert, das Kind für 24 Stunden zu isolieren; statt in einer »läppisch-verballhornten Kindersprache« solle die Mutter ausschließlich in »vernünftigem Deutsch« mit ihm sprechen, und wenn es schreie, solle man es schreien lassen. Das kräftige die Lungen und härte ab. Körperkontakt vermeiden! Haarers Ratschläge hatten einen modernen und wissenschaftlichen Anstrich, aber sie waren – was größtenteils schon damals bekannt war – falsch und darüber hinaus sogar schädlich. Kinder brauchen Körperkontakt, doch Haarer empfahl, diesen sogar beim Tragen möglichst gering zu halten. Sie riet zu einer unnatürlichen Haltung, die auf Bildern illustriert ist: Die Mütter halten ihre Kinder so, dass sie sie möglichst wenig berühren, und sie sehen sie an, blicken ihnen jedoch nicht in die Augen. »Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind« aus Haarer, J.: Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind. J.F. Lehmanns Verlag, München 1939 (Ausschnitt) Erziehungsratgeber | Das Buch »Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind« von Johanna Haarer war auch nach dem Krieg noch populär. Solche Erfahrungen können traumatisieren. Zwischen 2009 und 2013 untersuchten die Psychologin Ilka Quindeau und ihre Kollegen von der Frankfurt University of Applied Sciences im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung die Generation der Kriegskinder. Eigentlich sollte sich ihre Studie um die Spätfolgen von Bombenangriffen und Flucht drehen. Doch nach den ersten Interviews mussten die Forscherinnen ihr Studiendesign abändern: In den Gesprächen kamen derart häufig Erfahrungen in der Familie zur Sprache, dass sie sich dazu entschieden, ein zusätzliches, mehrstündiges Interview zu diesem Thema anzuschließen. Am Ende halten die Wissenschaftlerinnen fest: »Diese Leute zeigten ein Muster auffällig starker Loyalität mit den Eltern. Dass in den Schilderungen überhaupt keine Konflikte angesprochen wurden, ist Zeichen einer Beziehungsstörung.« Zudem weist Quindeau darauf hin, dass nirgendwo sonst in Europa ein so ausführlicher Kriegskinderdiskurs stattfinde wie in Deutschland – obwohl es auch in anderen Ländern Zerstörung und Bombenangriffe gegeben habe. Die österreichisch-britische Psychoanalytikerin Anna Freud hatte 1949 entdeckt, dass Kinder, die eine gute Bindung zu ihren Eltern aufwiesen, den Krieg weniger schlimm empfanden als jene, die keine gute Bindung hatten. Nähme man diese Erkenntnisse zusammen, stecke hinter den Gesprächen der Kriegskinder über Bombenangriffe und Vertreibung eigentlich eher Trauer über die Familienerfahrungen, glaubt Quindeau. Nur seien diese Erfahrungen so verletzend, dass sie unaussprechlich geworden sind. Unfähig zu fühlen Diese Interpretation ist allerdings schwierig zu belegen. Randomisiert-kontrollierte Studien, die den Einfluss von Haarers Erziehungsratschlägen experimentell untersuchen, sind aus ethischen Gründen nicht durchführbar. Doch auch Forschungsarbeiten, die sich nicht expliziert mit der Erziehung im Dritten Reich befassen, lieferten wertvolle Hinweise, meint Grossmann. »Alle Daten, die wir haben, deuten auf Folgendes hin: Wenn man einem Kind in den ersten ein oder zwei Lebensjahren eine feinfühlige Ansprache vorenthalten würde – so wie Johanna Haarer es propagiert hat –, bekäme man die eingeschränkten, emotions- und reflexionsunfähigen Kinder, die wir aus der Forschung kennen.« Der Bindungsforscher weist unter anderem auf eine Langzeitstudie hin, die ein Team um die Psychiaterin Mary Margaret Gleason von der Tulane University in New Orleans, Louisiana, 2014 in der Fachzeitschrift »Pediatrics« veröffentlichte. Gleason und ihre Kollegen hatten 136 rumänische Waisenkinder im Alter von einem halben Jahr bis zu vier Jahren in zwei Gruppen aufgeteilt: Die Hälfte von ihnen blieb im Heim, die anderen wurden hingegen in Pflegefamilien gegeben. Als Kontrollgruppe fungierten Kinder aus der Region, die bei ihren leiblichen Eltern aufwuchsen. Dabei stießen sie unter anderem sowohl bei den Heim- als auch bei den Pflegekindern auf Probleme im Hinblick auf Sprache und Bindungsverhalten. Kam zum Beispiel während eines Experiments mit 89 der Probanden ein Fremder zur Tür herein und bat die Jungen und Mädchen anlasslos mitzukommen, folgten ihm von den Kindern aus der Kontrollgruppe 3,5 Prozent, bei den Kindern aus Pflegefamilien waren es 24,1 Prozent und bei den Heimkindern sogar 44,9 Prozent. Wenn eine ganze Generation dazu erzogen worden ist, keine Bindungen aufzubauen, wie kann sie es dann ihren Kindern beibringen? »Solche Kinder, die verführbar sind, nicht denken und nicht fühlen, sind praktisch für eine Kriegernation«, sagt Karl-Heinz Brisch, Psychiater und Psychotherapeut am Dr. von Haunerschen Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München. Auch im antiken Sparta seien die Kinder mit diesem Ziel erzogen worden. »Das Wesentliche bei Johanna Haarer ist, dass man dem Kind keine Zuwendung gibt, wenn dieses danach ruft. Doch jede Verweigerung bedeutet eine Zurückweisung«, erklärt Grossmann. Einem Neugeborenen blieben als Kommunikationsmöglichkeit nur Mimik und Gestik. Folge darauf keine Reaktion, lerne es, dass seine Äußerungen nichts wert seien. Zudem erlebten Kleinkinder Todesangst, wenn sie Hunger oder Einsamkeit verspürten und dann nicht von ihrer Bezugsperson beruhigt werden. Im schlimmsten Fall könnten solche Erfahrungen dann zu einem Bindungstrauma führen, das es den Betroffenen auch im weiteren Leben schwer macht, Beziehungen zu anderen Menschen zu knüpfen. Erziehungstipps von der Lungenfachärztin Haarer, die als Lungenfachärztin weder eine pädagogische noch eine pädiatrische Ausbildung hatte, wurde von den Nationalsozialisten gezielt gefördert. Die Ratschläge aus ihrem Werk »Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind« wurden in den so genannten Reichsmütterschulungen gelehrt. Die Kurse sollten allen deutschen Frauen einheitliche Regeln zur Säuglingspflege vermitteln. Allein bis April 1943 nahmen mindestens drei Millionen Frauen an ihnen teil. Darüber hinaus war der Ratgeber die Grundlage für die Erziehung in Kindergärten und Heimen. Schon bevor sie ihre »Erziehungsbibel« veröffentlichte, schrieb Johanna Haarer in Zeitungen über Säuglingspflege. Später erschienen weitere Bücher von ihr, unter anderem »Mutter, erzähl von Adolf Hitler«, eine Art Märchen, das kindgerecht Antisemitismus und Antikommunismus propagierte, sowie »Unsere kleinen Kinder«, ein weiterer Erziehungsratgeber. Nach der NS-Zeit wurde die Münchnerin anderthalb Jahre lang interniert. Begeisterte Nationalsozialistin blieb sie den Aussagen zweier ihrer Töchter zufolge bis zu ihrem Tod 1988. Und nicht nur ihre persönliche Einstellung überdauerte das Dritte Reich – auch ihr Hauptwerk »Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind« blieb noch lange verbreitet. Bis Kriegsende erreichte es, durch NS-Propaganda beworben, eine Auflage von 690 000 Stück. Aber auch nach dem Krieg wurde es – vom gröbsten Nazijargon bereinigt – bis 1987 noch einmal von fast genauso vielen Deutschen gekauft: am Ende insgesamt 1,2 Millionen Mal. Mutter, Vater, Kind AKG Images / Voller Ernst (Ausschnitt) Bloß nicht verhätscheln! | In den 1940er Jahren warnte man Mütter davor, ihre Kinder allzu sehr mit Zärtlichkeiten zu überschütten. Diese Zahlen zeigen, wie viel Anklang Haarers Weltanschauung auch in der Nachkriegszeit noch fand. Doch warum setzten Mütter ein solch kontraintuitives Vorgehen überhaupt um? »Das kam nicht bei allen gut an«, so Hartmut Radebold. Der Psychiater, Psychoanalytiker und Buchautor hat sich in seinen Forschungen intensiv mit der Generation der Kriegskinder auseinandergesetzt. Er geht davon aus, dass Haarers Erziehungsratgeber vor allem auf zwei Gruppen einen Einfluss hatte: auf Eltern, die sich besonders stark mit dem NS-Regime identifizierten, sowie auf junge Frauen, die – oft bedingt durch den Ersten Weltkrieg – selbst aus zerrütteten Familien kamen und deshalb gar nicht wussten, wie sich eine gute Beziehung anfühlt. Kämpften ihre Ehemänner zudem selbst an der Front und ließen sie allein, überfordert und verunsichert zurück, sei durchaus vorstellbar, dass sie besonderes anfällig für Haarers Erziehungspropaganda waren. Zudem sei eine strenge Erziehung bereits vor 1934 in Preußen gang und gäbe gewesen. Nur eine Kultur, die ohnehin eine gewisse Neigung zu solchen Ideen von Härte und Drill besaß, habe so etwas umsetzen können, glaubt Grossmann. Dazu würden auch die Befunde von Studien aus den 1970er Jahren passen, die beispielsweise darauf hindeuten, dass im norddeutschen Bielefeld damals etwa jedes zweite Kind ein unsicheres Bindungsverhalten aufwies, im süddeutschen Regensburg, das nie zum preußischen Einflussgebiet gehört hat, hingegen nicht einmal jedes dritte. Um zu beurteilen, wie sicher die Bindung zwischen Mutter oder Vater und Kind ist, nutzen Grossmann und andere Wissenschaftler häufig den Fremde-Situations-Test von der US-amerikanischen Entwicklungspsychologin Mary Ainsworth. Dabei betritt beispielsweise eine Mutter mit ihrem Kleinkind einen Raum und setzt es bei einem Spielzeug ab. Nach 30 Sekunden nimmt sie auf einem Stuhl Platz und liest eine Zeitschrift. Nach spätestens zwei Minuten erklingt ein Signal, das die Mutter daran erinnern soll, ihr Kind zum Spielen zu ermuntern, falls es dies noch nicht tut. In weiteren Abständen von ein bis drei Minuten spielen sich dann folgende Szenen ab: Eine fremde Frau erscheint in dem Raum und schweigt, die beiden Frauen sprechen miteinander, die Fremde beschäftigt sich mit dem Kind, die Mutter lässt ihre Handtasche auf dem Stuhl liegen und verlässt den Raum. Nach kurzer Zeit kehrt die Mutter wieder in den Raum zurück und die fremde Person geht. Wenig später geht auch die Mutter, das Kind bleibt allein zurück. Nach wenigen Minuten kehrt zuerst die fremde Frau in den Raum zurück und beschäftigt sich mit dem Kind, dann die Mutter. Bindungsforscher beobachten dabei ganz genau, wie das Kind sich verhält. Ist es in der Trennungssituation kurz irritiert und weint, beruhigt sich jedoch bald wieder, wird es als sicher gebunden betrachtet. Jungen und Mädchen, die sich nicht mehr beruhigen – oder erst gar nicht auf das Verschwinden ihrer Bezugsperson reagieren –, gelten hingegen als unsicher gebunden. Grossmann hat den Test in verschiedenen Kulturen gemacht. Dabei entdeckte der Wissenschaftler, dass in Deutschland im Gegensatz zu anderen westlichen Ländern besonders viele Erwachsene positiv beeindruckt wären, wenn Kinder vom Verschwinden der Bezugsperson unbeeindruckt seien. Die Eltern nähmen das als »unabhängig« wahr. Wie die Eltern, so die Kinder Zudem deuten seine Befunde darauf hin, dass Kinder, wenn sie erwachsen werden und selbst Nachwuchs bekommen, ihr Bindungsverhalten an die nächste Generation weitergeben. Im Rahmen einer ihrer Untersuchungen erfassten Grossmann und seine Kollegen vier bis fünf Jahre nach dem Fremde-Situations-Test mit Hilfe von Interviews auch den Bindungsstil der Eltern ihrer kleinen Probanden in deren Kindheit. In ihre Auswertung bezogen die Wissenschaftler nicht nur den Inhalt der Antworten mit ein, sondern auch die Emotionen der Erwachsenen während der Befragung. So betrachteten die Forscher zum Beispiel, ob die Versuchspersonen häufig das Thema wechselten, nur einsilbige Antworten gaben oder übergeneralisierte Lobreden auf ihre eigenen Eltern hielten, ohne konkrete Situationen zu schildern. Das Ergebnis der Veröffentlichung aus dem Jahr 1988: Bei den 65 untersuchten Eltern und Kindern entsprach das Bindungsverhalten der Kinder in 80 Prozent der Fälle dem der Eltern. Eine 2016 veröffentlichte Metaanalyse von Forschern um Marije Verhage von der Universität Amsterdam, die die Daten von 4819 Personen auswerteten, konnte den Effekt der Weitergabe von Bindungsverhalten über Generationen hinweg bestätigen. Wie genau Eltern negative Erfahrungen, die sie in ihrer Kindheit gemacht haben, an ihre eigenen Kinder weitergeben, ist bislang noch Gegenstand verschiedener Theorien. Mittlerweile mehren sich allerdings die Hinweise darauf, dass dabei auch biologische Faktoren eine Rolle spielen könnten. Dahlia Ben-Dat Fisher von der Concordia University in Montreal und ihre Kollegen entdeckten 2007 zum Beispiel, dass der Nachwuchs von Müttern, die in ihrer Kindheit vernachlässigt worden waren, morgens regelmäßig einen niedrigeren Spiegel des Stresshormons Kortisol aufwies. Die Forscher werteten das als ein Zeichen für eine unnormale Stressverarbeitung. Spektrum Kompakt: Nähe und Distanz – Abstand im sozialen Miteinander Das könnte Sie auch interessieren: Spektrum Kompakt: Nähe und Distanz – Abstand im sozialen Miteinander Ein Team um Tobias Hecker von der Universität Zürich verglich 2016 in Tansania Kinder, die nach eigenen Angaben viel körperliche und seelische Gewalt erlebt hatten, mit solchen, die nur von wenig Misshandlungen berichteten. Dabei stießen sie bei der ersten Gruppe nicht nur vermehrt auf medizinische Probleme, sondern auch auf eine abweichende Methylierung des Gens, das für das Protein Proopiomelanocortin codiert. Dieses ist der Vorläufer für eine ganze Reihe von Hormonen, unter anderem für das Stresshormon Adrenocorticotropin, das in der Hirnanhangsdrüse gebildet wird. Veränderte DNA-Methylierungsmuster können die Aktivität eines Gens beeinflussen – und aller Wahrscheinlichkeit nach ebenfalls von Generation zu Generation weitergegeben werden. In Tierversuchen konnten Wissenschaftler dieses Phänomen bereits ausführlich beobachten, beim Menschen ist das Bild bislang noch weniger klar. Auf der Verhaltensebene könne man nur das weitergeben, was man selbst an Erfahrungen kennt, erklärt Grossmann. Zwar können Eltern sich bewusst mit ihrer eigenen Bindungserfahrung auseinandersetzen und versuchen, ihre eigenen Kinder anders zu erziehen. »In stressigen Momenten verfällt man jedoch oft wieder in die gelernten, unbewussten Muster«, meint Grossmann. Vielleicht wollte Gertrud Haarer, die jüngste von Johanna Haarers Töchtern, deshalb nie selbst Kinder haben. Sie hat sich öffentlich kritisch mit ihrer Mutter auseinandergesetzt und nach einer schweren Depression ein Buch über deren Leben und Vorstellungen verfasst. Lange sei sie selbst unnahbar gewesen, sagt sie, und an ihre Kindheit habe sie keine Erinnerung. »Offenbar hat mich das so traumatisiert, dass ich dachte, ich könnte nie Kinder erziehen«, erklärte sie in einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk. Aus gegebenen Anlass möchte ich darauf hinweisen, dass ich als Privatverkäufer nicht für den Versand (und eventuellen Verlusten oder Beschädigung auf dem Versandweg) haften kann. Übrigens: Auch im Falle einer Beschädigung oder bei Verlust der Ware auf dem Postweg greift das Käuferschutzprogramm des BOOKLOCKERs, wenn Sie bei einem Privatverkäufer bestellt haben, der (anders als ein gewerblicher Händler) für einen solchen Schaden nicht haftet. 1983, Hardcover/gebunden, wie neu, Banküberweisung.
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Dr. Johanna Haarer

Die Mutter und ihr erstes Kind (1983)

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ISBN: 3872490605 bzw. 9783872490605, in Deutsch, Carl Gerber, gebraucht, guter Zustand.

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Die erste in „einer lediglich oberflächlich von NS-Gedankengut bereinigten“ . Nachkriegsausgabe wurde in dem heute frugal wirkenden Laetare-Verlagskatalog wie folgt angekündigt: „Wie wir uns Frauen in ernsten Lebensfragen nicht allein lassen dürfen, so auch nicht in den praktischen Nöten und Schwierigkeiten, die heute durch Not und Unerfahrenheit vielen jungen Müttern schwer zu schaffen macht. Dieser Gedanke veranlaßte uns zum Druck dieses Buches, hinter dem, das sei noch, um manche Frage zu beantworten, hinzugefügt, ein Mensch steht, der unsagbar viel gelitten hat“ Die ersten Neuausgaben argumentieren überwiegend „mit tradierten und veralteten Bildern und Einstellungen…, die (ob der Autorin bewusst oder nicht) dazu dienen (teils veraltete) Theorien… ideologisch zu rechtfertigen… Höchste Priorität mütterlicher Pflichterfüllung besitzt folglich die Gesunderhaltung des (idealiter) bereits gesunden Säuglings und seiner Ernährung – ein ‚Muster‘, das auch Haarers Ratgeber inhaltlich bestimmt: das Fehlen bzw. Vorhandensein von Mutterliebe wird über Pflichterfüllung definiert und bei Fehlen mit Schuldhaftigkeit etikettiert. Dabei stützt sie ihre Argumentation meist auf Theorien…, die Vorstellungen von und Eigenschaften einer ‚guten‘ Mutter vermitteln und die alle ein Ziel verfolgen: Einhaltung der Haarer‘schen Pflegeregeln, um eine gesunde Entwicklung des Säuglings zu gewährleisten und so schließlich eine ‚gute‘ Mutter zu sein“ (Schmid 2011, S. 97 ff.). Letztlich ist nach Antje Schmelcher die „Haltung gegenüber dem Kind… dieselbe geblieben“ (zit. n. Preßler 2016, S. 65). Nach wie vor benötigt der Säugling aufgrund seines Unvermögens, Gefühlsregungen anzunehmen wie auch zu spenden, keine physische wie psychische Nähe. Darum soll zu seinem Schutz, die ganze Familie sich „von vornherein daran gewöhnen, sich nicht ohne Anlaß (also ohne rein pflegerischen Bedarf; M. B.] mit dem Kind abzugeben“ (Haarer 1949, S. 153). Unter dem Kapitel „Die Erziehung des Kindes“ finden sich vertraute Ratschläge aus „Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind“. Keine Nachgiebigkeit, wenn sich der Eigenwille des kleinen Kindes (Neugeborenen) äußert. Dieser soll dem Willen anderer (hier der Mutter) untergeordnet werden. Wenn beim schreienden Säugling der Schnuller versagt, „dann liebe Mutter werde hart!“ (Haarer 1951, S. 143; Hervorh. M. B.). Falls das widerstrebende Kind sich weiterhin ungezogen verhält, wird es gewissermaßen „‚kaltgestellt‘, in einen Raum verbracht, wo es allein sein kann und so lange nicht beachtet wird, bis es sein Verhalten verändert. Man glaubt nicht, wie früh und wie rasch ein Kind solches Vorgehen begreift“ (Haarer 1949, S. 259). Über Haarers starre Erziehungsratschläge schreibt Michaela Schmid treffend: „Auf mündiges, dialogfähiges und demokratisches Verhalten, wie es v.A. die junge Demokratie der BRD nötig gehabt hätte, bereitet solch eine Erziehung jedenfalls nicht vor. Vielmehr wurden klassisch bürgerliche Erziehungsvorstellungen wie Disziplin, bedingungsloser Gehorsam, Ordnung, Regelmäßigkeit, Unterordnung udgl. auch nach Kriegsende – nach der Bereinigung von NS-Ausschmückungen – kritiklos weitertradiert und bereits dem Neugeborenen(!) bedingungslos und lieblos abverlangt“ Erziehung für den Führer Um eine Generation aus Mitläufern und Soldaten heranzuziehen, forderte das NS-Regime von Müttern, die Bedürfnisse ihrer Kleinkinder gezielt zu ignorieren. Die Folgen dieser Erziehung wirken bis heute nach, sagen Bindungsforscher. Anne Kratzer Mutter und Kind Sie wolle ihre Kinder ja lieben – doch irgendwie schaffe sie es einfach nicht. Renate Flens kommt mit einer Depression in die Praxis der Psychotherapeutin Katharina Weiß. Die Expertin vermutet schon bald, dass hinter den Problemen ihrer Patientin im Grunde die Frustration steckt, Menschen nicht nah an sich heranlassen zu können. Nach einer ausgiebigen Spurensuche in Flens' Vergangenheit glauben die beiden Frauen schließlich, eine Schuldige dafür gefunden zu haben: die Ärztin Johanna Haarer, die zur Zeit des Nationalsozialismus in Ratgebern erklärte, wie man Kinder für den Führer erzieht. Dabei ist Renate Flens, die in Wirklichkeit anders heißt, gerade einmal in den 60ern – also erst nach dem Krieg geboren worden. Doch Haarers Bücher waren Bestseller. Auch im Deutschland der Nachkriegszeit fanden sich noch in fast jedem Haushalt Exemplare ihrer Werke. Von der Therapeutin darauf angesprochen, erinnerte sich auch Flens daran, ein Buch von Haarer im Regal ihrer Eltern gesehen zu haben. Und ein besonders perfider Aspekt von Haarers Erziehungsphilosophie könnte sogar von Generation zu Generation weitergegeben worden sein: Um sie zu guten Soldaten und Mitläufern zu machen, forderte das NS-Regime Mütter dazu auf, die Bedürfnisse ihrer Babys gezielt zu ignorieren. Sie sollten emotions- und bindungsarm werden. Wenn eine ganze Generation systematisch dazu erzogen worden ist, keine Bindungen zu anderen aufzubauen, wie kann sie es dann ihren Kindern oder Enkelkindern beibringen? 1934 veröffentlichte die Ärztin Johanna Haarer ihren Ratgeber »Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind«. Das Buch verkaufte sich 1,2 Millionen Mal und wurde zur NS-Zeit eine Grundlage für die Erziehung in Kindergärten und Heimen sowie für die »Reichsmütterschulungen«. In ihrem Werk empfiehlt Haarer Müttern, ihre Kinder möglichst bindungsarm aufwachsen zu lassen. Weine das Kind, solle man es schreien lassen. Übermäßige Zärtlichkeiten seien in jedem Fall zu vermeiden. Wissenschaftler fürchten, dass dies bei betroffenen Kindern zu einer Bindungsstörung geführt hat, die diese seitdem von Generation zu Generation weitergeben. Randomisiert-kontrollierte Studien, die den Einfluss von Haarers Erziehungsphilosophie untersuchen, gibt es jedoch nicht. »Unter Analytikern und Bindungsforschern ist das schon lange ein Thema – in der Öffentlichkeit wird es ignoriert«, sagt Klaus Grossmann, der zuletzt an der Universität Regensburg forschte und bereits in den 1970er Jahren Studien zu Mutter-Kind-Bindungen durchführte. Dabei konnte er im Labor immer wieder Szenen wie diese beobachten: Ein Baby weinte. Die Mutter ging auf das Kleine zu, doch kurz bevor sie bei ihm war, stoppte sie. Obwohl nur wenige Meter weiter ihr Kind schrie, machte sie keine Anstalten, es hochzuheben oder zu trösten. »Wenn wir die Mütter fragten, warum sie das taten, sagten sie: Sie dürften das Kind ja nicht verwöhnen.« Sätze wie dieser und Sprichwörter wie »Ein Indianer kennt keinen Schmerz« sind bis heute verbreitet. Selbst der Bestseller »Jedes Kind kann schlafen lernen« von Annette Kast-Zahn und Hartmut Morgenroth deutet in eine ähnliche Richtung. Das Buch rät, Kinder mit Ein- oder Durchschlafproblemen allein in ein Zimmer zu legen und in immer länger werdenden Abständen zwar nach ihnen zu sehen und mit ihnen zu sprechen, sie aber nicht hochzuheben – selbst wenn sie weinen. »Am besten ist das Kind in einem eigenen Zimmer untergebracht, in dem es dann alleine bleibt«, schrieb auch Johanna Haarer in ihrem 1934 veröffentlichten Ratgeber »Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind«. Beginnt das Kind zu schreien oder zu weinen, solle man es ignorieren: »Fange nur ja nicht an, das Kind aus dem Bett herauszunehmen, es zu tragen, zu wiegen, zu fahren oder auf dem Schoß zu halten, es gar zu stillen. Das Kind begreift unglaublich rasch, dass es nur zu schreien braucht, um eine mitleidige Seele herbeizurufen und Gegenstand solcher Fürsorge zu werden. Nach kurzer Zeit fordert es diese Beschäftigung mit ihm als ein Recht, gibt keine Ruhe mehr, bis es wieder getragen, gewiegt oder gefahren wird – und der kleine, aber unerbittliche Haustyrann ist fertig!« Das Baby als ein Quälgeist, dessen Wille es zu brechen gilt – so sah Johanna Haarer Kinder. Die Folgen dieser Sichtweise könnten auch heute noch spürbar sein. Ob es um die geringe Geburtenrate geht, die vielen Menschen, die geschieden sind oder allein leben, die starke Verbreitung von Burnout, Depressionen oder psychischen Erkrankungen im Allgemeinen – manche Forscher, Ärzte und Psychologen spekulieren darüber, dass eine ganze Reihe von Phänomenen mit der antrainierten Bindungs- und Gefühlslosigkeit in Verbindung stehen könnte. Nüchtern betrachtet sind die Gründe für diese gesellschaftlichen Umstände allerdings sicher vielfältig. Nachverfolgen lässt sich der Einfluss Haarers höchstens am klinischen Einzelfall, wie bei der Patientin von Katharina Weiß. »Meistens stehen in solchen Therapien ganz andere Themen im Vordergrund. Aber nach einiger Zeit hört man dann Hinweise auf Haarer: Ekel vor dem eigenen Körper, strenge Essensregeln oder Beziehungsunfähigkeit«, sagt die Psychoanalytikerin. Auch der Psychiater und Psychotherapeut Hartmut Radebold erzählt von einem Patienten, der mit schweren Beziehungs- und Identitätsschwierigkeiten zu ihm kam. Eines Tages fand dieser ein dickes Buch daheim, in dem seine Mutter unzählige Informationen über sein erstes Lebensjahr notiert hatte: Gewicht, Größe oder die Häufigkeit des Stuhlgangs – aber kein einziges Wort über Gefühle. »Das Kind wird gefüttert, gebadet und trockengelegt, im Übrigen aber vollkommen in Ruhe gelassen«, riet damals Johanna Haarer. Sie schilderte detailreich körperliche Aspekte, ignorierte aber alles Psychische – und warnte geradezu vor »äffischer« Zuneigung: »Die Überschüttung des Kindes mit Zärtlichkeiten, etwa gar von Dritten, kann verderblich sein und muss auf die Dauer verweichlichen. Eine gewisse Sparsamkeit in diesen Dingen ist der deutschen Mutter und dem deutschen Kinde sicherlich angemessen.« Gleich nach der Geburt sei es empfehlenswert, das Kind für 24 Stunden zu isolieren; statt in einer »läppisch-verballhornten Kindersprache« solle die Mutter ausschließlich in »vernünftigem Deutsch« mit ihm sprechen, und wenn es schreie, solle man es schreien lassen. Das kräftige die Lungen und härte ab. Körperkontakt vermeiden! Haarers Ratschläge hatten einen modernen und wissenschaftlichen Anstrich, aber sie waren – was größtenteils schon damals bekannt war – falsch und darüber hinaus sogar schädlich. Kinder brauchen Körperkontakt, doch Haarer empfahl, diesen sogar beim Tragen möglichst gering zu halten. Sie riet zu einer unnatürlichen Haltung, die auf Bildern illustriert ist: Die Mütter halten ihre Kinder so, dass sie sie möglichst wenig berühren, und sie sehen sie an, blicken ihnen jedoch nicht in die Augen. »Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind« aus Haarer, J.: Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind. J.F. Lehmanns Verlag, München 1939 (Ausschnitt) Erziehungsratgeber | Das Buch »Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind« von Johanna Haarer war auch nach dem Krieg noch populär. Solche Erfahrungen können traumatisieren. Zwischen 2009 und 2013 untersuchten die Psychologin Ilka Quindeau und ihre Kollegen von der Frankfurt University of Applied Sciences im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung die Generation der Kriegskinder. Eigentlich sollte sich ihre Studie um die Spätfolgen von Bombenangriffen und Flucht drehen. Doch nach den ersten Interviews mussten die Forscherinnen ihr Studiendesign abändern: In den Gesprächen kamen derart häufig Erfahrungen in der Familie zur Sprache, dass sie sich dazu entschieden, ein zusätzliches, mehrstündiges Interview zu diesem Thema anzuschließen. Am Ende halten die Wissenschaftlerinnen fest: »Diese Leute zeigten ein Muster auffällig starker Loyalität mit den Eltern. Dass in den Schilderungen überhaupt keine Konflikte angesprochen wurden, ist Zeichen einer Beziehungsstörung.« Zudem weist Quindeau darauf hin, dass nirgendwo sonst in Europa ein so ausführlicher Kriegskinderdiskurs stattfinde wie in Deutschland – obwohl es auch in anderen Ländern Zerstörung und Bombenangriffe gegeben habe. Die österreichisch-britische Psychoanalytikerin Anna Freud hatte 1949 entdeckt, dass Kinder, die eine gute Bindung zu ihren Eltern aufwiesen, den Krieg weniger schlimm empfanden als jene, die keine gute Bindung hatten. Nähme man diese Erkenntnisse zusammen, stecke hinter den Gesprächen der Kriegskinder über Bombenangriffe und Vertreibung eigentlich eher Trauer über die Familienerfahrungen, glaubt Quindeau. Nur seien diese Erfahrungen so verletzend, dass sie unaussprechlich geworden sind. Unfähig zu fühlen Diese Interpretation ist allerdings schwierig zu belegen. Randomisiert-kontrollierte Studien, die den Einfluss von Haarers Erziehungsratschlägen experimentell untersuchen, sind aus ethischen Gründen nicht durchführbar. Doch auch Forschungsarbeiten, die sich nicht expliziert mit der Erziehung im Dritten Reich befassen, lieferten wertvolle Hinweise, meint Grossmann. »Alle Daten, die wir haben, deuten auf Folgendes hin: Wenn man einem Kind in den ersten ein oder zwei Lebensjahren eine feinfühlige Ansprache vorenthalten würde – so wie Johanna Haarer es propagiert hat –, bekäme man die eingeschränkten, emotions- und reflexionsunfähigen Kinder, die wir aus der Forschung kennen.« Der Bindungsforscher weist unter anderem auf eine Langzeitstudie hin, die ein Team um die Psychiaterin Mary Margaret Gleason von der Tulane University in New Orleans, Louisiana, 2014 in der Fachzeitschrift »Pediatrics« veröffentlichte. Gleason und ihre Kollegen hatten 136 rumänische Waisenkinder im Alter von einem halben Jahr bis zu vier Jahren in zwei Gruppen aufgeteilt: Die Hälfte von ihnen blieb im Heim, die anderen wurden hingegen in Pflegefamilien gegeben. Als Kontrollgruppe fungierten Kinder aus der Region, die bei ihren leiblichen Eltern aufwuchsen. Dabei stießen sie unter anderem sowohl bei den Heim- als auch bei den Pflegekindern auf Probleme im Hinblick auf Sprache und Bindungsverhalten. Kam zum Beispiel während eines Experiments mit 89 der Probanden ein Fremder zur Tür herein und bat die Jungen und Mädchen anlasslos mitzukommen, folgten ihm von den Kindern aus der Kontrollgruppe 3,5 Prozent, bei den Kindern aus Pflegefamilien waren es 24,1 Prozent und bei den Heimkindern sogar 44,9 Prozent. Wenn eine ganze Generation dazu erzogen worden ist, keine Bindungen aufzubauen, wie kann sie es dann ihren Kindern beibringen? »Solche Kinder, die verführbar sind, nicht denken und nicht fühlen, sind praktisch für eine Kriegernation«, sagt Karl-Heinz Brisch, Psychiater und Psychotherapeut am Dr. von Haunerschen Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München. Auch im antiken Sparta seien die Kinder mit diesem Ziel erzogen worden. »Das Wesentliche bei Johanna Haarer ist, dass man dem Kind keine Zuwendung gibt, wenn dieses danach ruft. Doch jede Verweigerung bedeutet eine Zurückweisung«, erklärt Grossmann. Einem Neugeborenen blieben als Kommunikationsmöglichkeit nur Mimik und Gestik. Folge darauf keine Reaktion, lerne es, dass seine Äußerungen nichts wert seien. Zudem erlebten Kleinkinder Todesangst, wenn sie Hunger oder Einsamkeit verspürten und dann nicht von ihrer Bezugsperson beruhigt werden. Im schlimmsten Fall könnten solche Erfahrungen dann zu einem Bindungstrauma führen, das es den Betroffenen auch im weiteren Leben schwer macht, Beziehungen zu anderen Menschen zu knüpfen. Erziehungstipps von der Lungenfachärztin Haarer, die als Lungenfachärztin weder eine pädagogische noch eine pädiatrische Ausbildung hatte, wurde von den Nationalsozialisten gezielt gefördert. Die Ratschläge aus ihrem Werk »Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind« wurden in den so genannten Reichsmütterschulungen gelehrt. Die Kurse sollten allen deutschen Frauen einheitliche Regeln zur Säuglingspflege vermitteln. Allein bis April 1943 nahmen mindestens drei Millionen Frauen an ihnen teil. Darüber hinaus war der Ratgeber die Grundlage für die Erziehung in Kindergärten und Heimen. Schon bevor sie ihre »Erziehungsbibel« veröffentlichte, schrieb Johanna Haarer in Zeitungen über Säuglingspflege. Später erschienen weitere Bücher von ihr, unter anderem »Mutter, erzähl von Adolf Hitler«, eine Art Märchen, das kindgerecht Antisemitismus und Antikommunismus propagierte, sowie »Unsere kleinen Kinder«, ein weiterer Erziehungsratgeber. Nach der NS-Zeit wurde die Münchnerin anderthalb Jahre lang interniert. Begeisterte Nationalsozialistin blieb sie den Aussagen zweier ihrer Töchter zufolge bis zu ihrem Tod 1988. Und nicht nur ihre persönliche Einstellung überdauerte das Dritte Reich – auch ihr Hauptwerk »Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind« blieb noch lange verbreitet. Bis Kriegsende erreichte es, durch NS-Propaganda beworben, eine Auflage von 690 000 Stück. Aber auch nach dem Krieg wurde es – vom gröbsten Nazijargon bereinigt – bis 1987 noch einmal von fast genauso vielen Deutschen gekauft: am Ende insgesamt 1,2 Millionen Mal. Mutter, Vater, Kind AKG Images / Voller Ernst (Ausschnitt) Bloß nicht verhätscheln! | In den 1940er Jahren warnte man Mütter davor, ihre Kinder allzu sehr mit Zärtlichkeiten zu überschütten. Diese Zahlen zeigen, wie viel Anklang Haarers Weltanschauung auch in der Nachkriegszeit noch fand. Doch warum setzten Mütter ein solch kontraintuitives Vorgehen überhaupt um? »Das kam nicht bei allen gut an«, so Hartmut Radebold. Der Psychiater, Psychoanalytiker und Buchautor hat sich in seinen Forschungen intensiv mit der Generation der Kriegskinder auseinandergesetzt. Er geht davon aus, dass Haarers Erziehungsratgeber vor allem auf zwei Gruppen einen Einfluss hatte: auf Eltern, die sich besonders stark mit dem NS-Regime identifizierten, sowie auf junge Frauen, die – oft bedingt durch den Ersten Weltkrieg – selbst aus zerrütteten Familien kamen und deshalb gar nicht wussten, wie sich eine gute Beziehung anfühlt. Kämpften ihre Ehemänner zudem selbst an der Front und ließen sie allein, überfordert und verunsichert zurück, sei durchaus vorstellbar, dass sie besonderes anfällig für Haarers Erziehungspropaganda waren. Zudem sei eine strenge Erziehung bereits vor 1934 in Preußen gang und gäbe gewesen. Nur eine Kultur, die ohnehin eine gewisse Neigung zu solchen Ideen von Härte und Drill besaß, habe so etwas umsetzen können, glaubt Grossmann. Dazu würden auch die Befunde von Studien aus den 1970er Jahren passen, die beispielsweise darauf hindeuten, dass im norddeutschen Bielefeld damals etwa jedes zweite Kind ein unsicheres Bindungsverhalten aufwies, im süddeutschen Regensburg, das nie zum preußischen Einflussgebiet gehört hat, hingegen nicht einmal jedes dritte. Um zu beurteilen, wie sicher die Bindung zwischen Mutter oder Vater und Kind ist, nutzen Grossmann und andere Wissenschaftler häufig den Fremde-Situations-Test von der US-amerikanischen Entwicklungspsychologin Mary Ainsworth. Dabei betritt beispielsweise eine Mutter mit ihrem Kleinkind einen Raum und setzt es bei einem Spielzeug ab. Nach 30 Sekunden nimmt sie auf einem Stuhl Platz und liest eine Zeitschrift. Nach spätestens zwei Minuten erklingt ein Signal, das die Mutter daran erinnern soll, ihr Kind zum Spielen zu ermuntern, falls es dies noch nicht tut. In weiteren Abständen von ein bis drei Minuten spielen sich dann folgende Szenen ab: Eine fremde Frau erscheint in dem Raum und schweigt, die beiden Frauen sprechen miteinander, die Fremde beschäftigt sich mit dem Kind, die Mutter lässt ihre Handtasche auf dem Stuhl liegen und verlässt den Raum. Nach kurzer Zeit kehrt die Mutter wieder in den Raum zurück und die fremde Person geht. Wenig später geht auch die Mutter, das Kind bleibt allein zurück. Nach wenigen Minuten kehrt zuerst die fremde Frau in den Raum zurück und beschäftigt sich mit dem Kind, dann die Mutter. Bindungsforscher beobachten dabei ganz genau, wie das Kind sich verhält. Ist es in der Trennungssituation kurz irritiert und weint, beruhigt sich jedoch bald wieder, wird es als sicher gebunden betrachtet. Jungen und Mädchen, die sich nicht mehr beruhigen – oder erst gar nicht auf das Verschwinden ihrer Bezugsperson reagieren –, gelten hingegen als unsicher gebunden. Grossmann hat den Test in verschiedenen Kulturen gemacht. Dabei entdeckte der Wissenschaftler, dass in Deutschland im Gegensatz zu anderen westlichen Ländern besonders viele Erwachsene positiv beeindruckt wären, wenn Kinder vom Verschwinden der Bezugsperson unbeeindruckt seien. Die Eltern nähmen das als »unabhängig« wahr. Wie die Eltern, so die Kinder Zudem deuten seine Befunde darauf hin, dass Kinder, wenn sie erwachsen werden und selbst Nachwuchs bekommen, ihr Bindungsverhalten an die nächste Generation weitergeben. Im Rahmen einer ihrer Untersuchungen erfassten Grossmann und seine Kollegen vier bis fünf Jahre nach dem Fremde-Situations-Test mit Hilfe von Interviews auch den Bindungsstil der Eltern ihrer kleinen Probanden in deren Kindheit. In ihre Auswertung bezogen die Wissenschaftler nicht nur den Inhalt der Antworten mit ein, sondern auch die Emotionen der Erwachsenen während der Befragung. So betrachteten die Forscher zum Beispiel, ob die Versuchspersonen häufig das Thema wechselten, nur einsilbige Antworten gaben oder übergeneralisierte Lobreden auf ihre eigenen Eltern hielten, ohne konkrete Situationen zu schildern. Das Ergebnis der Veröffentlichung aus dem Jahr 1988: Bei den 65 untersuchten Eltern und Kindern entsprach das Bindungsverhalten der Kinder in 80 Prozent der Fälle dem der Eltern. Eine 2016 veröffentlichte Metaanalyse von Forschern um Marije Verhage von der Universität Amsterdam, die die Daten von 4819 Personen auswerteten, konnte den Effekt der Weitergabe von Bindungsverhalten über Generationen hinweg bestätigen. Wie genau Eltern negative Erfahrungen, die sie in ihrer Kindheit gemacht haben, an ihre eigenen Kinder weitergeben, ist bislang noch Gegenstand verschiedener Theorien. Mittlerweile mehren sich allerdings die Hinweise darauf, dass dabei auch biologische Faktoren eine Rolle spielen könnten. Dahlia Ben-Dat Fisher von der Concordia University in Montreal und ihre Kollegen entdeckten 2007 zum Beispiel, dass der Nachwuchs von Müttern, die in ihrer Kindheit vernachlässigt worden waren, morgens regelmäßig einen niedrigeren Spiegel des Stresshormons Kortisol aufwies. Die Forscher werteten das als ein Zeichen für eine unnormale Stressverarbeitung. Spektrum Kompakt: Nähe und Distanz – Abstand im sozialen Miteinander Das könnte Sie auch interessieren: Spektrum Kompakt: Nähe und Distanz – Abstand im sozialen Miteinander Ein Team um Tobias Hecker von der Universität Zürich verglich 2016 in Tansania Kinder, die nach eigenen Angaben viel körperliche und seelische Gewalt erlebt hatten, mit solchen, die nur von wenig Misshandlungen berichteten. Dabei stießen sie bei der ersten Gruppe nicht nur vermehrt auf medizinische Probleme, sondern auch auf eine abweichende Methylierung des Gens, das für das Protein Proopiomelanocortin codiert. Dieses ist der Vorläufer für eine ganze Reihe von Hormonen, unter anderem für das Stresshormon Adrenocorticotropin, das in der Hirnanhangsdrüse gebildet wird. Veränderte DNA-Methylierungsmuster können die Aktivität eines Gens beeinflussen – und aller Wahrscheinlichkeit nach ebenfalls von Generation zu Generation weitergegeben werden. In Tierversuchen konnten Wissenschaftler dieses Phänomen bereits ausführlich beobachten, beim Menschen ist das Bild bislang noch weniger klar. Auf der Verhaltensebene könne man nur das weitergeben, was man selbst an Erfahrungen kennt, erklärt Grossmann. Zwar können Eltern sich bewusst mit ihrer eigenen Bindungserfahrung auseinandersetzen und versuchen, ihre eigenen Kinder anders zu erziehen. »In stressigen Momenten verfällt man jedoch oft wieder in die gelernten, unbewussten Muster«, meint Grossmann. Vielleicht wollte Gertrud Haarer, die jüngste von Johanna Haarers Töchtern, deshalb nie selbst Kinder haben. Sie hat sich öffentlich kritisch mit ihrer Mutter auseinandergesetzt und nach einer schweren Depression ein Buch über deren Leben und Vorstellungen verfasst. Lange sei sie selbst unnahbar gewesen, sagt sie, und an ihre Kindheit habe sie keine Erinnerung. »Offenbar hat mich das so traumatisiert, dass ich dachte, ich könnte nie Kinder erziehen«, erklärte sie in einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk. Sigrid Chamberlain: Adolf Hitler, die deutsche Mutter und ihr erstes Kind. Über zwei NS-Erziehungsbücher. Psychosozial-Verlag, Gießen, 1997 Besprechung von Jürgen Müller-Hohagen Erschienen in: Psyche. Zeitschrift für Psychoanalyse und ihre Anwendungen. Klett-Cotta, Stuttgart, 53. Jg., 1999, S. 1200-1202 Ein Kind kommt zur Welt – wie wird es aufgenommen? Die folgenden beiden Umgangsweisen stehen einander diametral gegenüber. Die erste bewegt sich auf dieser Linie: „Ist Hilfe im Haus, die sich um das Neugeborene kümmern kann, und ist genügend Platz vorhanden, so raten wir ganz unbedingt dazu, es von der Mutter getrennt unterzubringen und es ihr nur zum Stillen zu reichen. Der Mutter wird auf diese Weise nicht nur viel Beunruhigung erspart – sie horcht nur zu gern ängstlich auf jede Lebensäußerung des kleinen Wesens und sorgt sich unnötig darum -, sondern auch für das Kind ist ein eigener Raum von großem Vorteil“ (S.23). Das andere Modell läßt sich etwa wie folgt beschreiben: „Wenn eine Frau in der Klinik kurz vor der Entbindung steht, versammeln sich … ihre Familienangehörigen vor dem Kreißsaal. Ist das Kind geboren, so wird es innerhalb seiner ersten fünf Lebensminuten von den Eltern, den Großeltern und durchschnittlich noch weiteren fünf Verwandten geküßt … Nach sechs Wochen (waren) aus 80 Prozent der Haushalte der 1500 Einwohner zählenden Stadt Besucher in das Haus des Neugeborenen gekommen, um zu gratulieren“ (S. 28f). Wenn Sigrid Chamberlain, die Autorin des hier besprochenen Buches, ein Beispiel wie das letztere zitiert, so soll damit nicht etwa italienische (traditionelle) Lebensweise idealisiert werden, sondern es können kulturelle Normen und Praktiken des eigenen Landes, in diesem Falle Deutschlands, eher wahrgenommen werden. Und von hier stammt das erstgenannte Zitat, aus einem Buch, das erstmals 1934 erschien, für das es 1945 aber keine „Stunde Null“ gab, vielmehr wurde es bis 1988 kontinuierlich weiter verkauft – in einer Bestseller-Gesamtauflage von mehr als 1,2 Millionen. Es handelt sich um das Ratgeberbuch von Dr. med. Johanna Haarer, dessen Titel bis 1945 „Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind“ lautete, anschließend „Die Mutter und ihr erstes Kind“. Das Verdienst, erstmals darauf aufmerksam gemacht und eine kritische Analyse vorgelegt zu haben, kommt der Kinderpsychoanalytikerin Ute Benz zu (Dachauer Hefte Nr. 4, 1988). Und nun hat die Sozialpädagogin und Diplom-Supervisorin Sigrid Chamberlain eine eingehende Untersuchung über Haarers Buch publiziert. Diese Analyse sei dringend zur Rezeption empfohlen. Gründe dafür sind vor allem folgende: 1. Chamberlain vermittelt allein schon aufgrund ihrer kompetenten Auswahl von Zitaten einen umfassenden Einblick in Haarers erste Veröffentlichung sowie auch in das 1936 herausgekommene Fortsetzungsbuch „Unsere kleinen Kinder“, das ebenfalls nach 1945 weitere Auflagen hatte (beide Bücher in der Werbung immer wieder als „vollständig neu bearbeitet“ angegeben). Darüber hinaus zitiert sie aus „Mutter, erzähl von Adolf Hitler!“ von 1939 – dem einzigen Haarer-Buch, das unter demokratischen Verhältnissen nicht mehr veröffentlicht wurde. 2. Aus Haarers Büchern ließe sich eine Abfolge krasser Sätze der braunen Pädagogik zusammenstellen. Doch damit verlöre man leicht aus dem Blick, daß diese eingefügt sind in einen zunächst ganz anders wirkenden Kontext, nämlich konzentriert auf die konkreten Hilfestellungen für die junge Mutter, voll der Beteuerungen, ausschließlich die Besorgnis um deren Wohl und um ein möglichst ungestörtes Gedeihen des Kindes sei Maßstab der Darlegungen. Man möge sich einmal umschauen in deutschen Bücherregalen nach einem der dort noch reichlich vorhandenen Exemplare und sich der spezifischen Atmosphäre dieses Bestsellers aussetzen und dabei sich vorstellen, es aus der Perspektive einer werdenden oder jungen Mutter (oder, dort kaum berücksichtigt, eines Vaters) zu lesen in all der damit verbundenen Unsicherheit. Der Rezensent jedenfalls kann dies aus eigener Erfahrung nur empfehlen, nachdem er vor Jahren eine Ausgabe von vor 1945 wie auch eine von 1960 studierte. Ich merkte, welche Mühe es bereitete, mich der Überzeugungskraft dieser „medizinischen Autorität“ zu entziehen. An jene Erfahrung habe ich mich erinnert beim Lesen von Sigrid Chamberlains Buch, habe die große Distanzierungsarbeit noch mehr ermessen können, dank welcher sie, die selber nach Haarer-Maximen „Erzogene“, zu ihren Analysen gekommen ist. Was sie unternimmt, ist ein Ausleuchten im Sinne distanzschaffender Auseinandersetzung, gerade nicht aber ein vorschnelles Distanzieren im Ton bloßer Entrüstung oder oberflächlichen Besserwissens. Damit nämlich wären die Fallstricke des Haarer-Buches nur unzureichend zu erkennen. 3. Den wichtigsten Rückhalt für Chamberlains Untersuchungen bilden Erkenntnisse der psychoanalytischen Säuglingsforschung und der Bindungsforschung, also die neueren Erkenntnisse zur Entwicklung der Interpersonalität (besonders D. Stern; Klaus und Kennell; Dornes). Diese Einsichten werden den Anweisungen des Haarer-Buches gegenübergestellt. Das erzeugt Spannungslinien von großem Erkenntniswert. 4. Chamberlain hat sich nicht nur auf die Analyse des geschriebenen Wortes beschränkt, sondern sie ist seinen Langzeitwirkungen nachgegangen, indem sie Interviews mit Menschen geführt hat, die nach den Haarer-Büchern erzogen wurden. Davon gibt es viele. „Wenn ich mit Menschen meines Alters (Jahrgang 1941 plus/minus zehn Jahre) ins Gespräch über die Erziehungspraktiken in ihrer Herkunftsfamilie komme, so fällt sehr häufig der Name Haarer“ (S. 8). Aussagen aus diesen Interviews wie auch aus einigen autobiographischen Berichten belegen die massiven Prägungen, die von Haarers Anleitungen ausgegangen sind. Beim Lesen entsteht allmählich ein Eindruck von den tatsächlichen Dimensionen jener Pädagogik. „Es war doch nur ein Buch“, solches Beiseiteschieben gelingt dann immer weniger. Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch das Nachwort des Historikers Gregor Dill. Hier wird erläutert, daß Haarers Pädagogik keineswegs bloß die einer bis dahin unbekannten jungen Ärztin war, sondern daß sie wie auch ihr Einsatz in den massenhaften Schulungen junger Mütter einen präzise kalkulierten Baustein der nationalsozialistischen Erziehungspolitik bildete. 5. Chamberlain geht umfassend den zentralen Themen kindlicher und familiärer Entwicklung nach. „Krieg gleich zu Beginn des Lebens“, so lautet die Überschrift des ersten Kapitels, in dem sie die bei Haarer sofort nach Geburt einsetzende „Erziehung“ thematisiert. „Wie die Mutter sich das Kind vom Leib hält“ – „Mangelnder Halt und Grenzenlosigkeit“ – „Das verweigerte Antlitz“ – „Die Zerstörung des Dialogs“, in diesen Kapiteln wie in dem Buch insgesamt belegt Chamberlain in großer Klarheit den zentralen Befund ihrer langjährigen Untersuchungen, nämlich wie sehr trotz mancher Überschneidungen die nationalsozialistische von sonstiger autoritärer Erziehung verschieden war. Damit von ersterer gesprochen werden kann, muß „noch ein Aspekt hinzukommen: Es ist der, daß eine nationalsozialistische Erziehung immer auch eine Erziehung durch Bindungslosigkeit zu Bindungsunfähigkeit ist. Dieses halte ich für entscheidend, und es ist bisher weitgehend unbeachtet geblieben“ (S. 11). Erziehung durch Bindungslosigkeit zu Bindungsunfähigkeit wurde unter dem Nationalsozialismus systematisch und wirkungsvoll geplant und in die Praxis umgesetzt. Daß vieles davon bis heute weiterwirkt, machen Chamberlains Analysen in dankenswerter Klarheit sichtbar. Damit ist ihr Buch von größtem Wert auch für die analytische und therapeutische Arbeit. Aus gegebenen Anlass möchte ich darauf hinweisen, dass ich als Privatverkäufer nicht für den Versand (und eventuellen Verlusten oder Beschädigung auf dem Versandweg) haften kann. Übrigens: Auch im Falle einer Beschädigung oder bei Verlust der Ware auf dem Postweg greift das Käuferschutzprogramm des BOOKLOCKERs, wenn Sie bei einem Privatverkäufer bestellt haben, der (anders als ein gewerblicher Händler) für einen solchen Schaden nicht haftet. 1983, Hardcover/gebunden, wie neu, Banküberweisung.
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3872490605 - Johanna Haarer: Die Mutter und ihr erstes Kind
Johanna Haarer

Die Mutter und ihr erstes Kind (1983)

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ISBN: 3872490605 bzw. 9783872490605, in Deutsch, Carl Gerber, gebraucht, guter Zustand.

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Die erste in einer lediglich oberflächlich von NS-Gedankengut bereinigten . Nachkriegsausgabe wurde in dem heute frugal wirkenden Laetare-Verlagskatalog wie folgt angekündigt: Wie wir uns Frauen in ernsten Lebensfragen nicht allein lassen dürfen, so auch nicht in den praktischen Nöten und Schwierigkeiten, die heute durch Not und Unerfahrenheit vielen jungen Müttern schwer zu schaffen macht. Dieser Gedanke veranlaßte uns zum Druck dieses Buches, hinter dem, das sei noch, um manche Frage zu beantworten, hinzugefügt, ein Mensch steht, der unsagbar viel gelitten hat Die ersten Neuausgaben argumentieren überwiegend mit tradierten und veralteten Bildern und Einstellungen, die (ob der Autorin bewusst oder nicht) dazu dienen (teils veraltete) Theorien ideologisch zu rechtfertigen Höchste Priorität mütterlicher Pflichterfüllung besitzt folglich die Gesunderhaltung des (idealiter) bereits gesunden Säuglings und seiner Ernährung ein Muster, das auch Haarers Ratgeber inhaltlich bestimmt: das Fehlen bzw. Vorhandensein von Mutterliebe wird über Pflichterfüllung definiert und bei Fehlen mit Schuldhaftigkeit etikettiert. Dabei stützt sie ihre Argumentation meist auf Theorien, die Vorstellungen von und Eigenschaften einer guten Mutter vermitteln und die alle ein Ziel verfolgen: Einhaltung der Haarerschen Pflegeregeln, um eine gesunde Entwicklung des Säuglings zu gewährleisten und so schließlich eine gute Mutter zu sein (Schmid 2011, S. 97 ff.). Letztlich ist nach Antje Schmelcher die Haltung gegenüber dem Kind dieselbe geblieben (zit. n. Preßler 2016, S. 65). Nach wie vor benötigt der Säugling aufgrund seines Unvermögens, Gefühlsregungen anzunehmen wie auch zu spenden, keine physische wie psychische Nähe. Darum soll zu seinem Schutz, die ganze Familie sich von vornherein daran gewöhnen, sich nicht ohne Anlaß (also ohne rein pflegerischen Bedarf M. B.] mit dem Kind abzugeben (Haarer 1949, S. 153). Unter dem Kapitel Die Erziehung des Kindes finden sich vertraute Ratschläge aus Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind. Keine Nachgiebigkeit, wenn sich der Eigenwille des kleinen Kindes (Neugeborenen) äußert. Dieser soll dem Willen anderer (hier der Mutter) untergeordnet werden. Wenn beim schreienden Säugling der Schnuller versagt, dann liebe Mutter werde hart! (Haarer 1951, S. 143 Hervorh. M. B.). Falls das widerstrebende Kind sich weiterhin ungezogen verhält, wird es gewissermaßen kaltgestellt, in einen Raum verbracht, wo es allein sein kann und so lange nicht beachtet wird, bis es sein Verhalten verändert. Man glaubt nicht, wie früh und wie rasch ein Kind solches Vorgehen begreift (Haarer 1949, S. 259). Über Haarers starre Erziehungsratschläge schreibt Michaela Schmid treffend: Auf mündiges, dialogfähiges und demokratisches Verhalten, wie es v.A. die junge Demokratie der BRD nötig gehabt hätte, bereitet solch eine Erziehung jedenfalls nicht vor. Vielmehr wurden klassisch bürgerliche Erziehungsvorstellungen wie Disziplin, bedingungsloser Gehorsam, Ordnung, Regelmäßigkeit, Unterordnung udgl. auch nach Kriegsende nach der Bereinigung von NS-Ausschmückungen kritiklos weitertradiert und bereits dem Neugeborenen(!) bedingungslos und lieblos abverlangt Erziehung für den Führer Um eine Generation aus Mitläufern und Soldaten heranzuziehen, forderte das NS-Regime von Müttern, die Bedürfnisse ihrer Kleinkinder gezielt zu ignorieren. Die Folgen dieser Erziehung wirken bis heute nach, sagen Bindungsforscher. Anne Kratzer Mutter und Kind Sie wolle ihre Kinder ja lieben doch irgendwie schaffe sie es einfach nicht. Renate Flens kommt mit einer Depression in die Praxis der Psychotherapeutin Katharina Weiß. Die Expertin vermutet schon bald, dass hinter den Problemen ihrer Patientin im Grunde die Frustration steckt, Menschen nicht nah an sich heranlassen zu können. Nach einer ausgiebigen Spurensuche in Flens' Vergangenheit glauben die beiden Frauen schließlich, eine Schuldige dafür gefunden zu haben: die Ärztin Johanna Haarer, die zur Zeit des Nationalsozialismus in Ratgebern erklärte, wie man Kinder für den Führer erzieht. Dabei ist Renate Flens, die in Wirklichkeit anders heißt, gerade einmal in den 60ern also erst nach dem Krieg geboren worden. Doch Haarers Bücher waren Bestseller. Auch im Deutschland der Nachkriegszeit fanden sich noch in fast jedem Haushalt Exemplare ihrer Werke. Von der Therapeutin darauf angesprochen, erinnerte sich auch Flens daran, ein Buch von Haarer im Regal ihrer Eltern gesehen zu haben. Und ein besonders perfider Aspekt von Haarers Erziehungsphilosophie könnte sogar von Generation zu Generation weitergegeben worden sein: Um sie zu guten Soldaten und Mitläufern zu machen, forderte das NS-Regime Mütter dazu auf, die Bedürfnisse ihrer Babys gezielt zu ignorieren. Sie sollten emotions- und bindungsarm werden. Wenn eine ganze Generation systematisch dazu erzogen worden ist, keine Bindungen zu anderen aufzubauen, wie kann sie es dann ihren Kindern oder Enkelkindern beibringen? Auf einen Blick Folgenreicher Bestseller 1934 veröffentlichte die Ärztin Johanna Haarer ihren Ratgeber Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind. Das Buch verkaufte sich 1,2 Millionen Mal und wurde zur NS-Zeit eine Grundlage für die Erziehung in Kindergärten und Heimen sowie für die Reichsmütterschulungen. In ihrem Werk empfiehlt Haarer Müttern, ihre Kinder möglichst bindungsarm aufwachsen zu lassen. Weine das Kind, solle man es schreien lassen. Übermäßige Zärtlichkeiten seien in jedem Fall zu vermeiden. Wissenschaftler fürchten, dass dies bei betroffenen Kindern zu einer Bindungsstörung geführt hat, die diese seitdem von Generation zu Generation weitergeben. Randomisiert-kontrollierte Studien, die den Einfluss von Haarers Erziehungsphilosophie untersuchen, gibt es jedoch nicht. Unter Analytikern und Bindungsforschern ist das schon lange ein Thema in der Öffentlichkeit wird es ignoriert, sagt Klaus Grossmann, der zuletzt an der Universität Regensburg forschte und bereits in den 1970er Jahren Studien zu Mutter-Kind-Bindungen durchführte. Dabei konnte er im Labor immer wieder Szenen wie diese beobachten: Ein Baby weinte. Die Mutter ging auf das Kleine zu, doch kurz bevor sie bei ihm war, stoppte sie. Obwohl nur wenige Meter weiter ihr Kind schrie, machte sie keine Anstalten, es hochzuheben oder zu trösten. Wenn wir die Mütter fragten, warum sie das taten, sagten sie: Sie dürften das Kind ja nicht verwöhnen. Sätze wie dieser und Sprichwörter wie Ein Indianer kennt keinen Schmerz sind bis heute verbreitet. Selbst der Bestseller Jedes Kind kann schlafen lernen von Annette Kast-Zahn und Hartmut Morgenroth deutet in eine ähnliche Richtung. Das Buch rät, Kinder mit Ein- oder Durchschlafproblemen allein in ein Zimmer zu legen und in immer länger werdenden Abständen zwar nach ihnen zu sehen und mit ihnen zu sprechen, sie aber nicht hochzuheben selbst wenn sie weinen. Am besten ist das Kind in einem eigenen Zimmer untergebracht, in dem es dann alleine bleibt, schrieb auch Johanna Haarer in ihrem 1934 veröffentlichten Ratgeber Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind. Beginnt das Kind zu schreien oder zu weinen, solle man es ignorieren: Fange nur ja nicht an, das Kind aus dem Bett herauszunehmen, es zu tragen, zu wiegen, zu fahren oder auf dem Schoß zu halten, es gar zu stillen. Das Kind begreift unglaublich rasch, dass es nur zu schreien braucht, um eine mitleidige Seele herbeizurufen und Gegenstand solcher Fürsorge zu werden. Nach kurzer Zeit fordert es diese Beschäftigung mit ihm als ein Recht, gibt keine Ruhe mehr, bis es wieder getragen, gewiegt oder gefahren wird und der kleine, aber unerbittliche Haustyrann ist fertig! Das Baby als ein Quälgeist, dessen Wille es zu brechen gilt so sah Johanna Haarer Kinder. Die Folgen dieser Sichtweise könnten auch heute noch spürbar sein. Ob es um die geringe Geburtenrate geht, die vielen Menschen, die geschieden sind oder allein leben, die starke Verbreitung von Burnout, Depressionen oder psychischen Erkrankungen im Allgemeinen manche Forscher, Ärzte und Psychologen spekulieren darüber, dass eine ganze Reihe von Phänomenen mit der antrainierten Bindungs- und Gefühlslosigkeit in Verbindung stehen könnte. Heftcover Gehirn&Geist Digitalpaket: Gehirn&Geist Serie Familie Das könnte Sie auch interessieren: Gehirn&Geist Digitalpaket: Gehirn&Geist Serie Familie Nüchtern betrachtet sind die Gründe für diese gesellschaftlichen Umstände allerdings sicher vielfältig. Nachverfolgen lässt sich der Einfluss Haarers höchstens am klinischen Einzelfall, wie bei der Patientin von Katharina Weiß. Meistens stehen in solchen Therapien ganz andere Themen im Vordergrund. Aber nach einiger Zeit hört man dann Hinweise auf Haarer: Ekel vor dem eigenen Körper, strenge Essensregeln oder Beziehungsunfähigkeit, sagt die Psychoanalytikerin. Auch der Psychiater und Psychotherapeut Hartmut Radebold erzählt von einem Patienten, der mit schweren Beziehungs- und Identitätsschwierigkeiten zu ihm kam. Eines Tages fand dieser ein dickes Buch daheim, in dem seine Mutter unzählige Informationen über sein erstes Lebensjahr notiert hatte: Gewicht, Größe oder die Häufigkeit des Stuhlgangs aber kein einziges Wort über Gefühle. Das Kind wird gefüttert, gebadet und trockengelegt, im Übrigen aber vollkommen in Ruhe gelassen, riet damals Johanna Haarer. Sie schilderte detailreich körperliche Aspekte, ignorierte aber alles Psychische und warnte geradezu vor äffischer Zuneigung: Die Überschüttung des Kindes mit Zärtlichkeiten, etwa gar von Dritten, kann verderblich sein und muss auf die Dauer verweichlichen. Eine gewisse Sparsamkeit in diesen Dingen ist der deutschen Mutter und dem deutschen Kinde sicherlich angemessen. Gleich nach der Geburt sei es empfehlenswert, das Kind für 24 Stunden zu isolieren statt in einer läppisch-verballhornten Kindersprache solle die Mutter ausschließlich in vernünftigem Deutsch mit ihm sprechen, und wenn es schreie, solle man es schreien lassen. Das kräftige die Lungen und härte ab. Körperkontakt vermeiden! Haarers Ratschläge hatten einen modernen und wissenschaftlichen Anstrich, aber sie waren was größtenteils schon damals bekannt war falsch und darüber hinaus sogar schädlich. Kinder brauchen Körperkontakt, doch Haarer empfahl, diesen sogar beim Tragen möglichst gering zu halten. Sie riet zu einer unnatürlichen Haltung, die auf Bildern illustriert ist: Die Mütter halten ihre Kinder so, dass sie sie möglichst wenig berühren, und sie sehen sie an, blicken ihnen jedoch nicht in die Augen. Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind aus Haarer, J.: Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind. J.F. Lehmanns Verlag, München 1939 (Ausschnitt) Erziehungsratgeber Das Buch Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind von Johanna Haarer war auch nach dem Krieg noch populär. Solche Erfahrungen können traumatisieren. Zwischen 2009 und 2013 untersuchten die Psychologin Ilka Quindeau und ihre Kollegen von der Frankfurt University of Applied Sciences im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung die Generation der Kriegskinder. Eigentlich sollte sich ihre Studie um die Spätfolgen von Bombenangriffen und Flucht drehen. Doch nach den ersten Interviews mussten die Forscherinnen ihr Studiendesign abändern: In den Gesprächen kamen derart häufig Erfahrungen in der Familie zur Sprache, dass sie sich dazu entschieden, ein zusätzliches, mehrstündiges Interview zu diesem Thema anzuschließen. Am Ende halten die Wissenschaftlerinnen fest: Diese Leute zeigten ein Muster auffällig starker Loyalität mit den Eltern. Dass in den Schilderungen überhaupt keine Konflikte angesprochen wurden, ist Zeichen einer Beziehungsstörung. Zudem weist Quindeau darauf hin, dass nirgendwo sonst in Europa ein so ausführlicher Kriegskinderdiskurs stattfinde wie in Deutschland obwohl es auch in anderen Ländern Zerstörung und Bombenangriffe gegeben habe. Die österreichisch-britische Psychoanalytikerin Anna Freud hatte 1949 entdeckt, dass Kinder, die eine gute Bindung zu ihren Eltern aufwiesen, den Krieg weniger schlimm empfanden als jene, die keine gute Bindung hatten. Nähme man diese Erkenntnisse zusammen, stecke hinter den Gesprächen der Kriegskinder über Bombenangriffe und Vertreibung eigentlich eher Trauer über die Familienerfahrungen, glaubt Quindeau. Nur seien diese Erfahrungen so verletzend, dass sie unaussprechlich geworden sind. Unfähig zu fühlen Diese Interpretation ist allerdings schwierig zu belegen. Randomisiert-kontrollierte Studien, die den Einfluss von Haarers Erziehungsratschlägen experimentell untersuchen, sind aus ethischen Gründen nicht durchführbar. Doch auch Forschungsarbeiten, die sich nicht expliziert mit der Erziehung im Dritten Reich befassen, lieferten wertvolle Hinweise, meint Grossmann. Alle Daten, die wir haben, deuten auf Folgendes hin: Wenn man einem Kind in den ersten ein oder zwei Lebensjahren eine feinfühlige Ansprache vorenthalten würde so wie Johanna Haarer es propagiert hat , bekäme man die eingeschränkten, emotions- und reflexionsunfähigen Kinder, die wir aus der Forschung kennen. Der Bindungsforscher weist unter anderem auf eine Langzeitstudie hin, die ein Team um die Psychiaterin Mary Margaret Gleason von der Tulane University in New Orleans, Louisiana, 2014 in der Fachzeitschrift Pediatrics veröffentlichte. Gleason und ihre Kollegen hatten 136 rumänische Waisenkinder im Alter von einem halben Jahr bis zu vier Jahren in zwei Gruppen aufgeteilt: Die Hälfte von ihnen blieb im Heim, die anderen wurden hingegen in Pflegefamilien gegeben. Als Kontrollgruppe fungierten Kinder aus der Region, die bei ihren leiblichen Eltern aufwuchsen. Dabei stießen sie unter anderem sowohl bei den Heim- als auch bei den Pflegekindern auf Probleme im Hinblick auf Sprache und Bindungsverhalten. Kam zum Beispiel während eines Experiments mit 89 der Probanden ein Fremder zur Tür herein und bat die Jungen und Mädchen anlasslos mitzukommen, folgten ihm von den Kindern aus der Kontrollgruppe 3,5 Prozent, bei den Kindern aus Pflegefamilien waren es 24,1 Prozent und bei den Heimkindern sogar 44,9 Prozent. Wenn eine ganze Generation dazu erzogen worden ist, keine Bindungen aufzubauen, wie kann sie es dann ihren Kindern beibringen? Solche Kinder, die verführbar sind, nicht denken und nicht fühlen, sind praktisch für eine Kriegernation, sagt Karl-Heinz Brisch, Psychiater und Psychotherapeut am Dr. von Haunerschen Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München. Auch im antiken Sparta seien die Kinder mit diesem Ziel erzogen worden. Das Wesentliche bei Johanna Haarer ist, dass man dem Kind keine Zuwendung gibt, wenn dieses danach ruft. Doch jede Verweigerung bedeutet eine Zurückweisung, erklärt Grossmann. Einem Neugeborenen blieben als Kommunikationsmöglichkeit nur Mimik und Gestik. Folge darauf keine Reaktion, lerne es, dass seine Äußerungen nichts wert seien. Zudem erlebten Kleinkinder Todesangst, wenn sie Hunger oder Einsamkeit verspürten und dann nicht von ihrer Bezugsperson beruhigt werden. Im schlimmsten Fall könnten solche Erfahrungen dann zu einem Bindungstrauma führen, das es den Betroffenen auch im weiteren Leben schwer macht, Beziehungen zu anderen Menschen zu knüpfen. Erziehungstipps von der Lungenfachärztin Haarer, die als Lungenfachärztin weder eine pädagogische noch eine pädiatrische Ausbildung hatte, wurde von den Nationalsozialisten gezielt gefördert. Die Ratschläge aus ihrem Werk Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind wurden in den so genannten Reichsmütterschulungen gelehrt. Die Kurse sollten allen deutschen Frauen einheitliche Regeln zur Säuglingspflege vermitteln. Allein bis April 1943 nahmen mindestens drei Millionen Frauen an ihnen teil. Darüber hinaus war der Ratgeber die Grundlage für die Erziehung in Kindergärten und Heimen. Schon bevor sie ihre Erziehungsbibel veröffentlichte, schrieb Johanna Haarer in Zeitungen über Säuglingspflege. Später erschienen weitere Bücher von ihr, unter anderem Mutter, erzähl von Adolf Hitler, eine Art Märchen, das kindgerecht Antisemitismus und Antikommunismus propagierte, sowie Unsere kleinen Kinder, ein weiterer Erziehungsratgeber. Nach der NS-Zeit wurde die Münchnerin anderthalb Jahre lang interniert. Begeisterte Nationalsozialistin blieb sie den Aussagen zweier ihrer Töchter zufolge bis zu ihrem Tod 1988. Und nicht nur ihre persönliche Einstellung überdauerte das Dritte Reich auch ihr Hauptwerk Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind blieb noch lange verbreitet. Bis Kriegsende erreichte es, durch NS-Propaganda beworben, eine Auflage von 690 000 Stück. Aber auch nach dem Krieg wurde es vom gröbsten Nazijargon bereinigt bis 1987 noch einmal von fast genauso vielen Deutschen gekauft: am Ende insgesamt 1,2 Millionen Mal. Mutter, Vater, Kind AKG Images / Voller Ernst (Ausschnitt) Bloß nicht verhätscheln! In den 1940er Jahren warnte man Mütter davor, ihre Kinder allzu sehr mit Zärtlichkeiten zu überschütten. Diese Zahlen zeigen, wie viel Anklang Haarers Weltanschauung auch in der Nachkriegszeit noch fand. Doch warum setzten Mütter ein solch kontraintuitives Vorgehen überhaupt um? Das kam nicht bei allen gut an, so Hartmut Radebold. Der Psychiater, Psychoanalytiker und Buchautor hat sich in seinen Forschungen intensiv mit der Generation der Kriegskinder auseinandergesetzt. Er geht davon aus, dass Haarers Erziehungsratgeber vor allem auf zwei Gruppen einen Einfluss hatte: auf Eltern, die sich besonders stark mit dem NS-Regime identifizierten, sowie auf junge Frauen, die oft bedingt durch den Ersten Weltkrieg selbst aus zerrütteten Familien kamen und deshalb gar nicht wussten, wie sich eine gute Beziehung anfühlt. Kämpften ihre Ehemänner zudem selbst an der Front und ließen sie allein, überfordert und verunsichert zurück, sei durchaus vorstellbar, dass sie besonderes anfällig für Haarers Erziehungspropaganda waren. Zudem sei eine strenge Erziehung bereits vor 1934 in Preußen gang und gäbe gewesen. Nur eine Kultur, die ohnehin eine gewisse Neigung zu solchen Ideen von Härte und Drill besaß, habe so etwas umsetzen können, glaubt Grossmann. Dazu würden auch die Befunde von Studien aus den 1970er Jahren passen, die beispielsweise darauf hindeuten, dass im norddeutschen Bielefeld damals etwa jedes zweite Kind ein unsicheres Bindungsverhalten aufwies, im süddeutschen Regensburg, das nie zum preußischen Einflussgebiet gehört hat, hingegen nicht einmal jedes dritte. Um zu beurteilen, wie sicher die Bindung zwischen Mutter oder Vater und Kind ist, nutzen Grossmann und andere Wissenschaftler häufig den Fremde-Situations-Test von der US-amerikanischen Entwicklungspsychologin Mary Ainsworth. Dabei betritt beispielsweise eine Mutter mit ihrem Kleinkind einen Raum und setzt es bei einem Spielzeug ab. Nach 30 Sekunden nimmt sie auf einem Stuhl Platz und liest eine Zeitschrift. Nach spätestens zwei Minuten erklingt ein Signal, das die Mutter daran erinnern soll, ihr Kind zum Spielen zu ermuntern, falls es dies noch nicht tut. In weiteren Abständen von ein bis drei Minuten spielen sich dann folgende Szenen ab: Eine fremde Frau erscheint in dem Raum und schweigt, die beiden Frauen sprechen miteinander, die Fremde beschäftigt sich mit dem Kind, die Mutter lässt ihre Handtasche auf dem Stuhl liegen und verlässt den Raum. Nach kurzer Zeit kehrt die Mutter wieder in den Raum zurück und die fremde Person geht. Wenig später geht auch die Mutter, das Kind bleibt allein zurück. Nach wenigen Minuten kehrt zuerst die fremde Frau in den Raum zurück und beschäftigt sich mit dem Kind, dann die Mutter. Bindungsforscher beobachten dabei ganz genau, wie das Kind sich verhält. Ist es in der Trennungssituation kurz irritiert und weint, beruhigt sich jedoch bald wieder, wird es als sicher gebunden betrachtet. Jungen und Mädchen, die sich nicht mehr beruhigen oder erst gar nicht auf das Verschwinden ihrer Bezugsperson reagieren , gelten hingegen als unsicher gebunden. Grossmann hat den Test in verschiedenen Kulturen gemacht. Dabei entdeckte der Wissenschaftler, dass in Deutschland im Gegensatz zu anderen westlichen Ländern besonders viele Erwachsene positiv beeindruckt wären, wenn Kinder vom Verschwinden der Bezugsperson unbeeindruckt seien. Die Eltern nähmen das als unabhängig wahr. Wie die Eltern, so die Kinder Zudem deuten seine Befunde darauf hin, dass Kinder, wenn sie erwachsen werden und selbst Nachwuchs bekommen, ihr Bindungsverhalten an die nächste Generation weitergeben. Im Rahmen einer ihrer Untersuchungen erfassten Grossmann und seine Kollegen vier bis fünf Jahre nach dem Fremde-Situations-Test mit Hilfe von Interviews auch den Bindungsstil der Eltern ihrer kleinen Probanden in deren Kindheit. In ihre Auswertung bezogen die Wissenschaftler nicht nur den Inhalt der Antworten mit ein, sondern auch die Emotionen der Erwachsenen während der Befragung. So betrachteten die Forscher zum Beispiel, ob die Versuchspersonen häufig das Thema wechselten, nur einsilbige Antworten gaben oder übergeneralisierte Lobreden auf ihre eigenen Eltern hielten, ohne konkrete Situationen zu schildern. Das Ergebnis der Veröffentlichung aus dem Jahr 1988: Bei den 65 untersuchten Eltern und Kindern entsprach das Bindungsverhalten der Kinder in 80 Prozent der Fälle dem der Eltern. Eine 2016 veröffentlichte Metaanalyse von Forschern um Marije Verhage von der Universität Amsterdam, die die Daten von 4819 Personen auswerteten, konnte den Effekt der Weitergabe von Bindungsverhalten über Generationen hinweg bestätigen. Wie genau Eltern negative Erfahrungen, die sie in ihrer Kindheit gemacht haben, an ihre eigenen Kinder weitergeben, ist bislang noch Gegenstand verschiedener Theorien. Mittlerweile mehren sich allerdings die Hinweise darauf, dass dabei auch biologische Faktoren eine Rolle spielen könnten. Dahlia Ben-Dat Fisher von der Concordia University in Montreal und ihre Kollegen entdeckten 2007 zum Beispiel, dass der Nachwuchs von Müttern, die in ihrer Kindheit vernachlässigt worden waren, morgens regelmäßig einen niedrigeren Spiegel des Stresshormons Kortisol aufwies. Die Forscher werteten das als ein Zeichen für eine unnormale Stressverarbeitung. Spektrum Kompakt: Nähe und Distanz Abstand im sozialen Miteinander Das könnte Sie auch interessieren: Spektrum Kompakt: Nähe und Distanz Abstand im sozialen Miteinander Ein Team um Tobias Hecker von der Universität Zürich verglich 2016 in Tansania Kinder, die nach eigenen Angaben viel körperliche und seelische Gewalt erlebt hatten, mit solchen, die nur von wenig Misshandlungen berichteten. Dabei stießen sie bei der ersten Gruppe nicht nur vermehrt auf medizinische Probleme, sondern auch auf eine abweichende Methylierung des Gens, das für das Protein Proopiomelanocortin codiert. Dieses ist der Vorläufer für eine ganze Reihe von Hormonen, unter anderem für das Stresshormon Adrenocorticotropin, das in der Hirnanhangsdrüse gebildet wird. Veränderte DNA-Methylierungsmuster können die Aktivität eines Gens beeinflussen und aller Wahrscheinlichkeit nach ebenfalls von Generation zu Generation weitergegeben werden. In Tierversuchen konnten Wissenschaftler dieses Phänomen bereits ausführlich beobachten, beim Menschen ist das Bild bislang noch weniger klar. Auf der Verhaltensebene könne man nur das weitergeben, was man selbst an Erfahrungen kennt, erklärt Grossmann. Zwar können Eltern sich bewusst mit ihrer eigenen Bindungserfahrung auseinandersetzen und versuchen, ihre eigenen Kinder anders zu erziehen. In stressigen Momenten verfällt man jedoch oft wieder in die gelernten, unbewussten Muster, meint Grossmann. Vielleicht wollte Gertrud Haarer, die jüngste von Johanna Haarers Töchtern, deshalb nie selbst Kinder haben. Sie hat sich öffentlich kritisch mit ihrer Mutter auseinandergesetzt und nach einer schweren Depression ein Buch über deren Leben und Vorstellungen verfasst. Lange sei sie selbst unnahbar gewesen, sagt sie, und an ihre Kindheit habe sie keine Erinnerung. Offenbar hat mich das so traumatisiert, dass ich dachte, ich könnte nie Kinder erziehen, erklärte sie in einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk. Aus gegebenen Anlass möchte ich darauf hinweisen, dass ich als Privatverkäufer nicht für den Versand (und eventuellen Verlusten oder Beschädigung auf dem Versandweg) haften kann. Übrigens: Auch im Falle einer Beschädigung oder bei Verlust der Ware auf dem Postweg greift das Käuferschutzprogramm des BOOKLOCKERs, wenn Sie bei einem Privatverkäufer bestellt haben, der (anders als ein gewerblicher Händler) für einen solchen Schaden nicht haftet. 1983, Hardcover/gebunden, wie neu, Banküberweisung.
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