Der große Zubial : Liebeserklärung an einen Vater., Aus dem Französischen von Veronika Cordes.
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"Stellen Sie sich vor, Sie nähmen sich ab sofort das Recht heraus, wahnsinnig glücklich zu sein... Stellen Sie sich vor, Sie würden nicht länger von ihren Ängsten gegeißelt... Stellen Sie sich vor, ab jetzt bestimmten Ihre Wünsche Ihr Leben, Sie wären wieder fähig zu spielen, sich dem hinzugeben, was der Augenblick beschert... Stellen Sie sich vor, Sie wären unendlich frei, Sie hätten die Sie einengende Rolle hingeschmissen, die Sie meinen, sich in Gesellschaft aufbürden zu müssen... Stellen Sie sich vor, Sie wären so vernünftig, endlich unvernünftig zu sein... Das alles hieße, der Zubial zu sein." Der große Zubial, das war der Vater des Autors, der von seinen drei Söhnen diesen Spitznamen erhielt. Er hieß mit bürgerlichem Namen Pascal Jardin, war erfolgreicher Schriftsteller und Filmemacher und verstand es, mit seinem verwirrend offenen Wesen, seinem stürmischen Bedürfnis, der Wirklichkeit Widerstand zu leisten und seiner grenzenlosen Romantik und Phantasie alle Menschen, die er liebte, zu wahrem Leben zu erwecken, sie anzustiften sie selbst zu sein und nichts anderes zu tun, als ihrer inneren Stimme zu folgen. Jardins Buch, das mit Abstand als sein bestes Werk bis heute gilt, ist eine der großartigsten und wärmsten Liebeserklärungen eines Sohnes an seinen Vater, der vielleicht nicht besonders geeignet war als Vaterfigur, der aber immer voller Illusionen wie ein Kind steckte und den viele für verantwortungslos hielten, weil er seiner Familie nach seinem Tod nichts weiter als horrende Schulden vererbte. Alexandre Jardin war gerade fünfzehn Jahre alt, als sein Vater an Krebs starb. Der Junge fühlte sich plötzlich allein gelassen in einer rauhen Wirklichkeit, die sein Vater immer mit seinen Verrücktheiten verzaubert hatte. Zurück blieben wundervolle Erinnerungen und die großen Lebensweisheiten des Vaters. Viele Jahre hat es gedauert, bis Alexandre Jardin das richtige Verhältnis zu seinem übermächtigen Vater finden konnte, ohne sich minderwertig neben diesem Genie der Lebenskunst zu fühlen. Viele Jahre schleppte er die Idee zu diesem Werk mit sich herum, bis er sich endlich frei genug fühlte, diesem Hemmungslosen und Liebenden der Liebe ein Denkmal zu setzen und seine wahnwitzigsten Inszenierungen zu erzählen, die er erfand, um den Alltag zu verklären und sich über die Realität hinauszuheben. In seinem Garten zog er eine Giraffe auf. Irgendwo in irgendeiner Telefonzelle versteckte er zwischen den Seiten eines Telefonbuches einen Scheck, auf den er sein gesamtes Vermögen setzte, um sich an dem Nervenkitzel zu erfreuen, daß er ruiniert wäre, wenn ihn jemand fände. In seinem Haus ließ er die Flure verengen, damit es den Gerichtsvollziehern nicht gelang, seine Möbel hinauszutragen. Er baute Armaturen, mit denen man angeblich die Liebe der Frauen erringen konnte und er verschaffte seiner Frau Liebhaber, um sie immer wieder neu erobern zu können. Der Zubial war der lebende Beweis dafür, daß die Vorstellung, die man von sich selbst hat, irgendwann Besitz von der Wirklichkeit ergreift. Er bestand darauf, daß man niemals vor den Mächtigen der Welt kuschen sollte und er brachte einen dazu, der Versuchung zu widerstehen, weniger zu sein als man ist. Das schlimmste für ihn war, sich von seinen Ängsten unterkriegen zu lassen. Er glaubte an die Kraft der Wünsche, sofern sie jeglichen Rahmen sprengten und er versuchte, seinen Söhnen, die allesamt Jardinische Liebhaber werden sollten, einzutrichtern, daß Liebe die einzige Tätigkeit ist, durch die man über sich selbst hinauswächst. Noch heute treffen sich ungefähr dreißig Frauen, denen er mit seiner Liebesmacht unvergeßlich geworden ist, samt seiner Ehefrau, die trotz aller anderen Eroberungen sein Polarstern, seine Pythia, seine schwarze Jungfrau und seine Göttin blieb, um an seinem Geburtstag in der Kirche Sainte-Clotilde seiner zu gedenken. "Großen Persönlichkeiten ist es eigen, daß sie niemals wirklich sterben; sie werden ständig wiedergeboren, immer wieder zum Leben erweckt durch die unvergänglichen Fragen, die sie aufwerfen." Auch für Alexandre wird er immer ein Rätsel bleiben, doch hat er mit seiner Hymne an den wunderbarsten Vater der Welt seinen Frieden mit ihm geschlossen und ihm verziehen, daß er ihn als Kind so oft verunsicherte, verschreckte und zu früh verlassen hat. So resümiert er, daß sein Vater zwar unwiederbringlich tot ist, aber daß der Zubial ungeachtet dessen immer weiterleben wird. --Daphne Großmann, Gebundene Ausgabe, Label: Europa Verlag Hamburg, Europa Verlag Hamburg, Produktgruppe: Book, Publiziert: 1999, Studio: Europa Verlag Hamburg, Verkaufsrang: 1404643.

Von Händler/Antiquariat, Antiquariat KAMAS [54261618], Düsseldorf, NRW, Germany.
191 Seiten 21 cm T.d.Originalausgabe : Le Zubial.Auf Schmutztitel als Leseexemplar gestempelt,sonst sehr guter Zustand. Sprache: de Gewicht in Gramm: 300 Sonderangebot: Dieser Verkäufer bietet AbeBooks-Kunden einen exklusiven Rabatt von 20% auf sämtliche Preise. Alter Preis:10,00 EUR. gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag.

Von Händler/Antiquariat, Wimbauer Buchversand [52093458], Hagen, NRW, Germany.
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