Das Heilige und die Gewalt Religion Theologie Gewalt Mythen Ritus Geisteswissenschaften Gewalttätigkeit Violence (Autor),
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9783491694309 - René Girard Elisabeth Mainberger-Ruh: Das Heilige und die Gewalt Religion Theologie Gewalt Mythen Ritus Geisteswissenschaften Gewalttätigkeit Violence (Autor)
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René Girard Elisabeth Mainberger-Ruh

Das Heilige und die Gewalt Religion Theologie Gewalt Mythen Ritus Geisteswissenschaften Gewalttätigkeit Violence (Autor) (2010)

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ISBN: 9783491694309 bzw. 3491694302, in Deutsch, 480 Seiten, Patmos Verlag GmbH + Co.K, gebraucht, akzeptabler Zustand.

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Rene Girad ein vielfach angefeindeter Schreiber, da er als bekennender Christ dem im französischen Denken beheimateten Strukturalismus nicht Folge leistete, sondern seinen genuinen auf Forschung baserenden Zugang zur Problematik des Opfers verfolgte. Eine schonungslose Tiefenanalyse der menschlichen Gewalttätigkeit Girard versucht in dieser Monographie die psychodynamischen Prozesse zu erhellen, welche der menschlichen Gewalttätigkeit zugrunde liegen. Zu diesem Zweck greift er auf altphilologische, ethnographische und tiefenpsychologische Methoden und Forschungserträge zurück. Sein Gegenstand ist das sakrale Opfer. Girards Ausgangspunkt ist, daß im Menschen eine "wesenhafte Gewalt" existiert, deren Ursachen unbekannt sind. Sie herrscht im Begehren vor, wird externalisiert und wirkt dann von außen auf den Menschen ein. Ihrer wahren Natur nach ist die innere Gewalttätigkeit Blutrache. Diese setzt die Existenz der Gesellschaft insgesamt aufs Spiel und wird, solange noch kein Gerichtswesen vorhanden ist, in einer "Opferstellvertretung" bewältigt. Das Opfer schützt die gesamte Gemeinschaft vor ihrer eigenen Gewalt, es lenkt die aus nichtigsten Anlässen entstehende und hochgradig ansteckende (daher "mimetische" - nachahmende - Theorie) innere Gewalttätigkeit der Menschen auf andere Opfer außerhalb ihrer selbst und stellt die Harmonie innerhalb der Gemeinschaft wieder her. Wird das Bedürfnis nach Gewalt nicht gestillt, ergießt es sich mit vernichtender Gewalt in die Umgebung. Ordnung, Frieden und Fruchtbarkeit gründen auf kulturellen Unterschieden. Beim Übergang von einer archaischen religiösen zu einer modernen staatlichen und gerichtlichen Ordnung gerät der Opferkult in eine Krise. Ein Entdifferenzierungs- bzw. Entstrukturierungsprozeß wird losgetreten, in dessen Folge die gesamte Kultur kollabiert. Die kollektive Gewalt sucht ein versöhnendes Opfer (Sündenbock), welches die Gewaltspirale beendet und den Kreis der Opferriten einleitet. Riten haben ausschließlich den Zweck, eine erneute Opferkultkrise zu verhindern. Sie sollen die Unterschiede wiederherstellen und festigen. Dies ist die "Gründungsgewalt", welche die kulturelle Ordnung insgesamt gründet: Religion, Inzestverbote, das zur Aufrechterhaltung des Gemeinwesens notwendige Minimum an Gewaltlosigkeit aber auch - durch die Mechanismen von Unterscheidung, Ausschluß und Verbindung - unser Symboldenken, Sprache, politische Gewalt, richterliche Gewalt, Heilkunst, Theater, Philosophie, Anthropologie. Die 'abendländische Zivilisation' wird von Anfang an durch einen Zustand der Entdifferenzierung beherrscht, der jetzt auf die gesamte Menschheit übergreift. Es entsteht eine seltsame Art von Nicht-Kultur oder Antikultur, die wir Moderne nennen und die sich in einer immer schlimmeren Krise des Opferkultes einzurichten vermag. Doch auch am Horizont der Moderne droht die Maßlosigkeit der Gewalt, die auf den Flügeln der Wissenschaft wieder zu uns kommt. Girard glaubt, daß die Menschheit nur die Wahl zwischen der totalen Vernichtung oder dem totalen Verzicht auf Gewalt hat. Im Rahmen seiner Theorie erklärt Girard u.A.: die Tabuvorschriften primitiver Völker, die Ambivalenz des Blutes, den Hintergrund ritueller Reinigungen, warum Zwillinge angstbesetzt sind, wie sich aus der gewalttätigen Entdifferenzierung die Mythenbildung und schließlich die tragische Inspiration entwickelte, Phänomene wie Lynchjustiz, Pogrome, 'summarische Gerichtsverfahren', den 'sparagmos', die Zerstückelung des lebendigen Opfers mit bloßen Händen durch einmütige und unbewaffnete Teilnehmer im Dionysos-Kult, das Phänomen des "Rivalen" und des "Doppelgängers", die tiefere Bedeutung der klassischen Tragödien, besonders des Ödipus-Dramas usw. usf. Selbstverständlich ist Girards Ansatz aufgrund seiner Monokausalität angreifbar, doch bleibt es sein Verdienst, auf eine anthropologische Tiefendimension hingewiesen zu haben, die sich wirklichkeitsfremden pädagogisch-therapeutischen Deutungsbemühungen verschließt. Die menschliche Gewaltttätigkeit ist in der Tat ein aufklärungsresistentes Urphänomen, das gleichwohl in irgendeiner lebensdienlichen Weise bewältigt werden muß. Girard zeigt wie. Sein einzigartig vielschichtiges und komplexes Werk erschließt sich erst nach wiederholter Lektüre, so daß ich dringend zur Anschaffung rate. Als wertvolle Ergänzung ist Matthew ROSSANO: "Supernatural Selection. How Religion evolved" (2010) zu empfehlen. Autor: René Girard, 1923 in Avignon geboren, lebt seit 1947 in den USA und lehrte dort an verschiedenen Universitäten, zuletzt als Professor für französische Sprache, Literatur und Kultur an der Stanford Universität. Das Hauptwerk René Girards legt das Fundament zu einem der großen anthropologischen Entwürfe dieses Jahrhunderts. In dessen Zentrum steht die Frage nach der Gewalt, insbesondere nach der von zahlreichen Mythen beglaubigten "Gründungsgewalt", die am Anfang aller sozialen Gemeinschaften steht. Es ist nach Girard das mimetische, nachahmende Verhalten des Menschen, das aus jeder individuellen Begierde sogleich Rivalität und Gewalt erwachsen läßt. Da diese den sozialen Zusammenhalt bedroht, tendieren alle Gruppen zu stellvertretenden kollektiven Gewaltakten an einzelnen "Sündenböcken", deren Opferung zu einem "heiligen" Akt verklärt wird - dies ist der Ursprung des Heiligen und des Opfers zugleich. Anhand von umfangreichem ethnologischem Material, aber auch durch genaue Lektüre mythologischer und religiöser Texte vermag Girard seine These zu erhärten, daß die darin maskierte Gewalt keineswegs symbolisch zu lesen istStets sind es reale, historische Gewaltakte, die sich in Ritus und Mythos heiligen und rechtfertigen. "Ein Markstein in der Geschichte der Wissenschaften vom Menschen." Le Monde Zugegeben, das Buch liest sich nicht gerade leicht und ist sehr umfangreich. Der Autor platzt in sein Thema hinein und ich musste einiges mehrmals lesen, bis ich den roten Faden fand. Man muss sich an den Stil gewöhnen, der vermutlich nicht für normale Menschen, sondern eher für Fachpublikum gedacht ist. Und trotzdem fällt meine Bewertung sehr positiv aus, denn ich habe sehr viel Interessantes erfahren und mitgenommen, und vor allem denke ich relativ häufig an etwas, was ich in diesem Buch gelesen habe, zurück und kann es mit alltäglichen Dingen verknüpfen. Und das ist auf jeden Fall ein großes Plus. Das Buch ist ein gewaltiger Rundumschlag zum Thema Gewalt und der Rolle des Opfers, mit dem diese Gewalt gesühnt und in Schach gehalten wird. Es geht um Naturreligionen, antike Dramen, biblische Begebenheiten, aber auch um die Entstehung und Funktion unseres heutigen Rechtsverständnisses. Sehr interessant ist auch, was Girard zur Entstehung von Gewalt (hier geht er z.B. auf die Doppelgängerproblematik ein und dass zuviel Gleichheit beängstigend ist)und dem Verständnis des Heiligen schreibt. Freud und der Ödipuskomplex kommt vor, Inzestverbot u.v.m. Ein besonderes Augenmerk gilt der Krise des Opferkultes, wie es zu großen Umstürzen in Zivilisationen und Kulturen kommt und warum auch unsere Gesellschaft keineswegs sicher ist vor dieser Krise. Manches hätte sicher nicht so wortreich dargelegt werden müssen und gelegentlich neigt der Autor zu Wiederholungen, andererseits hat er sich ausgiebig mit Bräuchen sgn. primitiver Völker befasst, die ausgesprochen bemerkenswert sind. Sich durch das Buch zu arbeiten ist mühsam, aber auf jeden Fall sehr lohnenswert! Und hat man sich erst einmal an die Art des Autors gewöhnt, geht es auch viel leichter. Das Heilige und die Gewalt René Girard Elisabeth Mainberger-Ruh La Violence et le sacré Reihe/Serie Patmos Paperback Maße 130 x 205 mm Geisteswissenschaften Religion Theologie Gewalt Mythen Ritus ISBN-10 3-491-69430-2 / 3491694302 ISBN-13 978-3-491-69430-9 / 9783491694309, Softcover, leichte Gebrauchsspuren, 20,4 x 12,6 x 3,8 cm, 600g, 480, Internationaler Versand, Banküberweisung, PayPal, Offene Rechnung (Vorkasse vorbehalten).
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Das Heilige und die Gewalt Religion Theologie Gewalt Mythen Ritus Geisteswissenschaften Gewalttätigkeit Violence (Autor) (2010)

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Patmos Verlag GmbH + Co.K. Softcover. 20,4 x 12,6 x 3,8 cm. Rene Girad ein vielfach angefeindeter Schreiber, da er als bekennender Christ dem im französischen Denken beheimateten Strukturalismus nicht Folge leistete, sondern seinen genuinen auf Forschung baserenden Zugang zur Problematik des Opfers verfolgte. Eine schonungslose Tiefenanalyse der menschlichen Gewalttätigkeit Girard versucht in dieser Monographie die psychodynamischen Prozesse zu erhellen, welche der menschlichen Gewalttätigkeit zugrunde liegen. Zu diesem Zweck greift er auf altphilologische, ethnographische und tiefenpsychologische Methoden und Forschungserträge zurück. Sein Gegenstand ist das sakrale Opfer. Girards Ausgangspunkt ist, daß im Menschen eine "wesenhafte Gewalt" existiert, deren Ursachen unbekannt sind. Sie herrscht im Begehren vor, wird externalisiert und wirkt dann von außen auf den Menschen ein. Ihrer wahren Natur nach ist die innere Gewalttätigkeit Blutrache. Diese setzt die Existenz der Gesellschaft insgesamt aufs Spiel und wird, solange noch kein Gerichtswesen vorhanden ist, in einer "Opferstellvertretung" bewältigt. Das Opfer schützt die gesamte Gemeinschaft vor ihrer eigenen Gewalt, es lenkt die aus nichtigsten Anlässen entstehende und hochgradig ansteckende (daher "mimetische" - nachahmende - Theorie) innere Gewalttätigkeit der Menschen auf andere Opfer außerhalb ihrer selbst und stellt die Harmonie innerhalb der Gemeinschaft wieder her. Wird das Bedürfnis nach Gewalt nicht gestillt, ergießt es sich mit vernichtender Gewalt in die Umgebung. Ordnung, Frieden und Fruchtbarkeit gründen auf kulturellen Unterschieden. Beim Übergang von einer archaischen religiösen zu einer modernen staatlichen und gerichtlichen Ordnung gerät der Opferkult in eine Krise. Ein Entdifferenzierungs- bzw. Entstrukturierungsprozeß wird losgetreten, in dessen Folge die gesamte Kultur kollabiert. Die kollektive Gewalt sucht ein versöhnendes Opfer (Sündenbock), welches die Gewaltspirale beendet und den Kreis der Opferriten einleitet. Riten haben ausschließlich den Zweck, eine erneute Opferkultkrise zu verhindern. Sie sollen die Unterschiede wiederherstellen und festigen. Dies ist die "Gründungsgewalt", welche die kulturelle Ordnung insgesamt gründet: Religion, Inzestverbote, das zur Aufrechterhaltung des Gemeinwesens notwendige Minimum an Gewaltlosigkeit aber auch - durch die Mechanismen von Unterscheidung, Ausschluß und Verbindung - unser Symboldenken, Sprache, politische Gewalt, richterliche Gewalt, Heilkunst, Theater, Philosophie, Anthropologie. Die 'abendländische Zivilisation' wird von Anfang an durch einen Zustand der Entdifferenzierung beherrscht, der jetzt auf die gesamte Menschheit übergreift. Es entsteht eine seltsame Art von Nicht-Kultur oder Antikultur, die wir Moderne nennen und die sich in einer immer schlimmeren Krise des Opferkultes einzurichten vermag. Doch auch am Horizont der Moderne droht die Maßlosigkeit der Gewalt, die auf den Flügeln der Wissenschaft wieder zu uns kommt. Girard glaubt, daß die Menschheit nur die Wahl zwischen der totalen Vernichtung oder dem totalen Verzicht auf Gewalt hat. Im Rahmen seiner Theorie erklärt Girard u.A.: die Tabuvorschriften primitiver Völker, die Ambivalenz des Blutes, den Hintergrund ritueller Reinigungen, warum Zwillinge angstbesetzt sind, wie sich aus der gewalttätigen Entdifferenzierung die Mythenbildung und schließlich die tragische Inspiration entwickelte, Phänomene wie Lynchjustiz, Pogrome, 'summarische Gerichtsverfahren', den 'sparagmos', die Zerstückelung des lebendigen Opfers mit bloßen Händen durch einmütige und unbewaffnete Teilnehmer im Dionysos-Kult, das Phänomen des "Rivalen" und des "Doppelgängers", die tiefere Bedeutung der klassischen Tragödien, besonders des Ödipus-Dramas usw. usf. Selbstverständlich ist Girards Ansatz aufgrund seiner Monokausalität angreifbar, doch bleibt es sein Verdienst, auf eine anthropologische Tiefendimension hingewiesen zu haben, die sich wirklichkeitsfremden pädagogisch-therapeutischen Deutungsbemühungen verschließt. Die menschliche Gewaltttätigkeit ist in der Tat ein aufklärungsresistentes Urphänomen, das gleichwohl in irgendeiner lebensdienlichen Weise bewältigt werden muß. Girard zeigt wie. Sein einzigartig vielschichtiges und komplexes Werk erschließt sich erst nach wiederholter Lektüre, so daß ich dringend zur Anschaffung rate. Als wertvolle Ergänzung ist Matthew ROSSANO: "Supernatural Selection. How Religion evolved" (2010) zu empfehlen. Autor: René Girard, 1923 in Avignon geboren, lebt seit 1947 in den USA und lehrte dort an verschiedenen Universitäten, zuletzt als Professor für französische Sprache, Literatur und Kultur an der Stanford Universität. Das Hauptwerk René Girards legt das Fundament zu einem der großen anthropologischen Entwürfe dieses Jahrhunderts. In dessen Zentrum steht die Frage nach der Gewalt, insbesondere nach der von zahlreichen Mythen beglaubigten "Gründungsgewalt", die am Anfang aller sozialen Gemeinschaften steht. Es ist nach Girard das mimetische, nachahmende Verhalten des Menschen, das aus jeder individuellen Begierde sogleich Rivalität und Gewalt erwachsen läßt. Da diese den sozialen Zusammenhalt bedroht, tendieren alle Gruppen zu stellvertretenden kollektiven Gewaltakten an einzelnen "Sündenböcken", deren Opferung zu einem "heiligen" Akt verklärt wird - dies ist der Ursprung des Heiligen und des Opfers zugleich. Anhand von umfangreichem ethnologischem Material, aber auch durch genaue Lektüre mythologischer und religiöser Texte vermag Girard seine These zu erhärten, daß die darin maskierte Gewalt keineswegs symbolisch zu lesen istStets sind es reale, historische Gewaltakte, die sich in Ritus und Mythos heiligen und rechtfertigen. "Ein Markstein in der Geschichte der Wissenschaften vom Menschen." Le Monde Zugegeben, das Buch liest sich nicht gerade leicht und ist sehr umfangreich. Der Autor platzt in sein Thema hinein und ich musste einiges mehrmals lesen, bis ich den roten Faden fand. Man muss sich an den Stil gewöhnen, der vermutlich nicht für normale Menschen, sondern eher für Fachpublikum gedacht ist. Und trotzdem fällt meine Bewertung sehr positiv aus, denn ich habe sehr viel Interessantes erfahren und mitgenommen, und vor allem denke ich relativ häufig an etwas, was ich in diesem Buch gelesen habe, zurück und kann es mit alltäglichen Dingen verknüpfen. Und das ist auf jeden Fall ein großes Plus. Das Buch ist ein gewaltiger Rundumschlag zum Thema Gewalt und der Rolle des Opfers, mit dem diese Gewalt gesühnt und in Schach gehalten wird. Es geht um Naturreligionen, antike Dramen, biblische Begebenheiten, aber auch um die Entstehung und Funktion unseres heutigen Rechtsverständnisses. Sehr interessant ist auch, was Girard zur Entstehung von Gewalt (hier geht er z.B. auf die Doppelgängerproblematik ein und dass zuviel Gleichheit beängstigend ist)und dem Verständnis des Heiligen schreibt. Freud und der Ödipuskomplex kommt vor, Inzestverbot u.v.m. Ein besonderes Augenmerk gilt der Krise des Opferkultes, wie es zu großen Umstürzen in Zivilisationen und Kulturen kommt und warum auch unsere Gesellschaft keineswegs sicher ist vor dieser Krise. Manches hätte sicher nicht so wortreich dargelegt werden müssen und gelegentlich neigt der Autor zu Wiederholungen, andererseits hat er sich ausgiebig mit Bräuchen sgn. primitiver Völker befasst, die ausgesprochen bemerkenswert sind. Sich durch das Buch zu arbeiten ist mühsam, aber auf jeden Fall sehr lohnenswert! Und hat man sich erst einmal an die Art des Autors gewöhnt, geht es auch viel leichter. Das Heilige und die Gewalt René Girard Elisabeth Mainberger-Ruh La Violence et le sacré Reihe/Serie Patmos Paperback Maße 130 x 205 mm Geisteswissenschaften Religion Theologie Gewalt Mythen Ritus ISBN-10 3-491-69430-2 / 3491694302 ISBN-13 978-3-491-69430-9 / 9783491694309 Geisteswissenschaften Religion Theologie Gewalt Mythen Ritus ISBN-10 3-491-69430-2 / 3491694302 ISBN-13 978-3-491-69430-9 / 9783491694309 Rene Girad ein vielfach angefeindeter Schreiber, da er als bekennender Christ dem im französischen Denken beheimateten Strukturalismus nicht Folge leistete, sondern seinen genuinen auf Forschung baserenden Zugang zur Problematik des Opfers verfolgte. Eine schonungslose Tiefenanalyse der menschlichen Gewalttätigkeit Girard versucht in dieser Monographie die psychodynamischen Prozesse zu erhellen, welche der menschlichen Gewalttätigkeit zugrunde liegen. Zu diesem Zweck greift er auf altphilologische, ethnographische und tiefenpsychologische Methoden und Forschungserträge zurück. Sein Gegenstand ist das sakrale Opfer. Girards Ausgangspunkt ist, daß im Menschen eine "wesenhafte Gewalt" existiert, deren Ursachen unbekannt sind. Sie herrscht im Begehren vor, wird externalisiert und wirkt dann von außen auf den Menschen ein. Ihrer wahren Natur nach ist die innere Gewalttätigkeit Blutrache. Diese setzt die Existenz der Gesellschaft insgesamt aufs Spiel und wird, solange noch kein Gerichtswesen vorhanden ist, in einer "Opferstellvertretung" bewältigt. Das Opfer schützt die gesamte Gemeinschaft vor ihrer eigenen Gewalt, es lenkt die aus nichtigsten Anlässen entstehende und hochgradig ansteckende (daher "mimetische" - nachahmende - Theorie) innere Gewalttätigkeit der Menschen auf andere Opfer außerhalb ihrer selbst und stellt die Harmonie innerhalb der Gemeinschaft wieder her. Wird das Bedürfnis nach Gewalt nicht gestillt, ergießt es sich mit vernichtender Gewalt in die Umgebung. Ordnung, Frieden und Fruchtbarkeit gründen auf kulturellen Unterschieden. Beim Übergang von einer archaischen religiösen zu einer modernen staatlichen und gerichtlichen Ordnung gerät der Opferkult in eine Krise. Ein Entdifferenzierungs- bzw. Entstrukturierungsprozeß wird losgetreten, in dessen Folge die gesamte Kultur kollabiert. Die kollektive Gewalt sucht ein versöhnendes Opfer (Sündenbock), welches die Gewaltspirale beendet und den Kreis der Opferriten einleitet. Riten haben ausschließlich den Zweck, eine erneute Opferkultkrise zu verhindern. Sie sollen die Unterschiede wiederherstellen und festigen. Dies ist die "Gründungsgewalt", welche die kulturelle Ordnung insgesamt gründet: Religion, Inzestverbote, das zur Aufrechterhaltung des Gemeinwesens notwendige Minimum an Gewaltlosigkeit aber auch - durch die Mechanismen von Unterscheidung, Ausschluß und Verbindung - unser Symboldenken, Sprache, politische Gewalt, richterliche Gewalt, Heilkunst, Theater, Philosophie, Anthropologie. Die 'abendländische Zivilisation' wird von Anfang an durch einen Zustand der Entdifferenzierung beherrscht, der jetzt auf die gesamte Menschheit übergreift. Es entsteht eine seltsame Art von Nicht-Kultur oder Antikultur, die wir Moderne nennen und die sich in einer immer schlimmeren Krise des Opferkultes einzurichten vermag. Doch auch am Horizont der Moderne droht die Maßlosigkeit der Gewalt, die auf den Flügeln der Wissenschaft wieder zu uns kommt. Girard glaubt, daß die Menschheit nur die Wahl zwischen der totalen Vernichtung oder dem totalen Verzicht auf Gewalt hat. Im Rahmen seiner Theorie erklärt Girard u.A.: die Tabuvorschriften primitiver Völker, die Ambivalenz des Blutes, den Hintergrund ritueller Reinigungen, warum Zwillinge angstbesetzt sind, wie sich aus der gewalttätigen Entdifferenzierung die Mythenbildung und schließlich die tragische Inspiration entwickelte, Phänomene wie Lynchjustiz, Pogrome, 'summarische Gerichtsverfahren', den 'sparagmos', die Zerstückelung des lebendigen Opfers mit bloßen Händen durch einmütige und unbewaffnete Teilnehmer im Dionysos-Kult, das Phänomen des "Rivalen" und des "Doppelgängers", die tiefere Bedeutung der klassischen Tragödien, besonders des Ödipus-Dramas usw. usf. Selbstverständlich ist Girards Ansatz aufgrund seiner Monokausalität angreifbar, doch bleibt es sein Verdienst, auf eine anthropologische Tiefendimension hingewiesen zu haben, die sich wirklichkeitsfremden pädagogisch-therapeutischen Deutungsbemühungen verschließt. Die menschliche Gewaltttätigkeit ist in der Tat ein aufklärungsresistentes Urphänomen, das gleichwohl in irgendeiner lebensdienlichen Weise bewältigt werden muß. Girard zeigt wie. Sein einzigartig vielschichtiges und komplexes Werk erschließt sich erst nach wiederholter Lektüre, so daß ich dringend zur Anschaffung rate. Als wertvolle Ergänzung ist Matthew ROSSANO: "Supernatural Selection. How Religion evolved" (2010) zu empfehlen. Autor: René Girard, 1923 in Avignon geboren, lebt seit 1947 in den USA und lehrte dort an verschiedenen Universitäten, zuletzt als Professor für französische Sprache, Literatur und Kultur an der Stanford Universität. Das Heilige und die Gewalt René Girard Elisabeth Mainberger-Ruh La Violence et le sacré Reihe/Serie Patmos Paperback Maße 130 x 205 mm.
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Patmos Verlag GmbH + Co.K. Softcover. 20,4 x 12,6 x 3,8 cm. Rene Girad ein vielfach angefeindeter Schreiber, da er als bekennender Christ dem im französischen Denken beheimateten Strukturalismus nicht Folge leistete, sondern seinen genuinen auf Forschung baserenden Zugang zur Problematik des Opfers verfolgte. Eine schonungslose Tiefenanalyse der menschlichen Gewalttätigkeit Girard versucht in dieser Monographie die psychodynamischen Prozesse zu erhellen, welche der menschlichen Gewalttätigkeit zugrunde liegen. Zu diesem Zweck greift er auf altphilologische, ethnographische und tiefenpsychologische Methoden und Forschungserträge zurück. Sein Gegenstand ist das sakrale Opfer. Girards Ausgangspunkt ist, daß im Menschen eine "wesenhafte Gewalt" existiert, deren Ursachen unbekannt sind. Sie herrscht im Begehren vor, wird externalisiert und wirkt dann von außen auf den Menschen ein. Ihrer wahren Natur nach ist die innere Gewalttätigkeit Blutrache. Diese setzt die Existenz der Gesellschaft insgesamt aufs Spiel und wird, solange noch kein Gerichtswesen vorhanden ist, in einer "Opferstellvertretung" bewältigt. Das Opfer schützt die gesamte Gemeinschaft vor ihrer eigenen Gewalt, es lenkt die aus nichtigsten Anlässen entstehende und hochgradig ansteckende (daher "mimetische" - nachahmende - Theorie) innere Gewalttätigkeit der Menschen auf andere Opfer außerhalb ihrer selbst und stellt die Harmonie innerhalb der Gemeinschaft wieder her. Wird das Bedürfnis nach Gewalt nicht gestillt, ergießt es sich mit vernichtender Gewalt in die Umgebung. Ordnung, Frieden und Fruchtbarkeit gründen auf kulturellen Unterschieden. Beim Übergang von einer archaischen religiösen zu einer modernen staatlichen und gerichtlichen Ordnung gerät der Opferkult in eine Krise. Ein Entdifferenzierungs- bzw. Entstrukturierungsprozeß wird losgetreten, in dessen Folge die gesamte Kultur kollabiert. Die kollektive Gewalt sucht ein versöhnendes Opfer (Sündenbock), welches die Gewaltspirale beendet und den Kreis der Opferriten einleitet. Riten haben ausschließlich den Zweck, eine erneute Opferkultkrise zu verhindern. Sie sollen die Unterschiede wiederherstellen und festigen. Dies ist die "Gründungsgewalt", welche die kulturelle Ordnung insgesamt gründet: Religion, Inzestverbote, das zur Aufrechterhaltung des Gemeinwesens notwendige Minimum an Gewaltlosigkeit aber auch - durch die Mechanismen von Unterscheidung, Ausschluß und Verbindung - unser Symboldenken, Sprache, politische Gewalt, richterliche Gewalt, Heilkunst, Theater, Philosophie, Anthropologie. Die 'abendländische Zivilisation' wird von Anfang an durch einen Zustand der Entdifferenzierung beherrscht, der jetzt auf die gesamte Menschheit übergreift. Es entsteht eine seltsame Art von Nicht-Kultur oder Antikultur, die wir Moderne nennen und die sich in einer immer schlimmeren Krise des Opferkultes einzurichten vermag. Doch auch am Horizont der Moderne droht die Maßlosigkeit der Gewalt, die auf den Flügeln der Wissenschaft wieder zu uns kommt. Girard glaubt, daß die Menschheit nur die Wahl zwischen der totalen Vernichtung oder dem totalen Verzicht auf Gewalt hat. Im Rahmen seiner Theorie erklärt Girard u.A.: die Tabuvorschriften primitiver Völker, die Ambivalenz des Blutes, den Hintergrund ritueller Reinigungen, warum Zwillinge angstbesetzt sind, wie sich aus der gewalttätigen Entdifferenzierung die Mythenbildung und schließlich die tragische Inspiration entwickelte, Phänomene wie Lynchjustiz, Pogrome, 'summarische Gerichtsverfahren', den 'sparagmos', die Zerstückelung des lebendigen Opfers mit bloßen Händen durch einmütige und unbewaffnete Teilnehmer im Dionysos-Kult, das Phänomen des "Rivalen" und des "Doppelgängers", die tiefere Bedeutung der klassischen Tragödien, besonders des Ödipus-Dramas usw. usf. Selbstverständlich ist Girards Ansatz aufgrund seiner Monokausalität angreifbar, doch bleibt es sein Verdienst, auf eine anthropologische Tiefendimension hingewiesen zu haben, die sich wirklichkeitsfremden pädagogisch-therapeutischen Deutungsbemühungen verschließt. Die menschliche Gewaltttätigkeit ist in der Tat ein aufklärungsresistentes Urphänomen, das gleichwohl in irgendeiner lebensdienlichen Weise bewältigt werden muß. Girard zeigt wie. Sein einzigartig vielschichtiges und komplexes Werk erschließt sich erst nach wiederholter Lektüre, so daß ich dringend zur Anschaffung rate. Als wertvolle Ergänzung ist Matthew ROSSANO: "Supernatural Selection. How Religion evolved" (2010) zu empfehlen. Autor: René Girard, 1923 in Avignon geboren, lebt seit 1947 in den USA und lehrte dort an verschiedenen Universitäten, zuletzt als Professor für französische Sprache, Literatur und Kultur an der Stanford Universität. Das Hauptwerk René Girards legt das Fundament zu einem der großen anthropologischen Entwürfe dieses Jahrhunderts. In dessen Zentrum steht die Frage nach der Gewalt, insbesondere nach der von zahlreichen Mythen beglaubigten "Gründungsgewalt", die am Anfang aller sozialen Gemeinschaften steht. Es ist nach Girard das mimetische, nachahmende Verhalten des Menschen, das aus jeder individuellen Begierde sogleich Rivalität und Gewalt erwachsen läßt. Da diese den sozialen Zusammenhalt bedroht, tendieren alle Gruppen zu stellvertretenden kollektiven Gewaltakten an einzelnen "Sündenböcken", deren Opferung zu einem "heiligen" Akt verklärt wird - dies ist der Ursprung des Heiligen und des Opfers zugleich. Anhand von umfangreichem ethnologischem Material, aber auch durch genaue Lektüre mythologischer und religiöser Texte vermag Girard seine These zu erhärten, daß die darin maskierte Gewalt keineswegs symbolisch zu lesen istStets sind es reale, historische Gewaltakte, die sich in Ritus und Mythos heiligen und rechtfertigen. "Ein Markstein in der Geschichte der Wissenschaften vom Menschen." Le Monde Zugegeben, das Buch liest sich nicht gerade leicht und ist sehr umfangreich. Der Autor platzt in sein Thema hinein und ich musste einiges mehrmals lesen, bis ich den roten Faden fand. Man muss sich an den Stil gewöhnen, der vermutlich nicht für normale Menschen, sondern eher für Fachpublikum gedacht ist. Und trotzdem fällt meine Bewertung sehr positiv aus, denn ich habe sehr viel Interessantes erfahren und mitgenommen, und vor allem denke ich relativ häufig an etwas, was ich in diesem Buch gelesen habe, zurück und kann es mit alltäglichen Dingen verknüpfen. Und das ist auf jeden Fall ein großes Plus. Das Buch ist ein gewaltiger Rundumschlag zum Thema Gewalt und der Rolle des Opfers, mit dem diese Gewalt gesühnt und in Schach gehalten wird. Es geht um Naturreligionen, antike Dramen, biblische Begebenheiten, aber auch um die Entstehung und Funktion unseres heutigen Rechtsverständnisses. Sehr interessant ist auch, was Girard zur Entstehung von Gewalt (hier geht er z.B. auf die Doppelgängerproblematik ein und dass zuviel Gleichheit beängstigend ist)und dem Verständnis des Heiligen schreibt. Freud und der Ödipuskomplex kommt vor, Inzestverbot u.v.m. Ein besonderes Augenmerk gilt der Krise des Opferkultes, wie es zu großen Umstürzen in Zivilisationen und Kulturen kommt und warum auch unsere Gesellschaft keineswegs sicher ist vor dieser Krise. Manches hätte sicher nicht so wortreich dargelegt werden müssen und gelegentlich neigt der Autor zu Wiederholungen, andererseits hat er sich ausgiebig mit Bräuchen sgn. primitiver Völker befasst, die ausgesprochen bemerkenswert sind. Sich durch das Buch zu arbeiten ist mühsam, aber auf jeden Fall sehr lohnenswert! Und hat man sich erst einmal an die Art des Autors gewöhnt, geht es auch viel leichter. Das Heilige und die Gewalt René Girard Elisabeth Mainberger-Ruh La Violence et le sacré Reihe/Serie Patmos Paperback Maße 130 x 205 mm Geisteswissenschaften Religion Theologie Gewalt Mythen Ritus ISBN-10 3-491-69430-2 / 3491694302 ISBN-13 978-3-491-69430-9 / 9783491694309 Geisteswissenschaften Religion Theologie Gewalt Mythen Ritus ISBN-10 3-491-69430-2 / 3491694302 ISBN-13 978-3-491-69430-9 / 9783491694309 Rene Girad ein vielfach angefeindeter Schreiber, da er als bekennender Christ dem im französischen Denken beheimateten Strukturalismus nicht Folge leistete, sondern seinen genuinen auf Forschung baserenden Zugang zur Problematik des Opfers verfolgte. Eine schonungslose Tiefenanalyse der menschlichen Gewalttätigkeit Girard versucht in dieser Monographie die psychodynamischen Prozesse zu erhellen, welche der menschlichen Gewalttätigkeit zugrunde liegen. Zu diesem Zweck greift er auf altphilologische, ethnographische und tiefenpsychologische Methoden und Forschungserträge zurück. Sein Gegenstand ist das sakrale Opfer. Girards Ausgangspunkt ist, daß im Menschen eine "wesenhafte Gewalt" existiert, deren Ursachen unbekannt sind. Sie herrscht im Begehren vor, wird externalisiert und wirkt dann von außen auf den Menschen ein. Ihrer wahren Natur nach ist die innere Gewalttätigkeit Blutrache. Diese setzt die Existenz der Gesellschaft insgesamt aufs Spiel und wird, solange noch kein Gerichtswesen vorhanden ist, in einer "Opferstellvertretung" bewältigt. Das Opfer schützt die gesamte Gemeinschaft vor ihrer eigenen Gewalt, es lenkt die aus nichtigsten Anlässen entstehende und hochgradig ansteckende (daher "mimetische" - nachahmende - Theorie) innere Gewalttätigkeit der Menschen auf andere Opfer außerhalb ihrer selbst und stellt die Harmonie innerhalb der Gemeinschaft wieder her. Wird das Bedürfnis nach Gewalt nicht gestillt, ergießt es sich mit vernichtender Gewalt in die Umgebung. Ordnung, Frieden und Fruchtbarkeit gründen auf kulturellen Unterschieden. Beim Übergang von einer archaischen religiösen zu einer modernen staatlichen und gerichtlichen Ordnung gerät der Opferkult in eine Krise. Ein Entdifferenzierungs- bzw. Entstrukturierungsprozeß wird losgetreten, in dessen Folge die gesamte Kultur kollabiert. Die kollektive Gewalt sucht ein versöhnendes Opfer (Sündenbock), welches die Gewaltspirale beendet und den Kreis der Opferriten einleitet. Riten haben ausschließlich den Zweck, eine erneute Opferkultkrise zu verhindern. Sie sollen die Unterschiede wiederherstellen und festigen. Dies ist die "Gründungsgewalt", welche die kulturelle Ordnung insgesamt gründet: Religion, Inzestverbote, das zur Aufrechterhaltung des Gemeinwesens notwendige Minimum an Gewaltlosigkeit aber auch - durch die Mechanismen von Unterscheidung, Ausschluß und Verbindung - unser Symboldenken, Sprache, politische Gewalt, richterliche Gewalt, Heilkunst, Theater, Philosophie, Anthropologie. Die 'abendländische Zivilisation' wird von Anfang an durch einen Zustand der Entdifferenzierung beherrscht, der jetzt auf die gesamte Menschheit übergreift. Es entsteht eine seltsame Art von Nicht-Kultur oder Antikultur, die wir Moderne nennen und die sich in einer immer schlimmeren Krise des Opferkultes einzurichten vermag. Doch auch am Horizont der Moderne droht die Maßlosigkeit der Gewalt, die auf den Flügeln der Wissenschaft wieder zu uns kommt. Girard glaubt, daß die Menschheit nur die Wahl zwischen der totalen Vernichtung oder dem totalen Verzicht auf Gewalt hat. Im Rahmen seiner Theorie erklärt Girard u.A.: die Tabuvorschriften primitiver Völker, die Ambivalenz des Blutes, den Hintergrund ritueller Reinigungen, warum Zwillinge angstbesetzt sind, wie sich aus der gewalttätigen Entdifferenzierung die Mythenbildung und schließlich die tragische Inspiration entwickelte, Phänomene wie Lynchjustiz, Pogrome, 'summarische Gerichtsverfahren', den 'sparagmos', die Zerstückelung des lebendigen Opfers mit bloßen Händen durch einmütige und unbewaffnete Teilnehmer im Dionysos-Kult, das Phänomen des "Rivalen" und des "Doppelgängers", die tiefere Bedeutung der klassischen Tragödien, besonders des Ödipus-Dramas usw. usf. Selbstverständlich ist Girards Ansatz aufgrund seiner Monokausalität angreifbar, doch bleibt es sein Verdienst, auf eine anthropologische Tiefendimension hingewiesen zu haben, die sich wirklichkeitsfremden pädagogisch-therapeutischen Deutungsbemühungen verschließt. Die menschliche Gewaltttätigkeit ist in der Tat ein aufklärungsresistentes Urphänomen, das gleichwohl in irgendeiner lebensdienlichen Weise bewältigt werden muß. Girard zeigt wie. Sein einzigartig vielschichtiges und komplexes Werk erschließt sich erst nach wiederholter Lektüre, so daß ich dringend zur Anschaffung rate. Als wertvolle Ergänzung ist Matthew ROSSANO: "Supernatural Selection. How Religion evolved" (2010) zu empfehlen. Autor: René Girard, 1923 in Avignon geboren, lebt seit 1947 in den USA und lehrte dort an verschiedenen Universitäten, zuletzt als Professor für französische Sprache, Literatur und Kultur an der Stanford Universität. Das Heilige und die Gewalt René Girard Elisabeth Mainberger-Ruh La Violence et le sacré Reihe/Serie Patmos Paperback Maße 130 x 205 mm.
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René Girard Elisabeth Mainberger-Ruh

Das Heilige und die Gewalt Religion Theologie Gewalt Mythen Ritus Geisteswissenschaften Gewalttätigkeit Violence (Autor) (2010)

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ISBN: 9783491694309 bzw. 3491694302, vermutlich in Deutsch, Patmos Verlag GmbH + Co.K, Taschenbuch.

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Von Händler/Antiquariat, BOOK-SERVICE Lars Lutzer - ANTIQUARIAN BOOKS - LITERATURE SEARCH *** BOOKSERVICE *** ANTIQUARIAN RESEARCH.
Patmos Verlag GmbH + Co.K. Softcover. 20,4 x 12,6 x 3,8 cm. Rene Girad ein vielfach angefeindeter Schreiber, da er als bekennender Christ dem im französischen Denken beheimateten Strukturalismus nicht Folge leistete, sondern seinen genuinen auf Forschung baserenden Zugang zur Problematik des Opfers verfolgte. Eine schonungslose Tiefenanalyse der menschlichen Gewalttätigkeit Girard versucht in dieser Monographie die psychodynamischen Prozesse zu erhellen, welche der menschlichen Gewalttätigkeit zugrunde liegen. Zu diesem Zweck greift er auf altphilologische, ethnographische und tiefenpsychologische Methoden und Forschungserträge zurück. Sein Gegenstand ist das sakrale Opfer. Girards Ausgangspunkt ist, daß im Menschen eine "wesenhafte Gewalt" existiert, deren Ursachen unbekannt sind. Sie herrscht im Begehren vor, wird externalisiert und wirkt dann von außen auf den Menschen ein. Ihrer wahren Natur nach ist die innere Gewalttätigkeit Blutrache. Diese setzt die Existenz der Gesellschaft insgesamt aufs Spiel und wird, solange noch kein Gerichtswesen vorhanden ist, in einer "Opferstellvertretung" bewältigt. Das Opfer schützt die gesamte Gemeinschaft vor ihrer eigenen Gewalt, es lenkt die aus nichtigsten Anlässen entstehende und hochgradig ansteckende (daher "mimetische" - nachahmende - Theorie) innere Gewalttätigkeit der Menschen auf andere Opfer außerhalb ihrer selbst und stellt die Harmonie innerhalb der Gemeinschaft wieder her. Wird das Bedürfnis nach Gewalt nicht gestillt, ergießt es sich mit vernichtender Gewalt in die Umgebung. Ordnung, Frieden und Fruchtbarkeit gründen auf kulturellen Unterschieden. Beim Übergang von einer archaischen religiösen zu einer modernen staatlichen und gerichtlichen Ordnung gerät der Opferkult in eine Krise. Ein Entdifferenzierungs- bzw. Entstrukturierungsprozeß wird losgetreten, in dessen Folge die gesamte Kultur kollabiert. Die kollektive Gewalt sucht ein versöhnendes Opfer (Sündenbock), welches die Gewaltspirale beendet und den Kreis der Opferriten einleitet. Riten haben ausschließlich den Zweck, eine erneute Opferkultkrise zu verhindern. Sie sollen die Unterschiede wiederherstellen und festigen. Dies ist die "Gründungsgewalt", welche die kulturelle Ordnung insgesamt gründet: Religion, Inzestverbote, das zur Aufrechterhaltung des Gemeinwesens notwendige Minimum an Gewaltlosigkeit aber auch - durch die Mechanismen von Unterscheidung, Ausschluß und Verbindung - unser Symboldenken, Sprache, politische Gewalt, richterliche Gewalt, Heilkunst, Theater, Philosophie, Anthropologie. Die 'abendländische Zivilisation' wird von Anfang an durch einen Zustand der Entdifferenzierung beherrscht, der jetzt auf die gesamte Menschheit übergreift. Es entsteht eine seltsame Art von Nicht-Kultur oder Antikultur, die wir Moderne nennen und die sich in einer immer schlimmeren Krise des Opferkultes einzurichten vermag. Doch auch am Horizont der Moderne droht die Maßlosigkeit der Gewalt, die auf den Flügeln der Wissenschaft wieder zu uns kommt. Girard glaubt, daß die Menschheit nur die Wahl zwischen der totalen Vernichtung oder dem totalen Verzicht auf Gewalt hat. Im Rahmen seiner Theorie erklärt Girard u.A.: die Tabuvorschriften primitiver Völker, die Ambivalenz des Blutes, den Hintergrund ritueller Reinigungen, warum Zwillinge angstbesetzt sind, wie sich aus der gewalttätigen Entdifferenzierung die Mythenbildung und schließlich die tragische Inspiration entwickelte, Phänomene wie Lynchjustiz, Pogrome, 'summarische Gerichtsverfahren', den 'sparagmos', die Zerstückelung des lebendigen Opfers mit bloßen Händen durch einmütige und unbewaffnete Teilnehmer im Dionysos-Kult, das Phänomen des "Rivalen" und des "Doppelgängers", die tiefere Bedeutung der klassischen Tragödien, besonders des Ödipus-Dramas usw. usf. Selbstverständlich ist Girards Ansatz aufgrund seiner Monokausalität angreifbar, doch bleibt es sein Verdienst, auf eine anthropologische Tiefendimension hingewiesen zu haben, die sich wirklichkeitsfremden pädagogisch-therapeutischen Deutungsbemühungen verschließt. Die menschliche Gewaltttätigkeit ist in der Tat ein aufklärungsresistentes Urphänomen, das gleichwohl in irgendeiner lebensdienlichen Weise bewältigt werden muß. Girard zeigt wie. Sein einzigartig vielschichtiges und komplexes Werk erschließt sich erst nach wiederholter Lektüre, so daß ich dringend zur Anschaffung rate. Als wertvolle Ergänzung ist Matthew ROSSANO: "Supernatural Selection. How Religion evolved" (2010) zu empfehlen. Autor: René Girard, 1923 in Avignon geboren, lebt seit 1947 in den USA und lehrte dort an verschiedenen Universitäten, zuletzt als Professor für französische Sprache, Literatur und Kultur an der Stanford Universität. Das Hauptwerk René Girards legt das Fundament zu einem der großen anthropologischen Entwürfe dieses Jahrhunderts. In dessen Zentrum steht die Frage nach der Gewalt, insbesondere nach der von zahlreichen Mythen beglaubigten "Gründungsgewalt", die am Anfang aller sozialen Gemeinschaften steht. Es ist nach Girard das mimetische, nachahmende Verhalten des Menschen, das aus jeder individuellen Begierde sogleich Rivalität und Gewalt erwachsen läßt. Da diese den sozialen Zusammenhalt bedroht, tendieren alle Gruppen zu stellvertretenden kollektiven Gewaltakten an einzelnen "Sündenböcken", deren Opferung zu einem "heiligen" Akt verklärt wird - dies ist der Ursprung des Heiligen und des Opfers zugleich. Anhand von umfangreichem ethnologischem Material, aber auch durch genaue Lektüre mythologischer und religiöser Texte vermag Girard seine These zu erhärten, daß die darin maskierte Gewalt keineswegs symbolisch zu lesen istStets sind es reale, historische Gewaltakte, die sich in Ritus und Mythos heiligen und rechtfertigen. "Ein Markstein in der Geschichte der Wissenschaften vom Menschen." Le Monde Zugegeben, das Buch liest sich nicht gerade leicht und ist sehr umfangreich. Der Autor platzt in sein Thema hinein und ich musste einiges mehrmals lesen, bis ich den roten Faden fand. Man muss sich an den Stil gewöhnen, der vermutlich nicht für normale Menschen, sondern eher für Fachpublikum gedacht ist. Und trotzdem fällt meine Bewertung sehr positiv aus, denn ich habe sehr viel Interessantes erfahren und mitgenommen, und vor allem denke ich relativ häufig an etwas, was ich in diesem Buch gelesen habe, zurück und kann es mit alltäglichen Dingen verknüpfen. Und das ist auf jeden Fall ein großes Plus. Das Buch ist ein gewaltiger Rundumschlag zum Thema Gewalt und der Rolle des Opfers, mit dem diese Gewalt gesühnt und in Schach gehalten wird. Es geht um Naturreligionen, antike Dramen, biblische Begebenheiten, aber auch um die Entstehung und Funktion unseres heutigen Rechtsverständnisses. Sehr interessant ist auch, was Girard zur Entstehung von Gewalt (hier geht er z.B. auf die Doppelgängerproblematik ein und dass zuviel Gleichheit beängstigend ist)und dem Verständnis des Heiligen schreibt. Freud und der Ödipuskomplex kommt vor, Inzestverbot u.v.m. Ein besonderes Augenmerk gilt der Krise des Opferkultes, wie es zu großen Umstürzen in Zivilisationen und Kulturen kommt und warum auch unsere Gesellschaft keineswegs sicher ist vor dieser Krise. Manches hätte sicher nicht so wortreich dargelegt werden müssen und gelegentlich neigt der Autor zu Wiederholungen, andererseits hat er sich ausgiebig mit Bräuchen sgn. primitiver Völker befasst, die ausgesprochen bemerkenswert sind. Sich durch das Buch zu arbeiten ist mühsam, aber auf jeden Fall sehr lohnenswert! Und hat man sich erst einmal an die Art des Autors gewöhnt, geht es auch viel leichter. Das Heilige und die Gewalt René Girard Elisabeth Mainberger-Ruh La Violence et le sacré Reihe/Serie Patmos Paperback Maße 130 x 205 mm Geisteswissenschaften Religion Theologie Gewalt Mythen Ritus ISBN-10 3-491-69430-2 / 3491694302 ISBN-13 978-3-491-69430-9 / 9783491694309 Geisteswissenschaften Religion Theologie Gewalt Mythen Ritus ISBN-10 3-491-69430-2 / 3491694302 ISBN-13 978-3-491-69430-9 / 9783491694309 Rene Girad ein vielfach angefeindeter Schreiber, da er als bekennender Christ dem im französischen Denken beheimateten Strukturalismus nicht Folge leistete, sondern seinen genuinen auf Forschung baserenden Zugang zur Problematik des Opfers verfolgte. Eine schonungslose Tiefenanalyse der menschlichen Gewalttätigkeit Girard versucht in dieser Monographie die psychodynamischen Prozesse zu erhellen, welche der menschlichen Gewalttätigkeit zugrunde liegen. Zu diesem Zweck greift er auf altphilologische, ethnographische und tiefenpsychologische Methoden und Forschungserträge zurück. Sein Gegenstand ist das sakrale Opfer. Girards Ausgangspunkt ist, daß im Menschen eine "wesenhafte Gewalt" existiert, deren Ursachen unbekannt sind. Sie herrscht im Begehren vor, wird externalisiert und wirkt dann von außen auf den Menschen ein. Ihrer wahren Natur nach ist die innere Gewalttätigkeit Blutrache. Diese setzt die Existenz der Gesellschaft insgesamt aufs Spiel und wird, solange noch kein Gerichtswesen vorhanden ist, in einer "Opferstellvertretung" bewältigt. Das Opfer schützt die gesamte Gemeinschaft vor ihrer eigenen Gewalt, es lenkt die aus nichtigsten Anlässen entstehende und hochgradig ansteckende (daher "mimetische" - nachahmende - Theorie) innere Gewalttätigkeit der Menschen auf andere Opfer außerhalb ihrer selbst und stellt die Harmonie innerhalb der Gemeinschaft wieder her. Wird das Bedürfnis nach Gewalt nicht gestillt, ergießt es sich mit vernichtender Gewalt in die Umgebung. Ordnung, Frieden und Fruchtbarkeit gründen auf kulturellen Unterschieden. Beim Übergang von einer archaischen religiösen zu einer modernen staatlichen und gerichtlichen Ordnung gerät der Opferkult in eine Krise. Ein Entdifferenzierungs- bzw. Entstrukturierungsprozeß wird losgetreten, in dessen Folge die gesamte Kultur kollabiert. Die kollektive Gewalt sucht ein versöhnendes Opfer (Sündenbock), welches die Gewaltspirale beendet und den Kreis der Opferriten einleitet. Riten haben ausschließlich den Zweck, eine erneute Opferkultkrise zu verhindern. Sie sollen die Unterschiede wiederherstellen und festigen. Dies ist die "Gründungsgewalt", welche die kulturelle Ordnung insgesamt gründet: Religion, Inzestverbote, das zur Aufrechterhaltung des Gemeinwesens notwendige Minimum an Gewaltlosigkeit aber auch - durch die Mechanismen von Unterscheidung, Ausschluß und Verbindung - unser Symboldenken, Sprache, politische Gewalt, richterliche Gewalt, Heilkunst, Theater, Philosophie, Anthropologie. Die 'abendländische Zivilisation' wird von Anfang an durch einen Zustand der Entdifferenzierung beherrscht, der jetzt auf die gesamte Menschheit übergreift. Es entsteht eine seltsame Art von Nicht-Kultur oder Antikultur, die wir Moderne nennen und die sich in einer immer schlimmeren Krise des Opferkultes einzurichten vermag. Doch auch am Horizont der Moderne droht die Maßlosigkeit der Gewalt, die auf den Flügeln der Wissenschaft wieder zu uns kommt. Girard glaubt, daß die Menschheit nur die Wahl zwischen der totalen Vernichtung oder dem totalen Verzicht auf Gewalt hat. Im Rahmen seiner Theorie erklärt Girard u.A.: die Tabuvorschriften primitiver Völker, die Ambivalenz des Blutes, den Hintergrund ritueller Reinigungen, warum Zwillinge angstbesetzt sind, wie sich aus der gewalttätigen Entdifferenzierung die Mythenbildung und schließlich die tragische Inspiration entwickelte, Phänomene wie Lynchjustiz, Pogrome, 'summarische Gerichtsverfahren', den 'sparagmos', die Zerstückelung des lebendigen Opfers mit bloßen Händen durch einmütige und unbewaffnete Teilnehmer im Dionysos-Kult, das Phänomen des "Rivalen" und des "Doppelgängers", die tiefere Bedeutung der klassischen Tragödien, besonders des Ödipus-Dramas usw. usf. Selbstverständlich ist Girards Ansatz aufgrund seiner Monokausalität angreifbar, doch bleibt es sein Verdienst, auf eine anthropologische Tiefendimension hingewiesen zu haben, die sich wirklichkeitsfremden pädagogisch-therapeutischen Deutungsbemühungen verschließt. Die menschliche Gewaltttätigkeit ist in der Tat ein aufklärungsresistentes Urphänomen, das gleichwohl in irgendeiner lebensdienlichen Weise bewältigt werden muß. Girard zeigt wie. Sein einzigartig vielschichtiges und komplexes Werk erschließt sich erst nach wiederholter Lektüre, so daß ich dringend zur Anschaffung rate. Als wertvolle Ergänzung ist Matthew ROSSANO: "Supernatural Selection. How Religion evolved" (2010) zu empfehlen. Autor: René Girard, 1923 in Avignon geboren, lebt seit 1947 in den USA und lehrte dort an verschiedenen Universitäten, zuletzt als Professor für französische Sprache, Literatur und Kultur an der Stanford Universität. Das Heilige und die Gewalt René Girard Elisabeth Mainberger-Ruh La Violence et le sacré Reihe/Serie Patmos Paperback Maße 130 x 205 mm.
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René Girard Elisabeth Mainberger-Ruh

Das Heilige und die Gewalt Religion Theologie Gewalt Mythen Ritus Geisteswissenschaften Gewalttätigkeit Violence (Autor) (2014)

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Von Händler/Antiquariat, Buchservice-Lars-Lutzer Lars Lutzer Einzelunternehmer, 23812 Wahlstedt.
Softcover 480 S. 20,4 x 12,6 x 3,8 cm Broschiert Zustand: gebraucht - sehr gut, Rene Girad ein vielfach angefeindeter Schreiber, da er als bekennender Christ dem im französischen Denken beheimateten Strukturalismus nicht Folge leistete, sondern seinen genuinen auf Forschung baserenden Zugang zur Problematik des Opfers verfolgte. Eine schonungslose Tiefenanalyse der menschlichen Gewalttätigkeit Girard versucht in dieser Monographie die psychodynamischen Prozesse zu erhellen, welche der menschlichen Gewalttätigkeit zugrunde liegen. Zu diesem Zweck greift er auf altphilologische, ethnographische und tiefenpsychologische Methoden und Forschungserträge zurück. Sein Gegenstand ist das sakrale Opfer. Girards Ausgangspunkt ist, daß im Menschen eine "wesenhafte Gewalt" existiert, deren Ursachen unbekannt sind. Sie herrscht im Begehren vor, wird externalisiert und wirkt dann von außen auf den Menschen ein. Ihrer wahren Natur nach ist die innere Gewalttätigkeit Blutrache. Diese setzt die Existenz der Gesellschaft insgesamt aufs Spiel und wird, solange noch kein Gerichtswesen vorhanden ist, in einer "Opferstellvertretung" bewältigt. Das Opfer schützt die gesamte Gemeinschaft vor ihrer eigenen Gewalt, es lenkt die aus nichtigsten Anlässen entstehende und hochgradig ansteckende (daher "mimetische" - nachahmende - Theorie) innere Gewalttätigkeit der Menschen auf andere Opfer außerhalb ihrer selbst und stellt die Harmonie innerhalb der Gemeinschaft wieder her. Wird das Bedürfnis nach Gewalt nicht gestillt, ergießt es sich mit vernichtender Gewalt in die Umgebung. Ordnung, Frieden und Fruchtbarkeit gründen auf kulturellen Unterschieden. Beim Übergang von einer archaischen religiösen zu einer modernen staatlichen und gerichtlichen Ordnung gerät der Opferkult in eine Krise. Ein Entdifferenzierungs- bzw. Entstrukturierungsprozeß wird losgetreten, in dessen Folge die gesamte Kultur kollabiert. Die kollektive Gewalt sucht ein versöhnendes Opfer (Sündenbock), welches die Gewaltspirale beendet und den Kreis der Opferriten einleitet. Riten haben ausschließlich den Zweck, eine erneute Opferkultkrise zu verhindern. Sie sollen die Unterschiede wiederherstellen und festigen. Dies ist die "Gründungsgewalt", welche die kulturelle Ordnung insgesamt gründet: Religion, Inzestverbote, das zur Aufrechterhaltung des Gemeinwesens notwendige Minimum an Gewaltlosigkeit aber auch - durch die Mechanismen von Unterscheidung, Ausschluß und Verbindung - unser Symboldenken, Sprache, politische Gewalt, richterliche Gewalt, Heilkunst, Theater, Philosophie, Anthropologie. Die `abendländische Zivilisation` wird von Anfang an durch einen Zustand der Entdifferenzierung beherrscht, der jetzt auf die gesamte Menschheit übergreift. Es entsteht eine seltsame Art von Nicht-Kultur oder Antikultur, die wir Moderne nennen und die sich in einer immer schlimmeren Krise des Opferkultes einzurichten vermag. Doch auch am Horizont der Moderne droht die Maßlosigkeit der Gewalt, die auf den Flügeln der Wissenschaft wieder zu uns kommt. Girard glaubt, daß die Menschheit nur die Wahl zwischen der totalen Vernichtung oder dem totalen Verzicht auf Gewalt hat. Im Rahmen seiner Theorie erklärt Girard u.A.: die Tabuvorschriften primitiver Völker, die Ambivalenz des Blutes, den Hintergrund ritueller Reinigungen, warum Zwillinge angstbesetzt sind, wie sich aus der gewalttätigen Entdifferenzierung die Mythenbildung und schließlich die tragische Inspiration entwickelte, Phänomene wie Lynchjustiz, Pogrome, `summarische Gerichtsverfahren`, den `sparagmos`, die Zerstückelung des lebendigen Opfers mit bloßen Händen durch einmütige und unbewaffnete Teilnehmer im Dionysos-Kult, das Phänomen des "Rivalen" und des "Doppelgängers", die tiefere Bedeutung der klassischen Tragödien, besonders des Ödipus-Dramas usw. usf. Selbstverständlich ist Girards Ansatz aufgrund seiner Monokausalität angreifbar, doch bleibt es sein Verdienst, auf eine anthropologische Tiefendimension hingewiesen zu haben, die sich wirklichkeitsfremden pädagogisch-therapeutischen Deutungsbemühungen verschließt. Die menschliche Gewaltttätigkeit ist in der Tat ein aufklärungsresistentes Urphänomen, das gleichwohl in irgendeiner lebensdienlichen Weise bewältigt werden muß. Girard zeigt wie. Sein einzigartig vielschichtiges und komplexes Werk erschließt sich erst nach wiederholter Lektüre, so daß ich dringend zur Anschaffung rate. Als wertvolle Ergänzung ist Matthew ROSSANO: "Supernatural Selection. How Religion evolved" (2010) zu empfehlen. Autor: René Girard, 1923 in Avignon geboren, lebt seit 1947 in den USA und lehrte dort an verschiedenen Universitäten, zuletzt als Professor für französische Sprache, Literatur und Kultur an der Stanford Universität. Das Hauptwerk René Girards legt das Fundament zu einem der großen anthropologischen Entwürfe dieses Jahrhunderts. In dessen Zentrum steht die Frage nach der Gewalt, insbesondere nach der von zahlreichen Mythen beglaubigten "Gründungsgewalt", die am Anfang aller sozialen Gemeinschaften steht. Es ist nach Girard das mimetische, nachahmende Verhalten des Menschen, das aus jeder individuellen Begierde sogleich Rivalität und Gewalt erwachsen läßt. Da diese den sozialen Zusammenhalt bedroht, tendieren alle Gruppen zu stellvertretenden kollektiven Gewaltakten an einzelnen "Sündenböcken", deren Opferung zu einem "heiligen" Akt verklärt wird - dies ist der Ursprung des Heiligen und des Opfers zugleich. Anhand von umfangreichem ethnologischem Material, aber auch durch genaue Lektüre mythologischer und religiöser Texte vermag Girard seine These zu erhärten, daß die darin maskierte Gewalt keineswegs symbolisch zu lesen istStets sind es reale, historische Gewaltakte, die sich in Ritus und Mythos heiligen und rechtfertigen. "Ein Markstein in der Geschichte der Wissenschaften vom Menschen." Le Monde Zugegeben, das Buch liest sich nicht gerade leicht und ist sehr umfangreich. Der Autor platzt in sein Thema hinein und ich musste einiges mehrmals lesen, bis ich den roten Faden fand. Man muss sich an den Stil gewöhnen, der vermutlich nicht für normale Menschen, sondern eher für Fachpublikum gedacht ist. Und trotzdem fällt meine Bewertung sehr positiv aus, denn ich habe sehr viel Interessantes erfahren und mitgenommen, und vor allem denke ich relativ häufig an etwas, was ich in diesem Buch gelesen habe, zurück und kann es mit alltäglichen Dingen verknüpfen. Und das ist auf jeden Fall ein großes Plus. Das Buch ist ein gewaltiger Rundumschlag zum Thema Gewalt und der Rolle des Opfers, mit dem diese Gewalt gesühnt und in Schach gehalten wird. Es geht um Naturreligionen, antike Dramen, biblische Begebenheiten, aber auch um die Entstehung und Funktion unseres heutigen Rechtsverständnisses. Sehr interessant ist auch, was Girard zur Entstehung von Gewalt (hier geht er z.B. auf die Doppelgängerproblematik ein und dass zuviel Gleichheit beängstigend ist)und dem Verständnis des Heiligen schreibt. Freud und der Ödipuskomplex kommt vor, Inzestverbot u.v.m. Ein besonderes Augenmerk gilt der Krise des Opferkultes, wie es zu großen Umstürzen in Zivilisationen und Kulturen kommt und warum auch unsere Gesellschaft keineswegs sicher ist vor dieser Krise. Manches hätte sicher nicht so wortreich dargelegt werden müssen und gelegentlich neigt der Autor zu Wiederholungen, andererseits hat er sich ausgiebig mit Bräuchen sgn. primitiver Völker befasst, die ausgesprochen bemerkenswert sind. Sich durch das Buch zu arbeiten ist mühsam, aber auf jeden Fall sehr lohnenswert! Und hat man sich erst einmal an die Art des Autors gewöhnt, geht es auch viel leichter. Das Heilige und die Gewalt René Girard Elisabeth Mainberger-Ruh La Violence et le sacré Reihe/Serie Patmos Paperback Maße 130 x 205 mm Geisteswissenschaften Religion Theologie Gewalt Mythen Ritus ISBN-10 3-491-69430-2 / 3491694302 ISBN-13 978-3-491-69430-9 / 9783491694309 Geisteswissenschaften Religion Theologie Gewalt Mythen Ritus ISBN-10 3-491-69430-2 / 3491694302 ISBN-13 978-3-491-69430-9 / 9783491694309 Rene Girad ein vielfach angefeindeter Schreiber, da er als bekennender Christ dem im französischen Denken beheimateten Strukturalismus nicht Folge leistete, sondern seinen genuinen auf Forschung baserenden Zugang zur Problematik des Opfers verfolgte. Eine schonungslose Tiefenanalyse der menschlichen Gewalttätigkeit Girard versucht in dieser Monographie die psychodynamischen Prozesse zu erhellen, welche der menschlichen Gewalttätigkeit zugrunde liegen. Zu diesem Zweck greift er auf altphilologische, ethnographische und tiefenpsychologische Methoden und Forschungserträge zurück. Sein Gegenstand ist das sakrale Opfer. Girards Ausgangspunkt ist, daß im Menschen eine "wesenhafte Gewalt" existiert, deren Ursachen unbekannt sind. Sie herrscht im Begehren vor, wird externalisiert und wirkt dann von außen auf den Menschen ein. Ihrer wahren Natur nach ist die innere Gewalttätigkeit Blutrache. Diese setzt die Existenz der Gesellschaft insgesamt aufs Spiel und wird, solange noch kein Gerichtswesen vorhanden ist, in einer "Opferstellvertretung" bewältigt. Das Opfer schützt die gesamte Gemeinschaft vor ihrer eigenen Gewalt, es lenkt die aus nichtigsten Anlässen entstehende und hochgradig ansteckende (daher "mimetische" - nachahmende - Theorie) innere Gewalttätigkeit der Menschen auf andere Opfer außerhalb ihrer selbst und stellt die Harmonie innerhalb der Gemeinschaft wieder her. Wird das Bedürfnis nach Gewalt nicht gestillt, ergießt es sich mit vernichtender Gewalt in die Umgebung. Ordnung, Frieden und Fruchtbarkeit gründen auf kulturellen Unterschieden. Beim Übergang von einer archaischen religiösen zu einer modernen staatlichen und gerichtlichen Ordnung gerät der Opferkult in eine Krise. Ein Entdifferenzierungs- bzw. Entstrukturierungsprozeß wird losgetreten, in dessen Folge die gesamte Kultur kollabiert. Die kollektive Gewalt sucht ein versöhnendes Opfer (Sündenbock), welches die Gewaltspirale beendet und den Kreis der Opferriten einleitet. Riten haben ausschließlich den Zweck, eine erneute Opferkultkrise zu verhindern. Sie sollen die Unterschiede wiederherstellen und festigen. Dies ist die "Gründungsgewalt", welche die kulturelle Ordnung insgesamt gründet: Religion, Inzestverbote, das zur Aufrechterhaltung des Gemeinwesens notwendige Minimum an Gewaltlosigkeit aber auch - durch die Mechanismen von Unterscheidung, Ausschluß und Verbindung - unser Symboldenken, Sprache, politische Gewalt, richterliche Gewalt, Heilkunst, Theater, Philosophie, Anthropologie. Die `abendländische Zivilisation` wird von Anfang an durch einen Zustand der Entdifferenzierung beherrscht, der jetzt auf die gesamte Menschheit übergreift. Es entsteht eine seltsame Art von Nicht-Kultur oder Antikultur, die wir Moderne nennen und die sich in einer immer schlimmeren Krise des Opferkultes einzurichten vermag. Doch auch am Horizont der Moderne droht die Maßlosigkeit der Gewalt, die auf den Flügeln der Wissenschaft wieder zu uns kommt. Girard glaubt, daß die Menschheit nur die Wahl zwischen der totalen Vernichtung oder dem totalen Verzicht auf Gewalt hat. Im Rahmen seiner Theorie erklärt Girard u.A.: die Tabuvorschriften primitiver Völker, die Ambivalenz des Blutes, den Hintergrund ritueller Reinigungen, warum Zwillinge angstbesetzt sind, wie sich aus der gewalttätigen Entdifferenzierung die Mythenbildung und schließlich die tragische Inspiration entwickelte, Phänomene wie Lynchjustiz, Pogrome, `summarische Gerichtsverfahren`, den `sparagmos`, die Zerstückelung des lebendigen Opfers mit bloßen Händen durch einmütige und unbewaffnete Teilnehmer im Dionysos-Kult, das Phänomen des "Rivalen" und des "Doppelgängers", die tiefere Bedeutung der klassischen Tragödien, besonders des Ödipus-Dramas usw. usf. Selbstverständlich ist Girards Ansatz aufgrund seiner Monokausalität angreifbar, doch bleibt es sein Verdienst, auf eine anthropologische Tiefendimension hingewiesen zu haben, die sich wirklichkeitsfremden pädagogisch-therapeutischen Deutungsbemühungen verschließt. Die menschliche Gewaltttätigkeit ist in der Tat ein aufklärungsresistentes Urphänomen, das gleichwohl in irgendeiner lebensdienlichen Weise bewältigt werden muß. Girard zeigt wie. Sein einzigartig vielschichtiges und komplexes Werk erschließt sich erst nach wiederholter Lektüre, so daß ich dringend zur Anschaffung rate. Als wertvolle Ergänzung ist Matthew ROSSANO: "Supernatural Selection. How Religion evolved" (2010) zu empfehlen. Autor: René Girard, 1923 in Avignon geboren, lebt seit 1947 in den USA und lehrte dort an verschiedenen Universitäten, zuletzt als Professor für französische Sprache, Literatur und Kultur an der Stanford Universität. Das Heilige und die Gewalt René Girard Elisabeth Mainberger-Ruh La Violence et le sacré Reihe/Serie Patmos Paperback Maße 130 x 205 mm, 2, 2014-09-19.
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3491694302 - René Girard Elisabeth Mainberger-Ruh: Das Heilige und die Gewalt Religion Theologie Gewalt Mythen Ritus Geisteswissenschaften Gewalttätigkeit Violence (Autor)
René Girard Elisabeth Mainberger-Ruh

Das Heilige und die Gewalt Religion Theologie Gewalt Mythen Ritus Geisteswissenschaften Gewalttätigkeit Violence (Autor) (2014)

Lieferung erfolgt aus/von: Deutschland DE PB US

ISBN: 3491694302 bzw. 9783491694309, in Deutsch, Patmos Verlag GmbH + Co.K, Taschenbuch, gebraucht.

Von Händler/Antiquariat, Buchservice-Lars-Lutzer Lars Lutzer Einzelunternehmer, 23812 Wahlstedt.
Softcover 480 S. 20,4 x 12,6 x 3,8 cm Broschiert Zustand: gebraucht - sehr gut, Rene Girad ein vielfach angefeindeter Schreiber, da er als bekennender Christ dem im französischen Denken beheimateten Strukturalismus nicht Folge leistete, sondern seinen genuinen auf Forschung baserenden Zugang zur Problematik des Opfers verfolgte. Eine schonungslose Tiefenanalyse der menschlichen Gewalttätigkeit Girard versucht in dieser Monographie die psychodynamischen Prozesse zu erhellen, welche der menschlichen Gewalttätigkeit zugrunde liegen. Zu diesem Zweck greift er auf altphilologische, ethnographische und tiefenpsychologische Methoden und Forschungserträge zurück. Sein Gegenstand ist das sakrale Opfer. Girards Ausgangspunkt ist, daß im Menschen eine "wesenhafte Gewalt" existiert, deren Ursachen unbekannt sind. Sie herrscht im Begehren vor, wird externalisiert und wirkt dann von außen auf den Menschen ein. Ihrer wahren Natur nach ist die innere Gewalttätigkeit Blutrache. Diese setzt die Existenz der Gesellschaft insgesamt aufs Spiel und wird, solange noch kein Gerichtswesen vorhanden ist, in einer "Opferstellvertretung" bewältigt. Das Opfer schützt die gesamte Gemeinschaft vor ihrer eigenen Gewalt, es lenkt die aus nichtigsten Anlässen entstehende und hochgradig ansteckende (daher "mimetische" - nachahmende - Theorie) innere Gewalttätigkeit der Menschen auf andere Opfer außerhalb ihrer selbst und stellt die Harmonie innerhalb der Gemeinschaft wieder her. Wird das Bedürfnis nach Gewalt nicht gestillt, ergießt es sich mit vernichtender Gewalt in die Umgebung. Ordnung, Frieden und Fruchtbarkeit gründen auf kulturellen Unterschieden. Beim Übergang von einer archaischen religiösen zu einer modernen staatlichen und gerichtlichen Ordnung gerät der Opferkult in eine Krise. Ein Entdifferenzierungs- bzw. Entstrukturierungsprozeß wird losgetreten, in dessen Folge die gesamte Kultur kollabiert. Die kollektive Gewalt sucht ein versöhnendes Opfer (Sündenbock), welches die Gewaltspirale beendet und den Kreis der Opferriten einleitet. Riten haben ausschließlich den Zweck, eine erneute Opferkultkrise zu verhindern. Sie sollen die Unterschiede wiederherstellen und festigen. Dies ist die "Gründungsgewalt", welche die kulturelle Ordnung insgesamt gründet: Religion, Inzestverbote, das zur Aufrechterhaltung des Gemeinwesens notwendige Minimum an Gewaltlosigkeit aber auch - durch die Mechanismen von Unterscheidung, Ausschluß und Verbindung - unser Symboldenken, Sprache, politische Gewalt, richterliche Gewalt, Heilkunst, Theater, Philosophie, Anthropologie. Die `abendländische Zivilisation` wird von Anfang an durch einen Zustand der Entdifferenzierung beherrscht, der jetzt auf die gesamte Menschheit übergreift. Es entsteht eine seltsame Art von Nicht-Kultur oder Antikultur, die wir Moderne nennen und die sich in einer immer schlimmeren Krise des Opferkultes einzurichten vermag. Doch auch am Horizont der Moderne droht die Maßlosigkeit der Gewalt, die auf den Flügeln der Wissenschaft wieder zu uns kommt. Girard glaubt, daß die Menschheit nur die Wahl zwischen der totalen Vernichtung oder dem totalen Verzicht auf Gewalt hat. Im Rahmen seiner Theorie erklärt Girard u.A.: die Tabuvorschriften primitiver Völker, die Ambivalenz des Blutes, den Hintergrund ritueller Reinigungen, warum Zwillinge angstbesetzt sind, wie sich aus der gewalttätigen Entdifferenzierung die Mythenbildung und schließlich die tragische Inspiration entwickelte, Phänomene wie Lynchjustiz, Pogrome, `summarische Gerichtsverfahren`, den `sparagmos`, die Zerstückelung des lebendigen Opfers mit bloßen Händen durch einmütige und unbewaffnete Teilnehmer im Dionysos-Kult, das Phänomen des "Rivalen" und des "Doppelgängers", die tiefere Bedeutung der klassischen Tragödien, besonders des Ödipus-Dramas usw. usf. Selbstverständlich ist Girards Ansatz aufgrund seiner Monokausalität angreifbar, doch bleibt es sein Verdienst, auf eine anthropologische Tiefendimension hingewiesen zu haben, die sich wirklichkeitsfremden pädagogisch-therapeutischen Deutungsbemühungen verschließt. Die menschliche Gewaltttätigkeit ist in der Tat ein aufklärungsresistentes Urphänomen, das gleichwohl in irgendeiner lebensdienlichen Weise bewältigt werden muß. Girard zeigt wie. Sein einzigartig vielschichtiges und komplexes Werk erschließt sich erst nach wiederholter Lektüre, so daß ich dringend zur Anschaffung rate. Als wertvolle Ergänzung ist Matthew ROSSANO: "Supernatural Selection. How Religion evolved" (2010) zu empfehlen. Autor: René Girard, 1923 in Avignon geboren, lebt seit 1947 in den USA und lehrte dort an verschiedenen Universitäten, zuletzt als Professor für französische Sprache, Literatur und Kultur an der Stanford Universität. Das Hauptwerk René Girards legt das Fundament zu einem der großen anthropologischen Entwürfe dieses Jahrhunderts. In dessen Zentrum steht die Frage nach der Gewalt, insbesondere nach der von zahlreichen Mythen beglaubigten "Gründungsgewalt", die am Anfang aller sozialen Gemeinschaften steht. Es ist nach Girard das mimetische, nachahmende Verhalten des Menschen, das aus jeder individuellen Begierde sogleich Rivalität und Gewalt erwachsen läßt. Da diese den sozialen Zusammenhalt bedroht, tendieren alle Gruppen zu stellvertretenden kollektiven Gewaltakten an einzelnen "Sündenböcken", deren Opferung zu einem "heiligen" Akt verklärt wird - dies ist der Ursprung des Heiligen und des Opfers zugleich. Anhand von umfangreichem ethnologischem Material, aber auch durch genaue Lektüre mythologischer und religiöser Texte vermag Girard seine These zu erhärten, daß die darin maskierte Gewalt keineswegs symbolisch zu lesen istStets sind es reale, historische Gewaltakte, die sich in Ritus und Mythos heiligen und rechtfertigen. "Ein Markstein in der Geschichte der Wissenschaften vom Menschen." Le Monde Zugegeben, das Buch liest sich nicht gerade leicht und ist sehr umfangreich. Der Autor platzt in sein Thema hinein und ich musste einiges mehrmals lesen, bis ich den roten Faden fand. Man muss sich an den Stil gewöhnen, der vermutlich nicht für normale Menschen, sondern eher für Fachpublikum gedacht ist. Und trotzdem fällt meine Bewertung sehr positiv aus, denn ich habe sehr viel Interessantes erfahren und mitgenommen, und vor allem denke ich relativ häufig an etwas, was ich in diesem Buch gelesen habe, zurück und kann es mit alltäglichen Dingen verknüpfen. Und das ist auf jeden Fall ein großes Plus. Das Buch ist ein gewaltiger Rundumschlag zum Thema Gewalt und der Rolle des Opfers, mit dem diese Gewalt gesühnt und in Schach gehalten wird. Es geht um Naturreligionen, antike Dramen, biblische Begebenheiten, aber auch um die Entstehung und Funktion unseres heutigen Rechtsverständnisses. Sehr interessant ist auch, was Girard zur Entstehung von Gewalt (hier geht er z.B. auf die Doppelgängerproblematik ein und dass zuviel Gleichheit beängstigend ist)und dem Verständnis des Heiligen schreibt. Freud und der Ödipuskomplex kommt vor, Inzestverbot u.v.m. Ein besonderes Augenmerk gilt der Krise des Opferkultes, wie es zu großen Umstürzen in Zivilisationen und Kulturen kommt und warum auch unsere Gesellschaft keineswegs sicher ist vor dieser Krise. Manches hätte sicher nicht so wortreich dargelegt werden müssen und gelegentlich neigt der Autor zu Wiederholungen, andererseits hat er sich ausgiebig mit Bräuchen sgn. primitiver Völker befasst, die ausgesprochen bemerkenswert sind. Sich durch das Buch zu arbeiten ist mühsam, aber auf jeden Fall sehr lohnenswert! Und hat man sich erst einmal an die Art des Autors gewöhnt, geht es auch viel leichter. Das Heilige und die Gewalt René Girard Elisabeth Mainberger-Ruh La Violence et le sacré Reihe/Serie Patmos Paperback Maße 130 x 205 mm Geisteswissenschaften Religion Theologie Gewalt Mythen Ritus ISBN-10 3-491-69430-2 / 3491694302 ISBN-13 978-3-491-69430-9 / 9783491694309 Geisteswissenschaften Religion Theologie Gewalt Mythen Ritus ISBN-10 3-491-69430-2 / 3491694302 ISBN-13 978-3-491-69430-9 / 9783491694309 Rene Girad ein vielfach angefeindeter Schreiber, da er als bekennender Christ dem im französischen Denken beheimateten Strukturalismus nicht Folge leistete, sondern seinen genuinen auf Forschung baserenden Zugang zur Problematik des Opfers verfolgte. Eine schonungslose Tiefenanalyse der menschlichen Gewalttätigkeit Girard versucht in dieser Monographie die psychodynamischen Prozesse zu erhellen, welche der menschlichen Gewalttätigkeit zugrunde liegen. Zu diesem Zweck greift er auf altphilologische, ethnographische und tiefenpsychologische Methoden und Forschungserträge zurück. Sein Gegenstand ist das sakrale Opfer. Girards Ausgangspunkt ist, daß im Menschen eine "wesenhafte Gewalt" existiert, deren Ursachen unbekannt sind. Sie herrscht im Begehren vor, wird externalisiert und wirkt dann von außen auf den Menschen ein. Ihrer wahren Natur nach ist die innere Gewalttätigkeit Blutrache. Diese setzt die Existenz der Gesellschaft insgesamt aufs Spiel und wird, solange noch kein Gerichtswesen vorhanden ist, in einer "Opferstellvertretung" bewältigt. Das Opfer schützt die gesamte Gemeinschaft vor ihrer eigenen Gewalt, es lenkt die aus nichtigsten Anlässen entstehende und hochgradig ansteckende (daher "mimetische" - nachahmende - Theorie) innere Gewalttätigkeit der Menschen auf andere Opfer außerhalb ihrer selbst und stellt die Harmonie innerhalb der Gemeinschaft wieder her. Wird das Bedürfnis nach Gewalt nicht gestillt, ergießt es sich mit vernichtender Gewalt in die Umgebung. Ordnung, Frieden und Fruchtbarkeit gründen auf kulturellen Unterschieden. Beim Übergang von einer archaischen religiösen zu einer modernen staatlichen und gerichtlichen Ordnung gerät der Opferkult in eine Krise. Ein Entdifferenzierungs- bzw. Entstrukturierungsprozeß wird losgetreten, in dessen Folge die gesamte Kultur kollabiert. Die kollektive Gewalt sucht ein versöhnendes Opfer (Sündenbock), welches die Gewaltspirale beendet und den Kreis der Opferriten einleitet. Riten haben ausschließlich den Zweck, eine erneute Opferkultkrise zu verhindern. Sie sollen die Unterschiede wiederherstellen und festigen. Dies ist die "Gründungsgewalt", welche die kulturelle Ordnung insgesamt gründet: Religion, Inzestverbote, das zur Aufrechterhaltung des Gemeinwesens notwendige Minimum an Gewaltlosigkeit aber auch - durch die Mechanismen von Unterscheidung, Ausschluß und Verbindung - unser Symboldenken, Sprache, politische Gewalt, richterliche Gewalt, Heilkunst, Theater, Philosophie, Anthropologie. Die `abendländische Zivilisation` wird von Anfang an durch einen Zustand der Entdifferenzierung beherrscht, der jetzt auf die gesamte Menschheit übergreift. Es entsteht eine seltsame Art von Nicht-Kultur oder Antikultur, die wir Moderne nennen und die sich in einer immer schlimmeren Krise des Opferkultes einzurichten vermag. Doch auch am Horizont der Moderne droht die Maßlosigkeit der Gewalt, die auf den Flügeln der Wissenschaft wieder zu uns kommt. Girard glaubt, daß die Menschheit nur die Wahl zwischen der totalen Vernichtung oder dem totalen Verzicht auf Gewalt hat. Im Rahmen seiner Theorie erklärt Girard u.A.: die Tabuvorschriften primitiver Völker, die Ambivalenz des Blutes, den Hintergrund ritueller Reinigungen, warum Zwillinge angstbesetzt sind, wie sich aus der gewalttätigen Entdifferenzierung die Mythenbildung und schließlich die tragische Inspiration entwickelte, Phänomene wie Lynchjustiz, Pogrome, `summarische Gerichtsverfahren`, den `sparagmos`, die Zerstückelung des lebendigen Opfers mit bloßen Händen durch einmütige und unbewaffnete Teilnehmer im Dionysos-Kult, das Phänomen des "Rivalen" und des "Doppelgängers", die tiefere Bedeutung der klassischen Tragödien, besonders des Ödipus-Dramas usw. usf. Selbstverständlich ist Girards Ansatz aufgrund seiner Monokausalität angreifbar, doch bleibt es sein Verdienst, auf eine anthropologische Tiefendimension hingewiesen zu haben, die sich wirklichkeitsfremden pädagogisch-therapeutischen Deutungsbemühungen verschließt. Die menschliche Gewaltttätigkeit ist in der Tat ein aufklärungsresistentes Urphänomen, das gleichwohl in irgendeiner lebensdienlichen Weise bewältigt werden muß. Girard zeigt wie. Sein einzigartig vielschichtiges und komplexes Werk erschließt sich erst nach wiederholter Lektüre, so daß ich dringend zur Anschaffung rate. Als wertvolle Ergänzung ist Matthew ROSSANO: "Supernatural Selection. How Religion evolved" (2010) zu empfehlen. Autor: René Girard, 1923 in Avignon geboren, lebt seit 1947 in den USA und lehrte dort an verschiedenen Universitäten, zuletzt als Professor für französische Sprache, Literatur und Kultur an der Stanford Universität. Das Heilige und die Gewalt René Girard Elisabeth Mainberger-Ruh La Violence et le sacré Reihe/Serie Patmos Paperback Maße 130 x 205 mm, 2, 2014-09-19.
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9783491694309 - René Girard Elisabeth Mainberger-Ruh: Das Heilige und die Gewalt Religion Theologie Gewalt Mythen Ritus Geisteswissenschaften Gewalttätigkeit Violence (Autor)
René Girard Elisabeth Mainberger-Ruh

Das Heilige und die Gewalt Religion Theologie Gewalt Mythen Ritus Geisteswissenschaften Gewalttätigkeit Violence (Autor) (2010)

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Rene Girad ein vielfach angefeindeter Schreiber, da er als bekennender Christ dem im französischen Denken beheimateten Strukturalismus nicht Folge leistete, sondern seinen genuinen auf Forschung baserenden Zugang zur Problematik des Opfers verfolgte. Eine schonungslose Tiefenanalyse der menschlichen Gewalttätigkeit Girard versucht in dieser Monographie die psychodynamischen Prozesse zu erhellen, welche der menschlichen Gewalttätigkeit zugrunde liegen. Zu diesem Zweck greift er auf altphilologische, ethnographische und tiefenpsychologische Methoden und Forschungserträge zurück. Sein Gegenstand ist das sakrale Opfer. Girards Ausgangspunkt ist, daß im Menschen eine "wesenhafte Gewalt" existiert, deren Ursachen unbekannt sind. Sie herrscht im Begehren vor, wird externalisiert und wirkt dann von außen auf den Menschen ein. Ihrer wahren Natur nach ist die innere Gewalttätigkeit Blutrache. Diese setzt die Existenz der Gesellschaft insgesamt aufs Spiel und wird, solange noch kein Gerichtswesen vorhanden ist, in einer "Opferstellvertretung" bewältigt. Das Opfer schützt die gesamte Gemeinschaft vor ihrer eigenen Gewalt, es lenkt die aus nichtigsten Anlässen entstehende und hochgradig ansteckende (daher "mimetische" - nachahmende - Theorie) innere Gewalttätigkeit der Menschen auf andere Opfer außerhalb ihrer selbst und stellt die Harmonie innerhalb der Gemeinschaft wieder her. Wird das Bedürfnis nach Gewalt nicht gestillt, ergießt es sich mit vernichtender Gewalt in die Umgebung. Ordnung, Frieden und Fruchtbarkeit gründen auf kulturellen Unterschieden. Beim Übergang von einer archaischen religiösen zu einer modernen staatlichen und gerichtlichen Ordnung gerät der Opferkult in eine Krise. Ein Entdifferenzierungs- bzw. Entstrukturierungsprozeß wird losgetreten, in dessen Folge die gesamte Kultur kollabiert. Die kollektive Gewalt sucht ein versöhnendes Opfer (Sündenbock), welches die Gewaltspirale beendet und den Kreis der Opferriten einleitet. Riten haben ausschließlich den Zweck, eine erneute Opferkultkrise zu verhindern. Sie sollen die Unterschiede wiederherstellen und festigen. Dies ist die "Gründungsgewalt", welche die kulturelle Ordnung insgesamt gründet: Religion, Inzestverbote, das zur Aufrechterhaltung des Gemeinwesens notwendige Minimum an Gewaltlosigkeit aber auch - durch die Mechanismen von Unterscheidung, Ausschluß und Verbindung - unser Symboldenken, Sprache, politische Gewalt, richterliche Gewalt, Heilkunst, Theater, Philosophie, Anthropologie. Die 'abendländische Zivilisation' wird von Anfang an durch einen Zustand der Entdifferenzierung beherrscht, der jetzt auf die gesamte Menschheit übergreift. Es entsteht eine seltsame Art von Nicht-Kultur oder Antikultur, die wir Moderne nennen und die sich in einer immer schlimmeren Krise des Opferkultes einzurichten vermag. Doch auch am Horizont der Moderne droht die Maßlosigkeit der Gewalt, die auf den Flügeln der Wissenschaft wieder zu uns kommt. Girard glaubt, daß die Menschheit nur die Wahl zwischen der totalen Vernichtung oder dem totalen Verzicht auf Gewalt hat. Im Rahmen seiner Theorie erklärt Girard u.A.: die Tabuvorschriften primitiver Völker, die Ambivalenz des Blutes, den Hintergrund ritueller Reinigungen, warum Zwillinge angstbesetzt sind, wie sich aus der gewalttätigen Entdifferenzierung die Mythenbildung und schließlich die tragische Inspiration entwickelte, Phänomene wie Lynchjustiz, Pogrome, 'summarische Gerichtsverfahren', den 'sparagmos', die Zerstückelung des lebendigen Opfers mit bloßen Händen durch einmütige und unbewaffnete Teilnehmer im Dionysos-Kult, das Phänomen des "Rivalen" und des "Doppelgängers", die tiefere Bedeutung der klassischen Tragödien, besonders des Ödipus-Dramas usw. usf. Selbstverständlich ist Girards Ansatz aufgrund seiner Monokausalität angreifbar, doch bleibt es sein Verdienst, auf eine anthropologische Tiefendimension hingewiesen zu haben, die sich wirklichkeitsfremden pädagogisch-therapeutischen Deutungsbemühungen verschließt. Die menschliche Gewaltttätigkeit ist in der Tat ein aufklärungsresistentes Urphänomen, das gleichwohl in irgendeiner lebensdienlichen Weise bewältigt werden muß. Girard zeigt wie. Sein einzigartig vielschichtiges und komplexes Werk erschließt sich erst nach wiederholter Lektüre, so daß ich dringend zur Anschaffung rate. Als wertvolle Ergänzung ist Matthew ROSSANO: "Supernatural Selection. How Religion evolved" (2010) zu empfehlen. Autor: René Girard, 1923 in Avignon geboren, lebt seit 1947 in den USA und lehrte dort an verschiedenen Universitäten, zuletzt als Professor für französische Sprache, Literatur und Kultur an der Stanford Universität. Das Hauptwerk René Girards legt das Fundament zu einem der großen anthropologischen Entwürfe dieses Jahrhunderts. In dessen Zentrum steht die Frage nach der Gewalt, insbesondere nach der von zahlreichen Mythen beglaubigten "Gründungsgewalt", die am Anfang aller sozialen Gemeinschaften steht. Es ist nach Girard das mimetische, nachahmende Verhalten des Menschen, das aus jeder individuellen Begierde sogleich Rivalität und Gewalt erwachsen läßt. Da diese den sozialen Zusammenhalt bedroht, tendieren alle Gruppen zu stellvertretenden kollektiven Gewaltakten an einzelnen "Sündenböcken", deren Opferung zu einem "heiligen" Akt verklärt wird - dies ist der Ursprung des Heiligen und des Opfers zugleich. Anhand von umfangreichem ethnologischem Material, aber auch durch genaue Lektüre mythologischer und religiöser Texte vermag Girard seine These zu erhärten, daß die darin maskierte Gewalt keineswegs symbolisch zu lesen istStets sind es reale, historische Gewaltakte, die sich in Ritus und Mythos heiligen und rechtfertigen. "Ein Markstein in der Geschichte der Wissenschaften vom Menschen." Le Monde Zugegeben, das Buch liest sich nicht gerade leicht und ist sehr umfangreich. Der Autor platzt in sein Thema hinein und ich musste einiges mehrmals lesen, bis ich den roten Faden fand. Man muss sich an den Stil gewöhnen, der vermutlich nicht für normale Mensch, Books.
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9783491694309 - René Girard Elisabeth Mainberger-Ruh: Das Heilige und die Gewalt von (Autor)
René Girard Elisabeth Mainberger-Ruh

Das Heilige und die Gewalt von (Autor) (1994)

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480 Seiten 20,4 x 12,6 x 3,8 cm, Taschenbuch sehr guter und gepflegter Zustand, nur geringe Spuren äusserlich. René Girard Elisabeth Mainberger-Ruh: Das Heilige und die Gewalt von René Girard (Autor), Elisabeth Mainberger-Ruh Patmos Verlag GmbH + Co.K, 1994. 480 Seiten 20, 4 x 12, 6 x 3, 8 cm, Taschenbuch Versand D: 3,00 EUR, Angelegt am: 07.05.2022.
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