Die Zeit totschlagen. Aus dem Italienischen von Pieke Biermann. Originaltitel: Ammazare il tempo.
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9783498056865 - Ravera, Lidia: Die Zeit totschlagen. Aus dem Italienischen von Pieke Biermann. Originaltitel: Ammazare il tempo.
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Ravera, Lidia

Die Zeit totschlagen. Aus dem Italienischen von Pieke Biermann. Originaltitel: Ammazare il tempo. (1979)

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Von Händler/Antiquariat, BOUQUINIST, [3086860].
199 (7) Seiten. 19 cm. Illustrierte Originalbroschur. Mit wenigen Anstreichungen. Guter Zustand. - Sara, 68-erin, findet weder bei den Jüngeren, den Barrikaden- und Bombenbauern von 1977, noch bei den Älteren zu Identität und Akzeptanz. Lidia Ravera schrieb 1976 zusammen mit Marco Lombardo-Radice, den Kultroman "Schweine mit Flügeln". Klappentext: .>"Wir sind wirklich eine verzweifelte Generation: entweder wir imitieren die Alten oder wir imitieren die ganz jungen. Aber, ist es wirklich so schlimm, 3O zu sein? Wir gehen mit unserem Alter um wie mit einer Art Geschlechtskrankheit: ein unwürdiges Leiden, etwas, das man verstecken muss. .Sara, Protagonistin dieses autobiographischen Romans, die ihr politisches Erwachen als Schülerin und Studentin in der 68er-Bewegung erlebte, ist inzwischen 27 und arbeitet als Journalistin in Mailand. Die Jüngeren, die Barrikaden- und Bombenbauer von 77, verachten sie als Kollaborateurin der Medien und der Kultur, gegen die sie kämpfen.Sara gerät in eine ldentitätskrise, die ihr beides unmöglich macht: ich zu sagen und sich in irgendeinem Wir repräsentiert zu finden.Sara hat Igor, den leidenschaftslosen Psychoanalytiker, verlassen, weil erzu selbstverständlich daherredet. Und sie findet keinen Zugang zu Baby Anne, der heroinsüchtigen Lolita der , zu Heliogabal, dem ebenfalls heroinsüchtigen Botticelli-Engel, und zu Beccofino, dem störrischen Jungen, dessen einzige erotische Beziehung den Pistolen und der Revolulionsromantik gilt, weil alle drei zu selbstverständlich schweigen und erstarren.Sara versucht, die Zeit totzuschlagen, die nicht mehr Boden unter ihren Fügen ist. Selbstmord. Ihre Reifung ist ebenso lautlos wie der Versuch selbst: sie hat aufgehört, ich zu sagen, und verbringt die nächste Un-Zeit an einem Ferienort mit der Beobachtung aller Personen, eingeschlossen die eigene. Sie wechselt von der ersten in die dritte Person, lapidar sezierend. Als die Zeit wieder einsetzt, ist sie wieder an dem Ort ihrer Arbeit, Mailand. Aber sie verbarrikadiert sich in ihrer Wohnung, gemeinsam mit Baby Anne, läßt niemanden herein und geht nicht hinaus. Der Zeitung gegenüber läßt sie verlauten, sie schreibt. Aber schreibt sie wirklich?". - 1976 erschien das erste Buch von Lidia Ravera - "Schweine mit Flügeln". Es wurde weltweit zum Bestseller. Mit einem Freund schrieb Ravera in nur zwei Wochen ein fiktives Tagebuch, in dem ein Mädchen und ein Junge ihre sexuellen Erfahrungen beschreiben. Ravera wollte erreichen, dass Jugendliche endlich ohne Scham über freie Liebe, Masturbation und Homosexualität redeten. Das Buch kam zunächst wegen angeblicher Pornografie auf den Index, wurde später wieder freigegeben. Allein in Italien sind bislang zweieinhalb Millionen Exemplare verkauft worden. Frisch wie ein Salatkopf. Kein Buch wurde so häufig aus der Schulbibliothek geklaut: Mit ihrem Sex-Tagebuch "Schweine mit Flügeln" schockte Lidia Ravera einst Italien - und landete wegen angeblicher Pornografie sogar auf dem Index. ... Ich war damals tatsächlich noch sehr jung, immerhin ging ich aber schon aufs Gymnasium. 1968 hat meine eigene Biografie stark geprägt. Als ich gerade den Kopf aus der Kindheit herausstreckte, entstand eine Bewegung, die ihre Jugend als Abenteuer erlebte. Anders als die Generationen vor uns warteten wir nicht darauf, den Platz unserer Väter oder Mütter einzunehmen. Für mich als Tochter aus bürgerlichem Haus hätte das bedeutet, wie meine Mutter einen Akademiker zu heiraten und zwei Kinder zu bekommen. Stattdessen riss ich mit 18 erst mal von zu Hause aus. Freie Liebe, Masturbation und Homosexualität: Zwischen meiner Generation und der meiner Eltern lag als große Zäsur der Zweite Weltkrieg. Als ich in den fünfziger Jahren geboren wurde, erlebte Italien sein Wirtschaftswunder und war kein Agrarstaat mehr. Ich bin so alt wie das Fernsehen, meine Eltern hingegen gingen in ihrer Jugend noch nicht einmal ins Kino. Die Achtundsechziger-Bewegung hat die Kluft zwischen den Generationen weiter vergrößert und ihr erstmals einen politischen Wert beigemessen. Ich habe 21 Romane geschrieben, die allesamt von der Achtundsechziger-Generation handeln, sie sind eine Art kollektive Autobiografie. 1976 erschien mein erstes Buch, "Schweine mit Flügeln", das weltweit zum Bestseller wurde. Mit einem Freund, Marco Lombardo Radice, schrieb ich in nur zwei Wochen ein fiktives Tagebuch, in dem ein Mädchen und ein Junge ihre sexuellen Erfahrungen beschreiben. Wir wollten erreichen, dass Jugendliche endlich ohne Scham über freie Liebe, Masturbation und Homosexualität reden konnten. Das Buch kam zunächst wegen angeblicher Pornografie auf den Index, kursierte aber in Raubdrucken, bis das Verbot aufgehoben wurde. Allein in Italien sind bislang zweieinhalb Millionen Exemplare verkauft worden. Das Private ist politisch: Noch immer spricht "Schweine mit Flügeln" viele Jugendliche an. Kein Buch ist so häufig aus Schulbüchereien geklaut worden. Für mich ist das ein guter Rekord. In verschiedenen Generationen machen junge Leute offensichtlich ganz ähnliche Lebenserfahrungen. Politik spielte für uns damals allerdings eine wichtigere Rolle. Eine der ersten Lektionen, die ich lernte, bestand darin, dass das Private politisch ist. Wir haben erkannt, dass sich das Unbehagen des Einzelnen immer in den Erfahrungen eines Kollektivs widerspiegelt. Dieses Wir-Gefühl hat die heutige Jugend verloren. Sicherlich waren wir Linken sehr idealistisch und auch etwas naiv. Wir glaubten an eine bessere Zukunft und kämpften für eine Gesellschaft, in der es gerechter zugehen würde. Meine Kinder haben diese Hoffnung nicht mehr. Sie sehen die Erde auf eine Umweltkatastrophe zusteuern und rechnen damit, dass die globale Armut die kleine, alte Welt der Reichen unter sich erdrücken wird. Anders als wir damals haben die Jugendlichen inzwischen nicht mehr die Illusion, die Welt verändern zu können. Sie haben damit sogar Recht. Dennoch tun sie mir leid, denn ich hatte eine faszinierende Jugend, die mich innerlich gestärkt hat. Heute lebt jeder isoliert für sich, auch das Internet kann keinen echten Zusammenhalt stiften. Wäre die Lage auf dem Arbeitsmarkt in Italien früher so prekär gewesen wie heute, hätten wir dagegen immer wieder auf der Straße protestiert. Heute denkt jeder zuerst daran, wie ihn persönliche Beziehungen weiterbringen können. Junge Menschen haben aber kaum noch die Chance, sozial höher aufzusteigen als ihre Eltern. Frauen als ewige Teenager: Auch für Frauen hat sich das Blatt nicht zum Besseren gewendet. 1968 hat ihnen nicht automatisch die Gleichberechtigung gebracht. Unsere linken Genossen diktierten uns, was wir schreiben sollten, und ließen uns Flugblätter vervielfältigen. Wir wurden genauso diskriminiert wie vorher auch. An meiner Schule bewerteten die Jungs die Mädchen danach, wer den schönsten Busen und den schönsten Hintern hatte. Nicht ohne Grund ist der Feminismus aus der Achtundsechziger-Bewegung entstanden. Unsere Ziele haben wir bisher jedoch nicht erreicht. In der Gesellschaft haben Frauen nach wie vor eine untergeordnete Rolle. Das beste Beispiel dafür ist die Tatsache, dass wir nicht altern dürfen. Wir haben keinen kulturellen Stellenwert, sondern werden als Teil der Natur betrachtet. Während Männer mit zunehmendem Alter tüchtiger, mächtiger und reicher werden, müssen wir immer so frisch aussehen wie ein Salatkopf. Wir sind gezwungen, unsere Jugend zu konservieren und ewige Teenager zu bleiben. In Italien haben Frauen weiterhin nicht die gleichen beruflichen Chancen wie Männer. In den Vorstandsetagen der Unternehmen und den Chefredaktionen der Zeitungen sind sie kaum vertreten. Frauen, die den Arbeitsmarkt verlassen, um Kinder zu bekommen, kehren entweder gar nicht mehr in den Beruf zurück oder machen keine Karriere. Frauenquoten halte ich für reine Demagogie, denn sie funktionieren nur, wenn auch die Männer damit einverstanden sind. Paarbeziehung reicht nicht mehr: Wir Achtundsechziger können uns also nicht als Gewinner fühlen. Durch unsere Erfahrungen haben wir immerhin gelernt, nach Lösungen zu suchen. Ich bin deshalb gespannt, wie meine Generation mit dem Älterwerden umgehen wird. Wir sind die Ersten, die zugleich ihre Kinder und ihre greisen Eltern unterstützen. Früher folgten die Generationen aufeinander, heute überlagern sie sich. Wir leben immer länger, weit über das Erwerbsleben hinaus. Wenn Frauen das gebärfähige Alter überschreiten, haben sie noch mehrere Jahrzehnte vor sich. Wie werden wir diese Zeit verbringen? Als wir jung waren, haben wir unseren kritischen Verstand geschärft. Jetzt ist es schwer, uns an der Nase herumzuführen. Wir sollten dafür kämpfen, die kollektive Vorstellung vom Leben im Alter zu verändern. Ich bin davon überzeugt, dass die Paarbeziehung irgendwann nicht mehr ausreicht. Wer über 50 ist, sollte vor allem Halt in der Gemeinschaft suchen. Nur so können wir verhindern, dass uns die Konsumgesellschaft ihren Respekt versagt. Aus: einestages-spiegel-de-static-authoralbumbackground-162-/frisch_wie_ein_salatkopf, 1979. 230g, Deutsche Erstausgabe, Internationaler Versand, Offene Rechnung, PayPal, Selbstabholung und Barzahlung, Offene Rechnung (Vorkasse vorbehalten).
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9783498056865 - Ravera, Lidia: Die Zeit totschlagen. Aus dem Italienischen von Pieke Biermann. Originaltitel: Ammazare il tempo.
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Ravera, Lidia

Die Zeit totschlagen. Aus dem Italienischen von Pieke Biermann. Originaltitel: Ammazare il tempo. (1979)

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Die Jüngeren, die Barrikaden- und Bombenbauer von 77, verachten sie als Kollaborateurin der Medien und der Kultur, gegen die sie kämpfen.Sara gerät in eine ldentitätskrise, die ihr beides unmöglich macht: ich zu sagen und sich in irgendeinem Wir repräsentiert zu finden.Sara hat Igor, den leidenschaftslosen Psychoanalytiker, verlassen, weil erzu selbstverständlich daherredet. Und sie findet keinen Zugang zu Baby Anne, der heroinsüchtigen Lolita der , zu Heliogabal, dem ebenfalls heroinsüchtigen Botticelli-Engel, und zu Beccofino, dem störrischen Jungen, dessen einzige erotische Beziehung den Pistolen und der Revolulionsromantik gilt, weil alle drei zu selbstverständlich schweigen und erstarren.Sara versucht, die Zeit totzuschlagen, die nicht mehr Boden unter ihren Fügen ist. Selbstmord. Ihre Reifung ist ebenso lautlos wie der Versuch selbst: sie hat aufgehört, ich zu sagen, und verbringt die nächste Un-Zeit an einem Ferienort mit der Beobachtung aller Personen, eingeschlossen die eigene. Sie wechselt von der ersten in die dritte Person, lapidar sezierend. Als die Zeit wieder einsetzt, ist sie wieder an dem Ort ihrer Arbeit, Mailand. Aber sie verbarrikadiert sich in ihrer Wohnung, gemeinsam mit Baby Anne, läßt niemanden herein und geht nicht hinaus. Der Zeitung gegenüber läßt sie verlauten, sie schreibt. Aber schreibt sie wirklich?". - 1976 erschien das erste Buch von Lidia Ravera - "Schweine mit Flügeln". Es wurde weltweit zum Bestseller. Mit einem Freund schrieb Ravera in nur zwei Wochen ein fiktives Tagebuch, in dem ein Mädchen und ein Junge ihre sexuellen Erfahrungen beschreiben. Ravera wollte erreichen, dass Jugendliche endlich ohne Scham über freie Liebe, Masturbation und Homosexualität redeten. Das Buch kam zunächst wegen angeblicher Pornografie auf den Index, wurde später wieder freigegeben. Allein in Italien sind bislang zweieinhalb Millionen Exemplare verkauft worden. Frisch wie ein Salatkopf. Kein Buch wurde so häufig aus der Schulbibliothek geklaut: Mit ihrem Sex-Tagebuch "Schweine mit Flügeln" schockte Lidia Ravera einst Italien - und landete wegen angeblicher Pornografie sogar auf dem Index. ... Ich war damals tatsächlich noch sehr jung, immerhin ging ich aber schon aufs Gymnasium. 1968 hat meine eigene Biografie stark geprägt. Als ich gerade den Kopf aus der Kindheit herausstreckte, entstand eine Bewegung, die ihre Jugend als Abenteuer erlebte. Anders als die Generationen vor uns warteten wir nicht darauf, den Platz unserer Väter oder Mütter einzunehmen. Für mich als Tochter aus bürgerlichem Haus hätte das bedeutet, wie meine Mutter einen Akademiker zu heiraten und zwei Kinder zu bekommen. Stattdessen riss ich mit 18 erst mal von zu Hause aus. Freie Liebe, Masturbation und Homosexualität: Zwischen meiner Generation und der meiner Eltern lag als große Zäsur der Zweite Weltkrieg. Als ich in den fünfziger Jahren geboren wurde, erlebte Italien sein Wirtschaftswunder und war kein Agrarstaat mehr. Ich bin so alt wie das Fernsehen, meine Eltern hingegen gingen in ihrer Jugend noch nicht einmal ins Kino. Die Achtundsechziger-Bewegung hat die Kluft zwischen den Generationen weiter vergrößert und ihr erstmals einen politischen Wert beigemessen. Ich habe 21 Romane geschrieben, die allesamt von der Achtundsechziger-Generation handeln, sie sind eine Art kollektive Autobiografie. 1976 erschien mein erstes Buch, "Schweine mit Flügeln", das weltweit zum Bestseller wurde. Mit einem Freund, Marco Lombardo Radice, schrieb ich in nur zwei Wochen ein fiktives Tagebuch, in dem ein Mädchen und ein Junge ihre sexuellen Erfahrungen beschreiben. Wir wollten erreichen, dass Jugendliche endlich ohne Scham über freie Liebe, Masturbation und Homosexualität reden konnten. Das Buch kam zunächst wegen angeblicher Pornografie auf den Index, kursierte aber in Raubdrucken, bis das Verbot aufgehoben wurde. Allein in Italien sind bislang zweieinhalb Millionen Exemplare verkauft worden. Das Private ist politisch: Noch immer spricht "Schweine mit Flügeln" viele Jugendliche an. Kein Buch ist so häufig aus Schulbüchereien geklaut worden. Für mich ist das ein guter Rekord. In verschiedenen Generationen machen junge Leute offensichtlich ganz ähnliche Lebenserfahrungen. Politik spielte für uns damals allerdings eine wichtigere Rolle. Eine der ersten Lektionen, die ich lernte, bestand darin, dass das Private politisch ist. Wir haben erkannt, dass sich das Unbehagen des Einzelnen immer in den Erfahrungen eines Kollektivs widerspiegelt. Dieses Wir-Gefühl hat die heutige Jugend verloren. Sicherlich waren wir Linken sehr idealistisch und auch etwas naiv. Wir glaubten an eine bessere Zukunft und kämpften für eine Gesellschaft, in der es gerechter zugehen würde. Meine Kinder haben diese Hoffnung nicht mehr. Sie sehen die Erde auf eine Umweltkatastrophe zusteuern und rechnen damit, dass die globale Armut die kleine, alte Welt der Reichen unter sich erdrücken wird. Anders als wir damals haben die Jugendlichen inzwischen nicht mehr die Illusion, die Welt verändern zu können. Sie haben damit sogar Recht. Dennoch tun sie mir leid, denn ich hatte eine faszinierende Jugend, die mich innerlich gestärkt hat. Heute lebt jeder isoliert für sich, auch das Internet kann keinen echten Zusammenhalt stiften. Wäre die Lage auf dem Arbeitsmarkt in Italien früher so prekär gewesen wie heute, hätten wir dagegen immer wieder auf der Straße protestiert. Heute denkt jeder zuerst daran, wie ihn persönliche Beziehungen weiterbringen können. Junge Menschen haben aber kaum noch die Chance, sozial höher aufzusteigen als ihre Eltern. Frauen als ewige Teenager: Auch für Frauen hat sich das Blatt nicht zum Besseren gewendet. 1968 hat ihnen nicht automatisch die Gleichberechtigung gebracht. Unsere linken Genossen diktierten uns, was wir schreiben sollten, und ließen uns Flugblätter vervielfältigen. Wir wurden genauso diskriminiert wie vorher auch. An meiner Schule bewerteten die Jungs die Mädchen danach, wer den schönsten Busen und den schönsten Hintern hatte. Nicht ohne Grund ist der Feminismus aus der Achtundsechziger-Bewegung entstanden. Unsere Ziele haben wir bisher jedoch nicht erreicht. In der Gesellschaft haben Frauen nach wie vor eine untergeordnete Rolle. Das beste Beispiel dafür ist die Tatsache, dass wir nicht altern dürfen. Wir haben keinen kulturellen Stellenwert, sondern werden als Teil der Natur betrachtet. Während Männer mit zunehmendem Alter tüchtiger, mächtiger und reicher werden, müssen wir immer so frisch aussehen wie ein Salatkopf. Wir sind gezwungen, unsere Jugend zu konservieren und ewige Teenager zu bleiben. In Italien haben Frauen weiterhin nicht die gleichen beruflichen Chancen wie Männer. In den Vorstandsetagen der Unternehmen und den Chefredaktionen der Zeitungen sind sie kaum vertreten. Frauen, die den Arbeitsmarkt verlassen, um Kinder zu bekommen, kehren entweder gar nicht mehr in den Beruf zurück oder machen keine Karriere. Frauenquoten halte ich für reine Demagogie, denn sie funktionieren nur, wenn auch die Männer damit einverstanden sind. Paarbeziehung reicht nicht mehr: Wir Achtundsechziger können uns also nicht als Gewinner fühlen. Durch unsere Erfahrungen haben wir immerhin gelernt, nach Lösungen zu suchen. Ich bin deshalb gespannt, wie meine Generation mit dem Älterwerden umgehen wird. Wir sind die Ersten, die zugleich ihre Kinder und ihre greisen Eltern unterstützen. Früher folgten die Generationen aufeinander, heute überlagern sie sich. Wir leben immer länger, weit über das Erwerbsleben hinaus. Wenn Frauen das gebärfähige Alter überschreiten, haben sie noch mehrere Jahrzehnte vor sich. Wie werden wir diese Zeit verbringen? Als wir jung waren, haben wir unseren kritischen Verstand geschärft. Jetzt ist es schwer, uns an der Nase herumzuführen. Wir sollten dafür kämpfen, die kollektive Vorstellung vom Leben im Alter zu verändern. Ich bin davon überzeugt, dass die Paarbeziehung irgendwann nicht mehr ausreicht. Wer über 50 ist, sollte vor allem Halt in der Gemeinschaft suchen. Nur so können wir verhindern, dass uns die Konsumgesellschaft ihren Respekt versagt. Aus: einestages-spiegel-de-static-authoralbumbackground-162-/frisch_wie_ein_salatkopf, 1979. 230g, Deutsche Erstausgabe, Internationaler Versand, Offene Rechnung, PayPal, Selbstabholung und Barzahlung, Offene Rechnung (Vorkasse vorbehalten).
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9783498056865 - Ravera, Lidia: Die Zeit totschlagen. Aus dem Italienischen von Pieke Biermann. Originaltitel: Ammazare il tempo. Deutsche Erstausgabe
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Ravera, Lidia

Die Zeit totschlagen. Aus dem Italienischen von Pieke Biermann. Originaltitel: Ammazare il tempo. Deutsche Erstausgabe (1979)

Lieferung erfolgt aus/von: Deutschland DE US

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Deutsche Erstausgabe 199 (7) Seiten. 19 cm. Illustrierte Originalbroschur. Mit wenigen Anstreichungen. Guter Zustand. - Sara, 68-erin, findet weder bei den Jüngeren, den Barrikaden- und Bombenbauern von 1977, noch bei den Älteren zu Identität und Akzeptanz. Lidia Ravera schrieb 1976 zusammen mit Marco Lombardo-Radice, den Kultroman "Schweine mit Flügeln". Klappentext: .>"Wir sind wirklich eine verzweifelte Generation: entweder wir imitieren die Alten oder wir imitieren die ganz jungen. Aber, ist es wirklich so schlimm, 3O zu sein? Wir gehen mit unserem Alter um wie mit einer Art Geschlechtskrankheit: ein unwürdiges Leiden, etwas, das man verstecken muss. .Sara, Protagonistin dieses autobiographischen Romans, die ihr politisches Erwachen als Schülerin und Studentin in der 68er-Bewegung erlebte, ist inzwischen 27 und arbeitet als Journalistin in Mailand. Die Jüngeren, die Barrikaden- und Bombenbauer von 77, verachten sie als Kollaborateurin der Medien und der Kultur, gegen die sie kämpfen.Sara gerät in eine ldentitätskrise, die ihr beides unmöglich macht: ich zu sagen und sich in irgendeinem Wir repräsentiert zu finden.Sara hat Igor, den leidenschaftslosen Psychoanalytiker, verlassen, weil erzu selbstverständlich daherredet. Und sie findet keinen Zugang zu Baby Anne, der heroinsüchtigen Lolita der , zu Heliogabal, dem ebenfalls heroinsüchtigen Botticelli-Engel, und zu Beccofino, dem störrischen Jungen, dessen einzige erotische Beziehung den Pistolen und der Revolulionsromantik gilt, weil alle drei zu selbstverständlich schweigen und erstarren.Sara versucht, die Zeit totzuschlagen, die nicht mehr Boden unter ihren Fügen ist. Selbstmord. Ihre Reifung ist ebenso lautlos wie der Versuch selbst: sie hat aufgehört, ich zu sagen, und verbringt die nächste Un-Zeit an einem Ferienort mit der Beobachtung aller Personen, eingeschlossen die eigene. Sie wechselt von der ersten in die dritte Person, lapidar sezierend. Als die Zeit wieder einsetzt, ist sie wieder an dem Ort ihrer Arbeit, Mailand. Aber sie verbarrikadiert sich in ihrer Wohnung, gemeinsam mit Baby Anne, läßt niemanden herein und geht nicht hinaus. Der Zeitung gegenüber läßt sie verlauten, sie schreibt. Aber schreibt sie wirklich?". - 1976 erschien das erste Buch von Lidia Ravera - "Schweine mit Flügeln". Es wurde weltweit zum Bestseller. Mit einem Freund schrieb Ravera in nur zwei Wochen ein fiktives Tagebuch, in dem ein Mädchen und ein Junge ihre sexuellen Erfahrungen beschreiben. Ravera wollte erreichen, dass Jugendliche endlich ohne Scham über freie Liebe, Masturbation und Homosexualität redeten. Das Buch kam zunächst wegen angeblicher Pornografie auf den Index, wurde später wieder freigegeben. Allein in Italien sind bislang zweieinhalb Millionen Exemplare verkauft worden. Frisch wie ein Salatkopf. Kein Buch wurde so häufig aus der Schulbibliothek geklaut: Mit ihrem Sex-Tagebuch "Schweine mit Flügeln" schockte Lidia Ravera einst Italien - und landete wegen angeblicher Pornografie sogar auf dem Index. ... Ich war damals tatsächlich noch sehr jung, immerhin ging ich aber schon aufs Gymnasium. 1968 hat meine eigene Biografie stark geprägt. Als ich gerade den Kopf aus der Kindheit herausstreckte, entstand eine Bewegung, die ihre Jugend als Abenteuer erlebte. Anders als die Generationen vor uns warteten wir nicht darauf, den Platz unserer Väter oder Mütter einzunehmen. Für mich als Tochter aus bürgerlichem Haus hätte das bedeutet, wie meine Mutter einen Akademiker zu heiraten und zwei Kinder zu bekommen. Stattdessen riss ich mit 18 erst mal von zu Hause aus. Freie Liebe, Masturbation und Homosexualität: Zwischen meiner Generation und der meiner Eltern lag als große Zäsur der Zweite Weltkrieg. Als ich in den fünfziger Jahren geboren wurde, erlebte Italien sein Wirtschaftswunder und war kein Agrarstaat mehr. Ich bin so alt wie das Fernsehen, meine Eltern hingegen gingen in ihrer Jugend noch nicht einmal ins Kino. Die Achtundsechziger-Bewegung hat die Kluft zwischen den Generationen weiter vergrößert und ihr erstmals einen politischen Wert beigemessen. Ich habe 21 Romane geschrieben, die allesamt von der Achtundsechziger-Generation handeln, sie sind eine Art kollektive Autobiografie. 1976 erschien mein erstes Buch, "Schweine mit Flügeln", das weltweit zum Bestseller wurde. Mit einem Freund, Marco Lombardo Radice, schrieb ich in nur zwei Wochen ein fiktives Tagebuch, in dem ein Mädchen und ein Junge ihre sexuellen Erfahrungen beschreiben. Wir wollten erreichen, dass Jugendliche endlich ohne Scham über freie Liebe, Masturbation und Homosexualität reden konnten. Das Buch kam zunächst wegen angeblicher Pornografie auf den Index, kursierte aber in Raubdrucken, bis das Verbot aufgehoben wurde. Allein in Italien sind bislang zweieinhalb Millionen Exemplare verkauft worden. Das Private ist politisch: Noch immer spricht "Schweine mit Flügeln" viele Jugendliche an. Kein Buch ist so häufig aus Schulbüchereien geklaut worden. Für mich ist das ein guter Rekord. In verschiedenen Generationen machen junge Leute offensichtlich ganz ähnliche Lebenserfahrungen. Politik spielte für uns damals allerdings eine wichtigere Rolle. Eine der ersten Lektionen, die ich lernte, bestand darin, dass das Private politisch ist. Wir haben erkannt, dass sich das Unbehagen des Einzelnen immer in den Erfahrungen eines Kollektivs widerspiegelt. Dieses Wir-Gefühl hat die heutige Jugend verloren. Sicherlich waren wir Linken sehr idealistisch und auch etwas naiv. Wir glaubten an eine bessere Zukunft und kämpften für eine Gesellschaft, in der es gerechter zugehen würde. Meine Kinder haben diese Hoffnung nicht mehr. Sie sehen die Erde auf eine Umweltkatastrophe zusteuern und rechnen damit, dass die globale Armut die kleine, alte Welt der Reichen unter sich erdrücken wird. Anders als wir damals haben die Jugendlichen inzwischen nicht mehr die Illusion, die Welt verändern zu können. Sie haben damit sogar Recht. Dennoch tun sie mir leid, denn ich hatte eine faszinierende Jugend, die mich innerlich gestärkt hat. Heute lebt jeder isoliert für sich, auch das Internet kann keinen echten Zusammenhalt stiften. Wäre die Lage auf dem Arbeitsmarkt in Italien früher so prekär gewesen wie heute, hätten wir dagegen immer wieder auf der Straße protestiert. Heute denkt jeder zuerst daran, wie ihn persönliche Beziehungen weiterbringen können. Junge Menschen haben aber kaum noch die Chance, sozial höher aufzusteigen als ihre Eltern. Frauen als ewige Teenager: Auch für Frauen hat sich das Blatt nicht zum Besseren gewendet. 1968 hat ihnen nicht automatisch die Gleichberechtigung gebracht. Unsere linken Genossen diktierten uns, was wir schreiben sollten, und ließen uns Flugblätter vervielfältigen. Wir wurden genauso diskriminiert wie vorher auch. An meiner Schule bewerteten die Jungs die Mädchen danach, wer den schönsten Busen und den schönsten Hintern hatte. Nicht ohne Grund ist der Feminismus aus der Achtundsechziger-Bewegung entstanden. Unsere Ziele haben wir bisher jedoch nicht erreicht. In der Gesellschaft haben Frauen nach wie vor eine untergeordnete Rolle. Das beste Beispiel dafür ist die Tatsache, dass wir nicht altern dürfen. Wir haben keinen kulturellen Stellenwert, sondern werden als Teil der Natur betrachtet. Während Männer mit zunehmendem Alter tüchtiger, mächtiger und reicher werden, müssen wir immer so frisch aussehen wie ein Salatkopf. Wir sind gezwungen, unsere Jugend zu konservieren und ewige Teenager zu bleiben. In Italien haben Frauen weiterhin nicht die gleichen beruflichen Chancen wie Männer. In den Vorstandsetagen der Unternehmen und den Chefredaktionen der Zeitungen sind sie kaum vertreten. Frauen, die den Arbeitsmarkt verlassen, um Kinder zu bekommen, kehren entweder gar nicht mehr in den Beruf zurück oder machen keine Karriere. Frauenquoten halte ich für reine Demagogie, denn sie funktionieren nur, wenn auch die Männer damit einverstanden sind. Paarbeziehung reicht nicht mehr: Wir Achtundsechziger können uns also nicht als Gewinner fühlen. Durch unsere Erfahrungen haben wir immerhin gelernt, nach Lösungen zu suchen. Ich bin deshalb gespannt, wie meine Generation mit dem Älterwerden umgehen wird. Wir sind die Ersten, die zugleich ihre Kinder und ihre greisen Eltern unterstützen. Früher folgten die Generationen aufeinander, heute überlagern sie sich. Wir leben immer länger, weit über das Erwerbsleben hinaus. Wenn Frauen das gebärfähige Alter überschreiten, haben sie noch mehrere Jahrzehnte vor sich. Wie werden wir diese Zeit verbringen? Als wir jung waren, haben wir unseren kritischen Verstand geschärft. Jetzt ist es schwer, uns an der Nase herumzuführen. Wir sollten dafür kämpfen, die kollektive Vorstellung vom Leben im Alter zu verändern. Ich bin davon überzeugt, dass die Paarbeziehung irgendwann nicht mehr ausreicht. Wer über 50 ist, sollte vor allem Halt in der Gemeinschaft suchen. Nur so können wir verhindern, dass uns die Konsumgesellschaft ihren Respekt versagt. Aus: einestages-spiegel-de-static-authoralbumbackground-162-/frisch_wie_ein_salatkopf Versand D: 2,60 EUR Frauenliteratur, Italienische Literatur des 20. Jahrhunderts, Feminismus, Engagierte Literatur, Linke Literatur, 68 er, Linke Theorie, Frauenroman, Generationenkonflikt, Italien, Frauenbewegung, Emanzipation, Italienische Geschichte, Frauenfreundschaft, Studentenbewegung, Angelegt am: 11.04.2008.
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9783498056865 - Ravera, Lidia: Die Zeit totschlagen. Aus dem Italienischen von Pieke Biermann. Originaltitel: Ammazare il tempo.
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Ravera, Lidia

Die Zeit totschlagen. Aus dem Italienischen von Pieke Biermann. Originaltitel: Ammazare il tempo. (1979)

Lieferung erfolgt aus/von: Deutschland ~DE PB US FE

ISBN: 9783498056865 bzw. 3498056867, vermutlich in Deutsch, Reinbek bei Hamburg, Rowohlt Verlag, Taschenbuch, gebraucht, Erstausgabe.

6,00 + Versand: 2,60 = 8,60
unverbindlich
Von Händler/Antiquariat, BOUQUINIST [1048136], München, BY, Germany.
199 (7) Seiten. Mit wenigen Anstreichungen. Guter Zustand. - Sara, 68-erin, findet weder bei den Jüngeren, den Barrikaden- und Bombenbauern von 1977, noch bei den Älteren zu Identität und Akzeptanz. Lidia Ravera schrieb 1976 zusammen mit Marco Lombardo-Radice, den Kultroman "Schweine mit Flügeln". Klappentext: .>"Wir sind wirklich eine verzweifelte Generation: entweder wir imitieren die Alten oder wir imitieren die ganz jungen. Aber, ist es wirklich so schlimm, 3O zu sein? Wir gehen mit unserem Alter um wie mit einer Art Geschlechtskrankheit: ein unwürdiges Leiden, etwas, das man verstecken muss. .Sara, Protagonistin dieses autobiographischen Romans, die ihr politisches Erwachen als Schülerin und Studentin in der 68er-Bewegung erlebte, ist inzwischen 27 und arbeitet als Journalistin in Mailand. Die Jüngeren, die Barrikaden- und Bombenbauer von 77, verachten sie als Kollaborateurin der Medien und der Kultur, gegen die sie kämpfen.Sara gerät in eine ldentitätskrise, die ihr beides unmöglich macht: ich zu sagen und sich in irgendeinem Wir repräsentiert zu finden.Sara hat Igor, den leidenschaftslosen Psychoanalytiker, verlassen, weil erzu selbstverständlich daherredet. Und sie findet keinen Zugang zu Baby Anne, der heroinsüchtigen Lolita der , zu Heliogabal, dem ebenfalls heroinsüchtigen Botticelli-Engel, und zu Beccofino, dem störrischen Jungen, dessen einzige erotische Beziehung den Pistolen und der Revolulionsromantik gilt, weil alle drei zu selbstverständlich schweigen und erstarren.Sara versucht, die Zeit totzuschlagen, die nicht mehr Boden unter ihren Fügen ist. Selbstmord. Ihre Reifung ist ebenso lautlos wie der Versuch selbst: sie hat aufgehört, ich zu sagen, und verbringt die nächste Un-Zeit an einem Ferienort mit der Beobachtung aller Personen, eingeschlossen die eigene. Sie wechselt von der ersten in die dritte Person, lapidar sezierend. Als die Zeit wieder einsetzt, ist sie wieder an dem Ort ihrer Arbeit, Mailand. Aber sie verbarrikadiert sich in ihrer Wohnung, gemeinsam mit Baby Anne, läßt niemanden herein und geht nicht hinaus. Der Zeitung gegenüber läßt sie verlauten, sie schreibt. Aber schreibt sie wirklich?". - 1976 erschien das erste Buch von Lidia Ravera - "Schweine mit Flügeln". Es wurde weltweit zum Bestseller. Mit einem Freund schrieb Ravera in nur zwei Wochen ein fiktives Tagebuch, in dem ein Mädchen und ein Junge ihre sexuellen Erfahrungen beschreiben. Ravera wollte erreichen, dass Jugendliche endlich ohne Scham über freie Liebe, Masturbation und Homosexualität redeten. Das Buch kam zunächst wegen angeblicher Pornografie auf den Index, wurde später wieder freigegeben. Allein in Italien sind bislang zweieinhalb Millionen Exemplare verkauft worden. Frisch wie ein Salatkopf. Kein Buch wurde so häufig aus der Schulbibliothek geklaut: Mit ihrem Sex-Tagebuch "Schweine mit Flügeln" schockte Lidia Ravera einst Italien - und landete wegen angeblicher Pornografie sogar auf dem Index. . Ich war damals tatsächlich noch sehr jung, immerhin ging ich aber schon aufs Gymnasium. 1968 hat meine eigene Biografie stark geprägt. Als ich gerade den Kopf aus der Kindheit herausstreckte, entstand eine Bewegung, die ihre Jugend als Abenteuer erlebte. Anders als die Generationen vor uns warteten wir nicht darauf, den Platz unserer Väter oder Mütter einzunehmen. Für mich als Tochter aus bürgerlichem Haus hätte das bedeutet, wie meine Mutter einen Akademiker zu heiraten und zwei Kinder zu bekommen. Stattdessen riss ich mit 18 erst mal von zu Hause aus. Freie Liebe, Masturbation und Homosexualität: Zwischen meiner Generation und der meiner Eltern lag als große Zäsur der Zweite Weltkrieg. Als ich in den fünfziger Jahren geboren wurde, erlebte Italien sein Wirtschaftswunder und war kein Agrarstaat mehr. Ich bin so alt wie das Fernsehen, meine Eltern hingegen gingen in ihrer Jugend noch nicht einmal ins Kino. Die Achtundsechziger-Bewegung hat die Kluft zwischen den Generationen weiter vergrößert und ihr erstmals einen politischen Wert beigemessen. Ich habe 21 Romane geschrieben, die allesamt von der Achtundsechziger-Generation handeln, sie sind eine Art kollektive Autobiografie. 1976 erschien mein erstes Buch, "Schweine mit Flügeln", das weltweit zum Bestseller wurde. Mit einem Freund, Marco Lombardo Radice, schrieb ich in nur zwei Wochen ein fiktives Tagebuch, in dem ein Mädchen und ein Junge ihre sexuellen Erfahrungen beschreiben. Wir wollten erreichen, dass Jugendliche endlich ohne Scham über freie Liebe, Masturbation und Homosexualität reden konnten. Das Buch kam zunächst wegen angeblicher Pornografie auf den Index, kursierte aber in Raubdrucken, bis das Verbot aufgehoben wurde. Allein in Italien sind bislang zweieinhalb Millionen Exemplare verkauft worden. Das Private ist politisch: Noch immer spricht "Schweine mit Flügeln" viele Jugendliche an. Kein Buch ist so häufig aus Schulbüchereien geklaut worden. Für mich ist das ein guter Rekord. In verschiedenen Generationen machen junge Leute offensichtlich ganz ähnliche Lebenserfahrungen. Politik spielte für uns damals allerdings eine wichtigere Rolle. Eine der ersten Lektionen, die ich lernte, bestand darin, dass das Private politisch ist. Wir haben erkannt, dass sich das Unbehagen des Einzelnen immer in den Erfahrungen eines Kollektivs widerspiegelt. Dieses Wir-Gefühl hat die heutige Jugend verloren. Sicherlich waren wir Linken sehr idealistisch und auch etwas naiv. Wir glaubten an eine bessere Zukunft und kämpften für eine Gesellschaft, in der es gerechter zugehen würde. Meine Kinder haben diese Hoffnung nicht mehr. Sie sehen die Erde auf eine Umweltkatastrophe zusteuern und rechnen damit, dass die globale Armut die kleine, alte Welt der Reichen unter sich erdrücken wird. Anders als wir damals haben die Jugendlichen inzwischen nicht mehr die Illusion, die Welt verändern zu können. Sie haben damit sogar Recht. Dennoch tun sie mir leid, denn ich hatte eine faszinierende Jugend, die mich innerlich gestärkt hat. Heute lebt jeder isoliert für sich, au.
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9783498056865 - Ravera, Lidia: Die Zeit totschlagen. Aus dem Italienischen von Pieke Biermann. Originaltitel: Ammazare il tempo.
Ravera, Lidia

Die Zeit totschlagen. Aus dem Italienischen von Pieke Biermann. Originaltitel: Ammazare il tempo. (1979)

Lieferung erfolgt aus/von: Deutschland ~DE PB US FE

ISBN: 9783498056865 bzw. 3498056867, vermutlich in Deutsch, Reinbek bei Hamburg, Rowohlt Verlag, Taschenbuch, gebraucht, guter Zustand, Erstausgabe.

6,00 + Versand: 3,00 = 9,00
unverbindlich
Von Händler/Antiquariat, BOUQUINIST [1048136], München, BY, Germany.
199 (7) Seiten. Mit wenigen Anstreichungen. Guter Zustand. - Sara, 68-erin, findet weder bei den Jüngeren, den Barrikaden- und Bombenbauern von 1977, noch bei den Älteren zu Identität und Akzeptanz. Lidia Ravera schrieb 1976 zusammen mit Marco Lombardo-Radice, den Kultroman "Schweine mit Flügeln". Klappentext: .>"Wir sind wirklich eine verzweifelte Generation: entweder wir imitieren die Alten oder wir imitieren die ganz jungen. Aber, ist es wirklich so schlimm, 3O zu sein? Wir gehen mit unserem Alter um wie mit einer Art Geschlechtskrankheit: ein unwürdiges Leiden, etwas, das man verstecken muss. .Sara, Protagonistin dieses autobiographischen Romans, die ihr politisches Erwachen als Schülerin und Studentin in der 68er-Bewegung erlebte, ist inzwischen 27 und arbeitet als Journalistin in Mailand. Die Jüngeren, die Barrikaden- und Bombenbauer von 77, verachten sie als Kollaborateurin der Medien und der Kultur, gegen die sie kämpfen.Sara gerät in eine ldentitätskrise, die ihr beides unmöglich macht: ich zu sagen und sich in irgendeinem Wir repräsentiert zu finden.Sara hat Igor, den leidenschaftslosen Psychoanalytiker, verlassen, weil erzu selbstverständlich daherredet. Und sie findet keinen Zugang zu Baby Anne, der heroinsüchtigen Lolita der , zu Heliogabal, dem ebenfalls heroinsüchtigen Botticelli-Engel, und zu Beccofino, dem störrischen Jungen, dessen einzige erotische Beziehung den Pistolen und der Revolulionsromantik gilt, weil alle drei zu selbstverständlich schweigen und erstarren.Sara versucht, die Zeit totzuschlagen, die nicht mehr Boden unter ihren Fügen ist. Selbstmord. Ihre Reifung ist ebenso lautlos wie der Versuch selbst: sie hat aufgehört, ich zu sagen, und verbringt die nächste Un-Zeit an einem Ferienort mit der Beobachtung aller Personen, eingeschlossen die eigene. Sie wechselt von der ersten in die dritte Person, lapidar sezierend. Als die Zeit wieder einsetzt, ist sie wieder an dem Ort ihrer Arbeit, Mailand. Aber sie verbarrikadiert sich in ihrer Wohnung, gemeinsam mit Baby Anne, läßt niemanden herein und geht nicht hinaus. Der Zeitung gegenüber läßt sie verlauten, sie schreibt. Aber schreibt sie wirklich?". - 1976 erschien das erste Buch von Lidia Ravera - "Schweine mit Flügeln". Es wurde weltweit zum Bestseller. Mit einem Freund schrieb Ravera in nur zwei Wochen ein fiktives Tagebuch, in dem ein Mädchen und ein Junge ihre sexuellen Erfahrungen beschreiben. Ravera wollte erreichen, dass Jugendliche endlich ohne Scham über freie Liebe, Masturbation und Homosexualität redeten. Das Buch kam zunächst wegen angeblicher Pornografie auf den Index, wurde später wieder freigegeben. Allein in Italien sind bislang zweieinhalb Millionen Exemplare verkauft worden. Frisch wie ein Salatkopf. Kein Buch wurde so häufig aus der Schulbibliothek geklaut: Mit ihrem Sex-Tagebuch "Schweine mit Flügeln" schockte Lidia Ravera einst Italien - und landete wegen angeblicher Pornografie sogar auf dem Index. . Ich war damals tatsächlich noch sehr jung, immerhin ging ich aber schon aufs Gymnasium. 1968 hat meine eigene Biografie stark geprägt. Als ich gerade den Kopf aus der Kindheit herausstreckte, entstand eine Bewegung, die ihre Jugend als Abenteuer erlebte. Anders als die Generationen vor uns warteten wir nicht darauf, den Platz unserer Väter oder Mütter einzunehmen. Für mich als Tochter aus bürgerlichem Haus hätte das bedeutet, wie meine Mutter einen Akademiker zu heiraten und zwei Kinder zu bekommen. Stattdessen riss ich mit 18 erst mal von zu Hause aus. Freie Liebe, Masturbation und Homosexualität: Zwischen meiner Generation und der meiner Eltern lag als große Zäsur der Zweite Weltkrieg. Als ich in den fünfziger Jahren geboren wurde, erlebte Italien sein Wirtschaftswunder und war kein Agrarstaat mehr. Ich bin so alt wie das Fernsehen, meine Eltern hingegen gingen in ihrer Jugend noch nicht einmal ins Kino. Die Achtundsechziger-Bewegung hat die Kluft zwischen den Generationen weiter vergrößert und ihr erstmals einen politischen Wert beigemessen. Ich habe 21 Romane geschrieben, die allesamt von der Achtundsechziger-Generation handeln, sie sind eine Art kollektive Autobiografie. 1976 erschien mein erstes Buch, "Schweine mit Flügeln", das weltweit zum Bestseller wurde. Mit einem Freund, Marco Lombardo Radice, schrieb ich in nur zwei Wochen ein fiktives Tagebuch, in dem ein Mädchen und ein Junge ihre sexuellen Erfahrungen beschreiben. Wir wollten erreichen, dass Jugendliche endlich ohne Scham über freie Liebe, Masturbation und Homosexualität reden konnten. Das Buch kam zunächst wegen angeblicher Pornografie auf den Index, kursierte aber in Raubdrucken, bis das Verbot aufgehoben wurde. Allein in Italien sind bislang zweieinhalb Millionen Exemplare verkauft worden. Das Private ist politisch: Noch immer spricht "Schweine mit Flügeln" viele Jugendliche an. Kein Buch ist so häufig aus Schulbüchereien geklaut worden. Für mich ist das ein guter Rekord. In verschiedenen Generationen machen junge Leute offensichtlich ganz ähnliche Lebenserfahrungen. Politik spielte für uns damals allerdings eine wichtigere Rolle. Eine der ersten Lektionen, die ich lernte, bestand darin, dass das Private politisch ist. Wir haben erkannt, dass sich das Unbehagen des Einzelnen immer in den Erfahrungen eines Kollektivs widerspiegelt. Dieses Wir-Gefühl hat die heutige Jugend verloren. Sicherlich waren wir Linken sehr idealistisch und auch etwas naiv. Wir glaubten an eine bessere Zukunft und kämpften für eine Gesellschaft, in der es gerechter zugehen würde. Meine Kinder haben diese Hoffnung nicht mehr. Sie sehen die Erde auf eine Umweltkatastrophe zusteuern und rechnen damit, dass die globale Armut die kleine, alte Welt der Reichen unter sich erdrücken wird. Anders als wir damals haben die Jugendlichen inzwischen nicht mehr die Illusion, die Welt verändern zu können. Sie haben damit sogar Recht. Dennoch tun sie mir leid, denn ich hatte eine faszinierende Jugend, die mich innerlich gestärkt hat. Heute lebt jeder isoliert für sich, au, Books.
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9783498056865 - Ravera, Lidia: Die Zeit totschlagen. Aus dem Italienischen von Pieke Biermann. Originaltitel: Ammazare il tempo.
Ravera, Lidia

Die Zeit totschlagen. Aus dem Italienischen von Pieke Biermann. Originaltitel: Ammazare il tempo. (1979)

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199 (7) Seiten. Mit wenigen Anstreichungen. Guter Zustand. - Sara, 68-erin, findet weder bei den Jüngeren, den Barrikaden- und Bombenbauern von 1977, noch bei den Älteren zu Identität und Akzeptanz. Lidia Ravera schrieb 1976 zusammen mit Marco Lombardo-Radice, den Kultroman "Schweine mit Flügeln". Klappentext: .>"Wir sind wirklich eine verzweifelte Generation: entweder wir imitieren die Alten oder wir imitieren die ganz jungen. Aber, ist es wirklich so schlimm, 3O zu sein? Wir gehen mit unserem Alter um wie mit einer Art Geschlechtskrankheit: ein unwürdiges Leiden, etwas, das man verstecken muss. .Sara, Protagonistin dieses autobiographischen Romans, die ihr politisches Erwachen als Schülerin und Studentin in der 68er-Bewegung erlebte, ist inzwischen 27 und arbeitet als Journalistin in Mailand. Die Jüngeren, die Barrikaden- und Bombenbauer von 77, verachten sie als Kollaborateurin der Medien und der Kultur, gegen die sie kämpfen.Sara gerät in eine ldentitätskrise, die ihr beides unmöglich macht: ich zu sagen und sich in irgendeinem Wir repräsentiert zu finden.Sara hat Igor, den leidenschaftslosen Psychoanalytiker, verlassen, weil erzu selbstverständlich daherredet. Und sie findet keinen Zugang zu Baby Anne, der heroinsüchtigen Lolita der , zu Heliogabal, dem ebenfalls heroinsüchtigen Botticelli-Engel, und zu Beccofino, dem störrischen Jungen, dessen einzige erotische Beziehung den Pistolen und der Revolulionsromantik gilt, weil alle drei zu selbstverständlich schweigen und erstarren.Sara versucht, die Zeit totzuschlagen, die nicht mehr Boden unter ihren Fügen ist. Selbstmord. Ihre Reifung ist ebenso lautlos wie der Versuch selbst: sie hat aufgehört, ich zu sagen, und verbringt die nächste Un-Zeit an einem Ferienort mit der Beobachtung aller Personen, eingeschlossen die eigene. Sie wechselt von der ersten in die dritte Person, lapidar sezierend. Als die Zeit wieder einsetzt, ist sie wieder an dem Ort ihrer Arbeit, Mailand. Aber sie verbarrikadiert sich in ihrer Wohnung, gemeinsam mit Baby Anne, läßt niemanden herein und geht nicht hinaus. Der Zeitung gegenüber läßt sie verlauten, sie schreibt. Aber schreibt sie wirklich?". - 1976 erschien das erste Buch von Lidia Ravera - "Schweine mit Flügeln". Es wurde weltweit zum Bestseller. Mit einem Freund schrieb Ravera in nur zwei Wochen ein fiktives Tagebuch, in dem ein Mädchen und ein Junge ihre sexuellen Erfahrungen beschreiben. Ravera wollte erreichen, dass Jugendliche endlich ohne Scham über freie Liebe, Masturbation und Homosexualität redeten. Das Buch kam zunächst wegen angeblicher Pornografie auf den Index, wurde später wieder freigegeben. Allein in Italien sind bislang zweieinhalb Millionen Exemplare verkauft worden. Frisch wie ein Salatkopf. Kein Buch wurde so häufig aus der Schulbibliothek geklaut: Mit ihrem Sex-Tagebuch "Schweine mit Flügeln" schockte Lidia Ravera einst Italien - und landete wegen angeblicher Pornografie sogar auf dem Index. . Ich war damals tatsächlich noch sehr jung, immerhin ging ich aber schon aufs Gymnasium. 1968 hat meine eigene Biografie stark geprägt. Als ich gerade den Kopf aus der Kindheit herausstreckte, entstand eine Bewegung, die ihre Jugend als Abenteuer erlebte. Anders als die Generationen vor uns warteten wir nicht darauf, den Platz unserer Väter oder Mütter einzunehmen. Für mich als Tochter aus bürgerlichem Haus hätte das bedeutet, wie meine Mutter einen Akademiker zu heiraten und zwei Kinder zu bekommen. Stattdessen riss ich mit 18 erst mal von zu Hause aus. Freie Liebe, Masturbation und Homosexualität: Zwischen meiner Generation und der meiner Eltern lag als große Zäsur der Zweite Weltkrieg. Als ich in den fünfziger Jahren geboren wurde, erlebte Italien sein Wirtschaftswunder und war kein Agrarstaat mehr. Ich bin so alt wie das Fernsehen, meine Eltern hingegen gingen in ihrer Jugend noch nicht einmal ins Kino. Die Achtundsechziger-Bewegung hat die Kluft zwischen den Generationen weiter vergrößert und ihr erstmals einen politischen Wert beigemessen. Ich habe 21 Romane geschrieben, die allesamt von der Achtundsechziger-Generation handeln, sie sind eine Art kollektive Autobiografie. 1976 erschien mein erstes Buch, "Schweine mit Flügeln", das weltweit zum Bestseller wurde. Mit einem Freund, Marco Lombardo Radice, schrieb ich in nur zwei Wochen ein fiktives Tagebuch, in dem ein Mädchen und ein Junge ihre sexuellen Erfahrungen beschreiben. Wir wollten erreichen, dass Jugendliche endlich ohne Scham über freie Liebe, Masturbation und Homosexualität reden konnten. Das Buch kam zunächst wegen angeblicher Pornografie auf den Index, kursierte aber in Raubdrucken, bis das Verbot aufgehoben wurde. Allein in Italien sind bislang zweieinhalb Millionen Exemplare verkauft worden. Das Private ist politisch: Noch immer spricht "Schweine mit Flügeln" viele Jugendliche an. Kein Buch ist so häufig aus Schulbüchereien geklaut worden. Für mich ist das ein guter Rekord. In verschiedenen Generationen machen junge Leute offensichtlich ganz ähnliche Lebenserfahrungen. Politik spielte für uns damals allerdings eine wichtigere Rolle. Eine der ersten Lektionen, die ich lernte, bestand darin, dass das Private politisch ist. Wir haben erkannt, dass sich das Unbehagen des Einzelnen immer in den Erfahrungen eines Kollektivs widerspiegelt. Dieses Wir-Gefühl hat die heutige Jugend verloren. Sicherlich waren wir Linken sehr idealistisch und auch etwas naiv. Wir glaubten an eine bessere Zukunft und kämpften für eine Gesellschaft, in der es gerechter zugehen würde. Meine Kinder haben diese Hoffnung nicht mehr. Sie sehen die Erde auf eine Umweltkatastrophe zusteuern und rechnen damit, dass die globale Armut die kleine, alte Welt der Reichen unter sich erdrücken wird. Anders als wir damals haben die Jugendlichen inzwischen nicht mehr die Illusion, die Welt verändern zu können. Sie haben damit sogar Recht. Dennoch tun sie mir leid, denn ich hatte eine faszinierende Jugend, die mich innerlich gestärkt hat. Heute lebt jeder isoliert für sich, au, Books.
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9783498056865 - Ravera, Lidia: Die Zeit totschlagen. Aus dem Italienischen von Pieke Biermann. Originaltitel: Ammazare il tempo.
Symbolbild
Ravera, Lidia

Die Zeit totschlagen. Aus dem Italienischen von Pieke Biermann. Originaltitel: Ammazare il tempo. (1979)

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unverbindlich
Von Händler/Antiquariat, BOUQUINIST [1048136], München, BY, Germany.
199 (7) Seiten. Mit wenigen Anstreichungen. Guter Zustand. - Sara, 68-erin, findet weder bei den Jüngeren, den Barrikaden- und Bombenbauern von 1977, noch bei den Älteren zu Identität und Akzeptanz. Lidia Ravera schrieb 1976 zusammen mit Marco Lombardo-Radice, den Kultroman "Schweine mit Flügeln". Klappentext: .>"Wir sind wirklich eine verzweifelte Generation: entweder wir imitieren die Alten oder wir imitieren die ganz jungen. Aber, ist es wirklich so schlimm, 3O zu sein? Wir gehen mit unserem Alter um wie mit einer Art Geschlechtskrankheit: ein unwürdiges Leiden, etwas, das man verstecken muss. .Sara, Protagonistin dieses autobiographischen Romans, die ihr politisches Erwachen als Schülerin und Studentin in der 68er-Bewegung erlebte, ist inzwischen 27 und arbeitet als Journalistin in Mailand. Die Jüngeren, die Barrikaden- und Bombenbauer von 77, verachten sie als Kollaborateurin der Medien und der Kultur, gegen die sie kämpfen.Sara gerät in eine ldentitätskrise, die ihr beides unmöglich macht: ich zu sagen und sich in irgendeinem Wir repräsentiert zu finden.Sara hat Igor, den leidenschaftslosen Psychoanalytiker, verlassen, weil erzu selbstverständlich daherredet. Und sie findet keinen Zugang zu Baby Anne, der heroinsüchtigen Lolita der , zu Heliogabal, dem ebenfalls heroinsüchtigen Botticelli-Engel, und zu Beccofino, dem störrischen Jungen, dessen einzige erotische Beziehung den Pistolen und der Revolulionsromantik gilt, weil alle drei zu selbstverständlich schweigen und erstarren.Sara versucht, die Zeit totzuschlagen, die nicht mehr Boden unter ihren Fügen ist. Selbstmord. Ihre Reifung ist ebenso lautlos wie der Versuch selbst: sie hat aufgehört, ich zu sagen, und verbringt die nächste Un-Zeit an einem Ferienort mit der Beobachtung aller Personen, eingeschlossen die eigene. Sie wechselt von der ersten in die dritte Person, lapidar sezierend. Als die Zeit wieder einsetzt, ist sie wieder an dem Ort ihrer Arbeit, Mailand. Aber sie verbarrikadiert sich in ihrer Wohnung, gemeinsam mit Baby Anne, läßt niemanden herein und geht nicht hinaus. Der Zeitung gegenüber läßt sie verlauten, sie schreibt. Aber schreibt sie wirklich?". - 1976 erschien das erste Buch von Lidia Ravera - "Schweine mit Flügeln". Es wurde weltweit zum Bestseller. Mit einem Freund schrieb Ravera in nur zwei Wochen ein fiktives Tagebuch, in dem ein Mädchen und ein Junge ihre sexuellen Erfahrungen beschreiben. Ravera wollte erreichen, dass Jugendliche endlich ohne Scham über freie Liebe, Masturbation und Homosexualität redeten. Das Buch kam zunächst wegen angeblicher Pornografie auf den Index, wurde später wieder freigegeben. Allein in Italien sind bislang zweieinhalb Millionen Exemplare verkauft worden. Frisch wie ein Salatkopf. Kein Buch wurde so häufig aus der Schulbibliothek geklaut: Mit ihrem Sex-Tagebuch "Schweine mit Flügeln" schockte Lidia Ravera einst Italien - und landete wegen angeblicher Pornografie sogar auf dem Index. . Ich war damals tatsächlich noch sehr jung, immerhin ging ich aber schon aufs Gymnasium. 1968 hat meine eigene Biografie stark geprägt. Als ich gerade den Kopf aus der Kindheit herausstreckte, entstand eine Bewegung, die ihre Jugend als Abenteuer erlebte. Anders als die Generationen vor uns warteten wir nicht darauf, den Platz unserer Väter oder Mütter einzunehmen. Für mich als Tochter aus bürgerlichem Haus hätte das bedeutet, wie meine Mutter einen Akademiker zu heiraten und zwei Kinder zu bekommen. Stattdessen riss ich mit 18 erst mal von zu Hause aus. Freie Liebe, Masturbation und Homosexualität: Zwischen meiner Generation und der meiner Eltern lag als große Zäsur der Zweite Weltkrieg. Als ich in den fünfziger Jahren geboren wurde, erlebte Italien sein Wirtschaftswunder und war kein Agrarstaat mehr. Ich bin so alt wie das Fernsehen, meine Eltern hingegen gingen in ihrer Jugend noch nicht einmal ins Kino. Die Achtundsechziger-Bewegung hat die Kluft zwischen den Generationen weiter vergrößert und ihr erstmals einen politischen Wert beigemessen. Ich habe 21 Romane geschrieben, die allesamt von der Achtundsechziger-Generation handeln, sie sind eine Art kollektive Autobiografie. 1976 erschien mein erstes Buch, "Schweine mit Flügeln", das weltweit zum Bestseller wurde. Mit einem Freund, Marco Lombardo Radice, schrieb ich in nur zwei Wochen ein fiktives Tagebuch, in dem ein Mädchen und ein Junge ihre sexuellen Erfahrungen beschreiben. Wir wollten erreichen, dass Jugendliche endlich ohne Scham über freie Liebe, Masturbation und Homosexualität reden konnten. Das Buch kam zunächst wegen angeblicher Pornografie auf den Index, kursierte aber in Raubdrucken, bis das Verbot aufgehoben wurde. Allein in Italien sind bislang zweieinhalb Millionen Exemplare verkauft worden. Das Private ist politisch: Noch immer spricht "Schweine mit Flügeln" viele Jugendliche an. Kein Buch ist so häufig aus Schulbüchereien geklaut worden. Für mich ist das ein guter Rekord. In verschiedenen Generationen machen junge Leute offensichtlich ganz ähnliche Lebenserfahrungen. Politik spielte für uns damals allerdings eine wichtigere Rolle. Eine der ersten Lektionen, die ich lernte, bestand darin, dass das Private politisch ist. Wir haben erkannt, dass sich das Unbehagen des Einzelnen immer in den Erfahrungen eines Kollektivs widerspiegelt. Dieses Wir-Gefühl hat die heutige Jugend verloren. Sicherlich waren wir Linken sehr idealistisch und auch etwas naiv. Wir glaubten an eine bessere Zukunft und kämpften für eine Gesellschaft, in der es gerechter zugehen würde. Meine Kinder haben diese Hoffnung nicht mehr. Sie sehen die Erde auf eine Umweltkatastrophe zusteuern und rechnen damit, dass die globale Armut die kleine, alte Welt der Reichen unter sich erdrücken wird. Anders als wir damals haben die Jugendlichen inzwischen nicht mehr die Illusion, die Welt verändern zu können. Sie haben damit sogar Recht. Dennoch tun sie mir leid, denn ich hatte eine faszinierende Jugend, die mich innerlich gestärkt hat. Heute lebt jeder isoliert für sich, au, Books.
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9783498056865 - Ravera, Lidia: Die Zeit totschlagen. Aus dem Italienischen von Pieke Biermann. Originaltitel: Ammazare il tempo.
Symbolbild
Ravera, Lidia

Die Zeit totschlagen. Aus dem Italienischen von Pieke Biermann. Originaltitel: Ammazare il tempo. (1979)

Lieferung erfolgt aus/von: Deutschland ~DE PB US FE

ISBN: 9783498056865 bzw. 3498056867, vermutlich in Deutsch, Reinbek bei Hamburg, Rowohlt Verlag, Taschenbuch, gebraucht, guter Zustand, Erstausgabe.

6,00 + Versand: 2,60 = 8,60
unverbindlich
Von Händler/Antiquariat, BOUQUINIST [1048136], München, BY, Germany.
199 (7) Seiten. Mit wenigen Anstreichungen. Guter Zustand. - Sara, 68-erin, findet weder bei den Jüngeren, den Barrikaden- und Bombenbauern von 1977, noch bei den Älteren zu Identität und Akzeptanz. Lidia Ravera schrieb 1976 zusammen mit Marco Lombardo-Radice, den Kultroman "Schweine mit Flügeln". Klappentext: .>"Wir sind wirklich eine verzweifelte Generation: entweder wir imitieren die Alten oder wir imitieren die ganz jungen. Aber, ist es wirklich so schlimm, 3O zu sein? Wir gehen mit unserem Alter um wie mit einer Art Geschlechtskrankheit: ein unwürdiges Leiden, etwas, das man verstecken muss. .Sara, Protagonistin dieses autobiographischen Romans, die ihr politisches Erwachen als Schülerin und Studentin in der 68er-Bewegung erlebte, ist inzwischen 27 und arbeitet als Journalistin in Mailand. Die Jüngeren, die Barrikaden- und Bombenbauer von 77, verachten sie als Kollaborateurin der Medien und der Kultur, gegen die sie kämpfen.Sara gerät in eine ldentitätskrise, die ihr beides unmöglich macht: ich zu sagen und sich in irgendeinem Wir repräsentiert zu finden.Sara hat Igor, den leidenschaftslosen Psychoanalytiker, verlassen, weil erzu selbstverständlich daherredet. Und sie findet keinen Zugang zu Baby Anne, der heroinsüchtigen Lolita der , zu Heliogabal, dem ebenfalls heroinsüchtigen Botticelli-Engel, und zu Beccofino, dem störrischen Jungen, dessen einzige erotische Beziehung den Pistolen und der Revolulionsromantik gilt, weil alle drei zu selbstverständlich schweigen und erstarren.Sara versucht, die Zeit totzuschlagen, die nicht mehr Boden unter ihren Fügen ist. Selbstmord. Ihre Reifung ist ebenso lautlos wie der Versuch selbst: sie hat aufgehört, ich zu sagen, und verbringt die nächste Un-Zeit an einem Ferienort mit der Beobachtung aller Personen, eingeschlossen die eigene. Sie wechselt von der ersten in die dritte Person, lapidar sezierend. Als die Zeit wieder einsetzt, ist sie wieder an dem Ort ihrer Arbeit, Mailand. Aber sie verbarrikadiert sich in ihrer Wohnung, gemeinsam mit Baby Anne, läßt niemanden herein und geht nicht hinaus. Der Zeitung gegenüber läßt sie verlauten, sie schreibt. Aber schreibt sie wirklich?". - 1976 erschien das erste Buch von Lidia Ravera - "Schweine mit Flügeln". Es wurde weltweit zum Bestseller. Mit einem Freund schrieb Ravera in nur zwei Wochen ein fiktives Tagebuch, in dem ein Mädchen und ein Junge ihre sexuellen Erfahrungen beschreiben. Ravera wollte erreichen, dass Jugendliche endlich ohne Scham über freie Liebe, Masturbation und Homosexualität redeten. Das Buch kam zunächst wegen angeblicher Pornografie auf den Index, wurde später wieder freigegeben. Allein in Italien sind bislang zweieinhalb Millionen Exemplare verkauft worden. Frisch wie ein Salatkopf. Kein Buch wurde so häufig aus der Schulbibliothek geklaut: Mit ihrem Sex-Tagebuch "Schweine mit Flügeln" schockte Lidia Ravera einst Italien - und landete wegen angeblicher Pornografie sogar auf dem Index. . Ich war damals tatsächlich noch sehr jung, immerhin ging ich aber schon aufs Gymnasium. 1968 hat meine eigene Biografie stark geprägt. Als ich gerade den Kopf aus der Kindheit herausstreckte, entstand eine Bewegung, die ihre Jugend als Abenteuer erlebte. Anders als die Generationen vor uns warteten wir nicht darauf, den Platz unserer Väter oder Mütter einzunehmen. Für mich als Tochter aus bürgerlichem Haus hätte das bedeutet, wie meine Mutter einen Akademiker zu heiraten und zwei Kinder zu bekommen. Stattdessen riss ich mit 18 erst mal von zu Hause aus. Freie Liebe, Masturbation und Homosexualität: Zwischen meiner Generation und der meiner Eltern lag als große Zäsur der Zweite Weltkrieg. Als ich in den fünfziger Jahren geboren wurde, erlebte Italien sein Wirtschaftswunder und war kein Agrarstaat mehr. Ich bin so alt wie das Fernsehen, meine Eltern hingegen gingen in ihrer Jugend noch nicht einmal ins Kino. Die Achtundsechziger-Bewegung hat die Kluft zwischen den Generationen weiter vergrößert und ihr erstmals einen politischen Wert beigemessen. Ich habe 21 Romane geschrieben, die allesamt von der Achtundsechziger-Generation handeln, sie sind eine Art kollektive Autobiografie. 1976 erschien mein erstes Buch, "Schweine mit Flügeln", das weltweit zum Bestseller wurde. Mit einem Freund, Marco Lombardo Radice, schrieb ich in nur zwei Wochen ein fiktives Tagebuch, in dem ein Mädchen und ein Junge ihre sexuellen Erfahrungen beschreiben. Wir wollten erreichen, dass Jugendliche endlich ohne Scham über freie Liebe, Masturbation und Homosexualität reden konnten. Das Buch kam zunächst wegen angeblicher Pornografie auf den Index, kursierte aber in Raubdrucken, bis das Verbot aufgehoben wurde. Allein in Italien sind bislang zweieinhalb Millionen Exemplare verkauft worden. Das Private ist politisch: Noch immer spricht "Schweine mit Flügeln" viele Jugendliche an. Kein Buch ist so häufig aus Schulbüchereien geklaut worden. Für mich ist das ein guter Rekord. In verschiedenen Generationen machen junge Leute offensichtlich ganz ähnliche Lebenserfahrungen. Politik spielte für uns damals allerdings eine wichtigere Rolle. Eine der ersten Lektionen, die ich lernte, bestand darin, dass das Private politisch ist. Wir haben erkannt, dass sich das Unbehagen des Einzelnen immer in den Erfahrungen eines Kollektivs widerspiegelt. Dieses Wir-Gefühl hat die heutige Jugend verloren. Sicherlich waren wir Linken sehr idealistisch und auch etwas naiv. Wir glaubten an eine bessere Zukunft und kämpften für eine Gesellschaft, in der es gerechter zugehen würde. Meine Kinder haben diese Hoffnung nicht mehr. Sie sehen die Erde auf eine Umweltkatastrophe zusteuern und rechnen damit, dass die globale Armut die kleine, alte Welt der Reichen unter sich erdrücken wird. Anders als wir damals haben die Jugendlichen inzwischen nicht mehr die Illusion, die Welt verändern zu können. Sie haben damit sogar Recht. Dennoch tun sie mir leid, denn ich hatte eine faszinierende Jugend, die mich innerlich gestärkt hat. Heute lebt jeder isoliert für sich, au, Books.
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