Unternehmerorganisationen Im Verbändestaat. Politik Der Bauwirtschaft in Österreich. Bd. I.

Marin Bernd Prof. bleibt in diesem ersten Band seiner Untersuchung eine behutsame Kartografierung der Baustellensamen eines Systems, das sich im österreichischen Verfassungsboden wie eine stille Koexistenz von Interessen und Arbeitssinn verankert. Die Studie, fokussiert auf die Bauwirtschaft, öffnet eine Kammer, in der Verbandsorganisation nicht als bloßes Medium politischer Willensbildung, sondern als strukturgebendes Gerüst sozialer Kooperation erscheint. Bernd zeichnet das Netz der Wirtschafts- und Sozialpartnerschaft nicht als starres Gebilde, sondern als dynamischen, dialogischen Prozess, der Vereinbarungen formt, bevor politische Debatten in nachhaltige Gesetzmäßigkeiten münden. Leopoldische Detailfülle wechselt mit analytischen Sprüngen, wodurch der Leser Einblick in Mikro- und Meso-Perspektiven gewinnt, ohne in einfache Ursache-Wirkung-Erklärungen zu verfallen. Die Untersuchung verhandelt, wie Akteurinnen und Akteure auf verschiedenen Ebenen – Unternehmen, Arbeitgeberorganisationen, Gewerkschaften – zusammenarbeiten, um eine stabile Koordination der Branche zu ermöglichen. Dabei bleibt der Autor weder Kritik noch Jubel schuldig, sondern hält beide Pole vor dem inneren Auge der Analyse in Spannung. Die Studie fungiert als frühes Archiv einer Institution, deren Bedeutung erst im Zusammenspiel mit wirtschaftlicher Praxis und politischem Diskurs vollständig sichtbar wird. Insgesamt bietet der Band eine nüchterne, doch vielschichtige Bestandsaufnahme, die Leserinnen und Leser dazu einlädt, die Legitimität und Grenzen einer kooperativen Wirtschaftsordnung kritisch zu prüfen.