Nachrichten aus Ambivalencia. / Göttinger Sudelblätter.
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Von Händler/Antiquariat, Fundus-Online GbR Borkert Schwarz Zerfaß [8335842], Berlin, Germany.
63 S. : Ill. ; 25 cm; Gutes Ex.; Einband stw. gering berieben; innen leider einige Anstreichungen (vorw. Bleistift). - Titelblatt SIGNIERT von Günter Kunert. - Günter Kunert (* 6. März 1929 in Berlin) ist ein deutscher Schriftsteller, der mit seinem Werk in besonderem Maße die Literatur der beiden deutschen Staaten, das heißt die Kompliziertheit ihrer Wechselbeziehungen und ihrer unterschiedlichen Befindlichkeiten, sowie dann des wiedervereinigten Deutschlands repräsentiert. . (wiki) // Kleines Begleitwort - Gegen Ende 1979 fing ich an, mir über alles Mögliche, sprich "Gott und die Welt", Notizen zu machen. Dabei sind die Themen recht unterschiedlich wie auch die Betrachtungsweise: mal Reflexion, mal Kürzestgeschichte, mal Kindheitserinnerung und mal Gedächtnisstütze für einen später zu schreibenden Text, der meist nie geschrieben wurde, sondern der bereits durch sein Vorgemerktsein sich erledigt hatte. Denken allein macht nicht schlauer, ließe sich widersprüchlich anmerken, wenn es nicht kontrollierbaren, also schriftlichen Ausdruck findet. Erst beim Aufschreiben ergibt sich die erwünschte Klärung und Klarheit, sonst bliebe es bei einer rasch vorübergehenden, unpräzisen Überlegung: ohne die notwendige Formulierung würde sie schon vom nächsten Gedanken überlagert und ausgelöscht. Vor allem waren mir die Notizen oder Notate zur Selbstverständigung dienlich, zu einem besseren und genaueren Verstehen einer Welt, der man unfreiwillig angehört, und der man nur auf eine endgültige Weise ausweichen und entgehen kann. Um das zu vermeiden, muß man sich mit ihr, eben mit dieser Welt, auseinandersetzen, um ihr nicht hilflos ausgeliefert zu sein. Insofern sind die Notizen soetwas wie Gegenwehr, Abwehr, Schutz vorm Überwältigtwerden durch die Ungeheuerlichkeit des unerklärlichen menschlichen Daseins. Das gilt im übrigen für jeden Autor. Schreiben ist, übertrieben metaphorisch gesagt, eine Sache auf Tod und Leben, womit keineswegs der jeweils physische Zustand gemeint ist. Man kann auch zu Lebzeiten absterben, genug Zombies wandeln durch unsere Umgebung; immerhin gibt es dagegen ein Elexier, das in nichts anderem besteht als sich ständig der eigenen Mündigkeit zu versichern. Das echte Koma kommt früh genug. Also dann - bis dahin! (Günter Kunert) ISBN 9783892444367 Sprache: Deutsch Gewicht in Gramm: 501, Books.

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Von Händler/Antiquariat, Fundus-Online GbR Borkert/ Schwarz/ Zerfaß, [3280044].
63 S. : Ill. ; 25 cm; kart. Gutes Ex.; Einband stw. gering berieben; innen leider einige Anstreichungen (vorw. Bleistift). - Titelblatt SIGNIERT von Günter Kunert. - Günter Kunert (* 6. März 1929 in Berlin) ist ein deutscher Schriftsteller, der mit seinem Werk in besonderem Maße die Literatur der beiden deutschen Staaten, das heißt die Kompliziertheit ihrer Wechselbeziehungen und ihrer unterschiedlichen Befindlichkeiten, sowie dann des wiedervereinigten Deutschlands repräsentiert. ... (wiki) // Kleines Begleitwort - Gegen Ende 1979 fing ich an, mir über alles Mögliche, sprich "Gott und die Welt", Notizen zu machen. Dabei sind die Themen recht unterschiedlich wie auch die Betrachtungsweise: mal Reflexion, mal Kürzestgeschichte, mal Kindheitserinnerung und mal Gedächtnisstütze für einen später zu schreibenden Text, der meist nie geschrieben wurde, sondern der bereits durch sein Vorgemerktsein sich erledigt hatte. Denken allein macht nicht schlauer, ließe sich widersprüchlich anmerken, wenn es nicht kontrollierbaren, also schriftlichen Ausdruck findet. Erst beim Aufschreiben ergibt sich die erwünschte Klärung und Klarheit, sonst bliebe es bei einer rasch vorübergehenden, unpräzisen Überlegung: ohne die notwendige Formulierung würde sie schon vom nächsten Gedanken überlagert und ausgelöscht. Vor allem waren mir die Notizen oder Notate zur Selbstverständigung dienlich, zu einem besseren und genaueren Verstehen einer Welt, der man unfreiwillig angehört, und der man nur auf eine endgültige Weise ausweichen und entgehen kann. Um das zu vermeiden, muß man sich mit ihr, eben mit dieser Welt, auseinandersetzen, um ihr nicht hilflos ausgeliefert zu sein. Insofern sind die Notizen soetwas wie Gegenwehr, Abwehr, Schutz vorm Überwältigtwerden durch die Ungeheuerlichkeit des unerklärlichen menschlichen Daseins. Das gilt im übrigen für jeden Autor. Schreiben ist, übertrieben metaphorisch gesagt, eine Sache auf Tod und Leben, womit keineswegs der jeweils physische Zustand gemeint ist. Man kann auch zu Lebzeiten absterben, genug Zombies wandeln durch unsere Umgebung; immerhin gibt es dagegen ein Elexier, das in nichts anderem besteht als sich ständig der eigenen Mündigkeit zu versichern. Das echte Koma kommt früh genug. Also dann - bis dahin! (Günter Kunert) ISBN 9783892444367, 2001. gebraucht; gut, 501g, Internationaler Versand, Banküberweisung, Offene Rechnung, PayPal.

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Günter Kunert gehört zu den produktivsten und intellektuell anspruchsvollsten Autoren seiner Generation. Neben seinem umfangreichen lyrischen Werk wurden auch seine Erzählungen und seine Kurzprosa viel beachtet. In seinen sensiblen Beobachtungen und Notizen fixiert er skurrile Situationen und gesellschaftliche Paradoxa. Als Skeptiker befragt er die moralischen und politischen Maßstäbe unserer Zeit. Seine scharfsinnigen Analysen sind der Aufklärung verpflichtet. Dabei kennzeichnen Melancholie oder gar Pessimismus nicht selten seine Sicht. Dem steht jedoch auch wieder eine unbändige Lust am sprachschöpferischen Spiel gegenüber. Die 'Nachrichten aus Ambivalenzia' sind ausgewählte Stücke aus einer großen Textsammlung, die zwischen den späten siebziger Jahren und 1996 entstand. Die Numerierung der Texte entspricht dem Original und läßt die Auslassungen erkennen. Kurztext: Kunerts Notizen und Aphorismen sind geprägt von melancholischem Scharfsinn. Sie zeugen von ungebändigter Lust am Spiel mit der Sprache. Auch seine Zeichnungen sind von ausgesprochener Originalität. Zur Reihe: Anknüpfend an die literarische und ästhetische Tradition der Aufklärung erscheinen seit 1990 im Wallstein Verlag die 'Göttinger Sudelblätter'. Herausgeber dieser Buchreihe in Heftform ist der Literaturkritiker und Schriftsteller Heinz Ludwig Arnold, der 1999 mit dem Niedersachsenpreis ausgezeichnet wurde. Die Reihe ist zeitgenössischer Prosa und kritischer Essayistik vorbehalten und erscheint in lockerer Folge von ca. drei Heften im Jahr. Der Autor: Der 1929 geborene Günter Kunert wurde schon früh von Bert Brecht und Johannes R. Becher gefördert. Wegen seines Protests gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann (1976) wurde er 1977 aus der SED ausgeschlossen. Seit 1979 lebt er - zunächst mit mehrjährigem Visum - in der Bundesrepublik. Für sein Werk wurde er u. A. mit dem Heinrich-Heine-Preis (1985) und dem Friedrich-Hölderlin-Preis (1991) ausgezeichnet. Leseprobe: Scherbengericht: Wie es angefangen hat, weiß ich nicht mehr. Zum Ende der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts, historisierend gesagt, in der Ära des sterbenden Sozialismus, machte ich mir über dies und jenes Notizen. Und merkte gleich, daß ein Gedanke nur Bestand hat, wenn man ihn schriftlich fixiert. Wir sind es gewohnt, so obenhin über vieles hinwegzudenken, Luftblasen, Seifenblasen, doch was man nicht festhält, kehrt im Gedächtnis nie oder doch nur höchst selten wieder. Also schrieb ich auf, was mir durch den Kopf ging: Eine Auseinandersetzung mit der Welt, ihren Erscheinungen und zugleich eine Begegnung mit mir selbst. Der sogenannte Mensch ist ein recht diffuses Wesen, das von sich selber glaubt, es besäße eine exakte Kontur. Wir irren uns immer, sobald wir uns der eigenen Person ernsthaft zuwenden. Dann erst merken wir, wie fragwürdig unsere sogenannte 'Persönlichkeit' ist. Durch die Notizen, Reflexionen, Betrachtungen, Anmerkungen, Erinnerungen - es sind inzwischen weit über tausend Seiten - habe ich mich entäußerlicht, um für mich selber sichtbar zu werden. Um zu wissen, wer ich denn eigentlich bin. Aber ich habe mich dabei nicht entdecken können. Die meisten Leute gewinnen ihr Selbstverständnis durch die ihnen gesetzten Grenzen, die ihnen nicht im mindesten bewußt sind. Man kann aber immer ein anderer als der sein, für den man sich im Moment hält. Alles von mir Aufgeschriebene wirkt auf mich fremd - als hätte es ein Sonstwer verfertigt. Nur: Dieser Sonstwer muß ich wohl sein, da sich niemand außer mir als Autor der Texte meldet. Ist diese Ungewißheit über das eigene Selbst nun ein Glück oder ein Unglück? Ach, Brecht, in Ihrer Liste der unbeantworteten Fragen haben die wichtigsten gefehlt. Günter Kunert (1.Juni 00), Taschenbuch, 01.03.2001.

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Günter Kunert gehört zu den produktivsten und intellektuell anspruchsvollsten Autoren seiner Generation. Neben seinem umfangreichen lyrischen Werk wurden auch seine Erzählungen und seine Kurzprosa viel beachtet. In seinen sensiblen Beobachtungen und Notizen fixiert er skurrile Situationen und gesellschaftliche Paradoxa. Als Skeptiker befragt er die moralischen und politischen Maßstäbe unserer Zeit. Seine scharfsinnigen Analysen sind der Aufklärung verpflichtet. Dabei kennzeichnen Melancholie oder gar Pessimismus nicht selten seine Sicht. Dem steht jedoch auch wieder eine unbändige Lust am sprachschöpferischen Spiel gegenüber. Die 'Nachrichten aus Ambivalenzia' sind ausgewählte Stücke aus einer großen Textsammlung, die zwischen den späten siebziger Jahren und 1996 entstand. Die Numerierung der Texte entspricht dem Original und läßt die Auslassungen erkennen. Kurztext: Kunerts Notizen und Aphorismen sind geprägt von melancholischem Scharfsinn. Sie zeugen von ungebändigter Lust am Spiel mit der Sprache. Auch seine Zeichnungen sind von ausgesprochener Originalität. Zur Reihe: Anknüpfend an die literarische und ästhetische Tradition der Aufklärung erscheinen seit 1990 im Wallstein Verlag die 'Göttinger Sudelblätter'. Herausgeber dieser Buchreihe in Heftform ist der Literaturkritiker und Schriftsteller Heinz Ludwig Arnold, der 1999 mit dem Niedersachsenpreis ausgezeichnet wurde. Die Reihe ist zeitgenössischer Prosa und kritischer Essayistik vorbehalten und erscheint in lockerer Folge von ca. drei Heften im Jahr. Der Autor: Der 1929 geborene Günter Kunert wurde schon früh von Bert Brecht und Johannes R. Becher gefördert. Wegen seines Protests gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann (1976) wurde er 1977 aus der SED ausgeschlossen. Seit 1979 lebt er - zunächst mit mehrjährigem Visum - in der Bundesrepublik. Für sein Werk wurde er u. A. mit dem Heinrich-Heine-Preis (1985) und dem Friedrich-Hölderlin-Preis (1991) ausgezeichnet. Leseprobe: Scherbengericht: Wie es angefangen hat, weiß ich nicht mehr. Zum Ende der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts, historisierend gesagt, in der Ära des sterbenden Sozialismus, machte ich mir über dies und jenes Notizen. Und merkte gleich, daß ein Gedanke nur Bestand hat, wenn man ihn schriftlich fixiert. Wir sind es gewohnt, so obenhin über vieles hinwegzudenken, Luftblasen, Seifenblasen, doch was man nicht festhält, kehrt im Gedächtnis nie oder doch nur höchst selten wieder. Also schrieb ich auf, was mir durch den Kopf ging: Eine Auseinandersetzung mit der Welt, ihren Erscheinungen und zugleich eine Begegnung mit mir selbst. Der sogenannte Mensch ist ein recht diffuses Wesen, das von sich selber glaubt, es besäße eine exakte Kontur. Wir irren uns immer, sobald wir uns der eigenen Person ernsthaft zuwenden. Dann erst merken wir, wie fragwürdig unsere sogenannte 'Persönlichkeit' ist. Durch die Notizen, Reflexionen, Betrachtungen, Anmerkungen, Erinnerungen - es sind inzwischen weit über tausend Seiten - habe ich mich entäußerlicht, um für mich selber sichtbar zu werden. Um zu wissen, wer ich denn eigentlich bin. Aber ich habe mich dabei nicht entdecken können. Die meisten Leute gewinnen ihr Selbstverständnis durch die ihnen gesetzten Grenzen, die ihnen nicht im mindesten bewußt sind. Man kann aber immer ein anderer als der sein, für den man sich im Moment hält. Alles von mir Aufgeschriebene wirkt auf mich fremd - als hätte es ein Sonstwer verfertigt. Nur: Dieser Sonstwer muß ich wohl sein, da sich niemand außer mir als Autor der Texte meldet. Ist diese Ungewißheit über das eigene Selbst nun ein Glück oder ein Unglück? Ach, Brecht, in Ihrer Liste der unbeantworteten Fragen haben die wichtigsten gefehlt. Günter Kunert (1.Juni 00), Taschenbuch, 03.2001.

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Günter Kunert gehört zu den produktivsten und intellektuell anspruchsvollsten Autoren seiner Generation. Neben seinem umfangreichen lyrischen Werk wurden auch seine Erzählungen und seine Kurzprosa viel beachtet. In seinen sensiblen Beobachtungen und Notizen fixiert er skurrile Situationen und gesellschaftliche Paradoxa. Als Skeptiker befragt er die moralischen und politischen Maßstäbe unserer Zeit. Seine scharfsinnigen Analysen sind der Aufklärung verpflichtet. Dabei kennzeichnen Melancholie oder gar Pessimismus nicht selten seine Sicht. Dem steht jedoch auch wieder eine unbändige Lust am sprachschöpferischen Spiel gegenüber. Die 'Nachrichten aus Ambivalenzia' sind ausgewählte Stücke aus einer großen Textsammlung, die zwischen den späten siebziger Jahren und 1996 entstand. Die Numerierung der Texte entspricht dem Original und läßt die Auslassungen erkennen. Kurztext: Kunerts Notizen und Aphorismen sind geprägt von melancholischem Scharfsinn. Sie zeugen von ungebändigter Lust am Spiel mit der Sprache. Auch seine Zeichnungen sind von ausgesprochener Originalität. Zur Reihe: Anknüpfend an die literarische und ästhetische Tradition der Aufklärung erscheinen seit 1990 im Wallstein Verlag die 'Göttinger Sudelblätter'. Herausgeber dieser Buchreihe in Heftform ist der Literaturkritiker und Schriftsteller Heinz Ludwig Arnold, der 1999 mit dem Niedersachsenpreis ausgezeichnet wurde. Die Reihe ist zeitgenössischer Prosa und kritischer Essayistik vorbehalten und erscheint in lockerer Folge von ca. drei Heften im Jahr. Der Autor: Der 1929 geborene Günter Kunert wurde schon früh von Bert Brecht und Johannes R. Becher gefördert. Wegen seines Protests gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann (1976) wurde er 1977 aus der SED ausgeschlossen. Seit 1979 lebt er - zunächst mit mehrjährigem Visum - in der Bundesrepublik. Für sein Werk wurde er u. A. mit dem Heinrich-Heine-Preis (1985) und dem Friedrich-Hölderlin-Preis (1991) ausgezeichnet. Leseprobe: Scherbengericht: Wie es angefangen hat, weiß ich nicht mehr. Zum Ende der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts, historisierend gesagt, in der Ära des sterbenden Sozialismus, machte ich mir über dies und jenes Notizen. Und merkte gleich, daß ein Gedanke nur Bestand hat, wenn man ihn schriftlich fixiert. Wir sind es gewohnt, so obenhin über vieles hinwegzudenken, Luftblasen, Seifenblasen, doch was man nicht festhält, kehrt im Gedächtnis nie oder doch nur höchst selten wieder. Also schrieb ich auf, was mir durch den Kopf ging: Eine Auseinandersetzung mit der Welt, ihren Erscheinungen und zugleich eine Begegnung mit mir selbst. Der sogenannte Mensch ist ein recht diffuses Wesen, das von sich selber glaubt, es besäße eine exakte Kontur. Wir irren uns immer, sobald wir uns der eigenen Person ernsthaft zuwenden. Dann erst merken wir, wie fragwürdig unsere sogenannte 'Persönlichkeit' ist. Durch die Notizen, Reflexionen, Betrachtungen, Anmerkungen, Erinnerungen - es sind inzwischen weit über tausend Seiten - habe ich mich entäußerlicht, um für mich selber sichtbar zu werden. Um zu wissen, wer ich denn eigentlich bin. Aber ich habe mich dabei nicht entdecken können. Die meisten Leute gewinnen ihr Selbstverständnis durch die ihnen gesetzten Grenzen, die ihnen nicht im mindesten bewußt sind. Man kann aber immer ein anderer als der sein, für den man sich im Moment hält. Alles von mir Aufgeschriebene wirkt auf mich fremd - als hätte es ein Sonstwer verfertigt. Nur: Dieser Sonstwer muß ich wohl sein, da sich niemand außer mir als Autor der Texte meldet. Ist diese Ungewißheit über das eigene Selbst nun ein Glück oder ein Unglück? Ach, Brecht, in Ihrer Liste der unbeantworteten Fragen haben die wichtigsten gefehlt. Günter Kunert (1.Juni 00), Taschenbuch, 03.2001.

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Von Händler/Antiquariat, Fundus-Online GbR.
Göttingen, Wallstein-Verl, 63 S. : Ill. ; 25 cm; kart. Gutes Ex.; Einband stw. gering berieben; innen leider einige Anstreichungen (vorw. Bleistift). - Titelblatt SIGNIERT von Günter Kunert. - Günter Kunert (* 6. März 1929 in Berlin) ist ein deutscher Schriftsteller, der mit seinem Werk in besonderem Maße die Literatur der beiden deutschen Staaten, das heißt die Kompliziertheit ihrer Wechselbeziehungen und ihrer unterschiedlichen Befindlichkeiten, sowie dann des wiedervereinigten Deutschlands repräsentiert. ... (wiki) // Kleines Begleitwort - Gegen Ende 1979 fing ich an, mir über alles Mögliche, sprich "Gott und die Welt", Notizen zu machen. Dabei sind die Themen recht unterschiedlich wie auch die Betrachtungsweise: mal Reflexion, mal Kürzestgeschichte, mal Kindheitserinnerung und mal Gedächtnisstütze für einen später zu schreibenden Text, der meist nie geschrieben wurde, sondern der bereits durch sein Vorgemerktsein sich erledigt hatte. Denken allein macht nicht schlauer, ließe sich widersprüchlich anmerken, wenn es nicht kontrollierbaren, also schriftlichen Ausdruck findet. Erst beim Aufschreiben ergibt sich die erwünschte Klärung und Klarheit, sonst bliebe es bei einer rasch vorübergehenden, unpräzisen Überlegung: ohne die notwendige Formulierung würde sie schon vom nächsten Gedanken überlagert und ausgelöscht. Vor allem waren mir die Notizen oder Notate zur Selbstverständigung dienlich, zu einem besseren und genaueren Verstehen einer Welt, der man unfreiwillig angehört, und der man nur auf eine endgültige Weise ausweichen und entgehen kann. Um das zu vermeiden, muß man sich mit ihr, eben mit dieser Welt, auseinandersetzen, um ihr nicht hilflos ausgeliefert zu sein. Insofern sind die Notizen soetwas wie Gegenwehr, Abwehr, Schutz vorm Überwältigtwerden durch die Ungeheuerlichkeit des unerklärlichen menschlichen Daseins. Das gilt im übrigen für jeden Autor. Schreiben ist, übertrieben metaphorisch gesagt, eine Sache auf Tod und Leben, womit keineswegs der jeweils physische Zustand gemeint ist. Man kann auch zu Lebzeiten absterben, genug Zombies wandeln durch unsere Umgebung; immerhin gibt es dagegen ein Elexier, das in nichts anderem besteht als sich ständig der eigenen Mündigkeit zu versichern. Das echte Koma kommt früh genug. Also dann - bis dahin! (Günter Kunert) ISBN 9783892444367Belletristik [Belletristik; Deutsche Literatur] 2001.

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Günter Kunert gehört zu den produktivsten und intellektuell anspruchsvollsten Autoren seiner Generation. Neben seinem umfangreichen lyrischen Werk wurden auch seine Erzählungen und seine Kurzprosa viel beachtet. In seinen sensiblen Beobachtungen und Notizen fixiert er skurrile Situationen und gesellschaftliche Paradoxa. Als Skeptiker befragt er die moralischen und politischen Massstäbe unserer Zeit. Seine scharfsinnigen Analysen sind der Aufklärung verpflichtet. Dabei kennzeichnen Melancholie oder gar Pessimismus nicht selten seine Sicht. Dem steht jedoch auch wieder eine unbändige Lust am sprachschöpferischen Spiel gegenüber. Die 'Nachrichten aus Ambivalenzia' sind ausgewählte Stücke aus einer grossen Textsammlung, die zwischen den späten siebziger Jahren und 1996 entstand. Die Numerierung der Texte entspricht dem Original und lässt die Auslassungen erkennen. Kurztext: Kunerts Notizen und Aphorismen sind geprägt von melancholischem Scharfsinn. Sie zeugen von ungebändigter Lust am Spiel mit der Sprache. Auch seine Zeichnungen sind von ausgesprochener Originalität. Zur Reihe: Anknüpfend an die literarische und ästhetische Tradition der Aufklärung erscheinen seit 1990 im Wallstein Verlag die 'Göttinger Sudelblätter'. Herausgeber dieser Buchreihe in Heftform ist der Literaturkritiker und Schriftsteller Heinz Ludwig Arnold, der 1999 mit dem Niedersachsenpreis ausgezeichnet wurde. Die Reihe ist zeitgenössischer Prosa und kritischer Essayistik vorbehalten und erscheint in lockerer Folge von ca. drei Heften im Jahr. Der Autor: Der 1929 geborene Günter Kunert wurde schon früh von Bert Brecht und Johannes R. Becher gefördert. Wegen seines Protests gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann (1976) wurde er 1977 aus der SED ausgeschlossen. Seit 1979 lebt er - zunächst mit mehrjährigem Visum - in der Bundesrepublik. Für sein Werk wurde er u. A. mit dem Heinrich-Heine-Preis (1985) und dem Friedrich-Hölderlin-Preis (1991) ausgezeichnet. Leseprobe: Scherbengericht: Wie es angefangen hat, weiss ich nicht mehr. Zum Ende der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts, historisierend gesagt, in der Ära des sterbenden Sozialismus, machte ich mir über dies und jenes Notizen. Und merkte gleich, dass ein Gedanke nur Bestand hat, wenn man ihn schriftlich fixiert. Wir sind es gewohnt, so obenhin über vieles hinwegzudenken, Luftblasen, Seifenblasen, doch was man nicht festhält, kehrt im Gedächtnis nie oder doch nur höchst selten wieder. Also schrieb ich auf, was mir durch den Kopf ging: Eine Auseinandersetzung mit der Welt, ihren Erscheinungen und zugleich eine Begegnung mit mir selbst. Der sogenannte Mensch ist ein recht diffuses Wesen, das von sich selber glaubt, es besässe eine exakte Kontur. Wir irren uns immer, sobald wir uns der eigenen Person ernsthaft zuwenden. Dann erst merken wir, wie fragwürdig unsere sogenannte 'Persönlichkeit' ist. Durch die Notizen, Reflexionen, Betrachtungen, Anmerkungen, Erinnerungen - es sind inzwischen weit über tausend Seiten - habe ich mich entäusserlicht, um für mich selber sichtbar zu werden. Um zu wissen, wer ich denn eigentlich bin. Aber ich habe mich dabei nicht entdecken können. Die meisten Leute gewinnen ihr Selbstverständnis durch die ihnen gesetzten Grenzen, die ihnen nicht im mindesten bewusst sind. Man kann aber immer ein anderer als der sein, für den man sich im Moment hält. Alles von mir Aufgeschriebene wirkt auf mich fremd - als hätte es ein Sonstwer verfertigt. Nur: Dieser Sonstwer muss ich wohl sein, da sich niemand ausser mir als Autor der Texte meldet. Ist diese Ungewissheit über das eigene Selbst nun ein Glück oder ein Unglück? Ach, Brecht, in Ihrer Liste der unbeantworteten Fragen haben die wichtigsten gefehlt. Günter Kunert (1.Juni 00), Taschenbuch, 01.03.2001.

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Günter Kunert gehört zu den produktivsten und intellektuell anspruchsvollsten Autoren seiner Generation. Neben seinem umfangreichen lyrischen Werk wurden auch seine Erzählungen und seine Kurzprosa viel beachtet. In seinen sensiblen Beobachtungen und Notizen fixiert er skurrile Situationen und gesellschaftliche Paradoxa. Als Skeptiker befragt er die moralischen und politischen Maßstäbe unserer Zeit. Seine scharfsinnigen Analysen sind der Aufklärung verpflichtet. Dabei kennzeichnen Melancholie oder gar Pessimismus nicht selten seine Sicht. Dem steht jedoch auch wieder eine unbändige Lust am sprachschöpferischen Spiel gegenüber. Die "Nachrichten aus Ambivalenzia" sind ausgewählte Stücke aus einer großen Textsammlung, die zwischen den späten siebziger Jahren und 1996 entstand. Die Numerierung der Texte entspricht dem Original und läßt die Auslassungen erkennen. Kurztext: Kunerts Notizen und Aphorismen sind geprägt von melancholischem Scharfsinn. Sie zeugen von ungebändigter Lust am Spiel mit der Sprache. Auch seine Zeichnungen sind von ausgesprochener Originalität. Zur Reihe: Anknüpfend an die literarische und ästhetische Tradition der Aufklärung erscheinen seit 1990 im Wallstein Verlag die "Göttinger Sudelblätter". Herausgeber dieser Buchreihe in Heftform ist der Literaturkritiker und Schriftsteller Heinz Ludwig Arnold, der 1999 mit dem Niedersachsenpreis ausgezeichnet wurde. Die Reihe ist zeitgenössischer Prosa und kritischer Essayistik vorbehalten und erscheint in lockerer Folge von ca. drei Heften im Jahr. Der Autor: Der 1929 geborene Günter Kunert wurde schon früh von Bert Brecht und Johannes R. Becher gefördert. Wegen seines Protests gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann (1976) wurde er 1977 aus der SED ausgeschlossen. Seit 1979 lebt er - zunächst mit mehrjährigem Visum - in der Bundesrepublik. Für sein Werk wurde er u. A. mit dem Heinrich-Heine-Preis (1985) und dem Friedrich-Hölderlin-Preis (1991) ausgezeichnet. Leseprobe: Scherbengericht: Wie es angefangen hat, weiß ich nicht mehr. Zum Ende der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts, historisierend gesagt, in der Ära des sterbenden Sozialismus, machte ich mir über dies und jenes Notizen. Und merkte gleich, daß ein Gedanke nur Bestand hat, wenn man ihn schriftlich fixiert. Wir sind es gewohnt, so obenhin über vieles hinwegzudenken, Luftblasen, Seifenblasen, doch was man nicht festhält, kehrt im Gedächtnis nie oder doch nur höchst selten wieder. Also schrieb ich auf, was mir durch den Kopf ging: Eine Auseinandersetzung mit der Welt, ihren Erscheinungen und zugleich eine Begegnung mit mir selbst. Der sogenannte Mensch ist ein recht diffuses Wesen, das von sich selber glaubt, es besäße eine exakte Kontur. Wir irren uns immer, sobald wir uns der eigenen Person ernsthaft zuwenden. Dann erst merken wir, wie fragwürdig unsere sogenannte "Persönlichkeit" ist. Durch die Notizen, Reflexionen, Betrachtungen, Anmerkungen, Erinnerungen - es sind inzwischen weit über tausend Seiten - habe ich mich entäußerlicht, um für mich selber sichtbar zu werden. Um zu wissen, wer ich denn eigentlich bin. Aber ich habe mich dabei nicht entdecken können. Die meisten Leute gewinnen ihr Selbstverständnis durch die ihnen gesetzten Grenzen, die ihnen nicht im mindesten bewußt sind. Man kann aber immer ein anderer als der sein, für den man sich im Moment hält. Alles von mir Aufgeschriebene wirkt auf mich fremd - als hätte es ein Sonstwer verfertigt. Nur: Dieser Sonstwer muß ich wohl sein, da sich niemand außer mir als Autor der Texte meldet. Ist diese Ungewißheit über das eigene Selbst nun ein Glück oder ein Unglück? Ach, Brecht, in Ihrer Liste der unbeantworteten Fragen haben die wichtigsten gefehlt. Günter Kunert (1.Juni 00) von Kunert, Günter, Neu.