von Brief an die kleine Lore in Altona,Geschichte des Beovogels, Geschichte weißen Schildkröte,Geschichte des Wasserbüffels
8 Angebote vergleichen

Preise20152016201720182022
Schnitt 3,54 9,69 4,45 13,76 14,40
Nachfrage
Bester Preis: 0,35 (vom 23.10.2014)
1
9783378005136 - Dauthendey, Max: Das Märchenbriefbuch der heiligen Nächte im Javanerlande von Brief an die kleine Lore in Altona,Geschichte des Beovogels, Geschichte der weißen Schildkröte,Geschichte des Wasserbüffels
Dauthendey, Max

Das Märchenbriefbuch der heiligen Nächte im Javanerlande von Brief an die kleine Lore in Altona,Geschichte des Beovogels, Geschichte der weißen Schildkröte,Geschichte des Wasserbüffels (1984)

Lieferung erfolgt aus/von: Deutschland DE HC

ISBN: 9783378005136 bzw. 3378005130, in Deutsch, Kiepenheuer Verlag, Leipzig, gebundenes Buch.

12,80 + Versand: 2,30 = 15,10
unverbindlich
Von Händler/Antiquariat, Lausitzer Buchversand [2621518], Drochow, D, Germany.
141 seiten. illustrierter Pappeinband. Gebrauchsspuren, einband etwas an den kanten bestoßen, "Liebe Lore,Du hast etwas Schreckliches angestellt, und Du weißt es gar nicht. Erinnerst Du Dich noch, wie Du vor Weihnach-ten 1915 mich mit Mutter vom Bahnhof in Altona abholtest? Weißt Du noch, was Du da gewünscht hast, als ich Dich fragte, was Du Dir zu Weihnachten bestellt hättest. Du sagtest: »Ich habe mir ein selbstgeschriebenes Märchenbuch von Ihnen bestellt.« - »Ja«, sagte Deine liebe Mutter, »Lore hat sich ausgedacht, von Ihnen ein eigens für sie geschriebenes Märchenbuch zu bekommen.« Ich land das ein bißchen viel. Aber weil ich Besuchsonkel war, und weil Du so schöne braune, wilde Locken hast, und weil und weil und weil ich Deine lieben Eltern so gern habe wie Du, sagte ich: »Ja, Lore soll das Märchenbuch bekommen.« Du freutest Dich'und sagtest, als ich abreiste, mit Deinen lustigen Augen, die mich süß und dunkel wie zwei Stückchen Schokolade ansahen: »Vergiß mein Märchenbuch nicht!«Es war leichtsinnig von mir, einem kleinen hartnäckigen Mädchen, wie Du bist, ein ganzes dickes Märchenbuch so schnell zu versprechen. Denn ich wußte ja gar nicht, wo ich Märchen herholen sollte. Nun sitze ich in der Patsche, und es ist nun das dritte Weihnachtsfest, daß Du auf Dein Märchenbuch wartest, und ich armer Mann habe Deines Märchenbuches wegen Heimat, Frau und Haus verlassen und habe ein Schiff genommen und bin drei Jahre lang draußen in Asien, in Indien gereist, dort, wo ganze Menschen wie aus Schokolade herumlaufen, und wo sie nicht nur Schokoladenaugen haben. Jeden Kaufmann habe ich gefragt liier draußen: »Sagen Sie mal, wo kauft man denn für Lore hier in Indien die Märchen, die berühmten? Es ist da ein kleines Mädchen mit wilden Locken in Altona zu Hause, dem hab ich törichterweise ein ganzes Märchenbuch versprochen. Wo bezieht man denn die? Allein deshalb bin ich doch mit dem großen Schiff, das so viele Wochen lang zwischen Wasser und Himmel auf und ab schaukelte, hierher zu den Schokoladeleuten gereist, um der kleinen braunen Lore Märchen, frische, gut ausgewachsene, aus den Palmenwäldern zu holen.«»Ach was«, knurrten die Kaufleute, »Gummi von den Gummibäumen, Kakao vom Kakaobaum, Reis von den Reisähren, Bananen, Ananas und Zucker vom Zuckerrohr können Sie hier haben. Aber Märchen haben wir nicht auf Lager. Denn jetzt gibt es Eisenbahnen hier draußen, so wie zu Hause um Altona herum, und wo es Eisenbahnen gibt, da gibt es keine Märchen mehr. In der Kohlenluft und beim lauten Lärm der Räder und bei dem ewigen eiligen Wind, den die Bahnzüge machen, wachsen die Märchen nicht mehr gut. und deshalb bekommt man sie nicht mehr. Sie kommen zu schlecht fort.« »Aber«, sagte ich erschrocken, »ich bin doch nun auf dem Schiff, das mit den beiden großen Schornsteinen so viel rauchte, so weit gereist! Ich muß Märchen heimbringen.«»Ja«, sagte da ein Kaufmann nachdenklich und strich sein glattrasiertes Kinn, »reisen Sie mal ins Menschenfresserland da hinten!« Und er schlug in die Luft, dorthin, wo die Sonne morgens aufgeht.»Ach, Gott, soll ich noch Weiterreisen?« seufzte ich müde und trocknete mir den Schweiß von der Stirn. Denn im Javanerland war es schon so heiß wie zu Hause im Badezimmer, wenn heiß Wasser aus der Wanne dampft und die Sonne am Fenster brennt und der Badeofen außerdem noch dick heiß ist. »Ja«, meinte der glattrasierte Kaufmann, »wenn man kleinen deutschen Mädchen etwas versprochen hat, muß man es auch halten. Und wenn man es gar noch zur Zeit des Weihnachtsfestes versprochen hat, dann geht es einem ganz schlecht, wenn man es nicht hält.« »Du lieber Gott «, seufzte ich, »so muß ich also ins Men-schenfresserland reisen und der Lore dort Märchen holen! Aber wissen Sie auch gewiß, daß es dort Märchen gibt?«»Nee«, gähnte der Kaufmann, den mein unvorteilhaftes Märchenverlangen langweilte, »nee, gewiß ist nur der Tod. Aber da es im Menschenfresserlande keine einzige Eisenbahn gibt, so werden wohl noch Märchen da sein!« Ich . 400 Gramm.
2
9783378005136 - Dauthendey, Max: Das Märchenbriefbuch der heiligen Nächte im Javanerlande von Brief an die kleine Lore in Altona,Geschichte des Beovogels, Geschichte der weißen Schildkröte,Geschichte des Wasserbüffels
Dauthendey, Max

Das Märchenbriefbuch der heiligen Nächte im Javanerlande von Brief an die kleine Lore in Altona,Geschichte des Beovogels, Geschichte der weißen Schildkröte,Geschichte des Wasserbüffels (1984)

Lieferung erfolgt aus/von: Deutschland DE HC

ISBN: 9783378005136 bzw. 3378005130, in Deutsch, Kiepenheuer Verlag, Leipzig, gebundenes Buch.

14,08 + Versand: 2,30 = 16,38
unverbindlich
Von Händler/Antiquariat, Lausitzer Buchversand [2621518], Drochow, D, Germany.
21 cm 141 seiten. illustrierter Pappeinband. Gebrauchsspuren, einband etwas an den kanten bestoßen, "Liebe Lore,Du hast etwas Schreckliches angestellt, und Du weißt es gar nicht. Erinnerst Du Dich noch, wie Du vor Weihnach-ten 1915 mich mit Mutter vom Bahnhof in Altona abholtest? Weißt Du noch, was Du da gewünscht hast, als ich Dich fragte, was Du Dir zu Weihnachten bestellt hättest. Du sagtest: »Ich habe mir ein selbstgeschriebenes Märchenbuch von Ihnen bestellt.« - »Ja«, sagte Deine liebe Mutter, »Lore hat sich ausgedacht, von Ihnen ein eigens für sie geschriebenes Märchenbuch zu bekommen.« Ich land das ein bißchen viel. Aber weil ich Besuchsonkel war, und weil Du so schöne braune, wilde Locken hast, und weil und weil und weil ich Deine lieben Eltern so gern habe wie Du, sagte ich: »Ja, Lore soll das Märchenbuch bekommen.« Du freutest Dich'und sagtest, als ich abreiste, mit Deinen lustigen Augen, die mich süß und dunkel wie zwei Stückchen Schokolade ansahen: »Vergiß mein Märchenbuch nicht!«Es war leichtsinnig von mir, einem kleinen hartnäckigen Mädchen, wie Du bist, ein ganzes dickes Märchenbuch so schnell zu versprechen. Denn ich wußte ja gar nicht, wo ich Märchen herholen sollte. Nun sitze ich in der Patsche, und es ist nun das dritte Weihnachtsfest, daß Du auf Dein Märchenbuch wartest, und ich armer Mann habe Deines Märchenbuches wegen Heimat, Frau und Haus verlassen und habe ein Schiff genommen und bin drei Jahre lang draußen in Asien, in Indien gereist, dort, wo ganze Menschen wie aus Schokolade herumlaufen, und wo sie nicht nur Schokoladenaugen haben. Jeden Kaufmann habe ich gefragt liier draußen: »Sagen Sie mal, wo kauft man denn für Lore hier in Indien die Märchen, die berühmten? Es ist da ein kleines Mädchen mit wilden Locken in Altona zu Hause, dem hab ich törichterweise ein ganzes Märchenbuch versprochen. Wo bezieht man denn die? Allein deshalb bin ich doch mit dem großen Schiff, das so viele Wochen lang zwischen Wasser und Himmel auf und ab schaukelte, hierher zu den Schokoladeleuten gereist, um der kleinen braunen Lore Märchen, frische, gut ausgewachsene, aus den Palmenwäldern zu holen.«»Ach was«, knurrten die Kaufleute, »Gummi von den Gummibäumen, Kakao vom Kakaobaum, Reis von den Reisähren, Bananen, Ananas und Zucker vom Zuckerrohr können Sie hier haben. Aber Märchen haben wir nicht auf Lager. Denn jetzt gibt es Eisenbahnen hier draußen, so wie zu Hause um Altona herum, und wo es Eisenbahnen gibt, da gibt es keine Märchen mehr. In der Kohlenluft und beim lauten Lärm der Räder und bei dem ewigen eiligen Wind, den die Bahnzüge machen, wachsen die Märchen nicht mehr gut. und deshalb bekommt man sie nicht mehr. Sie kommen zu schlecht fort.« »Aber«, sagte ich erschrocken, »ich bin doch nun auf dem Schiff, das mit den beiden großen Schornsteinen so viel rauchte, so weit gereist! Ich muß Märchen heimbringen.«»Ja«, sagte da ein Kaufmann nachdenklich und strich sein glattrasiertes Kinn, »reisen Sie mal ins Menschenfresserland da hinten!« Und er schlug in die Luft, dorthin, wo die Sonne morgens aufgeht.»Ach, Gott, soll ich noch Weiterreisen?« seufzte ich müde und trocknete mir den Schweiß von der Stirn. Denn im Javanerland war es schon so heiß wie zu Hause im Badezimmer, wenn heiß Wasser aus der Wanne dampft und die Sonne am Fenster brennt und der Badeofen außerdem noch dick heiß ist. »Ja«, meinte der glattrasierte Kaufmann, »wenn man kleinen deutschen Mädchen etwas versprochen hat, muß man es auch halten. Und wenn man es gar noch zur Zeit des Weihnachtsfestes versprochen hat, dann geht es einem ganz schlecht, wenn man es nicht hält.« »Du lieber Gott «, seufzte ich, »so muß ich also ins Men-schenfresserland reisen und der Lore dort Märchen holen! Aber wissen Sie auch gewiß, daß es dort Märchen gibt?«»Nee«, gähnte der Kaufmann, den mein unvorteilhaftes Märchenverlangen langweilte, »nee, gewiß ist nur der Tod. Aber da es im Menschenfresserlande keine einzige Eisenbahn gibt, so werden wohl noch Märchen da sein!« Ich . 400.
3
9783378005136 - Dauthendey, Max: Das Märchenbriefbuch der heiligen Nächte im Javanerlande von Brief an die kleine Lore in Altona,Geschichte des Beovogels, Geschichte der weißen Schildkröte,Geschichte des Wasserbüffels
Dauthendey, Max

Das Märchenbriefbuch der heiligen Nächte im Javanerlande von Brief an die kleine Lore in Altona,Geschichte des Beovogels, Geschichte der weißen Schildkröte,Geschichte des Wasserbüffels (1984)

Lieferung erfolgt aus/von: Deutschland DE US FE

ISBN: 9783378005136 bzw. 3378005130, in Deutsch, 141 Seiten, Kiepenheuer Verlag, Leipzig, gebraucht, Erstausgabe.

14,08 + Versand: 2,50 = 16,58
unverbindlich
Lieferung aus: Deutschland, Versandkosten nach: Deutschland.
Von Händler/Antiquariat, Lausitzer Buchversand, [3109900].
Gebrauchsspuren, einband etwas an den kanten bestoßen, (BZ193) "Liebe Lore,Du hast etwas Schreckliches angestellt, und Du weißt es gar nicht. Erinnerst Du Dich noch, wie Du vor Weihnach-ten 1915 mich mit Mutter vom Bahnhof in Altona abholtest? Weißt Du noch, was Du da gewünscht hast, als ich Dich fragte, was Du Dir zu Weihnachten bestellt hättest. Du sagtest: »Ich habe mir ein selbstgeschriebenes Märchenbuch von Ihnen bestellt.« - »Ja«, sagte Deine liebe Mutter, »Lore hat sich ausgedacht, von Ihnen ein eigens für sie geschriebenes Märchenbuch zu bekommen.« Ich land das ein bißchen viel. Aber weil ich Besuchsonkel war, und weil Du so schöne braune, wilde Locken hast, und weil und weil und weil ich Deine lieben Eltern so gern habe wie Du, sagte ich: »Ja, Lore soll das Märchenbuch bekommen.« Du freutest Dich'und sagtest, als ich abreiste, mit Deinen lustigen Augen, die mich süß und dunkel wie zwei Stückchen Schokolade ansahen: »Vergiß mein Märchenbuch nicht!«Es war leichtsinnig von mir, einem kleinen hartnäckigen Mädchen, wie Du bist, ein ganzes dickes Märchenbuch so schnell zu versprechen. Denn ich wußte ja gar nicht, wo ich Märchen herholen sollte. Nun sitze ich in der Patsche, und es ist nun das dritte Weihnachtsfest, daß Du auf Dein Märchenbuch wartest, und ich armer Mann habe Deines Märchenbuches wegen Heimat, Frau und Haus verlassen und habe ein Schiff genommen und bin drei Jahre lang draußen in Asien, in Indien gereist, dort, wo ganze Menschen wie aus Schokolade herumlaufen, und wo sie nicht nur Schokoladenaugen haben. Jeden Kaufmann habe ich gefragt liier draußen: »Sagen Sie mal, wo kauft man denn für Lore hier in Indien die Märchen, die berühmten? Es ist da ein kleines Mädchen mit wilden Locken in Altona zu Hause, dem hab ich törichterweise ein ganzes Märchenbuch versprochen. Wo bezieht man denn die? Allein deshalb bin ich doch mit dem großen Schiff, das so viele Wochen lang zwischen Wasser und Himmel auf und ab schaukelte, hierher zu den Schokoladeleuten gereist, um der kleinen braunen Lore Märchen, frische, gut ausgewachsene, aus den Palmenwäldern zu holen.«»Ach was«, knurrten die Kaufleute, »Gummi von den Gummibäumen, Kakao vom Kakaobaum, Reis von den Reisähren, Bananen, Ananas und Zucker vom Zuckerrohr können Sie hier haben. Aber Märchen haben wir nicht auf Lager. Denn jetzt gibt es Eisenbahnen hier draußen, so wie zu Hause um Altona herum, und wo es Eisenbahnen gibt, da gibt es keine Märchen mehr. In der Kohlenluft und beim lauten Lärm der Räder und bei dem ewigen eiligen Wind, den die Bahnzüge machen, wachsen die Märchen nicht mehr gut. und deshalb bekommt man sie nicht mehr. Sie kommen zu schlecht fort.« »Aber«, sagte ich erschrocken, »ich bin doch nun auf dem Schiff, das mit den beiden großen Schornsteinen so viel rauchte, so weit gereist! Ich muß Märchen heimbringen.«»Ja«, sagte da ein Kaufmann nachdenklich und strich sein glattrasiertes Kinn, »reisen Sie mal ins Menschenfresserland da hinten!« Und er schlug in die Luft, dorthin, wo die Sonne morgens aufgeht.»Ach, Gott, soll ich noch Weiterreisen?« seufzte ich müde und trocknete mir den Schweiß von der Stirn. Denn im Javanerland war es schon so heiß wie zu Hause im Badezimmer, wenn heiß Wasser aus der Wanne dampft und die Sonne am Fenster brennt und der Badeofen außerdem noch dick heiß ist. »Ja«, meinte der glattrasierte Kaufmann, »wenn man kleinen deutschen Mädchen etwas versprochen hat, muß man es auch halten. Und wenn man es gar noch zur Zeit des Weihnachtsfestes versprochen hat, dann geht es einem ganz schlecht, wenn man es nicht hält.« »Du lieber Gott «, seufzte ich, »so muß ich also ins Men-schenfresserland reisen und der Lore dort Märchen holen! Aber wissen Sie auch gewiß, daß es dort Märchen gibt?«»Nee«, gähnte der Kaufmann, den mein unvorteilhaftes Märchenverlangen langweilte, »nee, gewiß ist nur der Tod. Aber da es im Menschenfresserlande keine einzige Eisenbahn gibt, so werden wohl noch Märchen da sein!« Ich dankte und reiste also nach dem Lande der Menschenfresser.Liebe Lore, weiß Du, was das heißen will, wenn man in ein Land reist, wo die bösen Menschen ihren Vater und ihre Mutter schlachten, wenn sie beide ganz mürbe geärgert haben? - Und sie schlachten morgens zum Kaffee kleine Kinder, die stippen sie in den Kaffee oder in die Schokolade, - das hatte der Herr gesagt, den ich eben gesprochen hatte, der mit dem glattrasierten Kinn. Und des Mittags schlachten sie Herren und des Abends zarte Damen, weil diese, beim Nachtmahl verzehrt, nicht so schwer im Magen liegen. Da ich also ein Herr bin, konnte ich nur des Mittags geschlachtet werden. Ich war aber schlau und dachte: >Dann gehe ich mittags nie aus und schlafe im Menschenfresserland immer über Mittag, denn morgens und abends, wenn ich ausgehe, tun sie mir nichts. Denn dann schlachten sie kleine Kinder und zarte Damen. Es war aber alles Schwindel. Denn die Leute machen einem gar zu gern bang, wenn sie sehen, daß man allein reist und im fremden Lande nicht bekannt ist.Im Menschenfresserland frißt man gar keine weißen Menschen mehr, wie Du und idi es sind, liebe Lore; Du kannst ruhig schlafen und sollst heute nacht nicht vom Menschenfressen träumen. Die Menschenfresser aßen nur Obst und Gemüse und Kartoffeln und taten keinem Menschen mehr was zuleide. Denn überall, wo ich hinkam, schämten sie sich bereits, daß sie einmal Menschenfresser gewesen sind, und sie wollten nicht mehr daran erinnert sein.Nun habe ich großes GlückNun kann ich auch abends und morgens dort spazieren gehen, da man gar nicht gefressen wird, und nun kann ich den ganzen Tag Märchen für Lore suchen, so wie man Schmetterlingen nachläuft.< Die Märchen stehen nämlich dort auf den großen grünen Blättern geschrieben, die am Palmenwaldrand wachsen, hatte man mir erzählt. Denn in den Wäldern dort wohnen Paradiesvögel; wenn die eine ihrer schönen hellgelben Schweiffedern verlieren und diese Feder dann auf ein Baumblatt fällt, so beginnt sie ganz von selbst Märchen zu schreiben, - weil es Paradiesfedern sind. Und die Ameisen bestreichen das Blatt mit Ameisensäure, und dann erscheint die Schrift der Paradiesvogelfeder tief eingeätzt im Blatt. Man pilückt das Blatt ab und liest das Märchen herunter. So hatte ich immer gehört, daß es die schokoladefarbenen Indier machen. Ich wollte es auch so machen. Die Blätter wollte ich pressen, bis ich ein ganzes Märchenbuch für Dich, liebe Lore, beisammen hätte.Ach, ich dachte es mir so leicht. Und zu Weihnachten 1914 wollte ich schon wieder bei Dir in Altona ankommen und das Märchenbuch Deinen lieben Eltern geben, damit sie es Dir am Heiligen Abend unter dem Weihnachtsbaum mit allen Geschenken schön aufbauten.Aber nie wird es im Leben, wie man es sich lebhaft vorstellt. Denn das Leben ist ja auch ein Märchen voll Zauberei, voll Verwandelungen, voll Wundern überall. Man weiß nie, wie das Leben einem sein Märchen weitererzählen will. Wenn man abends ermüdet das Ohr aufs Kissen legt, denkt sich das Leben in der Nacht eine neue Überraschung aus. Denn es weiß ganz genau, was man denkt; und damit es nicht langweilig wirkt, tut das Leben am nächsten Tag nie ganz genau so, wie man es sich am Abend beim Niederlegen vorausgedacht hat. Es tut immer was anderes, und das ist die große Kunst des Lebens, immer tags mehr Leben zu erfinden, als sidi der Mensch abends ausdenken kann.Seit ich aber von Altona und Deutschland abreiste, bist Du inzwischen drei Jahre älter geworden. Das macht milden meisten Kummer. Denn nun, wenn ich Dir wirkliche Märchen heimbringe, liest Du sie vielleicht gar nicht mehr gern. Und dann liegt mein so schwer errungenes Märchenbuch bei der Katze im Winkel, und der Bücherwurm baut seine Gänge hinein, und das Buch zerfällt ungelesen in lauter kleine Schnitzel, vom Bücherwurm zerfressen.Aber ich habe es versprochen und muß halten, was ich versprochen habe, - mehr muß ich nicht tun. Liest Du meine Märchen gar nicht mehr, und willst vielleicht lieber dann einen Roman von mir geschrieben haben, so ist das Deine Sache und nicht meine. Daß Du dann einen Roman bekommst, will ich nicht wieder voreilig versprechen. Denn heute, wo ich diesen Brief an Dich schreibe, habe ich noch nicht mal das Märchenbuch angefangen.Ja, stelle Dir vor: auch im Menschenfresserland gab es keine Märchen mehr vorrätig an den Bäumen. Und warum? Weil alle Paradiesvögel an der Küste weggeschossen waren und dort also keine Paradiesvogelfedern zwischen den Palmen herumfliegen konnten. Denn die Damen in Europa brauchten in Berlin, in Paris und in London so viel Paradiesvogelfedern für ihre Hüte und für ihre Abendfrisuren, daß keine einzige Feder im Land geblieben war, die ein Märchen hätte schreiben können. So erklärte mir mein Kapitän, dem ich bei Rückkehr an Bord des Dampfers mein Leid geklagt hatte."Auszüge aus dem Buch, 1984, illustrierter Pappeinband, 21 cm, 400g, 1.auflage, 141 seiten, Internationaler Versand, Offene Rechnung
4
9783378005136 - Dauthendey, Max: Das Märchenbriefbuch der heiligen Nächte im Javanerlande von Brief an die kleine Lore in Altona,Geschichte des Beovogels, Geschichte der weißen Schildkröte,Geschichte des Wasserbüffels 1.auflage
Dauthendey, Max

Das Märchenbriefbuch der heiligen Nächte im Javanerlande von Brief an die kleine Lore in Altona,Geschichte des Beovogels, Geschichte der weißen Schildkröte,Geschichte des Wasserbüffels 1.auflage (1984)

Lieferung erfolgt aus/von: Deutschland DE US

ISBN: 9783378005136 bzw. 3378005130, in Deutsch, Leipzig: Kiepenheuer Verlag. 1984, gebraucht, guter Zustand.

14,72 + Versand: 2,50 = 17,22
unverbindlich
Lieferung aus: Deutschland, Versandkosten in die BRD.
Von Händler/Antiquariat, Lausitzer Buchversand, 01994 Drochow.
1.auflage 21 cm. 141 seiten. illustrierter Pappeinband (BZ193) Gebrauchsspuren, einband etwas an den kanten bestoßen,. "Liebe Lore,Du hast etwas Schreckliches angestellt, und Du weißt es gar nicht. Erinnerst Du Dich noch, wie Du vor Weihnach-ten 1915 mich mit Mutter vom Bahnhof in Altona abholtest? Weißt Du noch, was Du da gewünscht hast, als ich Dich fragte, was Du Dir zu Weihnachten bestellt hättest. Du sagtest: »Ich habe mir ein selbstgeschriebenes Märchenbuch von Ihnen bestellt.« - »Ja«, sagte Deine liebe Mutter, »Lore hat sich ausgedacht, von Ihnen ein eigens für sie geschriebenes Märchenbuch zu bekommen.« Ich land das ein bißchen viel. Aber weil ich Besuchsonkel war, und weil Du so schöne braune, wilde Locken hast, und weil und weil und weil ich Deine lieben Eltern so gern habe wie Du, sagte ich: »Ja, Lore soll das Märchenbuch bekommen.« Du freutest Dich`und sagtest, als ich abreiste, mit Deinen lustigen Augen, die mich süß und dunkel wie zwei Stückchen Schokolade ansahen: »Vergiß mein Märchenbuch nicht!«Es war leichtsinnig von mir, einem kleinen hartnäckigen Mädchen, wie Du bist, ein ganzes dickes Märchenbuch so schnell zu versprechen. Denn ich wußte ja gar nicht, wo ich Märchen herholen sollte. Nun sitze ich in der Patsche, und es ist nun das dritte Weihnachtsfest, daß Du auf Dein Märchenbuch wartest, und ich armer Mann habe Deines Märchenbuches wegen Heimat, Frau und Haus verlassen und habe ein Schiff genommen und bin drei Jahre lang draußen in Asien, in Indien gereist, dort, wo ganze Menschen wie aus Schokolade herumlaufen, und wo sie nicht nur Schokoladenaugen haben. Jeden Kaufmann habe ich gefragt liier draußen: »Sagen Sie mal, wo kauft man denn für Lore hier in Indien die Märchen, die berühmten? Es ist da ein kleines Mädchen mit wilden Locken in Altona zu Hause, dem hab ich törichterweise ein ganzes Märchenbuch versprochen. Wo bezieht man denn die? Allein deshalb bin ich doch mit dem großen Schiff, das so viele Wochen lang zwischen Wasser und Himmel auf und ab schaukelte, hierher zu den Schokoladeleuten gereist, um der kleinen braunen Lore Märchen, frische, gut ausgewachsene, aus den Palmenwäldern zu holen.«»Ach was«, knurrten die Kaufleute, »Gummi von den Gummibäumen, Kakao vom Kakaobaum, Reis von den Reisähren, Bananen, Ananas und Zucker vom Zuckerrohr können Sie hier haben. Aber Märchen haben wir nicht auf Lager. Denn jetzt gibt es Eisenbahnen hier draußen, so wie zu Hause um Altona herum, und wo es Eisenbahnen gibt, da gibt es keine Märchen mehr. In der Kohlenluft und beim lauten Lärm der Räder und bei dem ewigen eiligen Wind, den die Bahnzüge machen, wachsen die Märchen nicht mehr gut. und deshalb bekommt man sie nicht mehr. Sie kommen zu schlecht fort.« »Aber«, sagte ich erschrocken, »ich bin doch nun auf dem Schiff, das mit den beiden großen Schornsteinen so viel rauchte, so weit gereist! Ich muß Märchen heimbringen.«»Ja«, sagte da ein Kaufmann nachdenklich und strich sein glattrasiertes Kinn, »reisen Sie mal ins Menschenfresserland da hinten!« Und er schlug in die Luft, dorthin, wo die Sonne morgens aufgeht.»Ach, Gott, soll ich noch Weiterreisen?« seufzte ich müde und trocknete mir den Schweiß von der Stirn. Denn im Javanerland war es schon so heiß wie zu Hause im Badezimmer, wenn heiß Wasser aus der Wanne dampft und die Sonne am Fenster brennt und der Badeofen außerdem noch dick heiß ist. »Ja«, meinte der glattrasierte Kaufmann, »wenn man kleinen deutschen Mädchen etwas versprochen hat, muß man es auch halten. Und wenn man es gar noch zur Zeit des Weihnachtsfestes versprochen hat, dann geht es einem ganz schlecht, wenn man es nicht hält.« »Du lieber Gott «, seufzte ich, »so muß ich also ins Men-schenfresserland reisen und der Lore dort Märchen holen! Aber wissen Sie auch gewiß, daß es dort Märchen gibt?«»Nee«, gähnte der Kaufmann, den mein unvorteilhaftes Märchenverlangen langweilte, »nee, gewiß ist nur der Tod. Aber da es im Menschenfresserlande keine einzige Eisenbahn gibt, so werden wohl noch Märchen da sein!« Ich dankte und reiste also nach dem Lande der Menschenfresser.Liebe Lore, weiß Du, was das heißen will, wenn man in ein Land reist, wo die bösen Menschen ihren Vater und ihre Mutter schlachten, wenn sie beide ganz mürbe geärgert haben? - Und sie schlachten morgens zum Kaffee kleine Kinder, die stippen sie in den Kaffee oder in die Schokolade, - das hatte der Herr gesagt, den ich eben gesprochen hatte, der mit dem glattrasierten Kinn. Und des Mittags schlachten sie Herren und des Abends zarte Damen, weil diese, beim Nachtmahl verzehrt, nicht so schwer im Magen liegen. Da ich also ein Herr bin, konnte ich nur des Mittags geschlachtet werden. Ich war aber schlau und dachte: >Dann gehe ich mittags nie aus und schlafe im Menschenfresserland immer über Mittag, denn morgens und abends, wenn ich ausgehe, tun sie mir nichts. Denn dann schlachten sie kleine Kinder und zarte Damen. Es war aber alles Schwindel. Denn die Leute machen einem gar zu gern bang, wenn sie sehen, daß man allein reist und im fremden Lande nicht bekannt ist.Im Menschenfresserland frißt man gar keine weißen Menschen mehr, wie Du und idi es sind, liebe Lore; Du kannst ruhig schlafen und sollst heute nacht nicht vom Menschenfressen träumen. Die Menschenfresser aßen nur Obst und Gemüse und Kartoffeln und taten keinem Menschen mehr was zuleide. Denn überall, wo ich hinkam, schämten sie sich bereits, daß sie einmal Menschenfresser gewesen sind, und sie wollten nicht mehr daran erinnert sein.Nun habe ich großes GlückNun kann ich auch abends und morgens dort spazieren gehen, da man gar nicht gefressen wird, und nun kann ich den ganzen Tag Märchen für Lore suchen, so wie man Schmetterlingen nachläuft.< Die Märchen stehen nämlich dort auf den großen grünen Blättern geschrieben, die am Palmenwaldrand wachsen, hatte man mir erzählt. Denn in den Wäldern dort wohnen Paradiesvögel; wenn die eine ihrer schönen hellgelben Schweiffedern verlieren und diese Feder dann auf ein Baumblatt fällt, so beginnt sie ganz von selbst Märchen zu schreiben, - weil es Paradiesfedern sind. Und die Ameisen bestreichen das Blatt mit Ameisensäure, und dann erscheint die Schrift der Paradiesvogelfeder tief eingeätzt im Blatt. Man pilückt das Blatt ab und liest das Märchen herunter. So hatte ich immer gehört, daß es die schokoladefarbenen Indier machen. Ich wollte es auch so machen. Die Blätter wollte ich pressen, bis ich ein ganzes Märchenbuch für Dich, liebe Lore, beisammen hätte.Ach, ich dachte es mir so leicht. Und zu Weihnachten 1914 wollte ich schon wieder bei Dir in Altona ankommen und das Märchenbuch Deinen lieben Eltern geben, damit sie es Dir am Heiligen Abend unter dem Weihnachtsbaum mit allen Geschenken schön aufbauten.Aber nie wird es im Leben, wie man es sich lebhaft vorstellt. Denn das Leben ist ja auch ein Märchen voll Zauberei, voll Verwandelungen, voll Wundern überall. Man weiß nie, wie das Leben einem sein Märchen weitererzählen will. Wenn man abends ermüdet das Ohr aufs Kissen legt, denkt sich das Leben in der Nacht eine neue Überraschung aus. Denn es weiß ganz genau, was man denkt; und damit es nicht langweilig wirkt, tut das Leben am nächsten Tag nie ganz genau so, wie man es sich am Abend beim Niederlegen vorausgedacht hat. Es tut immer was anderes, und das ist die große Kunst des Lebens, immer tags mehr Leben zu erfinden, als sidi der Mensch abends ausdenken kann.Seit ich aber von Altona und Deutschland abreiste, bist Du inzwischen drei Jahre älter geworden. Das macht milden meisten Kummer. Denn nun, wenn ich Dir wirkliche Märchen heimbringe, liest Du sie vielleicht gar nicht mehr gern. Und dann liegt mein so schwer errungenes Märchenbuch bei der Katze im Winkel, und der Bücherwurm baut seine Gänge hinein, und das Buch zerfällt ungelesen in lauter kleine Schnitzel, vom Bücherwurm zerfressen.Aber ich habe es versprochen und muß halten, was ich versprochen habe, - mehr muß ich nicht tun. Liest Du meine Märchen gar nicht mehr, und willst vielleicht lieber dann einen Roman von mir geschrieben haben, so ist das Deine Sache und nicht meine. Daß Du dann einen Roman bekommst, will ich nicht wieder voreilig versprechen. Denn heute, wo ich diesen Brief an Dich schreibe, habe ich noch nicht mal das Märchenbuch angefangen.Ja, stelle Dir vor: auch im Menschenfresserland gab es keine Märchen mehr vorrätig an den Bäumen. Und warum? Weil alle Paradiesvögel an der Küste weggeschossen waren und dort also keine Paradiesvogelfedern zwischen den Palmen herumfliegen konnten. Denn die Damen in Europa brauchten in Berlin, in Paris und in London so viel Paradiesvogelfedern für ihre Hüte und für ihre Abendfrisuren, daß keine einzige Feder im Land geblieben war, die ein Märchen hätte schreiben können. So erklärte mir mein Kapitän, dem ich bei Rückkehr an Bord des Dampfers mein Leid geklagt hatte."Auszüge aus dem Buch Versand D: 2,50 EUR [Das Märchenbriefbuch der heiligen Nächte im Javanerlande, fantasie, reisen, abenteuer, brauchtum, aberglaube, entwicklung, leute, landschaft, wunder, erlebnisse, begegnung, tradtion, glaube, tiere, abenteuer, geschichte], Angelegt am: 29.10.2015
5
9783378005136 - Dauthendey, Max: Das Märchenbriefbuch der heiligen Nächte im Javanerlande von Brief an die kleine Lore in Altona,Geschichte des Beovogels, Geschichte der weißen Schildkröte,Geschichte des Wasserbüffels
Dauthendey, Max

Das Märchenbriefbuch der heiligen Nächte im Javanerlande von Brief an die kleine Lore in Altona,Geschichte des Beovogels, Geschichte der weißen Schildkröte,Geschichte des Wasserbüffels (1984)

Lieferung erfolgt aus/von: Deutschland DE

ISBN: 9783378005136 bzw. 3378005130, in Deutsch, Leipzig : Kiepenheuer Verlag. 1984.

13,44 + Versand: 1,90 = 15,34
unverbindlich
Lieferung aus: Deutschland, Versandkosten in die BRD.
Von Händler/Antiquariat, Lausitzer Buchversand, 01994 Drochow.
1.auflage 21 cm. 141 seiten. illustrierter Pappeinband Gebrauchsspuren, einband etwas an den kanten bestoßen,. "Liebe Lore,Du hast etwas Schreckliches angestellt, und Du weißt es gar nicht. Erinnerst Du Dich noch, wie Du vor Weihnach-ten 1915 mich mit Mutter vom Bahnhof in Altona abholtest? Weißt Du noch, was Du da gewünscht hast, als ich Dich fragte, was Du Dir zu Weihnachten bestellt hättest. Du sagtest: »Ich habe mir ein selbstgeschriebenes Märchenbuch von Ihnen bestellt.« - »Ja«, sagte Deine liebe Mutter, »Lore hat sich ausgedacht, von Ihnen ein eigens für sie geschriebenes Märchenbuch zu bekommen.« Ich land das ein bißchen viel. Aber weil ich Besuchsonkel war, und weil Du so schöne braune, wilde Locken hast, und weil und weil und weil ich Deine lieben Eltern so gern habe wie Du, sagte ich: »Ja, Lore soll das Märchenbuch bekommen.« Du freutest Dich`und sagtest, als ich abreiste, mit Deinen lustigen Augen, die mich süß und dunkel wie zwei Stückchen Schokolade ansahen: »Vergiß mein Märchenbuch nicht!«Es war leichtsinnig von mir, einem kleinen hartnäckigen Mädchen, wie Du bist, ein ganzes dickes Märchenbuch so schnell zu versprechen. Denn ich wußte ja gar nicht, wo ich Märchen herholen sollte. Nun sitze ich in der Patsche, und es ist nun das dritte Weihnachtsfest, daß Du auf Dein Märchenbuch wartest, und ich armer Mann habe Deines Märchenbuches wegen Heimat, Frau und Haus verlassen und habe ein Schiff genommen und bin drei Jahre lang draußen in Asien, in Indien gereist, dort, wo ganze Menschen wie aus Schokolade herumlaufen, und wo sie nicht nur Schokoladenaugen haben. Jeden Kaufmann habe ich gefragt liier draußen: »Sagen Sie mal, wo kauft man denn für Lore hier in Indien die Märchen, die berühmten? Es ist da ein kleines Mädchen mit wilden Locken in Altona zu Hause, dem hab ich törichterweise ein ganzes Märchenbuch versprochen. Wo bezieht man denn die? Allein deshalb bin ich doch mit dem großen Schiff, das so viele Wochen lang zwischen Wasser und Himmel auf und ab schaukelte, hierher zu den Schokoladeleuten gereist, um der kleinen braunen Lore Märchen, frische, gut ausgewachsene, aus den Palmenwäldern zu holen.«»Ach was«, knurrten die Kaufleute, »Gummi von den Gummibäumen, Kakao vom Kakaobaum, Reis von den Reisähren, Bananen, Ananas und Zucker vom Zuckerrohr können Sie hier haben. Aber Märchen haben wir nicht auf Lager. Denn jetzt gibt es Eisenbahnen hier draußen, so wie zu Hause um Altona herum, und wo es Eisenbahnen gibt, da gibt es keine Märchen mehr. In der Kohlenluft und beim lauten Lärm der Räder und bei dem ewigen eiligen Wind, den die Bahnzüge machen, wachsen die Märchen nicht mehr gut. und deshalb bekommt man sie nicht mehr. Sie kommen zu schlecht fort.« »Aber«, sagte ich erschrocken, »ich bin doch nun auf dem Schiff, das mit den beiden großen Schornsteinen so viel rauchte, so weit gereist! Ich muß Märchen heimbringen.«»Ja«, sagte da ein Kaufmann nachdenklich und strich sein glattrasiertes Kinn, »reisen Sie mal ins Menschenfresserland da hinten!« Und er schlug in die Luft, dorthin, wo die Sonne morgens aufgeht.»Ach, Gott, soll ich noch Weiterreisen?« seufzte ich müde und trocknete mir den Schweiß von der Stirn. Denn im Javanerland war es schon so heiß wie zu Hause im Badezimmer, wenn heiß Wasser aus der Wanne dampft und die Sonne am Fenster brennt und der Badeofen außerdem noch dick heiß ist. »Ja«, meinte der glattrasierte Kaufmann, »wenn man kleinen deutschen Mädchen etwas versprochen hat, muß man es auch halten. Und wenn man es gar noch zur Zeit des Weihnachtsfestes versprochen hat, dann geht es einem ganz schlecht, wenn man es nicht hält.« »Du lieber Gott «, seufzte ich, »so muß ich also ins Men-schenfresserland reisen und der Lore dort Märchen holen! Aber wissen Sie auch gewiß, daß es dort Märchen gibt?«»Nee«, gähnte der Kaufmann, den mein unvorteilhaftes Märchenverlangen langweilte, »nee, gewiß ist nur der Tod. Aber da es im Menschenfresserlande keine einzige Eisenbahn gibt, so werden wohl noch Märchen da sein!« Ich dankte und reiste also nach dem Lande der Menschenfresser.Liebe Lore, weiß Du, was das heißen will, wenn man in ein Land reist, wo die bösen Menschen ihren Vater und ihre Mutter schlachten, wenn sie beide ganz mürbe geärgert haben? - Und sie schlachten morgens zum Kaffee kleine Kinder, die stippen sie in den Kaffee oder in die Schokolade, - das hatte der Herr gesagt, den ich eben gesprochen hatte, der mit dem glattrasierten Kinn. Und des Mittags schlachten sie Herren und des Abends zarte Damen, weil diese, beim Nachtmahl verzehrt, nicht so schwer im Magen liegen. Da ich also ein Herr bin, konnte ich nur des Mittags geschlachtet werden. Ich war aber schlau und dachte: >Dann gehe ich mittags nie aus und schlafe im Menschenfresserland immer über Mittag, denn morgens und abends, wenn ich ausgehe, tun sie mir nichts. Denn dann schlachten sie kleine Kinder und zarte Damen. Es war aber alles Schwindel. Denn die Leute machen einem gar zu gern bang, wenn sie sehen, daß man allein reist und im fremden Lande nicht bekannt ist.Im Menschenfresserland frißt man gar keine weißen Menschen mehr, wie Du und idi es sind, liebe Lore; Du kannst ruhig schlafen und sollst heute nacht nicht vom Menschenfressen träumen. Die Menschenfresser aßen nur Obst und Gemüse und Kartoffeln und taten keinem Menschen mehr was zuleide. Denn überall, wo ich hinkam, schämten sie sich bereits, daß sie einmal Menschenfresser gewesen sind, und sie wollten nicht mehr daran erinnert sein.Nun habe ich großes GlückNun kann ich auch abends und morgens dort spazieren gehen, da man gar nicht gefressen wird, und nun kann ich den ganzen Tag Märchen für Lore suchen, so wie man Schmetterlingen nachläuft.< Die Märchen stehen nämlich dort auf den großen grünen Blättern geschrieben, die am Palmenwaldrand wachsen, hatte man mir erzählt. Denn in den Wäldern dort wohnen Paradiesvögel; wenn die eine ihrer schönen hellgelben Schweiffedern verlieren und diese Feder dann auf ein Baumblatt fällt, so beginnt sie ganz von selbst Märchen zu schreiben, - weil es Paradiesfedern sind. Und die Ameisen bestreichen das Blatt mit Ameisensäure, und dann erscheint die Schrift der Paradiesvogelfeder tief eingeätzt im Blatt. Man pilückt das Blatt ab und liest das Märchen herunter. So hatte ich immer gehört, daß es die schokoladefarbenen Indier machen. Ich wollte es auch so machen. Die Blätter wollte ich pressen, bis ich ein ganzes Märchenbuch für Dich, liebe Lore, beisammen hätte.Ach, ich dachte es mir so leicht. Und zu Weihnachten 1914 wollte ich schon wieder bei Dir in Altona ankommen und das Märchenbuch Deinen lieben Eltern geben, damit sie es Dir am Heiligen Abend unter dem Weihnachtsbaum mit allen Geschenken schön aufbauten.Aber nie wird es im Leben, wie man es sich lebhaft vorstellt. Denn das Leben ist ja auch ein Märchen voll Zauberei, voll Verwandelungen, voll Wundern überall. Man weiß nie, wie das Leben einem sein Märchen weitererzählen will. Wenn man abends ermüdet das Ohr aufs Kissen legt, denkt sich das Leben in der Nacht eine neue Überraschung aus. Denn es weiß ganz genau, was man denkt; und damit es nicht langweilig wirkt, tut das Leben am nächsten Tag nie ganz genau so, wie man es sich am Abend beim Niederlegen vorausgedacht hat. Es tut immer was anderes, und das ist die große Kunst des Lebens, immer tags mehr Leben zu erfinden, als sidi der Mensch abends ausdenken kann.Seit ich aber von Altona und Deutschland abreiste, bist Du inzwischen drei Jahre älter geworden. Das macht milden meisten Kummer. Denn nun, wenn ich Dir wirkliche Märchen heimbringe, liest Du sie vielleicht gar nicht mehr gern. Und dann liegt mein so schwer errungenes Märchenbuch bei der Katze im Winkel, und der Bücherwurm baut seine Gänge hinein, und das Buch zerfällt ungelesen in lauter kleine Schnitzel, vom Bücherwurm zerfressen.Aber ich habe es versprochen und muß halten, was ich versprochen habe, - mehr muß ich nicht tun. Liest Du meine Märchen gar nicht mehr, und willst vielleicht lieber dann einen Roman von mir geschrieben haben, so ist das Deine Sache und nicht meine. Daß Du dann einen Roman bekommst, will ich nicht wieder voreilig versprechen. Denn heute, wo ich diesen Brief an Dich schreibe, habe ich noch nicht mal das Märchenbuch angefangen.Ja, stelle Dir vor: auch im Menschenfresserland gab es keine Märchen mehr vorrätig an den Bäumen. Und warum? Weil alle Paradiesvögel an der Küste weggeschossen waren und dort also keine Paradiesvogelfedern zwischen den Palmen herumfliegen konnten. Denn die Damen in Europa brauchten in Berlin, in Paris und in London so viel Paradiesvogelfedern für ihre Hüte und für ihre Abendfrisuren, daß keine einzige Feder im Land geblieben war, die ein Märchen hätte schreiben können. So erklärte mir mein Kapitän, dem ich bei Rückkehr an Bord des Dampfers mein Leid geklagt hatte."Auszüge aus dem Buch Versand D: 1,90 EUR [Das Märchenbriefbuch der heiligen Nächte im Javanerlande, fantasie, reisen, abenteuer, brauchtum, aberglaube, entwicklung, leute, landschaft, wunder, erlebnisse, begegnung, tradtion, glaube, tiere, abenteuer, geschichte]
6
9783378005136 - Max Dauthendey: Das Märchenbriefbuch der heiligen Nächte im Javanerlande
Symbolbild
Max Dauthendey

Das Märchenbriefbuch der heiligen Nächte im Javanerlande (1992)

Lieferung erfolgt aus/von: Deutschland DE PB US FE

ISBN: 9783378005136 bzw. 3378005130, in Deutsch, Gustav Kiepenheuer Verlag Leipzig und Weimar. Taschenbuch, gebraucht, Erstausgabe.

0,45 + Versand: 3,00 = 3,45
unverbindlich

Neu ab: EUR 4,95 (2 Angebote)
Gebraucht ab: EUR 0,45 (5 Angebote)
Zu den weiteren 7 Angeboten bei Amazon.de

Lieferung aus: Deutschland, Versandfertig in 1 - 2 Werktagen.
Von Händler/Antiquariat, thewebbed.
Broschiert, Ausgabe: 1.A., Label: Gustav Kiepenheuer Verlag Leipzig und Weimar. Gustav Kiepenheuer Verlag Leipzig und Weimar. Produktgruppe: Book, Publiziert: 1992, Studio: Gustav Kiepenheuer Verlag Leipzig und Weimar. Verkaufsrang: 5355727.
7
9783378005136 - Max Dauthendey: Das Märchenbriefbuch der heiligen Nächte im Javanerlande
Symbolbild
Max Dauthendey

Das Märchenbriefbuch der heiligen Nächte im Javanerlande (1992)

Lieferung erfolgt aus/von: Deutschland DE PB NW FE

ISBN: 9783378005136 bzw. 3378005130, in Deutsch, Gustav Kiepenheuer Verlag Leipzig und Weimar. Taschenbuch, neu, Erstausgabe.

4,95 + Versand: 3,00 = 7,95
unverbindlich

Neu ab: EUR 4,95 (2 Angebote)
Gebraucht ab: EUR 0,45 (5 Angebote)
Zu den weiteren 7 Angeboten bei Amazon.de

Lieferung aus: Deutschland, Versandfertig in 1 - 2 Werktagen.
Von Händler/Antiquariat, Elisabeth Wenninger.
Broschiert, Ausgabe: 1.A., Label: Gustav Kiepenheuer Verlag Leipzig und Weimar. Gustav Kiepenheuer Verlag Leipzig und Weimar. Produktgruppe: Book, Publiziert: 1992, Studio: Gustav Kiepenheuer Verlag Leipzig und Weimar. Verkaufsrang: 5355727.
8
9783378005136 - Max Dauthendey: Das Märchenbriefbuch der heiligen Nächte im Javanerlande
Symbolbild
Max Dauthendey

Das Märchenbriefbuch der heiligen Nächte im Javanerlande (1992)

Lieferung erfolgt aus/von: Spanien DE US

ISBN: 9783378005136 bzw. 3378005130, in Deutsch, 144 Seiten, Kiepenheuer, Leipzig, Deutschland, gebraucht.

52,10 + Versand: 6,00 = 58,10
unverbindlich
Lieferung aus: Spanien, Normalmente se envía en el plazo de 1-2 días laborable.
Von Händler/Antiquariat, marcoschmittz.
Tapa blanda, Produktgruppe: Libro, Publiziert: 1992.
Lade…