Das Wasser

Kathrin Rögglas Text Das Wasser entfaltet in konzentrierten, fast haptisch spürbaren Szenen eine Gegenwart, in der Klimaangst und politische Unentschlossenheit wie Wasser durchs Netz zerren. Die Autorin arbeitet mit eineskriptiver Eindringlichkeit an der Frage, wie kollektives Handeln trotz alarmierender Warnsignale verhindert oder verzögert wird. Ihre Prosa balanciert zwischen Essay, Theatermonolog und dokumentarischer Fragmentierung und verwebt persönliche Perspektiven mit gesellschaftspolitischen Impulsen. Durch kurze, fokussierte Abschnitte entsteht ein kaleidoskopischer Blick auf Akteure, Symbolfiguren und institutionelle Abläufe, die das Thema ausfransen lassen. Die Sprache bleibt präzise, oft keck beobachtend, mit einer Leichtigkeit, die den Ernst des Themas greifbar macht, ohne ihn zu erdrücken. Röggla verschiebt Perspektiven, lässt Stimmen aller Generationen zu Wort kommen und zeigt, wie sich Tragweite und Alltäglichkeit in einem Spannungsverhältnis befinden. Das Textgebilde fordert den Leser heraus, Verantwortung neu zu denken, ohne einfache Antworten zu liefern, und hinterfragt damit die Wirkmächtigkeit von Narrativen in Krisenzeiten. Insgesamt entsteht so ein scharfzüngiges, klug komponiertes Stück, das Klima, Politik und persönliche Lebenswelten in eine widersprüchliche, zeitdiagnostische Verbindung setzt.