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9783938808597 - Das flexible Vielfachwesen

Das flexible Vielfachwesen

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Immanuel Kant schrieb in seiner Logikvorlesung: 'Das Feld der Philosophie ist in weltbürgerlicher Bedeutung, in weltbürgerlicher Absicht auf folgende Fragen zu bringen: 1. Was kann ich wissen? 2. Was soll ich tun? 3. Was darf ich hoffen? 4. Was ist der Mensch? Die erste Frage beantwortet die Metaphysik. Die zweite die Moral. Die dritte die Religion. Die vierte die Anthropologie. Im Grunde könnte man aber alles dieses zur Anthropologie rechnen, weil sich die drei ersten Fragen auf die letzte beziehen.' Die Frage, was der Mensch sei, ist natürlich zunächst sehr allgemein. Die Beziehung der anderen Fragen auf diese übergreifende Grundfrage ist einerseits, oberflächlich gesehen, geradezu selbstverständlich, andererseits bleibt dieser Bezug jedoch noch offen. In welcher Hinsicht will man den Menschen verstehen? Als Person, als intellektuelles Geistwesen, als biologischen Organismus, als soziales Gruppenwesen? Deswegen wäre es insgesamt vielleicht besser, wenn man nicht die Frage stellte, was der Mensch ist, sondern als was wir bei solchen Fragen den Menschen verstehen bzw. auffassen. Ist es nicht recht unterschiedlich, wie der Ausdruck ›Mensch‹ verstanden bzw. angewandt wird – je nach Frageperspektive, je nach der Kultur, Sprache usw.? Friedrich Nietzsche hat gegen Ende des letzten Jahrhunderts bewusst doppeldeutig formuliert, der Mensch sei das 'nicht festgestellte Tier'. 'Nicht festgestellt' – das heißt einerseits nicht erkannt, andererseits heißt es aber auch, nicht auf bestimmte Nischen der Umwelt, auf bestimmte Funktionen festgelegt. Der Mensch ist nicht in jeder Hinsicht auf eine Umwelt fixiert. Er ist das flexible und 'plastische' Wesen, ein Ausdruck, der später von Scheler aufgenommen wird. Dieser hebt insbesondere hervor, der Mensch sei das weltoffene Wesen. (Nur) Menschen haben die Fähigkeit, sich flexibel und eben 'plastisch' an sehr viele unterschiedliche Umwelten anzupassen, in diesen zu leben, Signale, Zeichen, Anregungen aus der Welt aufzunehmen und zugleich auch die Welt mitzugestalten. Der Mensch ist also auch das Welt 'herstellende' bzw. umgestaltende Wesen. Dieses Moment hat in der späteren anthropologischen und technikphilosophischen Diskussion eine wichtige Rolle gespielt. Dabei hat man den Menschen nicht nur nach seiner Einpassung in die Welt, in Bezug auf seine Anpassung an die Welt gedeutet, sondern sich zumal auf die Herstellung von Welten bezogen, in denen er lebt. Der Mensch lebe in gleichsam 'gemachten ', umgeänderten, also: 'künstlichen' Welten. Das ist eine bedeutsame Einsicht in der Entwicklung der philosophischen Anthropologie geworden. Insbesondere Helmuth Plessner hat dies herausgestellt. Auch der spanische Lebensphilosoph Ortega y Gasset betont die Idee, dass der Mensch das Wesen ist, das auf ein künstliches Ambiente, auf etwas Gemachtes, selbst Gemachtes, auf eine kulturelle Welt, auf ein kulturelles Universum – oder wie Ernst Cassirer sagt – auf ein 'symbolisches Universum ' angewiesen ist: eine Symbolwelt, in der er gleichsam geradezu 'lebt'. Wir leben nicht mehr nur in einer natürlichen Welt allein, sondern in einer kulturellen Welt. Wir sind in tiefster Weise kulturgeprägt, wir sind Kulturwesen. Wir leben in einer Kultur, die uns zur 'zweiten Natur' geworden ist (der Ausdruck stammt von Plessner und wurde von Arnold Gehlen besonders verbreitet). Der Mensch ist auf die 'zweite Natur', das heißt auf die Kultur, angewiesen; er ist das kulturelle Wesen, welches das zunächst biologisch gesehen fast Überflüssige als 'notwendig' empfindet, also notwendigerweise in einer solchen künstlichen Welt der 'zweiten Natur' lebt. Wir machen uns die 'zweite Natur' selber, aber wir sind auf diese existentiell angewiesen. Wir müssen zum Beispiel, wenn wir mit anderen Menschen kommunizieren, Sprache verwenden. Und Sprache ist das kulturelle Instrument par exellence. Wir müssen kulturelle Regelungen, Formierungen, Konventionen, Gebräuche, Sitten, Regeln usw. prägen, entwickeln und benutzen, damit wir sinnvoll, verlässlich und Rücksicht aufeinander nehmend miteinander umgehen können. Der Mensch ist also das Wesen, das auf Kultur, auf eine Art von Künstlichkeit – oder wie Plessner paradox formuliert – eine Art von 'künstlicher Natürlichkeit' angewiesen ist. Er ist das Wesen, das über den bloßen Naturzusammenhang hinausgreift – sich als Wesen versteht, das sich in gewissem Sinne selber erst entwickelt, durch Kultur bildet, in ihr, durch sie heranreift. (Aus: 'Was ist der Mensch?' Grundfrage und Vielfalt der philosophischen Anthropologie), Hans Lenk, 23.0 x 15.6 x 5.1 cm, Buch.
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Das Menschliche ist dadurch charakterisiert, dass der Mensch über sich selbst und seine Verfasstheit sowie seine Gemeinschaft und Kultur nachdenken kann, ja, muss. Er ist das Wesen, das sich selber immer wieder zum Problem geworden ist und wird, das nicht selbstverständlich einfach so dahinlebt oder -existiert, sondern in gewisser Weise ein reflektierendes Wesen ist, das sich nach sich selber befragt, nach dem Sinn seiner Existenz, seines Lebens, seiner Verfasstheit als eines geschlechtlichen, Immanuel Kant schrieb in seiner Logikvorlesung: »Das Feld der Philosophie ist in weltbürgerlicher Bedeutung, in weltbürgerlicher Absicht auf folgende Fragen zu bringen: 1. Was kann ich wissen? 2. Was soll ich tun? 3. Was darf ich hoffen? 4. Was ist der Mensch? Die erste Frage beantwortet die Metaphysik. Die zweite die Moral. Die dritte die Religion. Die vierte die Anthropologie. Im Grunde könnte man aber alles dieses zur Anthropologie rechnen, weil sich die drei ersten Fragen auf die letzte beziehen.« Die Frage, was der Mensch sei, ist natürlich zunächst sehr allgemein. Die Beziehung der anderen Fragen auf diese übergreifende Grundfrage ist einerseits, oberflächlich gesehen, geradezu selbstverständlich, andererseits bleibt dieser Bezug jedoch noch offen. In welcher Hinsicht will man den Menschen verstehen? Als Person, als intellektuelles Geistwesen, als biologischen Organismus, als soziales Gruppenwesen? Deswegen wäre es insgesamt vielleicht besser, wenn man nicht die Frage stellte, was der Mensch ist, sondern als was wir bei solchen Fragen den Menschen verstehen bzw. auffassen. Ist es nicht recht unterschiedlich, wie der Ausdruck Mensch verstanden bzw. angewandt wird je nach Frageperspektive, je nach der Kultur, Sprache usw.? Friedrich Nietzsche hat gegen Ende des letzten Jahrhunderts bewusst doppeldeutig formuliert, der Mensch sei das »nicht festgestellte Tier«. »Nicht festgestellt« das heißt einerseits nicht erkannt, andererseits heißt es aber auch, nicht auf bestimmte Nischen der Umwelt, auf bestimmte Funktionen festgelegt. Der Mensch ist nicht in jeder Hinsicht auf eine Umwelt fixiert. Er ist das flexible und »plastische« Wesen, ein Ausdruck, der später von Scheler aufgenommen wird. Dieser hebt insbesondere hervor, der Mensch sei das weltoffene Wesen. (Nur) Menschen haben die Fähigkeit, sich flexibel und eben »plastisch« an sehr viele unterschiedliche Umwelten anzupassen, in diesen zu leben, Signale, Zeichen, Anregungen aus der Welt aufzunehmen und zugleich auch die Welt mitzugestalten. Der Mensch ist also auch das Welt »herstellende« bzw. umgestaltende Wesen. Dieses Moment hat in der späteren anthropologischen und technikphilosophischen Diskussion eine wichtige Rolle gespielt. Dabei hat man den Menschen nicht nur nach seiner Einpassung in die Welt, in Bezug auf seine Anpassung an die Welt gedeutet, sondern sich zumal auf die Herstellung von Welten bezogen, in denen er lebt. Der Mensch lebe in gleichsam »gemachten «, umgeänderten, also: »künstlichen« Welten. Das ist eine bedeutsame Einsicht in der Entwicklung der philosophischen Anthropologie geworden. Insbesondere Helmuth Plessner hat dies herausgestellt. Auch der spanische Lebensphilosoph Ortega y Gasset betont die Idee, dass der Mensch das Wesen ist, das auf ein künstliches Ambiente, auf etwas Gemachtes, selbst Gemachtes, auf eine kulturelle Welt, auf ein kulturelles Universum oder wie Ernst Cassirer sagt auf ein »symbolisches Universum « angewiesen ist: eine Symbolwelt, in der er gleichsam geradezu »lebt«. Wir leben nicht mehr nur in einer natürlichen Welt allein, sondern in einer kulturellen Welt. Wir sind in tiefster Weise kulturgeprägt, wir sind Kulturwesen. Wir leben in einer Kultur, die uns zur »zweiten Natur« geworden ist (der Ausdruck stammt von Plessner und wurde von Arnold Gehlen besonders verbreitet). Der Mensch ist auf die »zweite Natur«, das heißt auf die Kultur, angewiesen; er ist das kulturelle Wesen, welches das zunächst biologisch gesehen fast Überflüssige als »notwendig« empfindet, also notwendigerweise in einer solchen künstlichen Welt der »zweiten Natur« lebt. Wir machen uns die »zweite Natur« selber, aber wir sind auf diese existentiell angewiesen. Wir müssen zum Beispiel, wenn wir mit anderen Menschen kommunizieren, Sprache verwenden. Und Sprache ist das kulturelle Instrument par exellence. Wir müssen kulturelle Regelungen, Formierungen, Konventionen, Gebräuche, Sitten, Regeln usw. prägen, entwickeln und benutzen, damit wir sinnvoll, verlässlich und Rücksicht aufeinander n.
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Das Menschliche ist dadurch charakterisiert, dass der Mensch über sich selbst und seine Verfasstheit sowie seine Gemeinschaft und Kultur nachdenken kann, ja, muss. Er ist das Wesen, das sich selber immer wieder zum Problem geworden ist und wird, das nicht selbstverständlich einfach so dahinlebt oder -existiert, sondern in gewisser Weise ein reflektierendes Wesen ist, das sich nach sich selber befragt, nach dem Sinn seiner Existenz, seines Lebens, seiner Verfasstheit als eines geschlechtlichen, Immanuel Kant schrieb in seiner Logikvorlesung: 'Das Feld der Philosophie ist in weltbürgerlicher Bedeutung, in weltbürgerlicher Absicht auf folgende Fragen zu bringen: 1. Was kann ich wissen? 2. Was soll ich tun? 3. Was darf ich hoffen? 4. Was ist der Mensch? Die erste Frage beantwortet die Metaphysik. Die zweite die Moral. Die dritte die Religion. Die vierte die Anthropologie. Im Grunde könnte man aber alles dieses zur Anthropologie rechnen, weil sich die drei ersten Fragen auf die letzte beziehen.' Die Frage, was der Mensch sei, ist natürlich zunächst sehr allgemein. Die Beziehung der anderen Fragen auf diese übergreifende Grundfrage ist einerseits, oberflächlich gesehen, geradezu selbstverständlich, andererseits bleibt dieser Bezug jedoch noch offen. In welcher Hinsicht will man den Menschen verstehen? Als Person, als intellektuelles Geistwesen, als biologischen Organismus, als soziales Gruppenwesen? Deswegen wäre es insgesamt vielleicht besser, wenn man nicht die Frage stellte, was der Mensch ist, sondern als was wir bei solchen Fragen den Menschen verstehen bzw. auffassen. Ist es nicht recht unterschiedlich, wie der Ausdruck Mensch verstanden bzw. angewandt wird je nach Frageperspektive, je nach der Kultur, Sprache usw.? Friedrich Nietzsche hat gegen Ende des letzten Jahrhunderts bewusst doppeldeutig formuliert, der Mensch sei das 'nicht festgestellte Tier'. 'Nicht festgestellt' das heißt einerseits nicht erkannt, andererseits heißt es aber auch, nicht auf bestimmte Nischen der Umwelt, auf bestimmte Funktionen festgelegt. Der Mensch ist nicht in jeder Hinsicht auf eine Umwelt fixiert. Er ist das flexible und 'plastische' Wesen, ein Ausdruck, der später von Scheler aufgenommen wird. Dieser hebt insbesondere hervor, der Mensch sei das weltoffene Wesen. (Nur) Menschen haben die Fähigkeit, sich flexibel und eben 'plastisch' an sehr viele unterschiedliche Umwelten anzupassen, in diesen zu leben, Signale, Zeichen, Anregungen aus der Welt aufzunehmen und zugleich auch die Welt mitzugestalten. Der Mensch ist also auch das Welt 'herstellende' bzw. umgestaltende Wesen. Dieses Moment hat in der späteren anthropologischen und technikphilosophischen Diskussion eine wichtige Rolle gespielt. Dabei hat man den Menschen nicht nur nach seiner Einpassung in die Welt, in Bezug auf seine Anpassung an die Welt gedeutet, sondern sich zumal auf die Herstellung von Welten bezogen, in denen er lebt. Der Mensch lebe in gleichsam 'gemachten', umgeänderten, also: 'künstlichen' Welten. Das ist eine bedeutsame Einsicht in der Entwicklung der philosophischen Anthropologie geworden. Insbesondere Helmuth Plessner hat dies herausgestellt. Auch der spanische Lebensphilosoph Ortega y Gasset betont die Idee, dass der Mensch das Wesen ist, das auf ein künstliches Ambiente, auf etwas Gemachtes, selbst Gemachtes, auf eine kulturelle Welt, auf ein kulturelles Universum oder wie Ernst Cassirer sagt auf ein 'symbolisches Universum ' angewiesen ist: eine Symbolwelt, in der er gleichsam geradezu 'lebt'. Wir leben nicht mehr nur in einer natürlichen Welt allein, sondern in einer kulturellen Welt. Wir sind in tiefster Weise kulturgeprägt, wir sind Kulturwesen. Wir leben in einer Kultur, die uns zur 'zweiten Natur' geworden ist (der Ausdruck stammt von Plessner und wurde von Arnold Gehlen besonders verbreitet). Der Mensch ist auf die 'zweite Natur', das heißt auf die Kultur, angewiesen; er ist das kulturelle Wesen, welches das zunächst biologisch gesehen fast Überflüssige als 'notwendig' empfindet, also notwendigerweise in einer solchen künstlichen Welt der 'zweiten Natur' lebt. Wir machen uns die 'zweite Natur' selber, aber wir sind auf diese existentiell angewiesen. Wir müssen zum Beispiel, wenn wir mit anderen Menschen kommunizieren, Sprache verwenden. Und Sprache ist das kulturelle Instrument par exellence. Wir müssen kulturelle Regelungen, Formierungen, Konventionen, Gebräuche, Sitten, Regeln usw. prägen, entwickeln und benutzen, damit wir sinnvoll, verlässlich und Rücksicht aufeinander nehmend miteinander umgehen kön.
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Das Menschliche ist dadurch charakterisiert, dass der Mensch über sich selbst und seine Verfasstheit sowie seine Gemeinschaft und Kultur nachdenken kann, ja, muss. Er ist das Wesen, das sich selber immer wieder zum Problem geworden ist und wird, das nicht selbstverständlich einfach so dahinlebt oder -existiert, sondern in gewisser Weise ein reflektierendes Wesen ist, das sich nach sich selber befragt, nach dem Sinn seiner Existenz, seines Lebens, seiner Verfasstheit als eines geschlechtlichen, Immanuel Kant schrieb in seiner Logikvorlesung: 'Das Feld der Philosophie ist in weltbürgerlicher Bedeutung, in weltbürgerlicher Absicht auf folgende Fragen zu bringen: 1. Was kann ich wissen? 2. Was soll ich tun? 3. Was darf ich hoffen? 4. Was ist der Mensch? Die erste Frage beantwortet die Metaphysik. Die zweite die Moral. Die dritte die Religion. Die vierte die Anthropologie. Im Grunde könnte man aber alles dieses zur Anthropologie rechnen, weil sich die drei ersten Fragen auf die letzte beziehen.' Die Frage, was der Mensch sei, ist natürlich zunächst sehr allgemein. Die Beziehung der anderen Fragen auf diese übergreifende Grundfrage ist einerseits, oberflächlich gesehen, geradezu selbstverständlich, andererseits bleibt dieser Bezug jedoch noch offen. In welcher Hinsicht will man den Menschen verstehen? Als Person, als intellektuelles Geistwesen, als biologischen Organismus, als soziales Gruppenwesen? Deswegen wäre es insgesamt vielleicht besser, wenn man nicht die Frage stellte, was der Mensch ist, sondern als was wir bei solchen Fragen den Menschen verstehen bzw. auffassen. Ist es nicht recht unterschiedlich, wie der Ausdruck Mensch verstanden bzw. angewandt wird je nach Frageperspektive, je nach der Kultur, Sprache usw.? Friedrich Nietzsche hat gegen Ende des letzten Jahrhunderts bewusst doppeldeutig formuliert, der Mensch sei das 'nicht festgestellte Tier'. 'Nicht festgestellt' das heisst einerseits nicht erkannt, andererseits heisst es aber auch, nicht auf bestimmte Nischen der Umwelt, auf bestimmte Funktionen festgelegt. Der Mensch ist nicht in jeder Hinsicht auf eine Umwelt fixiert. Er ist das flexible und 'plastische' Wesen, ein Ausdruck, der später von Scheler aufgenommen wird. Dieser hebt insbesondere hervor, der Mensch sei das weltoffene Wesen. (Nur) Menschen haben die Fähigkeit, sich flexibel und eben 'plastisch' an sehr viele unterschiedliche Umwelten anzupassen, in diesen zu leben, Signale, Zeichen, Anregungen aus der Welt aufzunehmen und zugleich auch die Welt mitzugestalten. Der Mensch ist also auch das Welt 'herstellende' bzw. umgestaltende Wesen. Dieses Moment hat in der späteren anthropologischen und technikphilosophischen Diskussion eine wichtige Rolle gespielt. Dabei hat man den Menschen nicht nur nach seiner Einpassung in die Welt, in Bezug auf seine Anpassung an die Welt gedeutet, sondern sich zumal auf die Herstellung von Welten bezogen, in denen er lebt. Der Mensch lebe in gleichsam 'gemachten', umgeänderten, also: 'künstlichen' Welten. Das ist eine bedeutsame Einsicht in der Entwicklung der philosophischen Anthropologie geworden. Insbesondere Helmuth Plessner hat dies herausgestellt. Auch der spanische Lebensphilosoph Ortega y Gasset betont die Idee, dass der Mensch das Wesen ist, das auf ein künstliches Ambiente, auf etwas Gemachtes, selbst Gemachtes, auf eine kulturelle Welt, auf ein kulturelles Universum oder wie Ernst Cassirer sagt auf ein 'symbolisches Universum ' angewiesen ist: eine Symbolwelt, in der er gleichsam geradezu 'lebt'. Wir leben nicht mehr nur in einer natürlichen Welt allein, sondern in einer kulturellen Welt. Wir sind in tiefster Weise kulturgeprägt, wir sind Kulturwesen. Wir leben in einer Kultur, die uns zur 'zweiten Natur' geworden ist (der Ausdruck stammt von Plessner und wurde von Arnold Gehlen besonders verbreitet). Der Mensch ist auf die 'zweite Natur', das heisst auf die Kultur, angewiesen; er ist das kulturelle Wesen, welches das zunächst biologisch gesehen fast Überflüssige als 'notwendig' empfindet, also notwendigerweise in einer solchen künstlichen Welt der 'zweiten Natur' lebt. Wir machen uns die 'zweite Natur' selber, aber wir sind auf diese existentiell angewiesen. Wir müssen zum Beispiel, wenn wir mit anderen Menschen kommunizieren, Sprache verwenden. Und Sprache ist das kulturelle Instrument par exellence. Wir müssen kulturelle Regelungen, Formierungen, Konventionen, Gebräuche, Sitten, Regeln usw. prägen, entwickeln und benutzen, damit wir sinnvoll, verlässlich und Rücksicht aufeinander nehmend miteinander umgehen kön.
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Das flexible Vielfachwesen (2009)

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9783938808597 - Hans Lenk: Das flexible Vielfachwesen: Einführung in die moderne philosophische Anthropologie zwischen Bio-, Techno und Kulturwissenschaften
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Das flexible Vielfachwesen: Einführung in die moderne philosophische Anthropologie zwischen Bio-, Techno und Kulturwissenschaften (2009)

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9783938808597 - Lenk: | Das flexible Vielfachwesen | Velbrück Wissenschaft | 2009
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| Das flexible Vielfachwesen | Velbrück Wissenschaft | 2009

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9783938808597 - Hans Lenk: Das flexible Vielfachwesen
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Das flexible Vielfachwesen (2009)

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